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Beschaffungsrisiken von Rohstoffen nehmen zu

Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat ihre neue Rohstoffliste zu potenziell kritischen Rohstoffen und Zwischenprodukten veröffentlicht. Sie soll Unternehmen bei der Identifizierung von Beschaffungsrisiken in der Lieferkette helfen.

Die Beschaffung von zahlreichen mineralischen Rohstoffen und Zwischenprodukten, die für den Ausbau von Zukunfts- und Schlüsseltechnologien unentbehrlich sind, unterliegt weiter hohen Preis- und Lieferrisiken. Das meldet die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die gerade ihre Liste zu potenziell kritischen Rohstoffen und Zwischenprodukten aktualisiert hat. Als Gründe hierfür nennt die DERA neben der zum Teil ausgeprägten Marktmacht einzelner Rohstoffländer auch erhöhte politischen Risiken.

Bei vielen Rohstoffen haben sich laut DERA in den vergangenen zwei Jahren trotz gesunkener Rohstoffpreise die Beschaffungsrisiken sogar erhöht: 40 Prozent der knapp 300 untersuchten Rohstoffe und Zwischenprodukte weisen der neuen Liste zufolge hohe potenzielle Beschaffungsrisiken auf, darunter beispielsweise Hochtechnologiemetalle wie Seltene Erden, Germanium, Platinmetalle und Gallium oder auch Stahlveredler wie Niob, Vanadium und Wolfram. Insbesondere bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe zeigt die Neuauflage der Rohstoffliste eine deutliche Zunahme der Angebotskonzentration, beispielsweise bei der Produktion von Aluminium oder Stahl.

China baut Marktmacht aus

„Die aktuellen Ergebnisse unterstreichen einmal mehr die Dominanz Chinas als wichtigstes Bergbauland, wichtigsten Raffinadeproduzent sowie als bedeutendsten Nettoexporteur von Zwischenprodukten“, heißt es bei der DERA. Das Monitoring zeige zudem, dass China beabsichtige, weite Teile der höheren Wertschöpfung mineralischer Rohstoffe im eigenen Land aufzubauen. Insbesondere bei der Weiterverarbeitung von zahlreichen Metallen sei es China im vergangenen Jahrzehnt gelungen, weitere Marktanteile zu gewinnen – den aktuellen Produktionszahlen zufolge habe sich dieser Trend auch in den vergangenen beiden Jahren fortgesetzt. Als Beispiele nennt die DERA Gallium, Indium und Magnesium, bei denen China seinen Marktanteil kontinuierlich ausgebaut habe und zum Teil deutlich mehr als 70 Prozent des Marktes kontrolliere. Insgesamt belege das Land im Bereich der Bergwerksförderung bei fast der Hälfte aller untersuchten Rohstoffe den ersten Platz; bei der Metallproduktion nehme China sogar bei 23 von 26 untersuchten Rohstoffen die führende Position ein.

Wie die DERA weiter mitteilt, ist China jedoch nicht der einzige Staat, der eine marktbeherrschende Stellung bei mineralischen Rohstoffen einnimmt. Angebotskonzentrationen – sowohl bei der Bergwerksförderung, der Weiterverarbeitung als auch dem Handel – seien bei einer Reihe von Rohstoffen festzustellen. Beispiele sind aus Sicht der DERA die Produktion des Stahlveredlers Niob in Brasilien, die Förderung von Lithium in Australien und Chile oder der Export von Kobalterzen aus der DR Kongo.

Risiken identifizieren, Bedarf absichern

„Für den Produktions- und Technologiestandort Deutschland bergen gerade die kleinen, stark konzentrierten Rohstoffmärkte erhöhte Risiken“, so Dr. Torsten Brandenburg von der DERA: „Durch Wettbewerbsverzerrungen, Handelskonflikte, Spekulation, politische Maßnahmen oder Naturkatastrophen können potenzielle Beschaffungsrisiken schnell zu realen Preis- und Lieferproblemen werden.“ Jedes Unternehmen müsse geeignete Strategien und individuelle Lösungen entwickeln, um Beschaffungsrisiken in der Lieferkette zu identifizieren und den erforderlichen Rohstoffbezug mittel- und langfristig abzusichern. Unter anderem sollten Einkaufs-, Produktions- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen bei der Erfassung von betriebsinternen Rohstoffrisiken gemeinsam Ausweichstrategien erarbeiten.

Die jetzt vorgelegte Rohstoffliste ist Teil des DERA-Rohstoffmonitorings und die dritte Auflage einer im Jahr 2012 erstmalig erschienenen Reihe. Sie umfasst ein Screening der globalen Angebotskonzentration für insgesamt 34 Metalle, 27 Industrieminerale und Kokskohle, außerdem bestimmt sie für 213 Handelsprodukte anhand der weltweiten Nettoexporte die Länderkonzentration und das gewichtete Länderrisiko. Die Gruppe der Handelsprodukte umfasst Erze und Konzentrate, Raffinadeprodukte sowie Produkte der nachfolgenden höheren Wertschöpfungsstufen. Die DERA-Rohstoffliste 2016 ist auf der Internetseite der DERA als PDF abrufbar. (ph)

Beitragsbild: Telekom

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Nachholbedarf beim schnellen Internet

Bei der Versorgung mit schnellem Internet lag Deutschland im Jahr 2016 weiter im EU-Mittelfeld. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

38 Prozent aller Unternehmen in Deutschland mit zehn und mehr Beschäftigten verfügten im Jahr 2016 über einen schnellen Internet­anschluss. Das meldet das Statistische Bundesamt (Destatis). Unter einem schnellen Internetanschluss verstehen die Statistiker einen festen Breitbandanschluss mit einer vertraglich festgelegten Daten­übertragungsrate von mindestens 30 Mbit/s. Damit lag Deutschland weiterhin im europäischen Mittelfeld und knapp über dem Durchschnitt aller 28 EU-Staaten (34 Prozent).

Im Vergleich zum Vorjahr ist Destatis zufolge der Anteil der Unternehmen in Deutschland mit schnellem Internet deutlicher gestiegen als im EU-Durchschnitt: Während der Anteil in Deutschland um sieben Prozentpunkte zunahm (2015: 31 Prozent), stieg der Anteil im EU-Durchschnitt um fünf Prozentpunkte (2015: 29 Prozent).

Die Spitzen­plätze in der Europäischen Union bei der Versorgung mit schnellem Internet belegten im Jahr 2016 Dänemark (65 Prozent) und Schweden (59 Prozent). Weniger verbreitet war schnelles Internet bei Unternehmen in Zypern (15 Prozent), Italien (16 Prozent) und Estland (18 Prozent). (ph)

Beitragsbild: Uni Siegen

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Patent für eine Feder

Studierende der Uni Siegen haben eine C-Feder aus Faserverbundstoff entwickelt. Mit Hilfe des unieigenen Patentscouts wurde aus dem Projekt ein Patent.

Sie sieht ein bisschen aus wie eine Banane aus Metall. Aber der schlichte Halbkreis hat es in sich: Es handelt sich um eine C-Feder, die vier Studierende der Uni Siegen im Sommersemester 2015 erfunden haben. Jetzt hat die Uni die Feder zum Patent angemeldet. Geplant hatten die vier Erfinder – Phillip Lauber, der bereits als Wirtschaftsingenieur arbeitet, und die Maschinenbau-Studierenden Nils Bornhütter, Thomas Banas und Ayse Güler – diese Entwicklung nicht. Eigentlich hatten sie sich nur zusammengefunden, um gemeinsam das Planungs- und Entwicklungsprojekt (PEP) anzugehen, das im Maschinenbau-Bachelorstudium obligatorisch ist. PEP-Ziel ist die interdisziplinäre Bearbeitung einer komplexen Fragestellung aus dem Ingenieurbereich.

Doppelter T-Querschnitt

„Unser Wunschthema war schon weg, deshalb hat uns Prof. Dr. Vladimir Kobelev die Aufgabe gegeben, eine Feder aus Faserverbundstoff zu entwickeln“, so Nils Bornhütter. „Schaut mal, was euch so einfällt“, hatte ihnen Professor Kobelev vom Lehrstuhl Fahrzeugdynamik noch mit auf den Weg gegeben. Also fingen sie ganz vorn an: Was gibt es überhaupt für Federn? Wie sehen die aus? Was sollen sie können? Wo werden sie eingesetzt? Ayse Güler: „Zuerst haben wir uns für das Material entschieden. Unsere Feder sollte aus glasfaserverstärktem Kunststoff sein.“ Dann probierten die Studierenden verschiedenen Formen aus, entwickelten 3D-Modelle, stellten Berechnungen an. Schließlich sieht ihre Feder aus wie ein Halbkreis, der zur Mitte hin dicker und durch einen Innenring verstärkt wird. Die Feder hat einen doppelten T-Querschnitt und damit eine besondere Steifigkeit – das ist der Uni Siegen zufolge die entscheidende Verbesserung zu allem, was es bisher im Bereich C-Federn gibt.

„Das könnt ihr zum Patent anmelden“, empfahl Professor Kobelev den Studierenden, als sie ihm das Ergebnis ihrer PEP-Arbeit vorlegten. Diese waren anfangs zögerlich, wandten sich aber dann an Patentscout Christian Piel, der sich seit 2015 um die Patentaktivitäten an der Uni Siegen kümmert – unter anderem um den optimalen Weg zum Schutzrecht und eine angemessene Verwertung. „Wenn wir gewusst hätten, wie aufwendig das ist und wie viel Arbeit das kostet, hätten wir es wahrscheinlich gar nicht versucht“, meint Wirtschaftsingenieur Phillip Lauber. Aber mit Unterstützung von Piel kämpften sie sich durch den Formalitäten-Dschungel. Und im Dezember 2016 erfolgte schließlich die Patentanmeldung.

Wirtschaftliche Verwendung noch offen

Offen ist der Uni Siegen zufolge allerdings, ob es einmal eine wirtschaftliche Verwendung für die C-Feder geben wird. Potenzial hat die Erfindung: „Aufgrund der Langlebigkeit bei gleichzeitig niedrigem Gewicht könnte sie zum Beispiel im Automobilbereich bei Elektrofahrzeugen oder im Schienenverkehr eingesetzt werden“, sagt Lauber. Wenn die Feder mal Produktreife hat und damit Geld verdient werden kann, werden die Erfinder mit 30 Prozent an den Brutto-Erlösen beteiligt sein. (ph)

Anschreiben Bewerbung

Beitragsbild: Pixelio/I-vista

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Bewerbungen: Erster Eindruck unter Zeitdruck

Ob Bewerber in die engere Wahl kommen, entscheiden Personaler oft in wenigen Minuten. Aktuelle Umfragen zeigen, welche Aspekte bei den Unterlagen besonders wichtig sind.

Fünf Minuten oder weniger investieren viele Verantwortliche in Personalabteilungen in den ersten Check einer Bewerbung, dabei wandert der Blick in den meisten Fällen zunächst auf den Lebenslauf und erst dann auf das Anschreiben. Das zeigt die Studie „JobTrends 2017“, deren Ergebnisse Kienbaum Communications und Staufenbiel Institut gemeinsam veröffentlicht haben. Für die Studie haben die beiden Unternehmen knapp 300 Personalverantwortliche in Deutschland befragt. Damit der erste Eindruck trotz Zeitdruck möglichst positiv ausfällt, sind demnach mehrere Aspekte entscheidend.

Übersichtlichkeit und Struktur sind 87 Prozent der Personaler wichtig oder sehr wichtig und lassen ein kreatives Design (16 Prozent) weit hinter sich. 82 Prozent sind der Meinung, das Foto mache die Bewerbung komplett; für neun Prozent kann das Bild sogar ausschlaggebend für die Entscheidung sein. Für Wolfgang Raith ist das keine Überraschung: „Der erste Blick fällt unwillkürlich auf das Bild“, sagt der Sprecher des VWI-Kompetenznetzwerks Karriere & Beruf. „In den meisten Befragungen rangiert das Bewerbungsphoto allerdings weiter hinten. Denn Personaler wollen den Eindruck erwecken, dass sie Bewerbungsunterlagen neutral und rational sichten und sich nicht von einem Foto beeinflussen lassen.“

Online-Check noch kein Standard

Ein paar Dinge mögen Personaler der JobTrends-Studie zufolge gar nicht: 60 Prozent der Befragten sortieren Bewerbungen mit Rechtschreibfehlern sofort aus. Etwa jeder Zweite (54 Prozent) nimmt es übel, wenn der Name des Ansprechpartners beim Arbeitgeber falsch geschrieben ist. Und für 46 Prozent sind Lücken im Lebenslauf, bei denen eine Erklärung fehlt, ein Problem. Übrigens: Kaum ein Personaler geht laut Studie grundsätzlich beim Bewerbercheck auf Online-Spurensuche. Nur drei von 100 checken Bewerber in jedem Fall bei Facebook, und lediglich bei sechs Prozent gehört das Googeln des Namens zum Standard.

Einer Studie des Jobportals The Ladder zufolge brauchen Personaler sogar nur durchschnittlich sechs Sekunden, um eine erste Unterscheidung zwischen passenden und unpassenden Kandidaten zu treffen. Für diese Studie haben Forscher zehn Wochen lang mittels Eye-Tracking die Augenbewegungen von 30 Recruitern beim Sichten von Bewerbungen analysiert. Besonders wichtig sind demnach Name, gegenwärtige Position und aktueller Arbeitgeber, außerdem Beginn und Ende der letzten Tätigkeit sowie frühere Stellenbezeichnungen und Arbeitgeber. Darüber hinaus sind die Zeiträume der jeweiligen Anstellungen und die Ausbildung wichtig. Die Studie empfiehlt daher, jede Bewerbung mit einer klaren visuellen Hierarchie zu gestalten, so dass Personaler alle wichtigen Informationen auch bei flüchtigem Lesen schnell und einfach finden können. (ph)

Ein Thema des Arbeitskreises Karriere & Beruf.

Beitragsbild: BASF

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Sharing-Modell für Elektro-Roller

Das Start-up Floatility des Wirtschaftsingenieurs Oliver Risse will den Verkehr in Innenstädten entlasten. Partner in der Entwicklung sind Konzerne wie BASF, IBM und Cisco.

Ein wendiger, klappbarer Roller mit drei Rädern, Elektroantrieb und 25 km/h Höchstgeschwindigkeit – geht es nach Oliver Risse, soll ein solches Gefährt zukünftig in Innenstädten das Verkehrsmittel für alle Kurzstrecken sein, die der öffentliche Nahverkehr oft nicht abdeckt: von der Haustür zum Kino, von der U-Bahn zum Büro. Da der Wirtschaftsingenieur auf dem Markt kein entsprechendes Gefährt fand, entwarf er es selbst. Sein sogenannter E-Floater besteht zu 80 Prozent aus glasfaserverstärktem Kunststoff und läuft mit leicht austauschbaren Akkus, die mit Solarstrom geladen werden können.

Zu den Entwicklungspartnern des Rollers gehören BASF, IBM und Cisco. Das Gerät soll jedoch nicht einzeln in den Verkauf gehen, sondern Teil eines Mobilitätskonzepts sein, das so heißt wie das Start-up selbst: Floatility. Das geplante Geschäftsmodell soll dem von Car- oder Fahrradsharing-Anbietern ähneln: Über eine App können Nutzer freie Roller finden, deren Akkustand prüfen und sie dann reservieren und mieten; abgerechnet wird auf Minutenbasis. Risse und sein Partner Daniel Priem wollen so bald wie möglich erste Roller in Singapur in Betrieb nehmen, auch Hamburg und Wien sind im Gespräch. Zunächst müssten jedoch unter anderem rechtliche Regelungslücken geschlossen werden, damit der E-Scooter als Sharing-System im öffentlichen Bereich eingesetzt werden könne. Bis es soweit ist, denkt Risse schonmal über weitere Anwendungsgebiete nach – auf weiträumigen Werksgeländen von Unternehmen oder für Tagesausflügler von Kreuzfahrtschiffen. (ph)

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Recruiting: Unternehmen bevorzugen Online-Kanäle

Bei Unternehmen sind Bewerbungen über Online-Formulare oder die eigene Karrierewebsite besonders beliebt. Aber trotz Digitalisierung bleibt der persönliche Kontakt wichtig. Das zeigt die Studie „Recruiting Trends 2017“, die Kienbaum Communications und das Staufenbiel Institut gemeinsam erstellt haben.

Mit einem Fingertipp die Bewerbung per Smartphone abschicken – was praktisch klingt, ist im Recruiting der deutschen Unternehmen bisher kaum angekommen: Nur 22 Prozent der Firmen bieten diese One-Click-Bewerbungen an, beispielsweise über ein Xing-Profil. Und die klassische Bewerbungsmappe ist noch lange nicht ausgestorben: Trotz des deutlich höheren administrativen Aufwands nehmen 59 Prozent der Befragten weiterhin Bewerbungsmappen an, die per Post eingehen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „RecruitingTrends 2017“, die Kienbaum Communications und das Staufenbiel Institut gemeinsam durchgeführt haben. Für die Studie wurden knapp 300 Personalverantwortliche in Deutschland befragt.

Eindeutiges Fazit der Studie: Digitale Bewerbungskanäle sind bei Unternehmen am beliebtesten. 84 Prozent der Firmen akzeptieren Bewerbungen über E-Mail, 72 Prozent stellen Online-Formulare oder eine eigene Karrierewebsite zur Verfügung. Die Mehrheit der Befragten bevorzugt es, wenn diese Wege genutzt werden. Der Grund ist Kienbaum zufolge simpel: Digitale Bewerbungen können – im Vergleich zu postalischen Bewerbungen – schneller bearbeitet und einfacher verglichen werden. Geht es um die Verbreitung von Stellenausschreibungen, so erzielen die Befragten mit Online-Kanälen zudem die besten Erfolge: Auf Platz eins der erfolgreichsten Recruiting-Kanäle liegen Online-Anzeigen mit 89 Prozent, gefolgt von der eigenen Karrierewebsite mit 72 Prozent und dem Active Sourcing mit 71 Prozent.

Obwohl digitale Bewerbungskanäle im Trend liegen, bleibt der persönliche Kontakt nach wie vor sehr wichtig, wie die Studie zeigt: Mit Karriere-Events und -Messen erzielen demnach 69 Prozent der Befragten große Recruiting-Erfolge. Und für zwei Drittel der Firmen ist auch der eigene Talentpool eine bewährte Ressource, um freie Positionen zu besetzen. Die Empfehlung von Mitarbeitern durch Mitarbeiter ist mit 60 Prozent ebenfalls erfolgversprechend, landet im Ranking der Rekrutierungskanäle allerdings nur im unteren Mittelfeld. Die größten Teile der Recruiting-Budgets fließen aktuell in Online-Anzeigen, Karriere-Events und -Messen.

Für das Auswahlverfahren bleibt der persönliche Kontakt unverzichtbar: 98 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf das klassische Vorstellungsgespräch, 95 Prozent stufen diesen Part des Auswahlprozesses als wichtig oder sehr wichtig ein. 87 Prozent der Unternehmen greifen für Bewerbungsgespräche außerdem auf Telefoninterviews zurück. Mit 53 Prozent weniger verbreitet ist das Assessment-Center. Auswahlverfahren über einen Online-Test oder per Video-Interview nutzen lediglich 42 Prozent der befragten Firmen. Was die Befragten außerdem verraten: Bei der Besetzung einer Stelle für den Direkteinstieg ist ihnen Praxiserfahrung durch viele Praktika mit 81 Prozent deutlich wichtiger als ein sehr guter Studienabschluss in Regelstudienzeit. (ph)

Ein Thema des Arbeitskreises Karriere & Beruf.

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Qualitätsüberwachung in der Lieferkette

Das Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) erforscht das Monitoring qualitäts- und zustandsrelevanter Daten in Produktions- und Logistiknetzen. Das neue Projekt setzt unter anderem auf Sensoren und eine Standardisierung der Schnittstellen.

In Branchen wie der Automobil- oder Luftfahrtfahrtindustrie sind die Produktions- und Logistiknetze sowie die Produkte selbst sehr komplex. Je später die Unternehmen einen Qualitätsmangel im Wertschöpfungsprozess erkennen, desto höher ist in der Regel der daraus resultierende Aufwand. Um diesen Aufwand künftig zu vermeiden, beschäftigt sich das Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) an der Universität Bremen in einem neuen Forschungsprojekt namens SaSCh (Digitale Services zur Gestaltung agiler Supply Chains) mit einer lückenlosen Qualitätsüberwachung von Bauteilen und Komponenten während der Herstellungs- und Transportprozesse. Die Forscher konzentrieren sich auf die Lieferkette und setzen unter anderem auf Sensoren sowie Datenauswertung und -austausch.

Wie das BIBA mitteilt, steht die Entwicklung eines cyber-physischen Systems im Mittelpunkt des Vorhabens. Dieses System soll zunächst die durchgängige digitale Erfassung qualitäts- und zustandsrelevanter Daten von Autoteilen in der Lieferkette ermöglichen; die Projektergebnisse sollen jedoch auf andere Branchen übertragbar sein. „Zunächst entwickeln wir cyber-physische Ladungsträger“, sagt Wirtschaftsingenieur Dirk Werthmann vom BIBA: „Das heißt, wir versehen Transportboxen mit mobilen Sensoren. Sie können beispielsweise Temperatur, Erschütterung, Licht oder Luftfeuchtigkeit erfassen und sie in eine Datenwolke senden.“ Darüber hinaus würden an relevanten Punkten entlang der Lieferkette 3D-Kameras als stationäre Sensoren positioniert, die ebenfalls Daten in die Cloud liefern.

Datensouveränität der Unternehmen wahren

In dieser Datenwolke will das BIBA alle aus den verschiedenen Quellen in der Lieferkette erhaltenen Daten intelligent miteinander verknüpfen und verarbeiten. So sollen die beteiligten Akteure aus Produktion und Logistik bei Bedarf auch in Echtzeit Informationen und Handlungsempfehlungen erhalten können. Voraussetzung für die Kommunikation der Akteure innerhalb eines solchen Netzwerkes ist die Verwendung einer einheitlichen Sprache, teilt das BIBA weiter mit. Daher erweitere das Projektkonsortium einen offenen Schnittstellenstandard, den EPCIS-Standard (Electronic Product Code Information Services Standard). Dieser Standard diene dem Austausch von Ereignisdaten. Die Datenspeicherung soll laut BIBA dezentral in den beteiligten Unternehmen erfolgen, um die Datensouveränität der Unternehmen zu wahren.

Das dreijährige Verbundvorhaben SaSCh (Digitale Services zur Gestaltung agiler Supply Chains) hat einen Gesamtumfang von gut 4,5 Millionen Euro. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Technologieprogramm „PAiCE – Digitale Technologien für die Wirtschaft“ gefördert und vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreut. Das Projektkonsortium besteht aus dem Forschungspartner BIBA, dem Logistikdienstleister BLG Logistics, dem Technologieunternehmen Bosch, der Standardisierungsorganisation GS1 Germany und dem IT-Dienstleister queo. Die Projektpartner haben die Arbeit bereits aufgenommen. Ende Oktober 2019 will das Konsortium die Projektergebnisse vorstellen. (ph)

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Wirtschaftstreiber Digitalisierung

Industrie-4.0-Lösungen

Die Digitalisierung beeinflusst den Wirtschaftsstandort Deutschland in mehrfacher Hinsicht, wie aktuelle Studien zeigen: Sie führt zu höheren Investitionen und Rückverlagerungen von Produktionskapazitäten sowie zu stärkerer Nachfrage auf dem Markt für Hardware, Software und IT-Services.

Der Einsatz von Digitalisierungstechnologien wirkt sich positiv auf die Rückverlagerung von Produktionskapazitäten nach Deutschland aus und bewegt Unternehmen dazu, wieder vermehrt in der Bundesrepublik zu investieren. Das ist das Kernergebnis einer Studie der Hochschule Karlsruhe und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag des VDI, die jetzt auf der Hannover Messe vorgestellt wurde. In der Digitalisierung bereits fortgeschrittene Betriebe verlagern demnach zehnmal häufiger Teile ihrer Produktion wieder an den deutschen Standort zurück als Betriebe, die in der Produktion keine Digitalisierungstechnologien nutzen.

Bessere Flexibilität, höhere Produktivität

„Erstens bietet der Einsatz von Digitalisierungstechnologien eine erhöhte Flexibilität und Fähigkeit für eine individualisierte, kundenorientierte Produktion, die heutzutage immer wichtiger wird und für die Belieferung auch eine räumliche Nähe zum Kunden erfordert“, sagt dazu Steffen Kinkel, Professor an der Hochschule Karlsruhe und Autor der Studie: „Zweitens führt ihr Einsatz zu einer erhöhten Automatisierung und Produktivität des deutschen Produktionsstandorts, so dass der Lohnkostenanteil niedriger wird.“ In der Digitalisierung fortgeschrittene Unternehmen weisen laut Studie eine um 27 Prozent höhere Arbeitsproduktivität auf als Nichtnutzer. Dass digitale Technologien als Jobkiller wirken könnten, befürchtet der Auftraggeber der Studie jedoch nicht: „Unternehmen, die digitale Technologien nutzen, werden wettbewerbsfähiger, sind langfristig besser aufgestellt und sorgen mit ihren modernen Produktionsstrukturen weiterhin für Arbeit und Wertschöpfung am Standort Deutschland – so müssen wir die Zahlen interpretieren“, sagt VDI-Direktor und Wirtschaftsingenieur Ralph Appel.

Industrie-4.0-Markt wächst

Mit Blick auf die Digitalisierung prophezeit zudem Bitkom, dass der Umsatz mit Industrie-4.0-Lösungen im Jahr 2017 um 21 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro steigen wird. Für 2018 sei im Gesamtmarkt für Industrie 4.0 ein Zuwachs von mehr als 22 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zu erwarten, teilte der Digitalverband auf Basis aktueller Berechnungen und Analysen des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC) im Rahmen der Hannover Messe mit. Die stärkste Nachfragesteigerung ist demnach im Maschinen- und Anlagenbau zu verzeichnen: Die Umsätze mit Industrie-4.0-Lösungen betrugen 2016 bereits 1,2 Milliarden Euro und sollen in diesem Jahr voraussichtlich um 23 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zulegen. Als weiterer starker Treiber gilt laut Bitkom der Automobilbau, dessen Investitionen im Bereich Industrie 4.0 um 20 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigen sollen. Nach Umsatz auf Platz drei folgt die Elektronik-Branche, die in diesem Jahr 817 Millionen Euro in Industrie-4.0-Lösungen investieren soll, 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

Software-Lösungen besonders gefragt

Hinsichtlich der verschiedenen Industrie-4.0-Marktsegmente Software, Hardware und IT-Services profitiert der Software-Bereich Bitkom zufolge am stärksten von den Nachfrageimpulsen – also die Nachfrage nach Betriebssystemen, Tools, Anwendungen und Anbietermodellen wie Software-as-a-Service. Hier sollen die Umsätze von 787 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2017 und auf 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2018 steigen. Im derzeit größten Segment – IT-Services wie Beratung, Systemintegration und die Entwicklung individueller Software-Lösungen – soll der Markt von von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2017 und 4,4 Milliarden Euro im Jahr 2018 wachsen. Der Anteil der Hardware – also Sensoren, Server, Speicher, Netzwerke und andere Geräte für die Industrie 4.0 – soll von 868 Millionen Euro im Jahr 2015 bis 2018 voraussichtlich auf 1,3 Milliarden Euro ansteigen. Insgesamt erwartet der Digitalverband, dass die Bedeutung von Industrie-4.0-Lösungen für die Wertschöpfung und die Wettbewerbsfähigkeit der herstellenden Unternehmen weiter zunimmt – und dass Unternehmen mit einer intelligent vernetzten Produktion und durchgehend digitalisierten Prozessen in den kommenden Jahren überdurchschnittlich wachsen. (ph)

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Attraktive Gehälter von Anfang an

Gehälter

Wirtschaftsingenieur-Absolventen können vom Berufseinstieg an mit attraktiven Gehältern rechnen. Das zeigen Erhebungen des Jobportals Absolventa.

Gute Gehälter vom Beginn der Tätigkeit an – damit können dem Jobportal Absolventa zufolge Wirtschaftsingenieure rechnen. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt für Wirtschaftsingenieure in Deutschland lag demnach im Jahr 2016 bei 47325 Euro brutto; Uni-Absolventen erzielten dabei mit rund 48052 Euro ein höheres Einstiegsgehalt als Wirtschaftsingenieur-Absolventen einer FH (43278 Euro).

Wie hoch das individuelle Gehalt tatsächlich ausfällt, hängt von mehreren Faktoren ab. Als Einflussgrößen nennt Absolventa unter anderem die Firmengröße, die Branche, die Region, die Art des Hochschulabschlusses, die gesammelte Praxiserfahrung und natürlich auch die konkreten Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche des jeweiligen Ingenieur-Jobs. Je größer ein Unternehmen sei, desto höher falle das Gehalt aus: Der Unterschied beim Einstiegsgehalt eines Wirtschaftsingenieurs zwischen einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen (KMU) zu einem Konzern könne dabei bis zu 30 Prozent betragen. Absolventa zufolge locken zudem die höchsten Gehälter im Süden, genauer in Bayern und Baden-Württemberg mit den Industriegebieten um München und Stuttgart. Vor allem die Automobil-Branche zahle dort für Wirtschaftsingenieure hohe Gehälter, aber auch die Telekommunikations- und die Chemiebranche seien attraktiv.

Mit Blick auf eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung meldet Absolventa weiter, dass das Jahresgehalt von Wirtschaftsingenieuren mit Berufserfahrung schnell ansteige. „Nach mehr als fünf Jahren Berufserfahrung kann mit einem Monatsgehalt von über 5000 Euro gerechnet werden und Spitzenverdiener kommen knapp auf ein Jahresgehalt von 100000 Euro“, so Absolventa, entscheidend seien die Branche und die Position im Unternehmen.

Ein Master-Abschluss ist der Jobbörse zufolge für beruflichen Erfolg nicht zwingend erforderlich. Für das Einstiegsgehalt sei ein Masterabschluss zwar positiv, nach ein paar Jahren Berufserfahrung würden sich die Gehälter von Wirtschaftsingenieuren mit Master- oder Bachelor-Abschluss jedoch angleichen. „Immer mehr Unternehmen bieten gezielt auch Jobs für Wirtschaftsingenieure mit Bachelor-Abschluss an“, so Absolventa. Wichtig sei die richtige Kombination aus einem wissenschaftlichen Abschluss und ersten Praxiserfahrungen. (ph)

Ein Thema des Arbeitskreises Karriere & Beruf.

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Vom Logistiker zum Autobauer

Die Deutsche Post will ihren Streetscooter künftig europaweit auch an externe Kunden verkaufen. Entwickelt wurde der Elektro-Lieferwagen von einem Start-up im Umfeld der RWTH Aachen.

Erst Anfang März hatte die Deutsche Post DHL Group verkündet, bis zum Jahr 2050 alle logistikbezogenen Emissionen netto auf null zu reduzieren. Teil dieser Strategie ist die Elektromobilität. Wie das Unternehmen jetzt mitteilt, sollen die Kapazitäten zur Produktion des posteigenen Elektro-Lieferwagens Streetscooter bis Ende 2017 von 10000 auf bis zu 20000 Stück verdoppelt werden; dafür soll in Nordrhein-Westfalen ein zweiter Produktionsstandort entstehen. Außerdem will der Logistiker die bislang für den Postbetrieb und den Lieferverkehr optimierten E-Fahrzeuge ab sofort auch an Dritte verkaufen: Mindestens die Hälfte der diesjährigen Jahresproduktion ist Postinformationen zufolge für externe Interessenten vorgesehen.

Der Streetscooter ist das Produkt des gleichnamigen Start-ups, das die Professoren Achim Kampker und Günther Schuh sowie Studenten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen im Jahr 2010 zunächst als privatwirtschaftlich organisierte Forschungsinitiative gründeten. Die Deutsche Post wurde 2011 im Rahmen der IAA auf ein Konzeptfahrzeug aufmerksam, auf dessen Basis Konzern und Forscher dann gemeinsam einen auf die Ansprüche des Logistikers zugeschnittenen Transporter entwickelten. Ende 2014 kaufte der Konzern das Start-up für einen nicht genannten Preis komplett auf. CEO wurde Achim Kampker, der bis heute das in Aachen ansässige Unternehmen leitet und zudem Sonderbeauftragter für Elektromobilität bei der Post ist. Günther Schuh, der an der RWTH Aachen Maschinenbau studierte und das betriebswirtschaftliche Aufbaustudium zum Wirtschaftsingenieur absolvierte, blieb Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Produktionssystematik.

Die Jahresproduktion der Streetscooter-Fahrzeuge soll sich in etwa zu gleichen Teilen auf die Modelle Work (rund vier Kubikmeter Ladevolumen) und Work L (rund acht Kubikmeter Ladevolumen) verteilen. Der nächste noch größere Transporter mit rund 20 Kubikmeter Ladevolumen (Work XL) soll voraussichtlich Anfang 2018 auf den Markt kommen und dann ebenfalls in den externen Vertrieb gehen. Auch die E-Bikes von Streetscooter (Work S) sowie die E-Trikes (Work M) bietet der Konzern ab sofort externen Kunden an.

Neben Europa denkt die Deutsche Post Medienberichten zufolge über weitere internationale Märkte für den Streetscooter nach. „Weil wir in Indien und Thailand bereits Pakete ausfahren, prüfen wir, ob der Streetscooter da für uns und auch für externe Kunden interessant sein könnte“, sagte Postvorstand Jürgen Gerdes der Rheinischen Post. Und weiter: „Ich kann mir auch vorstellen, dass das Fahrzeug in New York, San Francisco oder Peking großes Interesse finden würde. Dies alles bedeutet, dass zum entsprechenden Zeitpunkt und bei entsprechender Nachfrage auch Werke in Übersee denkbar wären.“ Auf Dauer hält Gerdes demnach zehn Werke weltweit und einen Verkauf von 100.000 Stück pro Jahr für denkbar. Ein Börsengang sei zwar nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. (ph)