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VWI Redaktion Ein Kommentar

Zwei aktuelle Studien beleuchten die Potenziale und die Risiken, die der Umstieg von konventionellen Pkw auf Elektrofahrzeuge für den Wirtschaftsstandort Deutschland bringen kann. Während das Münchner ifo Institut vor allem die potenziellen negativen volkswirtschaftlichen Folgen herausarbeitet, sieht das Fraunhofer ISI Chancen für positive Effekte.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat eine Analyse möglicher volkswirtschaftlicher Auswirkungen des Wandels hin zur Elektromobilität veröffentlicht und sieht demnach durchaus Chancen und Potenziale für positive Effekte bei Arbeitsplätzen und Wertschöpfung („Perspektiven des Wirtschaftsstandorts Deutschland in Zeiten zunehmender Elektromobilität“). Deutsche Hersteller halten laut ISI aktuell beim Verkauf von Elektrofahrzeugen vergleichbare Marktanteile wie bei konventionellen Fahrzeugen. Wenn es gelinge, die derzeitige gute Wettbewerbssituation der deutschen Industrie bei Elektrofahrzeugen zu erhalten oder sogar noch auszubauen, seien die Chancen gut, dass der Wandel hin zur Elektromobilität in der Summe positive Auswirkungen auf Beschäftigung und Wertschöpfung in Deutschland habe und Verluste bei Verbrennungsmotoren kompensiert werden könnten.

Bei der Diskussion um die Folgen eines Verbots von konventionellen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ist laut Fraunhofer ISI zudem zu beachten, dass Deutschland einen hohen Exportanteil von 60 Prozent der in Deutschland hergestellten konventionellen Fahrzeuge habe. Die Marktanteile der hybriden Elektrofahrzeuge sei bereits auf knapp 40 Prozent aller Elektrofahrzeuge gestiegen. Würden diese Positionen gehalten, werde ein schneller Ausstieg aus dem Verkauf von konventionellen Fahrzeugen in Deutschland nur bedingt negative Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Wertschöpfung in den Branchen haben, die vom Verbrennungsmotor in Deutschland abhängen.

Der Wandel zur Elektromobilität gehe allerdings mit einem Strukturwandel, einer Verschiebung innerhalb der automobilen Wertschöpfungsketten und einem Wandel der Arbeitsplätze einher. Mit Umschulungen und neuen Ausbildungsangeboten müssten die Fachkräfte auf diesen Wandel vorbereitet werden. Auch in anderen Bereichen müsse der Wandel zur Elektromobilität aktiv gestaltet werden. Dazu gehöre, die bestehenden Schwachpunkte – beispielsweise bei der Batteriezellproduktion – zu beseitigen, den Wandel der Industriestrukturen aktiv anzugehen und die Erschließung neuer Geschäftsmodelle voranzutreiben. Dann könne es gelingen, die drohenden Verluste in den Produktions- und Zulieferbereichen des konventionellen Antriebsstrangs sowie Effekte außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes zu kompensieren, beispielsweise im Handel und in der Instandhaltung.

ifo: 426.000 Arbeitsplätze gefährdet

Die jüngst veröffentlichte Studie des Münchner ifo Instituts hatte die potenziellen negativen volkswirtschaftlichen Folgen eines Verbots von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor in den Vordergrund gestellt („Auswirkungen eines Zulassungsverbots für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotor“). Ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2030 könne dieser Studie zufolge deutliche Einbußen für Beschäftigung und Wertschöpfung am Standort Deutschland zur Folge haben. Mehr als 600.000 der heutigen Industriearbeitsplätze und damit zehn Prozent der deutschen Industriebeschäftigung wären direkt oder indirekt betroffen. Allein in der Automobilindustrie wären 426.000 Jobs gefährdet, bei kleineren und mittleren Unternehmen stünden bis zu 130.000 Arbeitsplätze zur Disposition. Bei der Wertschöpfung sieht das ifo noch deutlichere negative Effekte eines Verbrennerverbots ab 2030: Insgesamt 13 Prozent – rund 48 Milliarden Euro – der Bruttowertschöpfung der deutschen Industrie wären tangiert. (ph)

— Ein Kommentar —

  1. Warum wird die Brennstoffzellentechnologie nicht weitergeführt? Hier wären die infrastrukturellen Auswirkungen wesentlich geringer als bei der Verwendung von Batterien und der Vorsprung anderer Nationen vor den deutschen Automobilbauern ist noch nicht so groß. Zumindest in Europa könnte man diesen Zug noch beeinflussen.

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