interdisziplinärer Forscher

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Interdisziplinärer Ansatz: WiIng erhält Otto-Kienzle-Gedenkmünze

Marc-André Dittrich hat die Otto-Kienzle-Gedenkmünze der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) erhalten. Der promovierte Wirtschaftsingenieur beschäftigt sich mit sich selbst optimierenden Maschinen. „Seine extrem schnelle Auffassungsgabe und vor allem sein interdisziplinärer Blick auf die Dinge hat eine ganze Bandbreite an Innovationen nach sich gezogen“, so Berend Denkena, WGP-Vizepräsident und Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz-Universität Hannover: „Insbesondere bei sich selbst optimierenden Fertigungssystemen hat er eine Schnittstelle zur Informatik geschaffen. Neben grundlegenden Aspekten konnten wir durch seine Arbeiten vor allem bei der praktischen Umsetzung der Systeme einen großen Schritt nach vorne machen.“

„Wir schauen als Fertigungstechniker noch zu oft nur darauf, was allein aus der Mechanik machbar wäre“, sagt dazu Marc-André Dittrich. Ein interdisziplinärer Ansatz hingegen eröffne neue Möglichkeiten. Mit Blick auf die Digitalisierung sei es beispielsweise notwendig, sich mehr an der Informatik auszurichten, etwa beim Machine Learning. Der Wirtschaftsingenieur treibt das Arbeiten an den Schnittstellen der verschiedenen Fachrichtungen als Leiter des IFW-Bereichs „Produktionssysteme“ voran. Hier wird an der Optimierung von Fertigungssystemen und deren Steuerung geforscht. Im Exzellenzcluster „PhoenixD“ führt Dittrich darüber hinaus eine Task Group, die sich mit Qualitätsregelkreisen in der Fertigungstechnik beschäftigt: „Daten aus der Fertigung müssen intelligent miteinander verknüpft werden, um zu selbstlernenden Systemen zu kommen, die auch bei kleinsten Losgrößen eine effiziente Fertigung gewährleisten.“

Im Sonderforschungsbereich SFB 1368, in dem es um Grundlagenforschung zu sauerstofffreien Produktionsprozessen geht und der seit 2020 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird, leitet Dittrich zudem ein Teilprojekt zur Zerspanung. „Wir werden untersuchen, was genau passiert, wenn ohne Sauerstoff zerspant wird: Was passiert an der Schneidkante? Wie wirkt sich das auf die Späne aus beziehungsweise auf den Werkzeugverschleiß?“ Seine Aufmerksamkeit will der Nachwuchswissenschaftler unter anderem auf Titanspäne richten. Titan ist teuer und nicht recycelte Späne sind extreme Verschwendung. „Das IFW arbeitet bereits an Recyclingmethoden, aber das Potenzial zur Wiederverwendung hängt auch mit dem Grad der Oxidation zusammen. Wir wollen Titanspäne direkt recycelbar machen.“ Gerade hat Dittrich außerdem noch die Leitung eines Arbeitskreises übernommen – im neuen DFG-Schwerpunktprogramm „FluSimPro“. Dabei geht um den effizienten Einsatz von Kühlschmierstoffen und die Simulation der Fluiddynamik – noch ein interdisziplinärer Bereich mit Schnittstellen zu anderen Fachdisziplinen.

Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Prozessrobustheit – der thematische Bogen bei Dittrichs Forschungen ist weit gespannt. Interdisziplinarität ist sein Leitbild. „Ich hatte schon in der Schule keine Lieblingsfächer, weil mich alles interessiert hat“, so der Preisträger. Und was ist der nächste Schritt? „Zunächst möchte ich meine Habilitation an der Leibniz Universität Hannover abschließen“, sagt Dittrich. „Perspektivisch kann ich mir sowohl eine Tätigkeit in der Wirtschaft als auch in der Forschung vorstellen.“

Laura

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Laura: Behördenpost autonom unterwegs

TaBuLa heißt der autonom fahrende Shuttle, der seit einem Jahr in Lauenburg unterwegs ist. Jetzt hat der selbstfahrende Elektrobus mit Laura eine Kollegin bekommen. Laura steht für Lauenburgs Automatisierte Roboter Auslieferung und soll in Zukunft völlig selbstständig die Behördenpost der Stadt ausliefern. Entwickelt, programmiert und gebaut wurde der Roboter am Institut für technische Logistik an der TU Hamburg, für die logistischen Prozesse hinter dem Projekt und die Projektkoordination ist das Institut für Verkehrsplanung und Logistik verantwortlich.

Genau wie das TaBuLa-Shuttle bewegt sich Laura selbstfahrend und automatisiert durch die Lauenburger Innenstadt. Die Lieferroute beginnt am Posteinlagerungszentrum und führt über das Rathaus zu den verschiedenen Behördensitzen, so Justin Ziegenbein, der an der TU Hamburg Internationales Wirtschaftsingenieurwesen studiert und dort auch Wissenschaftlicher Mitarbeiter ist: „Wenn Laura zum Beispiel Dokumente vom Rathaus zum Museum liefern soll, fährt sie eigenständig bis zur nächsten TaBuLa-Haltestelle. Sobald der Bus da ist, rollt sie über die Rampe zu ihrem eigenen Platz, fährt ein Stückchen mit und steigt dann bei der Museumshaltestelle aus, um dort die Post abzugeben.“

Bis zu vier Kilogramm Post kann Laura zurzeit bewältigen. Um problemlos den richtigen Weg zu finden, ist der Transportroboter so wie das TaBuLa-Shuttle mit verschiedenen Sensoren und Kameras ausgestattet, die ermöglichen, die Umgebung in 360 Grad zu erfassen. So kann sich Laura mit einer Maximalgeschwindigkeit von sechs Kilometern pro Stunde vorsichtig zwischen den Fußgängern bewegen und mögliche Hindernisse umgehen. Zurzeit wird sie jedoch noch von einem Mitglied des Forschungsteams begleitet, das mithilfe eines umfunktionierten Playstation-Controllers bei unerwarteten Problemen eingreifen kann. „Wir müssen Laura noch eine Weile beobachten und einige Daten sammeln, damit wir sie für ihren richtigen Einsatz optimieren können“, so Justin Ziegenbein weiter. Geplant ist, dass Laura bereits im Frühjahr die ersten Sendungen ausliefern wird.

Arbeitsplatz

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Arbeitsplatz: Sicherheit wichtiger als Gehalt

Fast jeder zweite Beschäftigte verschiebt zurzeit wegen der Corona-Pandemie die Frage nach einer Gehaltserhöhung. Das meldet die Jobplattform Stepstone auf Grundlage einer Umfrage unter 28.000 Menschen. Normalerweise nehmen viele Beschäftigte den Beginn eines neuen Jahres zum Anlass, das Gehalt zu verhandeln oder nach einem neuen Arbeitsplatz Ausschau zu halten, bei dem ein Gehaltssprung möglich wäre. Fast jeder zweite von Stepstone Befragte sagt jedoch, aufgrund der Corona-Pandemie die Gehaltsforderungen vorerst verschoben zu haben. Viel wichtiger als eine höhere Bezahlung sei in diesen Zeiten die Sicherheit des Jobs, gibt eine deutliche Mehrheit an – und zeigt Verständnis dafür, in der aktuellen Situation erstmal keine Gehaltserhöhung zu bekommen.

Weiteres Ergebnis der Befragung: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist zufrieden mit ihrem Gehalt. Etwa ein Drittel wünscht sich ein höheres Einkommen, aber nur etwa ein Viertel gibt an, im vergangenen Jahr nach mehr Gehalt gefragt zu haben oder dies generell noch tun zu wollen. 44 Prozent der Befragten sagen zudem, dass sie insgesamt weniger verdient haben als ursprünglich angenommen, zum Beispiel aufgrund von Kurzarbeit. Immerhin: Fast ein Viertel hat trotz der aktuellen Lage um die Corona-Pandemie 2020 eine Gehaltserhöhung bekommen. Und auch rund 60 Prozent derjenigen, die im vergangenen Jahr den Arbeitsplatz gewechselt haben, sagen, dass die Corona-Pandemie keine negativen Auswirkungen auf das Gehalt hatte.

Stepstone geht nicht davon aus, dass sich die Gehälter sich mittelfristig negativ entwickeln werden. Denn Unternehmen, die nach der Pandemie mit Vollgas durchstarten wollen, seien auf die besten Talente angewiesen und gut beraten, bestmöglich in diese zu investieren. Die Befragten blicken ebenfalls optimistisch in die Zukunft: So glaubt der Großteil, dass Gehaltsanpassungen zunehmend möglich sein werden, sobald die Corona-Pandemie beendet ist.

Industrie: Auf dem Weg zum Produktivitätsmanagement 4.0

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Industrie: Auf dem Weg zum Produktivitätsmanagement 4.0

Wie bringen wir die ‘PS’ der Digitalisierung nach Corona nachhaltig ‘auf die Straße’? Dieser Frage widmet sich das Buch „Produktivitätsmanagement 4.0 – Praxiserprobte Vorgehensweisen zur Nutzung der Digitalisierung in der Industrie“, das im Open-Access-Format zur Verfügung steht. Es beschreibt aktuelle Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen zur Gestaltung von Arbeit und Produktivität in der digitalisierten Welt. Die Beispiele wurden von Unternehmen und wissenschaftlichen Instituten in mehreren Forschungsprojekten entwickelt und in der Praxis erprobt. Jedes Praxisbeispiel umfasst konkrete Bedarfe und Ziele, ein schrittweises Vorgehen, die Auswirkungen auf die Arbeitsgestaltung und die Produktivität sowie die zu beachtenden Erfolgsfaktoren. So sind aktuelle Gestaltungslösungen für Unternehmen beschrieben, die die Potenziale der Digitalisierung für die Arbeitswelt und das Produktivitätsmanagement praxisnah aufzeigen.

Bereits vor der Corona-Pandemie herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass die Digitalisierung in Alltag und Wirtschaft nicht aufzuhalten ist und Deutschland den Anschluss nicht verlieren darf, um Wirtschaftswachstum und Wohlstand nicht zu gefährden. In der Pandemie zeigt sich, dass Digitalisierung sehr vielfältig zur Reduzierung von Ansteckungsrisiken beitragen kann. Nach der Pandemie werden wieder die wirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund rücken. „Für Unternehmen bedeutet dies, die Chancen der Digitalisierung unter Berücksichtigung der individuellen Rahmenbedingungen sinnvoll für das eigene Geschäft zu nutzen, ohne die Produktivität und Wirtschaftlichkeit aus den Augen zu verlieren“ sagt Wirtschaftsingenieur Olaf Eisele vom ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V., der zu den Autoren gehört. Aus seiner Sicht ist in der Industrie ein Produktivitätsmanagement 4.0 erforderlich, das die neuen Anforderungen digitaler Arbeitswelten berücksichtigt.

Im Rahmen des Forschungsprojekts TransWork wurde am ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft untersucht, wie sich die Digitalisierung auf die Produktivität von Unternehmen auswirkt und welche Digitalisierungsstrategien für welche Zielsetzungen angewendete werden können. Darauf basierend wurde ein Vorgehensmodell für ein ganzheitliches Produktivitätsmanagement mit einem Ordnungs- und Gestaltungsrahmen für die Auswahl von Digitalisierungsstrategien entwickelt. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts TransWork sind in der aktuellen Veröffentlichung „Produktivitätsmanagement 4.0 – Praxiserprobte Vorgehensweisen zur Nutzung der Digitalisierung in der Industrie“ dargestellt.

Nachholbedarf

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Nachholbedarf: Cyber-Angriffe gefährden vernetzte Produktion

Wie groß das Risiko eines Cyber-Angriffs auf Produktionsprozesse ist und wie wirksam getroffene Schutzmaßnahmen bereits sind, beschreibt ein neues Whitepaper des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT aus Aachen. Hintergrund ist die zunehmende Digitalisierung von Produktionsprozessen, die einerseits ein enormes Wertschöpfungspotenzial birgt, gleichzeitig jedoch auch das Risiko von Cyber-Kriminalität. Und bei Schutzmaßnahmen gegen dieses Risiko gibt es bei vielen Unternehmen noch Nachholbedarf.

In einer weitgehend vernetzten Produktion sind Maschinen und Anlagen sowie Netzwerk- und Computertechnik verschiedener Generationen in einer gemeinsamen IT-Umgebung miteinander verknüpft. Während es für die gängigen Betriebssysteme in der Unternehmens-IT regelmäßige Sicherheitsupdates gibt, so das Fraunhofer IPT, bleiben Maschinen in der Regel mehrere Jahrzehnte weitgehend unverändert im Einsatz und werden dadurch leicht angreifbar. Nicht selten sitze zudem eine Gefahrenquelle vor der Tastatur. Als Folge könnten Schadsoftware, Exploitkits und Insider-Angriffe das gesamte Unternehmensnetzwerk bedrohen.

Doch nicht nur die eigene Organisation macht produzierenden Unternehmen aus Sicht des Fraunhofer IPT das Leben schwer, sondern auch das Verhalten der Maschinenhersteller: Im Gegensatz zu PC-Komponenten, die einem aktiven Patch-Management unterliegen, gebe es von Anbietern für SPS-Steuerungen in der Regel keine aktiven Sicherheitsupdates und auch keine Kommunikation dazu, wie Maschinen und Anlagen im Netzwerk zu überwachen sind. Der eigene Maschinenpark werde so für Unternehmen zur Blackbox, auf deren Sicherheit und Integrität blind vertraut werden müsse. Begünstigt werde dieser Mangel dadurch, dass es keine einheitlichen Normen und Gesetze für die IT-Sicherheit von Produktionsanlagen gebe – Nachholbedarf besteht damit auch seitens der Politik.

Production Security Readiness Check

Für die Untersuchung hat das Forschungsteam des Fraunhofer IPT den Production Security Readiness Check (PSRC) entwickelt. Den Test stellt das Institut nun auch weiteren Unternehmen zur Verfügung, die nicht an der Untersuchung teilgenommen haben. Er besteht aus neun Teilgebieten, die jene Themen abbilden, die für einen ganzheitlichen Sicherheitsansatz betrachtet werden müssen. Dabei konzentriert sich der PSRC auf die Einführung und das Management von Methoden zur Sicherung der Unternehmens-IT, der Betriebstechnik und der Umgebungen, in denen beide eingesetzt werden. Wissenschaftlicher Ansprechpartner ist Wirtschaftsingenieur Thomas Vollmer. Der Abteilungsleiter Produktionsqualität am Fraunhofer IPT gehört zu den Autoren des Whitepapers „Cybersecurity in der vernetzten Produktion“.

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Landkarte: KI für eine nachhaltige Gesellschaft

Die Plattform Lernende Systeme hat eine Landkarte für nachhaltige KI-Anwendungen aus Deutschland erstellt. Dabei geht es um Einsatzfelder für Künstliche Intelligenz, die beispielsweise eine emissionsarme Energieversorgung, bessere medizinische Versorgung, umweltschonende Landwirtschaft oder andere Nachhaltigkeitsbereiche zum Ziel haben – wie KI-gesteuerte Windparks, die sich an wechselnde Umwelt- und Lastbedingungen anpassen und so mehr Strom produzieren, ferngesteuerte Roboter, die den Verbrauch an Pestiziden im Ackerbau verringern, oder eine intelligente Software, die Bäckereien bei der tagesaktuellen Absatzplanung hilft, so dass weniger Backwaren im Müll landen.

Künstliche Intelligenz gilt als hilfreiches Werkzeug, um aus Daten einen Mehrwert zu erzeugen. Auf diese Weise kann KI Unternehmen, Institutionen und Einzelne dabei unterstützen, ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich erfolgreich zu handeln. „Der Schlüssel für eine resiliente und nachhaltige Gesellschaft sind digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz“, sagt Johannes Winter, Leiter der Geschäftsstelle der Plattform Lernende Systeme. „Mit unserer KI-Landkarte wollen wir das Nutzenpotenzial von KI-Systemen sichtbar machen und einen Impuls geben für den gesellschaftlichen Dialog über die Chancen, aber auch Herausforderungen von KI. Dazu zählt zum Beispiel der Energie- und Ressourcenverbrauch der Systeme selbst.“

Die Plattform Lernende Systeme stellt über das Thema Nachhaltigkeit hinaus weitere Bereiche vor, in denen Künstliche Intelligenz für den Menschen und die Wirtschaft Nutzen schafft. Ausgewählte Fallbeispiele aus ganz unterschiedlichen Branchen zeigen, wie der Einsatz neuer Technologien die Gesellschaft heute und in Zukunft unterstützen kann. Außerdem gibt es kostenfreie Online-Kurse und Lernmaterialien, die Funktionsweise und Einsatzgebiete von KI anschaulich erläutern. Einen guten Einstieg bietet die aktuelle Video-Tutorial-Reihe „So lernen Maschinen“. In insgesamt acht Folgen präsentieren die Studierenden Maike-Elisa Müller, Jannik Kossen und Fabrizio Kuruc auf leicht verständliche Weise und anhand grafisch aufbereiteter Beispiele wichtige Prinzipien des maschinellen Lernens.

Lieferketten

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Lieferketten: Die Logistik in Europa wird grüner

Trotz Corona ist die Dekarbonisierung der Logistik in Europa im Gange und wird in die strategische Planung der Unternehmen integriert. Das zeigt eine Studie des Center for Sustainable Logistics and Supply Chain (CSLS) der Kühne Logistics University (KLU) in Zusammenarbeit mit The European Freight & Logistics Leaders’ Forum (F&L). Demnach verfolgt etwa ein Drittel der Unternehmen bei ihren Lieferketten eine Nachhaltigkeitsstrategie und zielt auf konkrete Emissionsreduktionen. Der Bericht „Measuring Industry’s Temperature: An Environmental Progress Report on European Logistics“ fasst die Ergebnisse einer Umfrage unter mehr als 90 Führungskräften zusammen, die am Management europäischer Logistiksysteme beteiligt sind. Darunter sind Fallstudien von Procter & Gamble, Stora Enso, Kuehne+Nagel, Vlantana, Tata Steel, Saint-Gobain Isover, Transporeon, Bertschi und LKW Walter. Zudem beinhaltet der Bericht eine Reihe von Empfehlungen für die verschiedenen Akteure der europäischen Logistikbranche.

Der Studie zufolge verfügt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen bereits über eine nachhaltige Logistikstrategie oder ist dabei, eine solche einzuführen. 30 Prozent der befragten Unternehmen wurden dabei in der Studie in die Kategorie ‘führend’ in der nachhaltigen Logistik eingestuft: Sie verfügen bereits über entsprechende Strategien oder sind dabei, diese umzusetzen – und sie haben sich bereits absolute CO2-Reduktionsziele für die Logistik ihrer Lieferketten gesetzt und sind in der Lage, die damit verbundenen CO2-Emissionen differenziert zu messen. Am anderen Ende der Skala stehen 15 Prozent der Unternehmen, die ihre Logistikemissionen derzeit nicht messen. Ein Drittel hat sich noch keine Ziele zur Reduzierung der Emissionen gesetzt.

Weitere Ergebnisse: Fast 70 Prozent aller Befragten – und 87 Prozent in der Kategorie ‘führend’ – gaben an, dass die Erholung ihrer Unternehmen von der COVID-19-Krise entweder keine oder sogar eine positive Auswirkung auf ihre Maßnahmen zur Dekarbonisierung haben. Und 60 Prozent der Befragten, die in die Kategorie ‘führend’ eingestuft wurden, gehen davon aus, dass mindestens die Hälfte ihrer CO2-reduzierenden Maßnahmen auch Kosten einsparen wird. Die drei kosteneffektivsten Wege sind demnach: die Verlagerung von Fracht von der Straße auf die Schiene, die Verbesserung der Fahrzeugauslastung sowie die Umstellung des Transportbetriebs von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien.

„Im Großen und Ganzen scheinen die Anbieter von Logistikdienstleistungen im Gegensatz zu den Nutzern eine größere Fähigkeit zu haben, den Dekarbonisierungsprozess zu messen und zu managen“, sagt Prof. Moritz Petersen. Der Wirtschaftsingenieur ist Direktor des CSLS und Mitautor der Studie. Dennoch könnten aus seiner Sicht Unternehmen durch ihre Beschaffungsprozesse und Lieferketten mehr ökologischen Einfluss auf den Logistikprozess ausüben. Eine Netto-Null-Logistik erfordert eine viel stärkere gemeinsame Nutzung von Logistikanlagen, die laut Studie jedoch noch durch eine Reihe von Beschränkungen gehemmt wird: Die Befragten nannten Wettbewerbsdruck, Managementkultur, Datenschutzbedenken und mangelndes Vertrauen als die größten Hindernisse für eine stärkere Zusammenarbeit.

Train The Trainer 2021 TTT

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Train The Trainer: 2021 als Online-Format

Der VWI bietet seinen Mitgliedern seit Jahren eine Vielzahl an Events und Möglichkeiten, sich aktiv im Verband zu engagieren – sowohl auf lokaler oder regionaler als auch auf nationaler Ebene. Neben den Hochschul- und Regionalgruppen sowie der Geschäftsstelle gestaltet auch das Bundesteam zunehmend mit Veranstaltungen wie der Beratungsversammlung (HG Beratung) und den Expertentalks (VWImpact) das Verbandsleben mit. Das Programm Train The Trainer ermöglicht zwölf Mitgliedern pro Jahr die Ausbildung zum VWI-Trainer beziehungsweise zur VWI-Trainerin. Es zählt zu den bekanntesten und intensivsten Veranstaltungen, die das Bundesteam organisiert, und wird vom 2. bis 18. April 2021 online stattfinden.

Da das im Frühjahr 2020 angesetzte Event ausgefallen ist, werden die Plätze nicht erneut ausgeschrieben, sondern bleiben den Bewerbern und Bewerberinnen für das TTT 2020 vorbehalten. Daneben werden die Teilnehmenden des Softskill Weekends, das in Kaiserslautern im Dezember 2019 stattfand, berücksichtigt.

Das Programm Train the Trainer verfolgt den Zweck, Mitglieder zu Trainern und Trainerinnen auszubilden, die ihrerseits Verbandsmitglieder weiterentwickeln. Die Teilnehmenden des TTT 2021 werden am 16., 17. und 18. April im Rahmen ihrer Abschlussprüfung Trainings vorbereiten, die sie vor VWIlern halten werden. In jeweils 120 Minuten werden bei diesen Trainings verschiedene Methoden aus unterschiedlichen Gebieten vermittelt – beispielsweise Kommunikation, Selbstmanagement oder (für Projektleitungen und Vorstände besonders interessant) Mitglieder-Akquise und -Motivation.

Wer an einem dieser Trainings teilnehmen will, kann sich über folgendes Formular bis zum 5. April 2021 unverbindlich anmelden: unverbindliche Anmeldung zu einem TTT-Training.

Bei Fragen stehen die Trainerkoordinatoren (trainer@vwi.org) gerne zur Verfügung.

Von Maximilian Russig, Koordinator des VWI Trainerprogramms

Feuerwerk

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Feuerwerk: Weniger Böller entlasten die Umwelt

Der Verzicht auf Feuerwerk hat der Umwelt beim Jahreswechsel 2020/21 Tausende Tonnen Kunststoffe erspart. Das haben Wirtschaftsingenieure der Hochschule Pforzheim im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht. Dabei hat WiIng-Student Lukas Deuschle gemeinsam mit Jörg Woidasky, Professor für Nachhaltige Produktentwicklung an der Fakultät für Technik, analysiert, wieviel Kunststoff durch Feuerwerk in die Umwelt gelangt.

„Ohne Silvesterfeuerwerk bleibt der Umwelt in Deutschland die Freisetzung von etwa 3500 Tonnen Kunststoff erspart – neben der Vermeidung von Lärm, Luftverunreinigungen und Verletzungen“, fasst Jörg Woidasky die Arbeitsergebnisse zusammen. Basis des Projekts war eine umfangreiche Sortier- und Werkstoffanalyse von Feuerwerkskörpern an der Hochschule Pforzheim, die durch Kundenbefragungen und Zulassungsanalysen im Rahmen von Lukas Deuschles Bachelorarbeit ergänzt wurden. „Wir haben in der Literatur keine genauen Angaben zu Kunststoff-Emissionen aus Feuerwerken finden können“, so Jörg Woidasky. „Also haben wir ein eigenes Forschungskonzept zur Kunststoffemission aus Feuerwerken entwickelt und umgesetzt.“ Das Ergebnis dieser Forschungen wurde in Kooperation mit Professor Dr. Kai Oßwald von der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim und dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal (ICT) als Buchbeitrag publiziert.

Vor der Corona-Epidemie wurden in Deutschland pro Jahr über 130 Millionen Euro für etwa 40.000 Tonnen Feuerwerkskörper ausgegeben. Bei den Umweltauswirkungen standen bisher vor allem Luftverunreinigungen im Fokus – immerhin werden laut Umweltbundesamt in Deutschland durch das Silvesterfeuerwerk jährlich bundesweit etwa 4500 Tonnen Feinstaubpartikel innerhalb weniger Stunden freigesetzt, die Schwermetalle enthalten können. Neben den Staub- und Lärmemissionen führt Feuerwerk aber auch zu viel Abfall, so Woidasky. Die Treib- und Effektsätze der pyrotechnischen Artikel machen davon lediglich etwa ein Drittel aus. Der Rest sind feste Abfälle aus Pappe, Papier, Holz, Ton und Kunststoffen. Sie werden für Hüllen, Kappen und Verpackungen eingesetzt.

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Fjord Trends 2021: Welle von Innovationen

Den Fjord Trends 2021 der Unternehmensberatung Accenture zufolge wird das Jahr 2021 das 21. Jahrhundert entscheidend prägen. Grund ist vor allem die Corona-Pandemie, die demnach völlig neu definiert, wie Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren. Das sehen die Fjord Trends 2021 als Impuls für eine Welle von Innovationen, die als Blaupause für die kommenden Jahrzehnte dienen sollen. Der Report identifiziert sieben Trends, die mit großer Wahrscheinlichkeit die Wirtschaft, das Kundenverhalten und die Gesellschaft der Zukunft prägen werden:

  • Kollektive Standortverschiebung: Wie und wo wir Dinge erleben, hat sich im Jahr 2020 verändert. Wir alle teilen ein Gefühl der Lageverschiebung und suchen nach neuen Wegen und Orten, unseren Pflichten nachzukommen und unseren Leidenschaften nachzugehen. Arbeiten, einkaufen, lernen, Freunde treffen, Kinder erziehen und uns um unser Wohlergehen kümmern – all das und mehr hat sich für viele von uns fundamental geändert. Die Unternehmen müssen entsprechend neue Wege suchen, um mit ihren Kunden in Kontakt zu treten.
  • Do-it-yourself-Innovation: Zunehmend sind es talentierte Menschen, die Innovationen vorantreiben, indem sie sogenannte Hacks für neue Herausforderungen entwickeln – vom Remote-Worker, der sein Bügelbrett als Stehpult nutzt, bis hin zum Elternteil, das zum Lehrer wird. Die Technologie spielt dabei eine neue Rolle: Sie treibt nicht Innovationen voran, sondern unterstützt menschliche Kreativität und lässt sie allerorten durchscheinen. Alle wollen bessere Lösungen, doch die Erwartungshaltung an die Unternehmen hat sich geändert: Statt fertige Lösungen zu liefern, sollen sie die Rahmenbedingungen für private Innovationen schaffen.
  • Dream Teams: Angestellte, die remote arbeiten, leben jetzt gewissermaßen im Büro. Das hat enorme Auswirkungen auf die wechselseitigen Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und die vielen damit zusammenhängenden Annahmen – wer etwa entscheidet über die Kleiderordnung bei Videoanrufen in den eigenen vier Wänden, in wessen Verantwortung liegt das Recht der Remote-Mitarbeiter auf Privatsphäre? Auch wenn sich bereits eine Impfmöglichkeit am Horizont abzeichnet, die eine flächendeckende Rückkehr ins Büro möglich machen könnte: Die Beziehung der Menschen zu ihrer Arbeit und zwischen Vorgesetzen und Teams hat sich nachhaltig verändert. Die Zukunft wird keine Einheitslösung bereitstellen – und die Arbeitswelt wird noch für einige Zeit ein Experimentierfeld bleiben.
  • Liquide Infrastruktur: Wie und wo wir Produkte erwerben und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, hat sich verändert. Darum müssen Unternehmen ihre Lieferkette und ihre gesamte physische Infrastruktur überdenken und sich auf die „Points of Delight“ auf den letzten Metern vor dem Kauf konzentrieren – etwa die unmittelbare Freude am Kauf selbst, die für viele im Laden selbstverständlich war. Unternehmen müssen darum in ihrer gesamten Organisation mehr Agilität und Widerstandsfähigkeit aufbauen, damit sie sich schnell an Veränderungen anpassen können. Das gilt auch für die zu erwartenden Veränderungen im Zusammenhang mit der Notwendigkeit eines nachhaltigeren Wirtschaftens.
  • Interaction Wanderlust: Wir verbringen viel mehr Zeit damit, über Bildschirme mit unseren Mitmenschen in Kontakt zu treten. Dabei kam eine gewisse Monotonie auf, denn viele Tools sehen mit ihren schablonenhaften Designs nahezu identisch aus. Unternehmen müssen Design, Content, Zielgruppen und die Interaktionen mit ihren Services neu denken, um das Erlebnis vor den Screens überraschender zu machen und mit dem Element des Zufalls zu bereichern.
  • Herausforderung Empathie: Die meisten Kunden wollen wissen, wofür eine Marken steht und wie sie ihre Werte zum Ausdruck bringt. Die Pandemie hat in der ganzen Welt viele dysfunktionale und unfaire Strukturen aufgedeckt – vom Zugang zur Gesundheitsversorgung bis hin zu Fragen der Gleichberechtigung. Infolgedessen müssen Unternehmen hart daran arbeiten, die Narrative, die ihre Marken prägen, zu steuern. Dazu müssen sie wichtige Themen priorisieren und ihr Handeln um diese Schwerpunktthemen herum aufbauen.
  • Neue Rituale: Zahlreiche Rituale – von der Umarmung von Freunden und Familie über die Feier zur Geburt bis zum Abschied bei einer Beisetzung – waren in diesem Jahr nicht möglich. Das hat einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden der gesamten Gesellschaft. Unternehmen gibt dieser Trend die Chance, den Menschen bei ihrer Sinnsuche zu begleiten. Neue Rituale sind gefragt, die Freude bringen oder Trost spenden. Die Voraussetzung dafür ist, erst einmal die Leere zu erkennen, welche eine aufgegebene oder verlorene Gewohnheit hinterlässt – erst dann lässt sich diese adäquat füllen.

Jedes Jahr erhebt Accenture Interactive mittels Crowdsourcing aus seinem globalen Design-Netzwerk die Trends in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Design. Die Fjord Trends 2021 konzentrieren sich darauf, wie Menschen, Unternehmen und Marken menschliche Bedürfnisse erfüllen. Der gesamte Report steht online zur Verfügung.