Studie Planetare Grenzen

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VWI Redaktion Ein Kommentar

Die Erde befindet sich schon jetzt weit außerhalb des sicheren Betriebsbereichs für die Menschheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, für die ein internationales Forschungsteam zum ersten Mal alle neun planetaren Belastungsgrenzen quantifiziert hat, die zusammen den sicheren Handlungsraum für die Menschheit definieren. Demnach sind sechs der neun Grenzen bereits heute überschritten: Globale Erwärmung, Biosphäre, Entwaldung, Schadstoffe/Plastik, Stickstoffkreisläufe und Süßwasser. Derzeit noch im sicheren Bereich liegen demnach die weltweite Partikelverschmutzung der Atmosphäre, die Ozeanversauerung und der Ozonabbau in der oberen Atmosphäre.

Die Studie „Earth beyond six of nine planetary boundaries“ wurde in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht. Diese nunmehr zweite Aktualisierung der Planetaren Grenzen seit ihrer Einführung im Jahr 2009 enthält erstmals eine vollständige Überprüfung aller neun Prozesse und Systeme, die zusammen die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Planeten bestimmen.

Zum ersten Mal haben die Forschenden dabei die Grenze für Novel entities (Einbringen neuartiger Stoffe) quantifiziert. Das umfasst den Eintrag aller neuartigen, vom Menschen erzeugten chemischen Verbindungen in die Umwelt, etwa von Mikroplastik, Pestiziden oder Atommüll – und ist überschritten. Zudem haben sie erstmals wissenschaftliche Belege für die Quantifizierung der Grenze für die Partikelverschmutzung der Atmosphäre ausgewertet. Diese Grenze ist global noch nicht überschritten, allerdings kann es regional zu Überschreitungen kommen, beispielsweise in Südasien. Als weiteres Novum wurde eine Kontrollvariable für die Grenze zur Funktionsfähigkeit der Biosphäre im Erdsystem eingeführt. Die Analyse ergab auch hier eine Überschreitung, die demnach aber schon seit dem späten 19. Jahrhundert besteht, als die Land- und Forstwirtschaft weltweit stark ausgeweitet wurde. Eine Änderung gab es zudem bei der Grenze für Süßwasser, die sich nun sowohl auf sogenanntes grünes Wasser bezieht, das in Böden und Pflanzen enthalten ist, als auch auf sogenanntes blaues Wasser, womit Wasser in Flüssen und Seen gemeint ist – beide Grenzen sind überschritten.

Das Forschungsteam betont, dass die Widerstandsfähigkeit des Planeten von weit mehr als nur vom Klimawandel abhängt. Das Generalupdate der Planetaren Grenzen zeige jedoch deutlich: „Die Erde ist ein Patient, dem es nicht gut geht. Wir wissen nicht, wie lange wir entscheidende Grenzen derart überschreiten können, bevor die Auswirkungen zu unumkehrbaren Veränderungen und Schäden führen”, so Johan Rockström, Mit-Autor der Studie und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Für ihn ist es jedoch ein Durchbruch, dass der sichere Handlungsraum für die Menschheit auf der Erde nun wissenschaftlich quantifiziert wurde: „Dies gibt uns einen Leitfaden in die Hand für notwendige Maßnahmen und liefert das erste vollständige Bild der Kapazitäten unseres Planeten, den von uns erzeugten Druck abzufedern.“

— Ein Kommentar —

  1. Die Lage ist sehr ernst. So viel wird klar wenn man die Studie liest. Sehr gut dass die Studie hier erwähnt wird!

    Schwach ist dieser Text leider in der Handlungsempfehlung: “…Ziel der planetaren Grenzen ist es, nach dem Vorsorgeprinzip zu handeln. Das Vorsorgeprinzip besagt, dass Belastungen an der Umwelt vermieden werden sollen, die auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen können”.

    Kennen die Autoren im Wissenschaftsturm die gängige Praxis in Deutschland?

    Geltende Umweltgesetze werden von vielen Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft mit voller Absicht eiskalt ignoriert. Schweinereien in großer Zahl und in großem Ausmaß laufen jeden Tag. An beinahe jedem Ort in Deutschland. Bringt man solche Praxis der Justiz zur Kenntnis, ist das so gut wie stets nutzlos.

    Wie sieht es wohl in anderen Teilen dieser Welt aus?
    Von wegen “Vorsorgeprinzip”.

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