Ekoda

Beitragsbild: Fraunhofer IWU

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Die Kreislaufwirtschaft mit ihrer Abfallhierarchie „Reduce, Reuse, Recycle“ gilt als effizientes Instrument gegen die Erdüberlastung. Ein Forschungsteam des Fraunhofer IWU in Chemnitz will den Reuse-Anteil bei Gebraucht- oder Unfallwagen erhöhen, die bislang oft mit hohem Energieaufwand verschrottet werden, selbst wenn viele Teile noch funktionsfähig sind. Das Projekt Ekoda (Effiziente und wirtschaftliche kreislauforientierte Demontage und Aufbereitung) soll eine bessere Alternative liefern: In einem komplexen Testverfahren werden zunächst alle Komponenten untersucht. Dann gibt ein Bewertungssystem Empfehlungen, wie die Komponenten weiterverwendet werden könnten.

Das Forschungsvorhaben soll die Lebensdauer der einzelnen Teile optimieren und den Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft im Bereich der Mobilität ermöglichen – Batterien, Getriebewellen oder Zahnräder könnten so auch in Anwendungen außerhalb des Automobils landen. Neben dem Fraunhofer IWU gehören auch das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen und zahlreiche Industriepartner zum Projektkonsortium von Ekoda.

Dass Batteriesysteme ein zweites Leben bekommen, etwa nach einer Phase in E-Mobilen als Stromspeicher für erneuerbare Energien, wird bereits häufig umgesetzt. Nach dem selben Prinzip lassen sich auch andere Autoteile etwa der Karosserie und des Antriebsstrangs prüfen und einer sekundären Verwendung zuführen. „Wir wollen das klassische Recycling ablösen und betrachten jede Komponente eines Automobils als wertvolle Ressource – und zwar ganz unabhängig von ihrem aktuellen Einsatz in einem Auto“, so Uwe Frieß, Leiter der Abteilung Karosseriebau, Montage und Demontage am Fraunhofer IWU.

Das Team arbeitet demnach an einem Konzept, bei dem jede einzelne Komponente auf ihre Eignung für die Weiter- oder Wiederverwendung in verschiedenen passenden Szenarien geprüft wird – mit Hilfe eines KI-gestützten Bewertungssystems. Parallel werde ein Verfahren zur automatisierten Demontage der Einzelteile entwickelt. Konsequent umgesetzt entsteht laut Fraunhofer IWU ein kreislauforientiertes Nutzungskonzept für alle Komponenten: „Da weniger Produkte neu hergestellt werden müssen, sinken die Kosten und die C02-Emissionen. Auch das vorschnelle Verschrotten von Autos, die noch zum Teil intakt sind, oder der ökologisch wenig sinnvolle Export von defekten Gebrauchtwagen in Länder des globalen Südens werden damit überflüssig oder reduziert.“

Das Bewertungssystem, das die Forschenden gerade aufbauen, ist als komplexes ganzheitliches System konzipiert. Es soll neben den technischen und ökonomischen Aspekten auch ökologische Kriterien gleichberechtigt miteinbeziehen, etwa CO2-Emissionen, Energieverbrauch oder Energiekosten, die bei der Weiterverwendung entstehen. Auch Lieferketten, Reparaturwerkstätten und Verwerter hat das Team im Blick; deren Bedarfe oder Anfragen nach Ersatzteilen könnten zukünftig in den Datenpool des Bewertungssystems einfließen. Die Automobil- und Zuliefererbranche könnte so neue Geschäftszweige ausbilden, die den nachhaltigen Einsatz aller Komponenten organisieren.

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