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Generation Y: Familie wichtiger als Karriere

Für 81 Prozent von Deutschlands Absolventen stehen Familie und Freunde an erster Stelle, Erfolg und Karriere folgen mit 54 Prozent auf Platz zwei. Das zeigt die Absolventenstudie 2017 des Kienbaum-Instituts.

Familie, Beziehung und Freunde sind die wichtigsten Werte im Leben von Absolventen der Generation Y. Das zeigt die Absolventenstudie 2017 des Kienbaum Instituts @ ISM für Leadership & Transformation. Demnach rücken 81 Prozent der 270 befragten Hochschulabsolventen Familie und Freunde an die erste Stelle, Erfolg und Karriere folgen auf Platz zwei mit 54 Prozent. Reich zu werden, halten hingegen nur neun Prozent der Absolventen für ein erstrebenswertes Ziel – und lediglich drei Prozent wollen das Leben richtig genießen und streben nach Zeit und Geld für Genuss und Konsum.

Handlungsfreiräume im Job nicht relevant

Bei der Arbeitgeberwahl legen laut Studie rund 60 Prozent jeweils Wert auf eine kollegiale Arbeitsatmosphäre, eine gute Work-Life-Balance und attraktive Karrieremöglichkeiten. „Deutschlands Absolventen scheinen wie geschaffen für das zu sein, was wir als New Work, also als selbstbestimmtes Arbeiten, bezeichnen“, sagt Walter Jochmann, Geschäftsführer des Kienbaum Instituts @ ISM. Gleichzeitig zeigt die Studie jedoch, dass in den Augen der Absolventen andere Faktoren, die ebenfalls typisch für New Work sind, nur eine geringe Relevanz haben: 18 Prozent wünschen sich einen Job in einem Unternehmen mit flachen Hierarchien, 16 Prozent wollen viel Handlungsspielraum haben und zwölf Prozent finden es wichtig, dass sie einen Chef haben, der gut führen kann.

„Es gibt zwei Seiten von New Work: einerseits ein hohes Maß an Flexibilität, attraktive Benefits und eine inspirierende Arbeitsumgebung, auf der anderen Seite flache Hierarchien, viel Freiraum und Chefs, die auf Augenhöhe führen und mehr Coach sind als der Boss, der nach dem Prinzip Befehl und Gehorsam arbeitet“, sagt Stefan Diestel, Akademischer Leiter des Kienbaum Instituts @ ISM und Psychologie-Professor an der International School of Management: „Die aktuelle Absolventengeneration scheint die Vorzüge von New Work mitnehmen zu wollen, ein Job mit viel Eigenverantwortung und Freiraum ist ihnen aber dann doch nicht ganz geheuer. Der Haken: Das eine funktioniert ohne das andere nicht.“

50 Prozent wollen nicht umziehen

Auch bei der Größe des Unternehmens setzen die Absolventen der Studie zufolge auf Bewährtes und auf Sicherheit. Nur sechs Prozent wollen ihre berufliche Laufbahn bei einem Start-up beginnen. Ein Drittel bevorzugt die Sicherheit eines Konzerns, und 22 Prozent möchten bei einem Mittelständler oder einem inhabergeführten Unternehmen arbeiten. Außerdem zeigt die Studie, dass die Mehrheit der deutschen Absolventen in der Nähe ihres aktuellen Wohnorts arbeiten will: 50 Prozent der Befragten wollen für ihren künftigen Arbeitsplatz nicht umziehen. (ph)

Beitragsbild: Pixelio/S. Hofschlaeger

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Wie sich Charisma beeinflussen lässt

Charismatische Menschen können andere mitreißen, motivieren und beeinflussen. Doch was genau ist Charisma? Details klärt ein gemeinsamer Fachartikel von Susan Reh und Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke von der Kühne Logistics University Hamburg sowie Steffen R. Giessner von der Erasmus Universität Rotterdam.

Was genau das Phänomen Charisma ausmacht, ist schwer zu fassen. Bislang zielten die meisten Erklärungsansätze auf das Verhalten und die Kommunikation von Führungskräften ab. In ihrem Fachartikel „The Aura of Charisma: A Review on the Embodiment Perspective as Signaling“ haben Susan Reh und Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke von der Kühne Logistics University Hamburg sowie Steffen R. Giessner von der Erasmus Universität Rotterdam jetzt allerdings festgestellt, dass sich Charisma sogar ohne jegliche konkrete Interaktion ausbilden kann.

Entscheidend sind den Wissenschaftlern zufolge Signale, die körperlich wahrgenommen werden, sogenannte embodied signals. „Zu den Signalen, die eine Person selbst aussendet, gehören etwa Größe, Gesichtsstruktur und Stimmlage“, erklärt Susan Reh. „Je größer die Person, je markiger das Gesicht und je tiefer die Stimme, desto charismatischer wird jemand wahrgenommen.“ Eine Person muss demnach jedoch nicht einmal eigene Signale aussenden. Reh zufolge gibt es auch relevante Umweltsignale – zum Beispiel Signale, die Reinheit symbolisieren, also Weiß statt Schwarz, Helligkeit statt Dunkelheit, Sauberkeit statt Schmutz: „Je mehr davon zusammen kommen, desto stärker ist der charismatische Effekt, wenn der Rest der überbrachten Botschaft stimmt.“ Einen weiteren Einfluss auf die Wahrnehmung von Charisma habe beispielsweise die Temperatur: In einer warmen Umgebung würden sich Menschen eher zu einer Führungskraft hingezogen fühlen.

„Durch unsere Forschung zeigen wir, dass sich Charisma mit ein paar geschickten Handgriffen beeinflussen lässt“, ergänzt Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke: „Das ist zum Beispiel interessant für Führungskräfte, die charismatischer erscheinen wollen.“ Die Ergebnisse dürften aber auch jene Menschen interessieren, die ebensolche Führungskräfte möglichst objektiv bewerten sollen – Personalabteilungen beispielsweise. Der Artikel „The Aura of Charisma: A Review on the Embodiment Perspective as Signaling“ ist in The Leadership Quarterly erschienen und steht im Volltext zum Download bereit. (ph)

Beitragsbild: www.mediaserver.hamburg.de/ Christian Spahrbier

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„G20 in Zahlen“ liefert Hintergründe

Deutschland hat 2017 die G20-Präsidentschaft über­nommen und wird am 7. und 8. Juli in Hamburg den G20-Gipfel ausrichten. Informationen zu den Schwer­punkten der diesjährigen G20-Präsidentschaft bietet die Broschüre „G20 in Zahlen“.

Die Bundesrepublik Deutschland hat im Jahr 2017 turnusgemäß den Vorsitz der Gruppe der Zwanzig (G20) inne. Das Gipfeltreffen wird am 7. und 8. Juli 2017 in Hamburg stattfinden. Neben den G7-Ländern – USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Japan und Kanada – gehören bei der G20 auch Russland, die Schwellenländer China, Brasilien, Indien, Indonesien, Argentinien, Mexiko und Südafrika sowie Australien, Südkorea, Saudi-Arabien, die Türkei und die Europäische Union zu den Teilnehmern. Spanien genießt einen ständigen Gaststatus. Zusätzlich werden die Chefs vieler internationaler Organisationen wie der UNO, der Weltbank, des Weltwährungsfonds, der WTO, der OECD und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) teilnehmen. Eingeladen sind außerdem die Vorsitzenden regionaler Organisationen wie etwa der Afrikanischen Union (AU), des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN) und der New Partnership for Africa’s Development (NEPAD).

Die G20-Staaten vertreten zwei Drittel der Weltbevölkerung, die für 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Welt und 80 Prozent des Welthandels verantwortlich zeichnen. Dabei stehen die G20-Staaten zum Teil vor sehr unter­schiedlichen Heraus­forderungen. Vor diesem Hintergrund hat das Statistische Bundesamt (Destatis) Informationen zu den Schwer­punkten der diesjährigen G20-Präsidentschaft in der Broschüre „G20 in Zahlen“ zusammengestellt. Basis sind internationale amtliche Statistiken. Zu den Themenfeldern gehören Bevölkerung/Migration, Wirtschaft/Finanzen, Außenwirtschaft, Arbeitsmarkt, Digitalisierung, Landwirtschaft/Ernährung, Klima/Energie sowie Gesundheit. Die Broschüre umfasst zwar nur Einstiege in die relevanten Statistiken, liefert jedoch zu jedem Thema weiterführende Links oder Kontaktmöglichkeiten. Neben der PDF-Fassung ist auch eine interaktive Version der Broschüre verfügbar. (ph)

Beitragsbild: Telekom

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Neue Arbeitsformen erst ganz am Anfang

Bei der Frage, wie sie die Zukunft der Arbeit gestalten können, belassen es viele Unternehmen bislang bei eher kosmetischen Korrekturen und streben keinen Kulturwandel an. Das ergab eine Umfrage von Kienbaum zum Thema New Work.

Die meisten Unternehmen beschäftigen sich nur oberflächlich mit der Frage, wie sie die Zukunft der Arbeit gestalten können. Das ergab eine Stichprobe der Personal- und Managementberatung Kienbaum, die im Mai 112 Firmen zum Status quo und zur Zukunft ihrer Art zu arbeiten befragt hat. Demnach haben zwar 74 Prozent der deutschen Firmen das Trendthema New Work auf ihrer Agenda. Aber viele Unternehmen würden sich mit Home-Office-Angeboten begnügen, anstatt beispielsweise ihre Unternehmenskultur weiterzuentwickeln. Dabei ist es aus Sicht von Kienbaum unumgänglich, im Zuge von New Work Kultur und Führung kritisch zu hinterfragen: Vertrauen und Transparenz seien essenziell.

Wie die Umfrage weiter ergab, haben immerhin 63 Prozent der befragten Firmen bereits Maßnahmen ergriffen, um New Work zu etablieren. Dabei sei die Geschäftsführung am häufigsten beteiligt. In zwei Drittel der Unternehmen sei auch die Personalabteilung involviert, die Bereiche Marketing und Organisationsentwicklung würden jedoch bei nur einem Drittel der Befragten einbezogen.

Die beliebteste Maßnahme ist demnach, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, von zu Hause aus zu arbeiten. Damit hänge auch eine Maßnahme zusammen, die auf Rang zwei der beliebtesten New-Work-Instrumente stehe: den Beschäftigten neue mobile Geräte wie Smartphones und Laptops zur Verfügung zu stellen, mit denen sich ortsunabhängig arbeiten lasse. Die Hälfte der Befragten setze auf ein offenes und flexibles Bürokonzept mit tätigkeitsbezogenen und frei wählbaren Arbeitsplätzen. Lediglich jedes vierte Unternehmen strebe Initiativen zur Kulturveränderung und eine stärkere Werteorientierung an. Und in nur jedem fünften der befragten Unternehmen würden neue Führungsmodelle angewendet, die den Mitarbeitern mehr Freiheit und Mitgestaltung erlauben. Fazit von Kienbaum: „Erstaunlich viele Unternehmen beschäftigen sich mit New Work, aber vielen fehlt noch der ganzheitliche Ansatz und der Spirit, New Work zu leben.“ (ph)

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VDE-Bluepaper zur Mobilität der Zukunft

Wie sich der Weg hin zu einer autonomen und elektrischen Mobilität beschleunigen lässt, analysiert der Technologieverband VDE in seinem jetzt vorgelegten Bluepaper Mobility.

Eines ist aus Sicht des VDE sicher: Die Fahrzeuge der Zukunft werden nur dann ihre Vorteile ausspielen, wenn sie sich sowohl in Energie- als auch in Kommunikationsinfrastrukturen einbinden lassen – und wenn alle Komponenten des Systems Elektromobilität reibungslos zusammenarbeiten. Entsprechend systemisch müsse die Elektromobilität betrachtet werden: von der Energieerzeugung und der verstärkten Nutzung dezentral erzeugter Energie über die Energieverteilung und -speicherung im Fahrzeug bis hin zur smarten Energienutzung im Rahmen eines Gesamt-Energiemanagements zum Beispiel für Privathäuser oder auch Flotten. In einem jetzt vorgelegten Bluepaper Mobility analysiert der Verband die Aufgaben, die dafür noch zu erledigen sind, skizziert mögliche Lösungen und gibt Handlungsempfehlungen.

Die Elektromobilität wird dem VDE zufolge einen großen Einfluss auf das Energieversorgungssystem ausüben, da der jährliche Endenergiebedarf des Verkehrs mit 730 Terawattstunden (TWh) die gesamte derzeitige Bruttostromerzeugung von 628 TWh übersteige. Deshalb müsse bereits jetzt untersucht werden, ob der derzeit geplante Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugungskapazitäten für die anstehende Elektrifizierung ausreiche oder ob Nachjustierungen erforderlich seien. Gleiches gelte für die Netz- und Ladeinfrastruktur, vor allem mit Blick auf Schnelladesäulen sowie technisch umsetzbare und wirtschaftlich darstellbare Konzepte.

Intelligent, interoperabel, modular, sicher

Um die Bereitschaft zum Umstieg auf Elektromobilität zu erhöhen, müssen laut VDE intelligente Zugangs- oder Bezahlsysteme entwickelt werden, die einen barrierelosen und durchgängigen Gesamtablauf gewährleisten – auch grenzüberschreitend. Die Interoperabilität von Lade- und Speichersystemen sowie eine modulare Bauweise von Speichertechnologien seien wichtige Schlüssel. Und vor allem für urbane Regionen müssten intelligente Lösungen für eine sogenannte New Mobility entwickelt werden, um das Ziel „Das richtige Verkehrsmittel, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort“ realisieren zu können.

Mit Blick auf das vernetzte und (hoch-)automatisierte Fahren sieht der VDE noch offene Fragen beim Einsatz künstlicher Intelligenz, bei kooperativen Fähigkeiten und Netze sowie bei Sicherheit und Verkehrsmanagement. Wie bei allen digital vernetzten Lösungen sei auch im Bereich Elektromobilität die Cyber-Security eine prozessuale Herausforderung, die mit höchster Priorität zu versehen sei.

„Das technologische Potenzial zum Durchbruch der Elektromobilität in Deutschland ist vorhanden“, heißt es beim VDE. Genutzt werden könne es aber nur, wenn die Kooperation und Kollaboration der beteiligten Akteure weiter verbessert werde – statt Grabenkämpfe seien moderierte Plattformen und Akteurs-Allianzen notwendig (ph)

Beitragsbild: IPH/Susann Reichert

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Automatischen Warentransport perfektionieren

Fahrerlose Transportfahrzeuge sollen bald nicht nur frei navigieren, sondern auch automatisch auf Störungen reagieren können. Für dieses Vorhaben sucht das Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) noch Projektpartner – Hersteller entsprechender Transportfahrzeuge sowie Unternehmen, die solche Fahrzeuge bereits einsetzen oder in Zukunft nutzen wollen.

Beim automatischen Warentransport gibt es ein großes Problem: Er funktioniert nur solange automatisch, wie keine Störung auftritt. Sobald ein Fahrzeug beschädigt ist oder auf ein Hindernis stößt, muss der Mensch manuell eingreifen und den Fehler beheben – und im Extremfall steht die gesamte Produktion still. Das wollen Forscher des Instituts für Integrierte Produktion Hannover (IPH) ändern: mit einem System, das automatisch auf Störungen reagiert und so den Einsatz von frei navigierenden fahrerlosen Transportfahrzeugen noch effizienter macht. „Fallbasiertes Expertensystem zur automatisierten Reaktion auf Betriebsstörungen in frei navigierenden Fahrerlosen Transportsystemen (FTS-Expert)“ ist der Name des Projekts.

Steht ein Fahrzeug künftig vor einem leeren Regal, soll es automatisch eine Maßnahme empfehlen, um die Störung zu beheben. Versperrt ein Hindernis den Weg, soll das System die optimale Lösung finden, also das Hindernis umfahren oder den Transportauftrag abgeben. Ist ein Sensor verschmutzt oder beschädigt, soll das Fahrzeug eine Fehlermeldung absetzen – mit dem Hinweis, um welches Bauteil es sich handelt und wie sich die Störung am besten beheben lässt. Die Herausforderung ist den Forschern zufolge, dass die Zahl möglicher Lösungen zur Behebung von Störfällen sehr groß und manuell kaum überschaubar ist. Bei einem blockierten Durchgang beispielsweise könne das Fahrzeug entweder einen Umweg fahren oder den Transportauftrag abgeben – beides könne zu Verzögerungen führen und sich auf das gesamte System auswirken. Daher müsse das System in der Lage sein, die Alternativen abzuwägen und sich für die beste zu entscheiden. Für solche Entscheidungen sei derzeit jedoch langjährige Erfahrung notwendig.

Erfahrungswissen plus Algorithmus

Damit das System künftig automatisch auf Störungen reagieren kann, wollen die Wissenschaftler das Erfahrungswissen – also vergangene Störfälle samt Lösungen – in einer Datenbank bündeln. Tritt eine Störung auf, soll das System den vorliegenden Fall mit gespeicherten Störungsszenarien abgleichen und einen Lösungsvorschlag präsentieren. Anschließend soll der aktuelle Fall ebenfalls in der Datenbank gespeichert, damit das System kontinuierlich dazulernt. Um die Wissensdatenbank und den Algorithmus zur automatischen Fehlerdiagnose zu entwickeln, will das Projektteam eng mit Unternehmen zusammenarbeiten – sowohl mit Herstellern von frei navigierenden fahrerlosen Transportfahrzeugen als auch mit Unternehmen, die solche Fahrzeuge bereits einsetzen oder in Zukunft nutzen wollen. Das erste Projekttreffen findet am 4. Juli 2017 in Hannover statt. Weitere Details und Ansprechpartner gibt es auf der Webseite des Projekts. (ph)

Beitragsbild: VDI ZRE/Fraunhofer IPA

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Digitale Wege zu mehr Ressourceneffizienz

Die digitale Transformation in der industriellen Produktion bietet erhebliche Potenziale zur Steigerung der Material- und Energieeffizienz. Details beleuchtet eine interdisziplinäre Studie im Auftrag der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH. Im Mittelpunkt stehen KMU des verarbeitenden Gewerbes.

Die Themen Industrie 4.0 und Ressourceneffizienz behandeln die meisten Unternehmen getrennt voneinander. Dabei lassen sich die Technologien der digitalen Transformation auch dafür einsetzen, die Ressourceneffizienz zu steigern. Details beleuchtet die Studie „Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für KMU des verarbeitenden Gewerbes“. Auf 270 Seiten werden Best-Practice-Beispiele identifiziert sowie konkrete Handlungsempfehlungen für Industrie, Politik und Forschung formuliert.

Im Rahmen von zehn Fallstudien aus der Elektro- und Kunststoffbranche sowie dem Bereich Maschinenbau zeigt die Studie Praxisanwendungen und Lösungen, bei denen bestimmte Technologien bereits zur Einsparung von Ressourcen in Unternehmen beitragen. Im Fokus stehen elf Maßnahmen der Digitalisierung, die Einsparungen betrieblicher Ressourcen bewirken können. Demnach liegen die größten Chancen zunächst einmal in der intelligenten Datenerfassung und -verknüpfung: Der Einsatz von smarter Sensorik und intelligenten Steuerungskonzepten zur unmittelbaren Überwachung der Rohstoffqualität, des Energieverbrauchs oder der Materialqualität und -menge würden prinzipiell zu Vorteilen bezüglich der Ressourceneffizienz führen. Neben der Verringerung des Stromverbrauchs und des Materialeinsatzes gehöre zum Beispiel die Reduzierung fehlerhafter Teile dazu sowie die Reduzierung des benötigten Lagerraum. Die Studienautoren haben festgestellt, dass KMU Ressourceneinsparungen nicht systematisch erfassen. Nach Selbsteinschätzung der befragten Unternehmen würden sich die möglichen Einsparungen von Material und Energie jedoch auf bis zu 25 Prozent belaufen.

Digitalisierung aus dem eigenen Bedarf heraus

Insgesamt hängen die Ressourceneffizienzpotenziale der Studie zufolge immer von der jeweiligen Digitalisierungsebene des Unternehmens ab. Gleichzeitig müsse die Digitalisierung immer aus dem eigenen Bedarf heraus entstehen. Daher sollten Unternehmen erst den für sie passenden Digitalisierungsgrad realisieren und anschließend prüfen, an welchen Stellen sich damit die Ressourceneffizienz steigern lässt. Grundsätzlich sollten Unternehmen jedoch die digitale Transformation in stärkerem Maße als Chance für die Steigerung der Ressourceneffizienz betrachten und dazu eine gezielte Strategie entwickeln. Die Politik wiederum müsse Beratungsangebote für KMU aus den Bereichen Ressourceneffizienz und Industrie 4.0 vernetzen und einen „Baukasten Ressourceneffizienz 4.0“ entwickeln. Und die Wissenschaft müsse zentrale Methoden zur Datenerfassung und -auswertung mithilfe von Verfahren der künstlichen Intelligenz erforschen und weiterentwickeln.

Drei Fachgebiete der TU Darmstadt aus den Bereichen Umweltingenieurwissenschaften und Maschinenbau, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz haben in interdisziplinärer Zusammenarbeit die Studie erarbeitet. Beauftragt wurde die Studie von der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE) in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung sowie dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz. (ph)

Beitragsbild: Coldplasmatech

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Kaltes Plasma in Pflasterform

Ein Start-up aus Greifswald will mit kaltem Plasma chronische Wunden heilen. Mit dieser Idee hat die Coldplasmatech GmbH bereits mehrere Innovations-, Entrepreneurship-, Technologie- und Unternehmenspreise gewonnen. Zu den Gründern gehört Wirtschaftsingenieur Stephan Krafczyk.

Das Team um Plasmaphysiker René Bussian, Medizinökonom Tobias Güra, Wirtschaftsingenieur Stephan Krafczyk sowie den Biologen, Chemiker und Wirtschaftswissenschaftler Carsten Mahrenholz will die Wundbehandlung schwer heilbarer bis dato als austherapiert geltender Wunden revolutionieren. Sie haben in Greifswald die Coldplasmatech GmbH gegründet: Die komplexe Technologie des kalten Plasma soll wegen ihrer heilenden und desinfizierenden Eigenschaften künftig als unkomplizierte, sichere und wirkungsvolle Wundauflage für die Therapie chronischer Wunden bereitstehen.

Rund fünf Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an offenen chronischen Wunden. Deren Heilung mit Salben und Medikamenten ist ein langwieriger, schmerzhafter und oft vergeblicher Prozess. Plasma ist ein Aggregatzustand und entsteht, wenn einem Gasgemisch so viel Energie zugeführt wird, dass sich positive und negative Ladungen der Teilchen auftrennen. Bei dieser Ionisierung kommt es zu physikalischen Effekten – reaktive Formen von Sauerstoff, UV-Strahlung und elektromagnetische Felder. Diese töten Bakterien ab, regen die Zellteilung an und stärken das Immunsystem. So wird laut Coldplasmatech die Wundheilung effektiv gefördert.

Produkt mit Potenzial

Das Unternehmen wurde im Juni 2015 aus dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und -technologie ausgegründet und befindet sich seit November 2015 im Zulassungsverfahren für ihr Medizinprodukt. Seitdem hat das Team bereits mehrere Innovations-, Entrepreneurship-, Technologie- und Unternehmenspreise gewonnen. Neben dem EXIST-Programm wird das Start-up von mehreren Partnern und Unterstützern wie Wacker Chemie, Dätwyler, Dell, dem Business Angel Alfred Möckel und Akteuren der Gesundheitswirtschaft begleitet, außerdem haben der Produktions- und Logistikexperte Creovis sowie eine Schweizer Unternehmensgruppe aus dem Gesundheitsmarkt jeweils sechsstellige Euro-Summen investiert.

Die von Coldplasmatech neu entwickelte, aktive Wundauflage (PlasmaPatch) ist aus mehreren biokompatiblen Silikonschichten aufgebaut, an deren Unterseite das Plasma erzeugt wird. Nachdem die Wundheilung mit kaltem Plasma seit wenigen Jahren nachweislich große Erfolge selbst bei chronischen Wunden erzielt, ist es Coldplasmatech eigenen Angaben zufolge erstmals gelungen, das kalte Plasma unter Raumluftbedingungen in die Fläche zu bringen. „Der PlasmaPatch passt sich Körperoberflächen an und entfaltet so über eine größere Fläche gleichmäßig die heilungsfördernde Wirkung“, sagt Wirtschaftsingenieur Stephan Krafczyk. Für die innovative Wundauflage komme ein biokompatibles Silikon des Münchner Chemiekonzerns Wacker zum Einsatz. Klinische Studien sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. (ph)

Beitragsbild: Mymuesli/Victor Strasse

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Individualisierbare Produkte im Trend

Dreißig Prozent der Konsumenten haben bereits personalisierte Produkte gekauft, mehr als die Hälfte finden solche Artikel interessanter als gleichwertige Massenprodukte. Das zeigt das Consumer Barometer von IFH Köln und KPMG.

Immer mehr Markenhersteller bieten ihren Kunden die Möglichkeit, Produkte zu individualisieren – vom speziell gemixten Müsli über das persönlich gestaltete Nussnougat-Glas bis hin zum komplett selbst designten Sneaker. Der Kunde kann dazu online oder offline das Produkt nach eigenen Wünschen konfigurieren, also zum Beispiel Farben, Muster oder Zutaten selbst auswählen. Nach diesen Spezifikationen wird das Produkt dann kundenindividuell als Einzelstück gefertigt. Wie das Consumer Barometer des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln und der Unternehmensberatung KPMG zeigt, liegen selbst gestalteten Produkte im Trend: Mehr als die Hälfte der Befragten finden solche Artikel interessanter als gleichwertige Massenprodukte.

Dem Consumer Barometer zufolge hat ein knappes Drittel aller befragten Konsumenten personalisierbare Produkte bereits einmal oder sogar mehrfach ausprobiert; weitere 47 Prozent können sich die Nutzung solcher Angebote gut vorstellen. Lediglich knapp 24 Prozent der Konsumenten sind an individualisierten Produkten gar nicht interessiert. Wie das IFH weiter mitteilt, sind die Konsumenten, die schon mal Produkte individualisiert haben, überwiegend unter 40 Jahre alt und haben ein Haushaltsnettoeinkommen von über 3000 Euro. Beim Blick auf die Branchen zeigt sich, dass aktuell am häufigsten Lebensmittel individualisiert werden, beispielsweise Süßwaren, Müsli oder Gewürze. Als Grund nennt das IFH vor allem den niedrigen Kostenaufwand im Vergleich zu Schuhen oder Möbeln und das zurzeit schon recht große Angebot an individualisierbaren Lebensmitteln. Für die Zukunft wünschen sich demnach die Konsumenten zusätzlich personalisierbare Produkte besonders in den Bereichen Fashion & Accessoires sowie Wohnen & Einrichten.

Wunsch nach Einzigartigkeit

Die Motivation, ein Produkt zu individualisieren, entspringt laut Consumer Barometer dem Wunsch nach Einzigartigkeit. Das zeige sich beispielsweise beim Kauf von anlassbezogenen Produkten: Der Kunde wolle entweder etwas Besonderes und Persönliches verschenken – zum Beispiel zu Geburtstagen oder Hochzeiten – oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ausdrücken, beispielsweise wenn ein Junggesellenabschied oder ein Firmenevent ansteht. Darüber hinaus werde der Wunsch nach Einzigartigkeit auch bei Käufen sichtbar, die ein Nutzer für sich selbst individualisiere. Dabei gehe es darum, sich ganz bewusst von der Masse abzuheben. „In diesem Fall legen Konsumenten viel Wert auf qualitativ hochwertige und langlebige Produkte und nehmen für den Mehrwert der Individualität auch höhere Preise in Kauf“, so das IFH. Im Niedrigpreissegment sei die Bereitschaft, für selbst designte Produkte mehr Geld auszugeben, eher gering.

Für die Industrie eröffnet sich hier ein profitabler Markt. Allerdings stellt laut IFH dieser Individualisierungsprozess etablierte Hersteller vor zahlreiche Herausforderungen bei der Anpassung ihrer Prozesse und Maschinenparks. Denn herkömmliche Produktionsstraßen seien nur bedingt für die Losgröße Eins ausgelegt. Allerdings würden neue Technologien wie 3D-Druck, Virtual Reality oder Augmented Reality vollkommen neue Optionen eröffnen, den Kundenwunsch nach Individualität zu erfüllen. Im Consumer Barometer kommen daher auch Vertreter von Unternehmen wie Adidas, Storck, Spreadshirt und Mymuesli zu Wort. (ph)

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Studie: Qualitätsmanagement neu denken

Qualitätssicherung ist aus Sicht von A. T. Kearney zu einem zentralen Punkt auf der Agenda des Top-Managements avanciert. Jedoch greifen der Unternehmensberatung zufolge die traditionellen Methoden des Qualitätsmanagements nicht mehr.

Ein erhöhter Software-Anteil, gestiegene Produktkomplexität, global vernetzte Wertschöpfungsketten und stark verkürzte Produkteinführungszeiten sind A. T. Kearney zufolge Haupttreiber für die zunehmende Anzahl von Qualitätsproblemen in der Automobil-, Investitions- und Konsumgüterindustrie. Die Unternehmensberatung hat eine Untersuchung namens „Qualität 4.0: Qualitätsmanagement neu denken“ vorgelegt: Demnach meinen vier von zehn Führungskräften, dass Standard-Qualitätsmethoden ihre Wirksamkeit verlieren. Gleichzeitig haben die Hälfte (48 Prozent) eine Zunahme von Qualitätsproblemen in den vergangenen zehn Jahren beobachtet, und 50 Prozent erwarten für die kommenden zehn Jahre einen weiteren Zuwachs. „Wenn sich aktuelle Trends fortsetzen, besteht ein Risiko von 215 Milliarden US-Dollar durch gestiegene Qualitätskosten in der Automobil-, Industriegüter- und Konsumgüterindustrie“, so Stephan Krubasik, Partner und Automobilexperte bei A.T. Kearney.

Digitale Innovationen werden noch zu selten eingesetzt

Die Chancen für das Qualitätsmanagement liegen dieser Untersuchung zufolge vor allem in digitalen Innovationen wie Community-Feedback in Echtzeit oder Big-Data-Analysen. Jedoch habe fast die Hälfte der Befragten den Eindruck, dass ihr Unternehmen beim Qualitätsmanagement nicht sehr innovativ ist – obwohl mehr als drei Viertel (76 Prozent) die Notwendigkeit sehen würden, neue Methoden einzuführen. Viele wirkungsvolle Methoden kommen laut Untersuchung noch viel zu selten zur Anwendung. So werde beispielsweise der Einsatz eines „Social Media Radars“ zur Identifizierung von Handlungsfeldern von fast 90 Prozent der Befragten als vorteilhaft bewertet, aber von nur einem Drittel auch angewendet. Eine ähnliche Diskrepanz liege bei Ferndiagnosen und bei innovativen Methoden zur Steigerung der Qualität in der gesamten Lieferkette vor.

Wie A.T. Kearney weiter mitteilt, müssen etablierte Qualitätssysteme präventiver ausgerichtet werden, um zukunftssicher aufgestellt zu sein. Ein zukunftssicheres Qualitätsmanagement beschränke sich beispielsweise nicht nur auf den Fertigungsprozess, sondern fange bereits beim Design des Produktes an: Integrierte Hardware- und Softwareentwicklung, eine frühe digitale Absicherung und Real-life-Testmethoden seien erfolgreiche Ansätze. Die Realität sehe heute aber oftmals noch anders aus: Nur 48 Prozent der für die Untersuchung Befragten seien der Meinung, dass die Qualität bereits bei der Produktkonzeption bisher ausreichend berücksichtigt werde.(ph)