Deloitte Cyber Security Report

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Deloitte: Oft fehlen Strategien gegen Cyberrisiken

Etwa 700.000 Euro Schaden pro Cyber-Attacke, mehr als doppelt so viele Angriffe wie 2013 – aus Sicht von Deloitte befinden sich Deutschlands Unternehmen unter Dauerbeschuss. Für den zweiten Teil seines aktuellen Cyber Security Reports hat das Beratungsunternehmen die Cyberrisiken in deutschen Betrieben untersucht. Demnach wird rund die Hälfte der mittleren und großen Unternehmen einmal pro Woche von Cyberkriminellen attackiert. Mehr als vier Fünftel der großen Konzerne berichten von monatlichen, die Hälfte davon sogar von täglichen Angriffen. Und den Gesamtschaden für die deutsche Wirtschaft schätzen Experten auf rund 50 Milliarden Euro – plus Dunkelziffer.

Motivation der Täter häufig unklar

Knapp ein Fünftel der von Deloitte befragten Führungskräfte hat keine konkrete Vorstellung von der Motivation der Kriminellen: Sie wissen nicht, ob Kenntnisse gestohlen oder Systeme lahmgelegt werden sollen. Insgesamt gehen die meisten Studienteilnehmer zwar davon aus, dass die größte Gefahr für die deutsche Wirtschaft darin liegt, dass betriebliches Know-how gestohlen wird. Gleichzeitig fürchten sie jedoch vor allem um ihre Systeme und Server sowie eine mehr oder weniger ungezielte Destruktionslust der Angreifer.

Risikofaktoren Mensch, Technik, Cloud

Menschliches Fehlverhalten gilt laut Deloitte bei den meisten Führungskräften als größte Gefahr für die IT-Sicherheit. Jeweils etwa die Hälfte hat Bedenken hinsichtlich der Nutzung mobiler Endgeräte sowie Vorbehalte gegenüber Cloud Computing. Gleichzeitig wird dem Report zufolge dem Schutz mobiler Endgeräte ein geringerer Stellenwert eingeräumt als noch vor einem Jahr. Und die Nutzung externer Cloud-Dienste nimmt zu: Selbst in der Gruppe der Skeptiker verwenden 28 Prozent die Cloud.

Oft fehlen klare Strategien gegen Cyberrisiken

„Jedes dritte Unternehmen hat keine klare Strategie gegen Cyberrisiken– darunter auch solche, die sich gut vorbereitet wähnen“, sagt Prof. Dr. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Obwohl die Ausgaben für die Sicherheit insgesamt gestiegen seien, bezeichnet sie den Status der Abwehrmaßnahmen als „eher ernüchternd“. Denn dem Deloitte-Report zufolge sieht sich nur die Hälfte der Befragten so gut wie möglich vorbereitet. Und auch in dieser Gruppe sei Skepsis angebracht: In jedem fünften Fall beschäftige sich die Geschäftsleitung nur anlassbezogen oder gar nicht mit dem Thema, und in jedem vierten Fall gebe es keinen Notfallplan für ein Angriffsszenario.

 

Wissenschaftsjahr 2018

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Wissenschaftsjahr 2018: Arbeitswelten der Zukunft

Den Meeren und Ozeanen widmete sich das Wissenschaftsjahr 2017. Beim Wissenschaftsjahr 2018 hingegen wird es um einen Blick in die Büros und Werkhallen der Zukunft gehen: Wie werden wir arbeiten? Was wird uns dabei unterstützen? Wie werden wir Arbeit und Freizeit neu definieren, wie Familie und Beruf vereinbaren? Arbeiten die Menschen in Zukunft Seite an Seite mit Maschinen? Werden sie ihrer Arbeit flexibel nachgehen: von jedem Ort, zu jeder Zeit? Welche Chancen und Risiken zeichnen die möglichen Arbeitswelten der Zukunft aus?

Aktiv den Fortschritt lenken

Die Digitalisierung und der technologische Fortschritt sorgen schon jetzt in vielen Bereichen der der Arbeitswelt für Herausforderungen und Umbrüche, aber auch für Chancen, innovative Lösungen und neue Berufe. 90 Prozent der Deutschen halten es für ihren beruflichen Erfolg für unerlässlich, sich ständig weiterzubilden. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). 75 Prozent rechnen demnach bis zum Jahr 2030 mit einer spürbaren Veränderung der Arbeitswelt. Diese erwartete Veränderung soll im Mittelpunkt des Wissenschaftsjahres 2018 stehen: die Auswirkungen technischer Innovationen auf die Arbeitswelt sowie ökonomische und soziale Einflüsse neuer Technologien. Eine wichtige Frage soll den Veranstaltern zufolge zudem sein, wie Politik, Wissenschaft und Forschung, aber auch die Beschäftigten den Wandel der Arbeitswelt mitgestalten können – damit der Fortschritt nicht die Menschen lenkt, sondern umgekehrt.

Wissenschaftsjahr will Debatten anregen

Die Wissenschaftsjahre sind eine gemeinsame Initiative von BMBF und Wissenschaft im Dialog (WiD). In den Wissenschaftsjahren suchen Forscherinnen und Forscher alljährlich den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern: Sie wollen Wissenschaft erlebbar machen sowie Zukunftsfragen beantworten und diskutieren. Ziel der Wissenschaftsjahre ist es zudem, kontroverse Debatten anzuregen und voranzutreiben. Offizieller Start des Wissenschaftsjahres „Arbeitswelten der Zukunft“ ist am 19. Februar 2018 in Berlin. Auf der Webseite des Wissenschaftsjahres werden nicht nur aktuelle themenbezogene Meldungen aus der Wissenschaft veröffentlicht, sondern auch ein Kalender mit bundesweiten Veranstaltungen.

DHL Hub Leipzig

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Netzwerk Ost beim DHL Hub Leipzig

von Maximilian Matheuszik, Vorstand VWI-HG Leipzig

Europas modernster Umschlagplatz für Luftfracht ist nicht etwa der Frankfurter Flughafen – nein, es ist der Flughafen Leipzig/Halle, und das bereits seit fast zehn Jahren. Seit 2008 wickelt die DHL International GmbH ihren gesamten europäischen und weltweiten Expressfracht-Verkehr über den Leipziger Flughafen ab. Die Stadt Leipzig setzte sich dabei aufgrund ihrer herausragenden Infrastrukturanbindung am Autobahnkreuz A9/A14 und der 24-stündigen Start- und Landeerlaubnis für Flugzeuge gegen zahlreiche weitere Bewerberstädte in Mitteleuropa durch. Diese moderne Logistikzentrale war jetzt Ziel einer Exkursion, welche die VWI-Hochschulgruppe Leipzig mit Unterstützung ihres Kooperationspartner Ferchau Engineering für Studierende aus den Partner-Hochschulgruppen des Kooperationsnetzwerks Netzwerk Ost organisiert hatte. 30 Teilnehmer aus Leipzig, Dresden, Freiberg und Chemnitz erlebten den DHL Hub Leipzig bei einer zweistündigen nächtlichen Führung.

Blick ins Herz des DHL Hub Leipzig

Zur Einführung sahen die Teilnehmer ein eindrucksvolles Video mit Luftaufnahmen des Geländes und einigen Szenen aus dem Herzstück des Hubs, der zentralen Sortier- und Abfertigungsanlage. Nach der anschließenden umfassenden Sicherheitskontrolle und Einweisung wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen in die Anlage begleitet. Dort beantworteten die beiden Gästebegleiter dann zahlreiche Fragen, was aufgrund der Lautstärke in der Werkhalle nicht immer einfach war.

Die speziell für DHL entwickelte, 70 Millionen Euro teure Anlage aus zwei gegenläufigen Rollbändern, dutzenden Paketaufzügen und gelben Paketrutschen sowie zahlreichen fahrerlosen Transportwagen fertigt in einer normalen Nacht fast 100000 Expressfracht-Sendungen pro Stunde ab. Um diese Zahl erreichen zu können, braucht die DHL auch außerhalb der Sortieranlage eine effiziente Logistik. Die Flugzeuge der DHL landen deshalb im Fünf-Minuten-Takt auf einer eigenen 3600 Meter langen Landebahn direkt vor den Werkhallen und werden mit einem elektronischen Leitsystem ohne menschliche Einweisung in die Parkposition geleitet. Innerhalb weniger Minuten werden dann die Flugzeuge entladen und die Frachtcontainer in die Werkhallen gebracht. Dort werden sie von Hand entladen, und alle Sendungen durchlaufen die Sortieranlage. Anschließend werden die Frachtcontainer neu bestückt und wieder in die Flugzeuge geladen, die spätestens bis zum Morgengrauen ihren Zielflughafen erreichen. Dort werden die Sendungen dann an die jeweiligen Postanbieter vor Ort übergeben. Eine Sendung, die als Express-Fracht bis spätestens 18 Uhr in Europa aufgeben wird, erreicht so dank des DHL Hubs Leipzig ihren Zielort bereits am Tag darauf.

Vom Rolls-Royce bis zum Spitzmaulnashorn

Nach der Besichtigung der Werkhallen fuhren die Teilnehmer der Exkursion mit einem Bus einmal quer über das Vorfeld der Anlage, vorbei am hauseigenen Reparatur- und Wartungshangar der DHL. Das 30 Meter hohe Gebäude bietet Platz für zwei Airbus A380 und ist der zentrale Ort zur Wartung aller DHL-Flugzeuge. Interessanterweise wird das Gebäude nur über eine Fußbodenheizung erwärmt, was die Gästebegleiter mit den Worten „damit die Techniker keine kalten Füße bekommen“ kommentierten.

Während der abschließenden Fahrt zurück zum Besucherzentrum führte der Weg vorbei am Parkplatz für die Sonderfrachten. DHL versendet grundsätzlich alles, was in ihre Flugzeuge passt. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass von den Rolls-Royce eines arabischen Scheichs über zahlreiche Formel-1-Wagen bis hin zum schwarzen Spitzmaulnashorn Eliska bereits viele Sonderfrachten über den Hub in Leipzig versendet wurden.

Nach der Rückgabe der Besucherausweise und der gelben DHL-Warnwesten kehrten alle Teilnehmer in ihre Heimatorte zurück. Das Fazit der Exkursions-Teilnehmer fiel sehr positiv aus. Der besondere Dank der VWI-Hochschulgruppe Leipzig gilt nicht nur den Studierenden aus dem Netzwerk Ost für ihr Interesse, sondern auch dem Besucherzentrum der DHL International GmbH und insbesondere dem Kooperationspartner, der Ferchau Engineering GmbH, für die Organisation der Exkursion.

DHL Hub Leipzig
RFID Automobilproduktion

Beitragsbild: Fraunhofer IFF/Andreas Süss

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RFID in Produktion und Logistik

Geringerer Aufwand, höhere Wirtschaftlichkeit – das wollen die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF mit dem Einsatz von RFID in der Automobilproduktion erreichen. Hintergrund ist die immer weiter steigende Variantenvielfalt bei der Herstellung von Neuwagen. Da viele Bauteile rein äußerlich kaum zu unterscheiden sind, werden sicherheitsrelevante Teile mit einem Barcode versehen, der manuell gescannt werden muss. RFID-Tags können die Beschäftigten von dieser Routineaufgabe entlasten und ihnen durch automatische Prüfung gleichzeitig die Sicherheit, die richtigen Teile verbaut zu haben.

Mehr Prozesssicherheit und Transparenz

„RFID-Tags an den Bauteilen können die Prozesssicherheit und die Effizienz deutlich erhöhen“, sagt Wirtschaftsingenieur und IFF-Wissenschaftler Marc Kujath. Das habe das IFF sowohl mit Machbarkeitsstudien belegt als auch mit Funktests bei Mercedes-Benz Vans im Werk Ludwigsfelde bei Berlin. Die eingesetzten RFID-Systeme bestehen aus dem RFID-Tag am Bauteil sowie einem Scanner, der die Informationen berührungslos ausliest. Das Fraunhofer IFF hat in einem ersten Schritt die dafür am besten geeigneten Bauteile eines Fahrzeugs identifiziert – bis zu 40 Teile sind es insgesamt. Für die weiteren Entwicklungen haben sich die Forscher dann zunächst auf Spiegel und Sitze konzentriert.

„Über die RFID-Tags können wir die Transparenz deutlich erhöhen“, erläutert Wirtschaftsingenieur Kujath. Denn während beim Barcode lediglich die Information hinterlegt sei, um welchen Spiegeltyp es sich handelt, könne die Nummer des RFID-Tags zahlreiche weitere Informationen liefern. Außerdem sei es möglich, die RFID-Tags über einen Scanner alle gleichzeitig automatisiert und berührungslos zu erfassen – und zwar auch noch dann, wenn die Teile bereits verbaut sind. Für die Produktion sei das ein entscheidender Vorteil. Beispielsweise könne bei der Montage von Vorder- oder Hinterachse bereits zwischendurch überprüft werden, ob alle benötigten Bauteile verbaut wurden. Bisher werde dies erst in der Endkontrolle erfasst – von Mitarbeitern per Sichtkontrolle und Papierliste.

Technologie, Betriebskonzept, Systemintegration

Neben der Technologie haben sich die IFF-Forscher auch um das Betriebskonzept gekümmert. „Dazu waren mehrere Schritte nötig, die wir gemeinsam mit unserem Partner Mercedes-Benz Vans angegangen sind“, sagt Kunath: „So haben wir beispielsweise die blinden Flecken in der Produktionsplanung reduziert. Das heißt: Die Projektleiter wissen nun, wo die Tücken des Prozesses liegen – und können zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellen. Zudem haben wir die verschiedenen Rollen durchdacht, schließlich braucht der Projektleiter andere Informationen als der Techniker.“ In einem weiteren Schritt sollen laut Fraunhofer IFF nun Serientests bei Daimler folgen.

RFID Automobilproduktion
Gehälter

Beitragsbild: Pixelio/Rainer Sturm

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Steigende Gehälter im Projektmanagement

Die Gehälter im Projektmanagement steigen weiter. Das meldet die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V (GPM) als Ergebnis ihrer Studie zu Gehalt und Karriere, die alle zwei Jahre durchgeführt wird. Demnach lag das durchschnittliche Jahresgehalt mit 80.000 Euro noch einmal 1,9 Prozent über dem Wert von 2015. Bei Projektmanagern aus Österreich sei der Verdienst sogar um bis zu 10,9 Prozent gestiegen, so dass sie nun fast gleichauf mit ihren deutschen Kollegen liegen.

Gehälter abhängig von Branche, Unternehmensgröße und Umsatz

Wie die GPM weiter mitteilt, sind die Gehälter unter anderem von strukturellen Faktoren abhängig. Beispielsweise bekommen Projektmanager in der Pharma- und Chemieindustrie mit durchschnittlich 98.300 Euro die höchsten Gehälter, gefolgt von der Finanzdienstleistungsbranche (90.400 Euro) und der Elektrotechnik (90.200 Euro). Deutlich niedrigere Gehälter erhalten Projektmanager laut GPM in den Branchen Handel (71.900 Euro) und Software (71.600 Euro) sowie in Ingenieurbüros (71.500 Euro). Neben der Branche beeinflussen auch die Größe des Arbeitgebers sowie sein Umsatz die Gehälter: Am besten ist der Verdienst in Unternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten beziehungsweise über 100 Millionen Euro Umsatz.

Weiterbildung lohnt sich

Die erfolgreiche Teilnahme an Zertifikatslehrgängen wirkt sich der GPM zufolge ebenfalls positiv auf die Gehaltshöhe aus. Durchschnittlich erhalten Beschäftigte ohne projektmanagementspezifische Zertifizierung ein deutlich geringeres Jahresgehalt als diejenigen mit Weiterbildungen und Zertifikatsprogrammen. Die Gehälter von Männern und Frauen im Projektmanagement nähern sich der Studie zufolge übrigens an: Während im Jahr 2015 die Differenz noch bei 23,6 Prozent gelegen habe, betrage der Lohnunterschied in der aktuellen Umfrage 14,1 Prozent.

Neues Themenfeld: Digitalisierung

Zum ersten Mal deckt die Gehaltsstudie auch das Themenfeld Digitalisierung ab. Demnach hat das Thema in den Unternehmen grundsätzlich einen hohen Stellenwert, wird aber unterschiedlich umgesetzt. Am positivsten werde die digitale Transformation bei der zentralen Ablage von Wissen, der Strukturierung von Arbeitsschritten in Projekte sowie der Optimierung von Prozessen gesehen. Handlungsbedarf bestehe jedoch bei den Faktoren Budget und Mitarbeiterkompetenz.

Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler stark vertreten

Für die sechste Ausgabe der Studie haben 1075 Projektmanager zahlreicher Branchen für die GPM ihr Gehalt offen gelegt. Für Prof. Dr. Steffen Scheurer, der die Erhebung wissenschaftlich begleitete, ist die hohe Beteiligung nicht zuletzt auch ein Zeugnis der wachsenden Projektifizierung unserer Arbeitswelt. Der durchschnittliche Studienteilnehmer ist gut 40 Jahre alt, Akademiker, auslandserfahren und in leitender Funktion im Projektmanagement eines mittelgroßen oder großen Unternehmens beschäftigt. Dabei bilden Ingenieure (34,8 Prozent) und Wirtschaftswissenschaftler (27,8 Prozent) unter den 1075 Befragten die größten Gruppen. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der EBS Universität für Wirtschaft und Recht durchgeführt und von pma – Projekt Management Austria und spm. swiss project management association unterstützt.

Gesten im Museum

Beitragsbild: Industriemuseum Chemnitz

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Gesten im Museum

Gesten sind ein integraler Teil der menschlichen Kommunikation. Der erhobene Daumen beispielsweise wird ebenso über Sprachgrenzen hinweg verstanden wie der ausgestreckte Mittelfinger. Mit Hilfe der Hände lassen sich außerdem räumliche Verhältnisse abbilden, Gegenstände visualisieren oder Handlungen nachahmen. Und in einer zunehmend technisierten Welt können mit Gesten Roboter oder Autos, Fernseher oder Smartphones gesteuert werden. Vor diesem Hintergrund zeigt das Industriemuseum Chemnitz noch bis zum 4. März 2018 die Sonderausstellung „Gesten – gestern, heute, übermorgen“.

Spiegel kultureller und technischer Entwicklungen

Auf 600 Quadratmetern will die Ausstellung Gesten und ihre vielfältigen Bezugspunkte zu aktuellen kulturellen und technischen Entwicklungen und Wandlungsprozessen erfahr- und erlebbar machen. Dabei geht es nicht nur um die Sprache der Gesten an sich, sondern auch um die Arbeitswelt der Zukunft. Das Linzer Ars Electronica Futurelab hat in Zusammenarbeit mit der TU Chemnitz eigens für diese Ausstellung interaktive Installationen entwickelt, die auf geschichtsträchtige Exponate des Industriemuseums treffen sowie auf Kunstwerke, die sich mit Gesten allgemein als menschlich hervorgebrachten Zeichen auseinandersetzen.

Kommunikation mit Menschen und Maschinen

Die Ausstellung bildet den Abschluss des Forschungsprojekts „Hands and Objects in Language, Culture, and Technology: Manual Actions at Workplaces between Robotics, Gesture, and Product Design“ (MANUACT). Im Zentrum dieses Verbundprojekts steht das Zusammenspiel von Traditionen des Objektgebrauchs, deren Verkörperung in Gesten und der Gestaltung von händischen Bedienkonzepten an der Schnittstelle von Menschen und Maschinen. Ein zentraler Grundgedanke ist dabei, dass für die Gestaltung zukünftiger 3D-Interfaces mit Gestensteuerung die kommunikativen Gesten der zwischenmenschlichen Kommunikation einen geeigneten Ausgangspunkt darstellen, da sie bereits im Gedächtnis verankert und daher leichter zu erlernen sind. Im industriellen Bereich wird Gestensteuerung als Zukunftsthema gehandelt und beispielsweise für die Steuerung von Geräten im Smart Home oder in der Autoindustrie erprobt.

Gesten in neuem Licht

„Das Gesamtprojekt zeichnet sich dadurch aus, dass experimentelle und künstlerische Herangehensweisen in der Forschung Platz finden“, erklärt Christopher Lindinger vom Ars Electronica Futurelab. Dieser Ansatz ziehe sich auch in die Ausstellung hinein und biete den Besucherinnen und Besuchern einen ungewohnten Perspektivwechsel zwischen analog und digital, der Hände, Gesten und ihre Beziehungen zu den Dingen in einem neuen Licht erscheinen lasse. Einige zentrale interaktive Exponate sollen Lindinger zufolge einen Eindruck von kontaktloser Gestensteuerung vermitteln und so das Zusammenspiel von Stimme und Geste Schritt für Schritt begreifbar werden lassen. Unter anderem können Besucher bei einem Demonstrator zum Thema Industrie 4.0 selbst aktiv werden.

Die Sonderausstellung „Gesten – gestern, heute, übermorgen“ im Industriemuseum Chemnitz ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 10 bis 17 Uhr; montags sowie am 31. Dezember 2017 und 1. Januar 2018 geschlossen.

Gesten im Museum
Aluminium Ausstellung Audi

Beitragsbild: Audi AG

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Aluminium: Glänzende Technik

Um Aluminium dreht sich eine aktuelle Sonderausstellung im Audi museum mobile in Ingolstadt. Unter dem Titel „Glanzstücke – Der Glanz der Technik“ präsentiert die Schau den Besuchern die mehr als 100-jährige Geschichte des Werkstoffs Aluminium und dessen vielfältige Verwendung – bei Audi, aber auch darüber hinaus.

Motoren, Getriebe, Karosserien

Aluminium gilt von Anfang an als wichtiger Werkstoff im Automobil­bau. Bereits Audi-Unternehmensgründer August Horch verwendete ihn in seinen ersten Motor- und Getriebe-Konstruktionen. Auch bei den Audi-Vorgängermarken kam der Werkstoff früh und vielfach zum Einsatz, zum Beispiel im Typ K von 1923. Einen Meilenstein in der Geschichte der Aluminium­karosserien und des Leichtbaus setzte die Marke 1994 mit der Bauweise Audi Space Frame (ASF) – die ASF-Karosserie steckt seit vier Generationen im Audi A8 und ist als Exponat zentraler Teil der Sonderausstellung.

Die Ausstellung zeigt zudem noch vier weitere Autos mit seltenen hochglänzenden Vollaluminium-Karosserien. Dazu gehören die Studie AVUS quattro, die Audi im Jahr 1991 auf der Automobilausstellung in Tokio präsentierte, sowie das 1993 auf der IAA in Frankfurt gezeigte ASF Concept Car. Dabei handelt es sich um einen Audi A8, bei dem die tragende Struktur und die mittragenden Karosseriebleche vollständig aus Aluminium gefertigt sind. Außerdem zu sehen sind das zweite Audi-AFS-Modell, ein Audi A2 von 2002, sowie das Showcar Audi R8 5.2 quattro von 2009.

Kunstwerke und Kleinexponate

Neben den Fahrzeugen sind Erklärungen zum Werkstoff Aluminium sowie eine Fülle von Kleinexponaten Teil der Ausstellung. Das soll den Besuchern verdeutlichen, in wie vielen unterschiedlichen Artikeln Aluminium verbaut ist – vom Grammophon über den Tablet-Computer bis hin zur Schokoladen-Verpackung. Außerdem hat der Künstler Camill Leberer zwei Aluminium-Kunstwerke exklusiv für die Ausstellung entworfen, die Audi-Auszubildende nach seinen Plänen fertigten. Zeitgleich zeigt der „Audi Kunstraum“ im Wandelgang des Audi museum mobile mehr als 30 Papier­arbeiten des Künstlers.

„Glanzstücke – Der Glanz der Technik“ ist noch bis zum 4. März 2018 im  in Ingolstadt zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr; Samstag, Sonntag, Feiertage 10 bis 16 Uhr; vom 31.12.2017 bis 08.01.2018 ist das Museum geschlossen.

Digitalisierung

Beitragsbild: IG BCE

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Branchenberichte zur Digitalisierung

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie hat einen Sammelband mit dem Titel „Digitalisierung und Industrie 4.0 – Technik allein reicht nicht“ vorgelegt. Hintergrund ist ein von der Hans Böckler-Stiftung gefördertes Forschungsprojekt des VDI-Technologiezentrums (VDI TZ) und der TU Dortmund. Diese interdisziplinär angelegte Studie hatte zum Ziel, einen systematischen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion von Digitalisierung der Industrie bzw. Industrie 4.0 in Bezug auf die Branchen Chemie, Pharmazie, Kautschuk, Glas, Keramik und Kunststoffverarbeitung zu liefern. In den Branchenberichten des Sammelbands werden aktuelle Entwicklungen konkret dargestellt und die Folgen der Digitalisierung für Arbeit, Mitbestimmung und Organisations- sowie Technikentwicklung diskutiert.

Chance für gesellschaftlichen Fortschritt?

Dem Herausgeber zufolge gliederte sich das Projekt in drei Bereiche. Zunächst wurden kurz-, mittel- sowie langfristig angelegte technologische Ansätze und Trends mit Bezug auf Digitalisierung der Industrie analysiert und identifiziert. In einem zweiten Schritt wurden mit den identifizierten Technologien verbundene Wirkungen und Herausforderungen für Prozessinnovationen, Arbeitsorganisation, Arbeitsbedingungen und Qualifizierung herausgearbeitet und analysiert. Und schließlich wurden mögliche Kernelemente für eine Innovations- und Arbeitspolitik skizziert, die sowohl technologische als auch soziale Innovationsprozesse als Voraussetzung für gesellschaftlichen Fortschritt betrachten. „Dass aus dem technologischen Fortschritt auch ein Projekt des sozialen Fortschritts wird, ist weder vorgegeben noch selbstverständlich“, schreiben Tomas Nieber und Iris Wolf von der IG BCE im Vorwort des Sammelbands: „Es ist eine Frage des politischen Wollens und der gewerkschaftlichen Gestaltungskraft.“

Dreiklang von Technologie, Mensch und Organisation

Aus der Forschungsstudie geht hervor, dass die Arbeitswelt sich in den untersuchten Branchen mehr und mehr verändert. Denn die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien erlauben Modularisierung, neue Vernetzungen, Big Data und immer perfektere Algorithmen. Parallel dazu verändern sich die Arbeitsplätze, andere gehen verloren und neue entstehen. Aus Sicht der Autoren gewinnt daher der Dreiklang von Technologie, Mensch und Organisation in der Industrie für Unternehmen, Belegschaften, Betriebsräte, Gewerkschaften, Arbeitgeber und Verbände als den zentralen Innovationsakteuren zunehmend an Bedeutung. Hier müsse eine gezielte Innovationspolitik zur Digitalisierung der Industrie mit dem Fokus auf Optionen und Potenziale sowie Barrieren und Risiken (und deren Abbau) ansetzen.

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Gamification im Projektmanagement

Mit der möglichen Übertragbarkeit von Ansätzen aus dem Bereich Gamification auf das Projektmanagement hat sich Johannes Schenk von der TH Mittelhessen in Friedberg in seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt. Dafür erhielt der Wirtschaftsingenieur den ‘Deutschen Studienpreis Projektmanagement 2017’ der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement. Mit dem jährlich verliehenen Preis prämiert die GPM wissenschaftliche Abschlussarbeiten mit zukunftsweisenden Ideen oder originellen Lösungen zu Teilbereichen des Projektmanagements.

Motivation steigern, Kompetenzen vermitteln

Betreut von Prof. Dr. Claus Hüsselmann hat sich Johannes Schenk mit der Verwendung von Elementen der Spielgestaltung bei der Lösung von Managementaufgaben befasst. Der Wirtschaftsingenieur untersuchte, wie sich Gamification-Methoden im Projektmanagement nutzen lassen, um eine Motivationssteigerung bei Projektmitarbeitern zu erzielen. Außerdem arbeitete er heraus, wie sich die Anwendung von Spielprinzipien zur Vermittlung von Projektmanagement-Kompetenz in der Erwachsenenbildung und der Hochschullehre eignet.

Unter Gamification versteht man die Anwendung von Spielelementen in einem spielfremden Kontext. Davon abzugrenzen sind sogenannte Serious Games, die als Spiele definiert werden, die einen tieferen Sinn haben. Johannes Schenk hat als Ausgangspunkt seiner Analyse eine Expertenumfrage zum Thema Gamification im Projektmanagement durchgeführt. Neben der Expertenumfrage nutzte er Chous „Octalysis“-Tool, mit dem Gamification-Ansätze und -Elemente analysiert, bewertet und schließlich veranschaulicht werden können. Dieses Gamification-Framework geht davon aus, dass mindestens einer von acht Kernantrieben jede menschliche Handlung als Motivation begründet.

Einfluss auf Wissensvermittlung, Problemlösung und Lernkultur

Schenk hat nicht nur untersucht, inwiefern Gamification zu einer Steigerung der Motivation führen kann. Darüber hinaus stellte er fest, dass die Verbindung von Realität und Spiel Einfluss auf Wissensvermittlung, Problemlösung und Lernkultur hat. Mit Blick auf den internationalen Projektmanagement-Standard IPMA Competence Baseline (ICB 3.0) sei dieser Einfluss insbesondere für die zueinander in Hauptbeziehung stehenden Kompetenzelemente „Engagement und Motivation“ sowie „Personalmanagement“ von Bedeutung. Schenk griff jedoch auch die Kompetenzelemente „Problemlösung“, „Entspannung und Stressbewältigung“, „Kreativität“, „Information und Dokumentation“ sowie „Kommunikation“ thematisch auf.

Die Jury ist sicher, dass das Thema Gamification hochaktuell ist und für das Projektmanagement in Zukunft eine große Bedeutung haben wird. Johannes Schenk habe mit seiner Bachelor-Arbeit angesichts der noch spärlichen Literatur in diesem Bereich eine beträchtliche systematische Leistung vollbracht.

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Software-Tool für Industrie 4.0 in KMU

Eine Smart Factory zielt vor allem auf eine intelligente Vernetzung von Menschen und Maschinen in Produktion und Logistik – der Kern von Industrie 4.0. Für diese intelligente Vernetzung sind neuartige Mensch-Maschine-Schnittstellen und interaktive Assistenzsysteme erforderlich. Deren Einführung verläuft in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) jedoch sehr viel schleppender als in Großunternehmen. Vor diesem Hintergrund haben das Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) und das International Performance Research Institute (IPRI) ein Software-Tool entwickelt, das die Einführung unterstützt.

„Kleine und mittlere Unternehmen sind sich der Bedeutung dieser für Industrie 4.0 wichtigen Technologien bewusst, zögern aber im Vergleich zu Großunternehmen bei deren Einführung“, sagt Wirtschaftsingenieur Stefan Willeke, der das Projekt am IPH geleitet hat. Die Gründe dafür sind aus seiner Sicht unterschiedlich: Oft können Unternehmen die Potenziale interaktiver Assistenzsysteme nicht abschätzen, kennen die Anforderungen für deren Nutzung nicht oder haben kein systematisches Vorgehen, um diese erfüllen zu können.

Kostenloses Software-Tool mit Reifegradmodell

Wie die beiden Institute mitteilen, soll ihr neuer Wegweiser in Richtung Industrie 4.0 KMU zeigen, was es bereits auf dem Markt gibt, welche Technologien für welche Vorteile in der Produktion sorgen und wie hoch die entsprechenden Kosten sind. Das Software-Tool bietet demnach eine klare Übersicht über die unterschiedlichen Systeme und deren Einsatzpotenziale. Das soll Unternehmen als Grundlage für ihre Entscheidung dienen, welche Technologien sie einführen möchten und können.

Das im Tool integrierte Reifegradmodell soll zudem dabei helfen, die Anforderungen genau zu planen und zu steuern, die für den Einsatz von interaktiven Assistenzsystemen erfüllt werden müssen. Die Unternehmen können also prüfen, wie weit sie von der Umsetzung entfernt sind, welche Technologien am besten für ihr Vorhaben geeignet sind, welche sie bereits einsetzen können oder welche Maßnahmen sie zunächst umsetzen müssen. „Das Schöne an dem Tool ist, dass die Unternehmen es immer wieder einsetzen können. Nach jedem Schritt können sie mit dem Tool erneut prüfen, in welcher ‚Reifestufe‘ sie sich gerade befinden“, so Willeke.

Das Software-Tool kann beim IPH kostenfrei heruntergeladen werden (unter Ergebnisse/Software-Demonstrator).