Elektromobilität ist auch ein Thema für schwere Nutzfahrzeuge: Auf den Namen Lynx wurde der elektrisch betriebene Muldenkipper getauft, der seit wenigen Tagen in einem Steinbruch in Péry im Schweizerischen Jura im Einsatz ist. Zusammen mit Industriepartnern haben die Berner Fachhochschule BFH, die NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs und die Empa den „eDumper“ entwickelt, der als das größte und stärkste batteriebetriebene Elektrofahrzeug der Welt gilt – und als Null-Energie-Fahrzeug. Mittelfristig soll der Lynx sogar mehr Energie erzeugen, als er selbst verbraucht, und so zu einem sogenannten EnergiePlus-Fahrzeug werden.
Der Elektromuldenkipper mit 58 Tonnen Leergewicht und 65 Tonnen Zuladung sorgt den Projektpartnern zufolge für mehrere Weltrekorde. Es verfügt beispielsweise über die größte je für ein Elektrofahrzeug hergestellte Batterie, die mit 4,5 Tonnen so schwer wie zwei komplette Pkw ist. Zudem habe noch nie hat ein vergleichbares Fahrzeug eine derart große Menge an CO2 einsparen können: Der Lynx soll in den kommenden zehn Jahren jährlich über 300.000 Tonnen Material transportieren und dabei nach vorläufigen Berechnungen bis zu 1300 Tonnen CO2 und 500.000 Liter Diesel einsparen.
Mit Bremsen zum Null-Energie-Fahrzeug
Der eDumper wird Kalk- und Mergelgesteine aus einem höher gelegenen Abbaugebiet in eine tiefer gelegene Verarbeitungsanlage transportieren. Bei der voll beladenen Talfahrt sollen die Batterien mittels Rekuperation der Bremsenergie aufgeladen werden. Der so erzeugte Strom reicht nach vorläufigen Berechnungen der Projektpartner für die unbeladene Rückfahrt bergauf ins Abbaugebiet weitgehend aus, was den eDumper zu einem Null-Energie-Fahrzeug machen würde. Wie die Energiebilanz des eDumpers genau ausfällt, sollen Untersuchungen im Alltagsbetrieb während der nächsten Monate zeigen.
Das Gefährt wurde auf Basis eines dieselbetriebenen Muldenkippers des Typs Komatsu HD 605-7 komplett neu aufgebaut. Sowohl der Synchron-Antriebsmotor als auch Getriebe, Batterien und Wechselrichter sind allesamt Spezialanfertigungen auf der Basis industrieller Produkte der neuesten Generation. Die Hydropumpen für Lamellen-Bremsanlage, Kippantrieb, Servounterstützung und Vorspannung der Hilfsbremsanlage werden von einem weiteren Elektromotor mit 200 kW Leistung angetrieben; der aus vier Blöcken bestehende Stromspeicher mit 600 kWh findet seinen Platz im Motorenraum anstelle des Dieseltanks.