Produktionssysteme 4.0

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Produktionssysteme 4.0: Digital, lean und menschzentriert

Die Gestaltung einer zukunftsfähigen Produktion ist Inhalt einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA. Die Studie „Ganzheitliche Produktionssysteme 4.0“, die kostenlos zum Download zur Verfügung steht, ist Teil der Forschungsarbeiten im Future Work Lab und basiert auf einer zweistufigen Erhebung. Im ersten Teil der Umfrage, einer Web-Survey, wurden sieben allgemeine Hypothesen aus der Forschung in der Praxis überprüft. Im zweiten Teil fanden ausführliche Interviews mit Fachleuten aus produzierenden Unternehmen statt, die unter anderem Einblicke in den aktuellen Stand der Gestaltung von Produktionssystemen führender deutscher Unternehmen aus der Automobilindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau geben.

Eines zeigt die Fraunhofer-Studie den Forschenden zufolge klar: Die digitale Transformation rüttelt nicht an den Grundsätzen der Ganzheitlichen Produktionssysteme (GPS). „Das unternehmensspezifische methodische Regelwerk, das der kontinuierlichen Orientierung aller Unternehmensprozesse am Kunden dient, gilt weiter – zumal die ganzheitlichen Produktionssysteme in Deutschland als Industriestandard etabliert sind“, so Projektleiter und Hauptautor Simon Schumacher. Die Methoden der Lean Production werden demnach also weiter die Abläufe in den Fabriken bestimmen, sich allerdings im Verbund mit einer zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung stetig fortentwickeln. Ziel dieses Wandels sei es, die Produktion flexibler zu gestalten und rasch auch auf sehr spezielle Kundenwünsche eingehen zu können.

„Industrie 4.0 macht es sogar möglich, Einzelanfertigungen zum Preis von Massenware herzustellen“, so das Fraunhofer IPA: „Dabei hilft, dass das Fließband künftig nicht mehr das Maß aller Dinge ist. In der Fabrik der Zukunft kann die herkömmliche Linienfertigung mit Band und Takt aufgelöst werden – und das bei reduzierten Kosten.“ Kern sei ein gutes Datenmanagement. Das bedeute: Alle Daten von jeder Maschine und jedem Vorgang müssen stets verfügbar sind. Zudem müssen Unternehmen über den Tellerrand schauen und die Daten der Kunden und Zulieferer in die eigenen Abläufe integrieren. Bei „End-to-End-Prozessen ohne Systembrüche“ geht die Vernetzung damit weit über den eigenen Maschinenpark hinaus.

Um die Abläufe der dadurch viel komplexer werdenden Produktion dennoch beherrschen zu können, so ein weiteres Ergebnis der Studie, ist ein Werkzeugkasten notwendig. Eine solche Toolbox soll es künftig ermöglichen, Probleme nach standardisierten Verfahren zu lösen – und sie soll gut strukturiert, leicht zu handhaben und möglichst intuitiv bedienbar sein. Die Forschungsgruppe ‘Umsetzungsmethoden für die Digitale Produktion’ will daher im Sommer einen Industriearbeitskreis „Ganzheitliche Produktionssysteme 4.0“ gründen, in dem die Ausgestaltung einer solchen Toolbox praktisch mit Expertinnen und Experten aus dem Industrial Engineering durchgeführt wird.

 

Die wichtigsten Ergebnisse aus dem Web-Survey

  1. Lean Production ist eine notwendige Grundlage für die Gestaltung von Produktionssystemen mit neuen Industrie-4.0-Technologien.
  2. Die Weiterentwicklung von Produktionssystemen muss in einem integrierten Ansatz aus Lean Production und Industrie 4.0 geschehen.
  3. Alle Ebenen der GPS unterliegen Veränderungen, wobei der Einfluss der Digitalen Transformation auf Methoden und Werkzeuge am größten ist.
  4. Die GPS-Struktur ist geeignet für die Gestaltung bestehender und zukünftiger Produktionssysteme.

Die wichtigsten Ergebnisse aus den Experteninterviews:

  1. Der Ordnungsrahmen Ganzheitlicher Produktionssysteme wird für die Gestaltung zukünftiger Produktionssysteme evolutionär weiterentwickelt.
  2. Der Erfolg Ganzheitlicher Produktionssysteme ist abhängig von der Einbindung der Mitarbeitenden und der Berücksichtigung individueller menschlicher Bedürfnisse.
  3. Die Gestaltung zukunftsfähiger Produktionssysteme muss Rollen und Prozesse für das Datenmanagement umfassen, um Transparenz und datenbasierte Optimierung zu ermöglichen.
  4. Im Industrial Engineering steigt die Komplexität durch neue digitale Methoden und Werkzeuge, die in einer Toolbox systematisch abgebildet, erprobt und ausgerollt werden müssen.
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Fokusthema 2021/22: Jetzt bewerben!

Interdisziplinäre Lösungen für offene Fragen an der Schnittstelle von Technologie und Management – das ist das Ziel des VWI-Fokusthemas, das der Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure e. V. (VWI) jährlich herausgibt. Die Ausgabe 2021, deren Veröffentlichung der VWI zurzeit vorbereitet, widmet sich dem Thema Obsoleszenz-Management. 2020 behandelte das VWI-Fokusthema „Die Vermessung der globalen Blockchain-Start-up-Landschaft. Implikationen für den deutschen Mittelstand“. Der 2019 erschienene erste Band hatte als Thema das „Management der Industrie 4.0“. Die Ausschreibung für das Fokusthema 2021/22 hat jetzt begonnen.

Bis zum 31. Oktober 2021 sind Angebote aller Institutionen an Hochschulen, in Unternehmensberatungen sowie sonstiger wissensbasierter Dienstleistungsunternehmen willkommen – bewerben können sich Teams sowohl aus der Praxis als auch aus der Wissenschaft. Bearbeitungszeitraum ist der 1. November 2021 bis 30. September 2022.

Zentraler Inhalt der Bewerbung ist das für die Bearbeitung vorgesehene Thema: In einem zwei- bis dreiseitigen Exposé sollen der derzeitige Sachstand, das Ziel, konkrete Fragestellungen sowie die geplanten Arbeitsschritte gegebenenfalls inklusive der Methodik dargestellt werden. Außerdem ist eine Kurzvorstellung der Institution sowie die Darlegung der Qualifikation zur Durchführung der Arbeit notwendig.

Das überzeugendste Konzept für das Fokusthema 2021/22 bekommt den Zuschlag. Die Auswahljury besteht aus dem Präsidium des Verbandes, dem Vorstand, den Kompetenznetzwerken und dem Beiratsvorsitzenden sowie Wissenschaftlern und Praktikern.

Für die Umsetzung steht ein Budget in Höhe von 12.000 Euro plus Veröffentlichungskosten zur Verfügung. Angebote, die dieses Budget überschreiten, werden nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse sind in schriftlicher Form einzureichen und werden im Nachgang in der VWI Schriftenreihe veröffentlicht. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse auf dem Deutschen Wirtschaftsingenieurtag (DeWIT) vorgestellt werden.

Alle weiteren Informationen und Ansprechpartner zum Fokusthema 2021/22 finden Sie hier.

Berufsunfähigkeit

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Neuer VWI-Mitgliedervorteil: Versicherung gegen Berufsunfähigkeit

Neu im Portfolio der exklusiven Vorteile für VWI-Mitglieder ist eine attraktive Versicherung gegen Berufsunfähigkeit – ein Risiko, das im Laufe des Berufslebens immerhin jeden vierten Beschäftigten in Deutschland trifft. Die Ursachen dafür sind selten Unfälle, sondern meistens alltägliche Krankheiten wie Rückenschmerzen, psychische Erkrankungen oder Krebsleiden.

Das Problem: Die staatliche Hilfe in Form der Erwerbsminderungsrente reicht nicht aus, und die herkömmlichen Versicherungen sind teuer und oft nicht umfassend genug. Mit einem Angebot von Biometric Unterwriting bietet der VWI seinen Mitgliedern nun eine Lösung für diese Vorsorgelücke an. Denn Verbraucherschützer und Versicherungsexperten sind sich einig: Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist neben der Haftpflicht- und der Krankenversicherung die wichtigste Police überhaupt.

Biometric Unterwriting hat die Berufsunfähigkeitsversicherung komplett neu gedacht: nicht nur als reine Lebensversicherung, sondern mit Komponenten der Sachversicherung. Versichert wird der Verdienstausfall im Gruppentarif über den VWI, dahinter steht Lloyd‘s Insurance Company S.A. Brussels als Versicherer. Im Leistungsfall wird zwischen einer vorübergehenden und einer dauerhaften Berufsunfähigkeit unterschieden. Bei vorübergehender Berufsunfähigkeit wird für bis zu 10 Jahre eine monatliche Rente gezahlt. Wird nach dieser Frist eine dauerhafte Berufsunfähigkeit festgestellt, fließt als Einmalzahlung ein Kapitalbetrag in Höhe von bis zu 120 Monatsrenten.

Bis zu 75 Prozent des Bruttoeinkommens (maximal 250.000 Euro) lässt sich als monatliche Rente so versichern, ohne Gesundheitsfragen und ohne ärztliche Untersuchungen. Stattdessen verwendet Biometric Unterwriting zu Beginn des Versicherungsschutzes oder bei Deckungserweiterungen eine Dienstobliegenheitserklärung, die sich auf die vergangenen 12 Monate beschränkt. Durch effektive Prozesse und intelligente Versicherungskonstellationen werden die Kosten niedrig gehalten, so dass die BU-Versicherung im Schnitt 70 Prozent unter dem Marktpreis angeboten werden kann.

Die Versicherungsbeiträge können bei der Steuererklärung als Vorsorgeaufwendungen angegeben werden. Bei einer Rentenleistung muss lediglich der niedrige Ertragsanteil für Zeitrenten versteuert werden; Beiträge zur Sozialversicherung fallen nicht an. Und die Kapitalabfindung stellt keine wiederkehrende Leistung dar und ist daher steuer- und sozialversicherungsfrei.

Weitere Informationen stehen hier zur Verfügung oder können per Mail (versicherung@vwi.org) angefordert werden.

Train The Trainer 2021 TTT

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Train The Trainer: Online. Können wir.

Ziel des VWI-Programms Train The Trainer ist es, Mitglieder zu Trainern und Trainerinnen auszubilden, die ihrerseits Verbandsmitglieder weiterentwickeln. Es zählt zu den bekanntesten und intensivsten Veranstaltungen, die das Bundesteam organisiert. Nachdem das im Frühjahr 2020 angesetzte Train The Trainer pandemiebedingt ausfallen musste, haben nun 15 Mitglieder aus 11 Hochschulgruppen vom 2. bis 18. April 2021 an der ersten Online-Version des Ausbildungsevents teilgenommen.

Aufgabe der Teilnehmenden war es, 90-minütige Online-Trainings zu Kommunikation, Didaktik und Moderation für jeweils zehn VWI-Mitglieder auszuarbeiten. Bereits am zweiten Wochenende haben alle Gruppen einen Ausschnitt aus ihrem Training präsentiert, sich Feedback eingeholt und ihr Konzept überarbeitet. Abgerundet wurde das zweite Wochenende durch ein weiteres Training zur Gruppendynamik. Das Wochenende vom 16. bis 18. April schließlich stand ganz im Zeichen der Abschlusstrainings – so konnten die angehenden Trainerinnen und Trainer sowohl wertvolle Praxiserfahrung sammeln als auch den Verbandsmitgliedern Impulse für ihre Arbeit in den Hochschulgruppen geben. Insgesamt 34 VWIlerinnen und VWIler haben an den Trainings teilgenommen.

Auch die kooperierenden Unternehmen Deutsche Bahn AG – DB Training und Richard Wolf GmbH haben dazu beigetragen, die Teilnehmenden des TTT auszubilden. DB Training ist mit über 270.000 Teilnehmenden pro Jahr einer der führenden Anbieter innovativer Qualifizierungs- und Beratungsleistungen im europäischen Mobilitäts- und Logistikmarkt. Im DB-Impulsvortrag wurde zum einen die schnelle Anpassung bestehender Trainingskonzepte durch Modularisierung adressiert. Zudem wurde ein Modell vorgestellt, das bei der zielgruppenzentrierten Konzepterstellung hilfreich ist. Ein großes Dankeschön der Trainerkoordinatoren geht dafür an Henning und Petra.

Der Workshop der Richard Wolf GmbH widmete sich der Überführung von Präsenz-Trainings in digitale Formate. Die Richard Wolf GmbH ist ein mittelständisches Medizintechnik-Unternehmen mit Lösungsangeboten für die minimal-invasive Chirurgie. Weltweit arbeiten 1.500 Beschäftigte daran, von der anfänglichen Forschung über die Produktion bis zur Regulatorik die Lebensqualität der Patienten stetig zu steigern. Dafür bedanken sich die Trainerkoordinatoren herzlich bei Alex und Flo.

Nicht zuletzt gilt auch den 13 VWI-Trainerinnen und -Trainern der Dank der Trainerkoordinatoren. Ihr Wirken in der Organisation, das Halten von Trainings und Geben von Feedback bilden die Grundlage für die Ausbildung.
Wann und in welcher Form das nächste TTT stattfindet, ist noch in Klärung. Bei Fragen zum TTT und dem VWI-Trainerprogramm stehen die Trainerkoordinatoren (trainer@vwi.org) gerne zur Verfügung.

Von Maximilian Russig, Koordinator des VWI Trainerprogramms

 

Das TTT 2021 wurde unterstützt von:

Train The Trainer 2021

Train The Trainer 2021

Train The Trainer 2021

REHAP

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REHAP: Bau- und Treibstoffe aus Restholz und Stroh

Können Abfälle aus der Land- und Forstwirtschaft in Zukunft als Basis für umweltfreundliche Baumaterialien, Dämmschäume oder Treibstoffe dienen? Diese Frage steht seit 2016 im Zentrum des EU-Projekts REHAP – eine Abkürzung für „Systemic approach to Reduce Energy demand and CO2 emissions of processes that transform agroforestry waste into High Added value Products.“ 16 Partner aus 7 EU-Ländern haben dabei das ökonomische und ökologische Potenzial solcher Produkte analysiert.

„Wir haben unter anderem untersucht, wo in der EU derartige Reststoffe in welcher Menge anfallen und welche Konsequenzen ihre Nutzung hätte“, so Lars Wietschel. Der Wirtschaftsingenieur promoviert an der Universität Augsburg am Lehrstuhl für Production & Supply Chain Management von Prof. Dr. Axel Tuma. Wietschel weist darauf hin, dass der Ersatz herkömmlicher Materialien durch grüne Alternativen Konsequenzen in unterschiedlichen Wirkungs- und Schadenskategorien hat: „Wenn man versucht, in einer dieser Kategorien ein optimales Ergebnis zu erzielen, etwa möglichst wenig Treibhausgase auszustoßen, dann läuft man Gefahr, sich an anderen Stellen unerwünschte Nebenwirkungen einzukaufen.“

Ein Beispiel dafür sind Biotreibstoffe aus Energiepflanzen wie Raps. Ihr massenhafter Anbau hat zwar die Verbrennung klimaschädlicher Treibstoffe verringert. Gleichzeitig benötigte ihr Anbau aber Ackerland, das nicht mehr für die Agrarproduktion zur Verfügung stand. Als Folge stiegen die Agrar-Importe aus Ländern wie Brasilien, mit negativen Folgen für den Regenwald im Amazonasgebiet. Reststoffe wie Stroh oder Holzabfälle konkurrieren zwar nicht mit der Nahrungsmittelproduktion, jedoch auch ihre Nutzung für Biotreibstoffe bringt laut Wietschel Nachteile mit sich. Denn dass der Bauer nach der Maisernte die Stoppeln stehen lässt und später unterpflügt, trägt dazu bei, die Nährstoff- und Humusbilanz im Boden aufrechtzuerhalten. Würden alle Pflanzenreste für Biokraftstoffe verwendet, würde die Bodenqualität abnehmen und die Landwirte müssten mehr düngen.

Zu den Zielen von REHAP gehört daher die Suche nach sogenannten Sweet Spots, an denen möglichst große Vorteile in einem Bereich durch möglichst geringe Nachteile in einem anderen Bereich erkauft werden. Dazu nutzen die Forschenden Computerprogramme, mit denen sie die Wechselbeziehungen algorithmisch abbilden können. Auf diese Weise lässt sich sichtbar machen, wie sich die Optimierung eines Parameters – zum Beispiel des Kohlendioxid-Ausstoßes – auf andere Parameter wie beispielsweise die Landnutzung oder die Bodenqualität auswirkt. Einen objektiven Königsweg gibt es zwar meistens nicht. Mit Schadenskategorien zu arbeiten und ihre wechselseitige Beeinflussung sichtbar zu machen, erlaube aber informiertere Entscheidungen, sind die Wissenschaftler überzeugt.

In Punkto Preis sind nachhaltige Materialien gegenüber ihren konventionellen Pendants bislang oft noch konkurrenzfähig, so ein weiteres Ergebnis von REHAP. Durch Steuererleichterungen für die umweltfreundlicheren Alternativen oder eine CO2-Steuer ließe sich das aber ändern, so die Forschenden. Der technologische Fortschritt dürfte zudem dazu beitragen, dass die neuen Materialien künftig deutlich günstiger werden.

SoWi

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„Ein bisschen SoWi schadet nie“

Fachlich sind Wirtschaftsingenieure bereits heute sehr gut aufgestellt. Sie bekleiden Führungspositionen und bieten für Unternehmen einen großen Mehrwert. Doch alle Lebensbereiche sind von einem immer schneller werdenden Wandel geprägt. „In unserer beschleunigten Gesellschaft ist somit nicht nur das rein fachliche Wissen von technischen und betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen wichtig. Auch ein umfassendes Verständnis für gesellschaftliche Entwicklungen ist unerlässlich für zukünftigen Erfolg am Arbeitsmarkt“, sagt Diplom-Wirtschaftsingenieur Axel Haas, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Wirtschaftsingenieure e. V. (VWI).

Technik schafft neue Möglichkeiten, die Arbeitswelt zu organisieren – Homeoffice, Kollaboration durch Cloudanwendungen etc. Die Gesellschaft wiederum nutzt diese Möglichkeiten, um die Arbeitsgewohnheiten ihren Bedürfnissen anzupassen. Neue Arbeitsmodelle entstehen und erhöhen oftmals die Zufriedenheit der Beschäftigten und mithin den Erfolg von Unternehmen. Beispielhaft seien zwei Generationen genannt. Die sogenannte Generation X pflegt mehrheitlich das Modell der „Work-Life-Balance“. Bei der Nachfolgegeneration, der sogenannten Generation Y, verwischen die Grenzen zwischen Arbeit und Leben; sie verfolgt eher das Modell der „Work-Life-Integration“. Ein Trend, der auch Arbeitgeber zu neuen Arbeitszeitmodellen bewegt. Zudem wird ethische Verantwortung immer wichtiger und damit die Technikfolgenabschätzung, also der mögliche Einfluss von Innovationen auf Gesellschaft und Umwelt. Ein Beispiel ist hier die Reduktion des CO2-Ausstoßes.

„Um am Arbeitsmarkt bestehen zu können und als Führungskraft akzeptiert zu werden, müssen Kenntnisse über diese und andere Zusammenhänge im Studium vermittelt werden“, so Haas. Die Sozialwissenschaften (SoWi) rücken somit immer stärker in den Fokus der Ausbildung. Ihre Erkenntnisse helfen, neue Lehrinhalte und –modelle zu entwickeln, diese in bestehende Formate zu integrieren oder neue Angebote zu schaffen.

Der VWI fordert, die Curricula des Wirtschaftsingenieurwesens stärker an diesen neuen Herausforderungen auszurichten. Um die zukünftige Handlungskompetenz der Studierenden zu sichern, ist zusätzliches Wissen über die Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften hinaus und damit auch eine fachbereichsübergreifende Lehre gefragt. Ziel sind mehr Kreativität sowie bessere Problemlöse-, Kommunikations- und Kollaborationsfähigkeiten – und das notwendige Verständnis für die Interdependenzen von Individuum, Innovation und Gesellschaft. „Ein bisschen SoWi schadet nie“, so Haas: „Neue Wege in der Ausbildung führen zum Erfolg!“

Die Meldung wurde über Pressebox veröffentlicht.

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VWI-Podcast #01: Der Verband geht auf die Tonspur

Bei der Online-HGV im Herbst 2020 fiel der Beschluss, jetzt geht das neue VWI-Produkt in Serie: „Technologie und Management – Der VWI-Podcast“. Darin sprechen wir über Aktivitäten und Projekte, mit denen sich der VWI befasst. Gast des VWI-Podcast #01 ist Sabrina Richter.

„Kerngedanke ist der Austausch mit Mitgliedern und Ansprechpartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Wir möchten auf der Tonspur vorstellen, wie die Schnittstelle zwischen Technologie und Management gestaltet wird“, so Sebastian Ohler, einer der Koordinatoren des Podcasts. Aber nicht nur rein fachliche Aspekte finden Gehör: „Wir möchten über den Podcast auch Persönlichkeiten aus dem Verband vorstellen. Denn letzten Endes sind es die Mitglieder, die den VWI in seiner ganzen Vielfalt ermöglichen“, ergänzen Jennifer Schubert und Florian Grothaus, die ebenfalls mit Koordination und Moderation des Podcasts betraut sind.

Alle Folgen und das Team des Podcast sind unter vwi.org/podcast zu finden. Anregungen, Ideen für Themen und Ansprechpartner oder konstruktive Kritik sind unter podcast@vwi.org willkommen.

VWI-Podcast #01: Sabrina Richter im Portrait

Florian Grothaus hat den VWI-Podcast #01 moderiert. Die Auftaktfolge gibt am Beispiel von Sabrina Richter Einblicke in die Struktur und das Potenzial des VWI. „Ich kenne niemanden, der derart viele Ämter beziehungsweise Positionen im VWI besetzt hat wie Sabrina. Mir hat die erste Folge sehr viel Spaß gemacht!“, so Florian Grothaus.

Sabrina Richter hat an der Leibniz-Universität in Hannover Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Elektrische Energietechnik studiert und ist seit 2011 Mitglied im VWI. Neben ihren zahlreichen Engagements in der VWI-Hochschulgruppe Hannover, beispielsweise der Durchführung einer Vorrunde des bundesweiten kreati-Fallstudienwettbewerbs, wurde sie dort Finanzvorstand der Hochschulgruppe und Sprecherin der Regionalgruppe. Zudem hat sie als Koordinatorin die norddeutschen Hochschulgruppen weiterentwickelt und wurde auf der Hochschulgruppenversammlung in Aachen 2013 zum studentischen Vorstandsmitglied des VWI e.V. (Bundesverband) gewählt.

Damit nicht genug: Als Trainerin im Bundesteam unterstützt die Wirtschaftsingenieurin die Weiterentwicklung der Verbandsmitglieder. Zuletzt war sie 2018 bis 2020 als Ressortleiterin im Bundesteam tätig und engagiert sich zurzeit in der Initiative VWI Impact. Aktuell arbeitet Sabrina Richter als Trainee bei der Tennet TSO GmbH und wird dort ab Mai als Projektsteuererin im Infrastrukturprojekt B-Korridor starten. Die zwei Erdkabel-Verbindungen werden ab 2030 Windstrom aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein direkt nach Nordrhein-Westfalen transportieren, um dort den Braunkohleausstieg zu ermöglichen.

Sharing Economy

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Sharing Economy: Mehr Effizienz in der Logistik

Leihen und teilen statt kaufen und besitzen – das ist der Grundgedanke der Sharing Economy, die sich in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen etabliert hat. Ob Autos oder Fahrräder, Werkzeuge oder Wohnungen – viele Dinge muss man heutzutage nicht mehr besitzen, um sie zu benutzen. Und dieses Konzept des Teilens könnte auch die Transport- und Logistikbranche nachhaltig verändern.

Forschende der Universität Klagenfurt untersuchen zurzeit den möglichen Einfluss der Sharing Economy, konkret des kollaborativen Fahrzeugroutings, auf die Zukunft der Logistik. Denn obwohl viele Prozesse bereits optimiert sind, fahren noch immer zu viele leere Lastwagen und Güterzüge durch das Land. Ein Grund dafür sind den Forschenden zufolge Unternehmen, die einander nicht in die Karten schauen lassen möchten, wenn es um Auftragsvolumen, Kosten und Stammkunden geht. „Die Sharing Economy ist auf dem Vormarsch. Traditionelle Geschäftsmodelle müssen angepasst werden und Akteure müssen lernen, wie sie in einer Welt der geteilten freien Kapazitäten und digitalen Plattformen überleben können“, sagt dazu Margaretha Gansterer von der Abteilung für Produktionsmanagement & Logistik der Universität Klagenfurt, die das Projekt mit dem Titel „EMIL – Exchange Mechanisms in Logistics“ leitet.

Das Projekt konzentriert sich auf horizontale Kollaborationen, bei denen Unternehmen auf der gleichen Ebene einer Lieferkette Ressourcen durch den Austausch ausgewählter Transportaufträge mit ihren Mitbewerbern teilen. Dies kann dem Forschungsteam zufolge über digitale Plattformen organisiert werden, auf denen Transportdienstleister ihre Aufträge so austauschen, dass ihre Touren möglichst wenige Leerfahrten beinhalten. Solche Plattformen seien zwar bereits im Praxiseinsatz, die bestehenden Mechanismen würden aber das Potenzial solcher Kollaborationen bei Weitem nicht ausschöpfen.

Das Projektteam arbeitet daran, die Hürden für Kollaborationen abzubauen – mit Mechanismen, die mit möglichst geringem Informationsaustausch auskommen und dennoch eine faire und kostengünstige Aufteilung der Transportaufträge ermöglichen sollen. Ein Ansatz sind Auktionssysteme, die über ein Bieterverfahren gute Aufteilungen von vorhandenen Kapazitäten finden können, ohne dass teilnehmende Transporteure sensible Daten wie Kosten oder Stammkunden offenlegen müssen. Ein weiterer Ansatz ist ein Vergabeprozess, der möglichst vielen Transportdienstleistern Anreize liefert, nutzenbringend teilzunehmen. Ein solcher Anreiz könnte sein, dass gemeinsame erzielte Gewinne fair aufgeteilt werden. Wie eine solche Gewinnaufteilung gestaltet sein könnte, ist eine der wesentlichen Problemstellungen des Projekts. Dahinter stehen komplexe wissenschaftliche Methoden aus dem Operations Research und der Spieltheorie. Insgesamt soll mit dem Projekt die Gesamteffizienz der Transportindustrie erhöht werden, indem in Summe kostspielige und umweltbelastende Leerfahrten vermieden werden.

Wilhelm Büchner Hochschule

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Wilhelm Büchner Hochschule: Institutionelles Mitglied im VWI

Unternehmen und Hochschulen können sich als Fördermitglieder im und für den VWI engagieren. Neu im Kreis dieser institutionellen Mitglieder ist die Wilhelm Büchner Hochschule (WBH) mit Sitz in Darmstadt. Die WBH versteht sich als innovative, interdisziplinär ausgerichtete Hochschule mit einer Fokussierung auf technische Fachrichtungen. Kernbereiche sind Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Technologiemanagement sowie Energie-, Umwelt- und Verfahrenstechnik. Das Besondere: Die WBH ist eine Fernhochschule in privater Trägerschaft und bietet vor allem Berufstätigen durch eine hochgradige Individualisierung und Flexibilität den idealen Weg zu einem Hochschulabschluss neben dem Beruf. Alle Studiengänge entsprechen den Erfordernissen des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse.

Die Wirtschaftsingenieurwesen-Studiengänge sind an der Wilhelm Büchner Hochschule im Fachbereich „Wirtschaftsingenieurwesen und Technologiemanagement“ verankert. Bachelor-Studiengänge des Wirtschaftsingenieurwesens sind an der WBH mit verschiedenen Schwerpunkten möglich: Erneuerbare Energien, Produktion, E-Logistics, Baumanagement sowie Informationstechnik. Als Master-Studiengang wird das Wirtschaftsingenieurwesen sowohl für Ingenieure als auch für Wirtschaftswissenschaftler angeboten.

„Unser Studienangebot integriert Disziplinen aus Management, Führung und Technik und trägt damit den Anforderungen einer zunehmend vernetzten und interdisziplinär ausgerichteten Arbeitswelt Rechnung“, so Prof. Dr. Rainer Elsland, Dekan des Fachbereichs. Der Fachbereich „Wirtschaftsingenieurwesen und Technologiemanagement“ stelle in dieser Hinsicht ein besonders attraktives Feld dar, da er die Anforderungen des Arbeitsmarktes sehr gut erfülle. Auch im Forschungsbereich agiert die WBH interdisziplinär: Die kontinuierliche Weiterentwicklung von strukturierter Forschung unter Einbindung aller Fachbereiche wird als Basis für wissenschaftliche Innovation gesehen.

Lubis EDA

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Start-up Lubis EDA: Software für agiles Chipdesign

Ingenieure der TU Kaiserslautern haben eine Software-Lösung entwickelt, die Unternehmen der Halbleiterindustrie beim agilen Chipdesign unterstützen soll. Das Tool soll durch frühzeitiges Testen und Verifizieren ermöglichen, Kundenfeedback frühzeitig einzubinden und Fehler bereits im Verlauf der Prototypen-Entwicklung zu korrigieren. Die Gründer planen, das Software-Tool künftig unter dem Namen „LUBIS EDA“ zu vermarkten – das Start-up ist gerade in der Pre-Seed-Phase.

Die Anfänge des Projekts liegen bereits einige Jahre zurück: Tobias Ludwig hat der TUK zufolge im Rahmen seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl EIS (Entwicklung informationstechnischer Systeme) vorhandene Methoden, die eine agile Hardware-Entwicklung ermöglichen, weiterentwickelt. Gemeinsam mit seinem Promotionskollegen Michael Schwarz erkannte er deren Potenzial, fasste die Gründung ins Auge und holte mit Max Birtel einen promovierten Wirtschaftsingenieur an Bord, der die technische Ingenieurssicht mit wirtschaftswissenschaftlichen Kompetenzen ergänzt. Zuletzt komplettierte Softwarenentwickler Tim Burr das Team.

„In punkto Hardware-Design hat sich in der Industrie in den letzten Jahrzehnten nicht viel verändert“, so Ludwig. „Unsere Softwarelösung ermöglicht es Unternehmen, bewährte Ansätze aus der agilen Software-Entwicklung in die Welt der Hardware zu übertragen. Mehr Kundennähe, schnellere Releases, Fehlerminimierung im Initialdesign – all das ist dadurch auch in der Hardware-Entwicklung möglich.“ Der entscheidende Vorteil von Lubis EDA besteht den Gründern zufolge im frühzeitigen und kontinuierlichen Testen nach jedem Anpassungsschritt. So lasse sich die Zeit, die insgesamt benötigt wird, um den Chip zu verifizieren, signifikant reduzieren.

„Aus der Erfahrung heraus können wir mindestens zehn Prozent Zeitersparnis, allein beim Testen, garantieren“, sagt Wirtschaftsingenieur Max Birtel: „Da sich die Entwicklungskosten für einen Chip je nach Komplexität in einem Bereich von knapp zwei bis hin zu sechs Millionen Euro bewegen, liegt auf der Hand, welches Einsparpotenzial sich je Projekt eröffnet.“ Der Einstieg in die neue Methodik könne über einen Teilprozess erfolgen, da sich das Tool parallel zu bestehenden Entwicklungsumgebungen betreiben lasse – Dokumente und Daten aus bestehenden Teilprozessen lassen sich einpflegen und am Ende die Resultate ins bisherige System zurückspielen.

Birtel weiter: „Unsere Methodik setzt an dem Punkt an, wenn das kundenspezifische Entwurfsdesign erstmals in Gestalt von konkreten Hardware-Anforderungen und -eigenschaften festgeschrieben wird. Chiphersteller können mithilfe unserer Software das noch abstrakte Pflichtenheft in einen virtuellen Prototyp überführen, der alle Funktionen der späteren physischen Hardware abbildet.“ Mit Lubis EDA seien alle in der Halbleiterindustrie relevanten Entwicklungsziele möglich – von möglichst kleinen über möglichst energiesparende bis hin zu möglichst leistungsstarken Chips.