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Automobile Zukunft: Nutzen statt besitzen

Der Markt für neue Mobilitätsdienste wie Carsharing oder E-Hailing soll bis 2030 auf über zwei Billionen US-Dollar wachsen, prophezeit McKinsey. Für die Automobilindustrie bringt das neue Anforderungen an Design und Ausstattung der Fahrzeuge mit sich.

Der Markt für neue Mobilitätsdienste soll einer aktuellen Studie von McKinsey zufolge bis 2030 auf über zwei Billionen US-Dollar wachsen. Das entspräche einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum um 28 Prozent weltweit, denn 2016 beliefen sich die Umsätze mit Carsharing und App-basierten Taxi- und Transportdiensten (E-Hailing) auf 53 Milliarden US-Dollar. Dabei steckt der Markt laut McKinsey noch in den Kinderschuhen: Nur rund ein Prozent der in den USA zurückgelegten Personenkilometer werden durch neue Mobilitätsdienste abgedeckt.

„Der Markt für Mobilitätsdienstleistungen verspricht attraktive Wachstumsraten, wenn bisherige Hürden in der Regulierung und Technologie beseitigt werden“, sagt Timo Möller, Automobilexperte bei McKinsey. Außerdem müssten Hersteller und neue Mobilitätsanbieter den Anforderungen der unterschiedlichen Märkte Rechnung tragen. Als Beispiel nennt Möller das Pendeln: „In nur wenigen Städten gibt es derzeit ein wirtschaftlich tragfähiges Modell, das Menschen aus dem Umland einschließt.“

Neue Fahrzeugkonzepte gefragt

Die größte Veränderung erwartet McKinsey jedoch durch die sukzessive Einführung selbstfahrender Fahrzeuge: Sogenannte Robotaxis könnten neue Angebote auch in kleineren Städten wirtschaftlich machen, da derzeit auf die Fahrer rund 43 Prozent der Gesamtkosten entfallen würden. Eine weitere Kostensenkung könnten neue Fahrzeugkonzepte speziell für diesen Einsatzzweck bringen. Laut McKinsey könnten Robotaxis knapp ein Viertel günstiger sein als herkömmliche Wagen, indem es weniger Varianten gebe, der Innenraum einfacher gestaltet werde und die Aerodynamik wegen der niedrigeren Fahrgeschwindigkeiten in Städten eine geringere Rolle spiele.

Dass der Markt der E-Hailing-Kunden künftig ebenso ein wichtiger Aspekt für Design und Ausstattung von Automobilen sein kann, zeigen unter anderem Medienberichte über Didi Chuxing. Das chinesische Unternehmen hat Ende 2016 nach einer aggressiven Preisschlacht das Uber-Geschäft in China übernommen. Kunden können über Didis Smartphone-App Taxis, Privatautos mit freiberuflichen Fahrern und Fahrgemeinschaften ordern. Das Unternehmen mit 7.000 Angestellten ist außerhalb Chinas derzeit noch in Südostasien und Brasilien aktiv, 17 Millionen Fahrer rechnen täglich etwa 20 Millionen Fahrten ab. Beteiligt sind neben den Chinesischen Konzernen Tencent und Alibaba auch Chinas Regierung sowie der amerikanische iPhone-Hersteller Apple.

“Autokonzerne müssen sich radikal wandeln”

Didi-Chefin Jean Lui hat konkrete Vorstellungen, wie geeignete Fahrzeuge künftig auszusehen haben. „Die Autokonzerne müssen sich radikal wandeln. Wir brauchen weniger Fahrzeuge“, zitiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Jean Lui (in „Chinas Superfrau“, 2. April 2017). Weiter schreibt die FAS: „Anders ausgedrückt: Das Land braucht mehr Didi-Fahrzeuge, die sich die Menschen dann teilten. Den deutschen Bossen hat Jean Liu schon einmal mitgeteilt, wie sie sich deren Produkte künftig vorstellt: mit Glasscheiben, die die einzelnen Sitzplätze trennten, damit es privat zugeht, wenn sich sechs Chinesen auf dem Weg zur Arbeit ein Didi-Taxi teilen.“

Den US-Markt hat Didi übrigens schon fest im Blick. Der Hacker Charlie Miller, der unter anderem wegen des Aufdeckens von Apple-Lücken sowie Sicherheitsforschungen bei Autos bekannt ist, hat von Uber zu Dudi Chuxing gewechselt. Unter anderem soll Miller Didi beim Aufbau eines eigenen Forschungslabors zum Thema autonomes Fahren im Silicon Valley unterstützen. (ph)

Ein Thema des Arbeitskreises Produktion & Logistik.

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Mit Drohnen Fabriken optimieren

Das Institut für Integrierte Produktion Hannover will Fabriken künftig mit Hilfe von Drohnen optimieren. Für das Forschungsprojekt „Instant Factory Maps“ suchen die Wissenschaftler noch Partner aus der Industrie – beispielsweise Hersteller von Drohnen oder Unternehmen, welche die automatische Layouterfassung in ihrer Fabrik testen wollen.

Geht es nach dem Institut für Integrierte Produktion Hannover (IPH) gGmbH, werden sich Fabriken in Zukunft deutlich schneller optimieren lassen. Dafür setzen die Wissenschaftler auf Flugroboter. „Viele Fabriklayouts sind historisch gewachsen, die Abläufe werden mit der Zeit oft ineffizient. Hier ließe sich viel optimieren – aber vor allem kleine und mittlere Unternehmen scheuen den Aufwand“, sagt Dominik Melcher, der am IPH das Forschungsprojekt „Instant Factory Maps“ leitet. Schon die Vorbereitung sei enorm zeitaufwendig, da die komplette Fabrikhalle mit sämtlichen Maschinen und Lagerflächen von Hand ausgemessen und anschließend in ein Computermodell übertragen werde. Erst dann könne die eigentliche Optimierung beginnen.

Zwei technische Herausforderungen

„Die händische Datenaufnahme und -analyse macht bis zu 50 Prozent des gesamten Arbeitsaufwandes aus“, sagt Melcher. In Zukunft sollen 3D-Kameras oder Laserscanner an Bord einer Drohne das Fabriklayout im Flug erfassen, danach sollen die Daten am Computer zu einem dreidimensionalen Modell verarbeitet werden, das sich direkt bearbeiten lässt, beispielsweise mit einem CAD-Programm. Statt in wochen- oder monatelanger Handarbeit könnte dann automatisiert binnen weniger Stunden ein 3D-Modell der Fabrik erzeugen. Wie das IPH mitteilt, müssen die Wissenschaftler zunächst jedoch zwei große Herausforderungen meistern. Zum einen muss die Drohne ihren Standort jederzeit exakt bestimmen können – das funktioniert bisher nicht in geschlossenen Räumen. Zum anderen muss ein Algorithmus die Bilder richtig interpretieren – also zuverlässig erkennen, was eine Maschine ist und wo sich beispielsweise ein Hochregal befindet.

Für die Standortbestimmung denken die Forscher beispielsweise über einen Funksender nach, der mit der Drohne über WLAN verbunden ist: Bleibt dieser an einem festen Punkt in der Fabrik stehen, lässt sich die Position der Drohne aus dem Abstand und dem Winkel zum Sender berechnen. Denkbar wäre es laut IPH auch, die Bewegung der Drohne über Beschleunigungssensoren nachzuvollziehen und so zu berechnen, wie weit sie in welche Richtung geflogen ist. Als dritte Möglichkeit gilt die Ortung über einen sogenannten SlaM-Algorithmus (Simultaneous Localization and Mapping): Die Drohne filmt die Fabrikhalle, erstellt aus den Bildern eine Karte und erkennt auf dieser Karte ihre eigene Position. An dem passendes Algorithmus arbeiten die Forscher ebenfalls: Bisher gebe es lediglich Algorithmen, die aus mehreren Einzelaufnahmen ein dreidimensionales Bild zusammensetzen – interpretieren könnten sie dieses Bild jedoch noch nicht. Das IPH will nun einen Algorithmus entwickeln, der aus Erfahrung lernt. Bei den ersten Fabriklayouts, welche die Drohne erfasst, soll noch ein Experte Maschinen und Lager markieren. Der Algorithmus soll dann darin Muster erkennen und in der Lage sein, die Daten automatisch zu interpretieren.

Projektpartner gesucht

Um den Algorithmus anzulernen, ist das IPH auf der Suche nach produzierenden Unternehmen, die die Layouterfassung per Drohne ausprobieren wollen und bereit sind, die Ergebnisse zu prüfen und zu korrigieren. Auch Unternehmen, die Drohnen herstellen, mit Drohnen arbeiten oder sich mit Bildverarbeitung beschäftigen, können sich am Forschungsprojekt „Instant Factory Maps“ beteiligen, das vom Bundeswirtschaftsministerium finanziert wird und zwei Jahre läuft. Das erste Projekttreffen findet am 27. Juni 2017 in Hannover statt. Interessierte Unternehmen können sich direkt bei Projektleiter Dominik Melcher melden. (ph)

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Cybersicherheit: Anschnallgurt der digitalen Gesellschaft

In einem Policy Paper beleuchtet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln die direkten und indirekten Kosten von Cyberspionage für deutsche Unternehmen. Hintergrund ist der Virus Wanna Cry.

Der Cyberangriff mit der Erpressungssoftware Wanna Cry hat in den vergangenen Tagen Daten auf hunderttausenden Rechnern weltweit verschlüsselt – bei Unternehmen ebenso wie im Gesundheitswesen oder bei Infrastruktureinrichtungen. Angesichts der enormen Kosten, die dieser Angriff nach sich ziehen wird, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln ein Policy Paper mit dem Titel „Wirtschaftliche Kosten der Cyberspionage für deutsche Unternehmen – Cybersicherheit als Grundvoraussetzung der digitalen Transformation“ vorgelegt.

Das Papier schlüsselt neben Zielen und Methoden von Cyberspionage auch verschiedene daraus entstehende Kosten auf und schätzt deren Quantität ein. Angesichts der Vielfalt der Kostenarten und der Höhe der Kosten sei es essentiell, Cybersicherheit als Grundvoraussetzung für alle unternehmerischen Tätigkeiten zu verstehen, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Stabilität der deutschen Wirtschaft zu schützen, heißt es in dem Papier. Deutsche Unternehmen seien aufgrund ihrer innovativen Produkte – besonders auch im Bereich Industrie 4.0 – und ihrer starken Position auf den Weltmärkten ein lukratives Ziel für Hacker. Cybercrime werde deshalb von vielen deutschen Unternehmen als die größte Bedrohung für deutsche Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Deutschland gesehen.

Eine erfolgreiche Digitalisierung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft kann es ohne Cybersicherheit nicht geben, heißt es in dem IW-Papier weiter. Das volle Potenzial digitaler Technologien könne nur ausgeschöpft werden, wenn Institutionen, Unternehmen und Privatpersonen sich auf die Sicherheit ihrer Daten und Systeme verlassen können. Bislang sei das nicht der Fall. Im Zuge der Digitalisierung und mit einer zunehmenden Anzahl an internetfähigen Produkten und Maschinen werde zudem die Angreifbarkeit der Unternehmen und ihrer Daten zunehmen und das Thema Cyberspionage weiter an Brisanz gewinnen. „Politik, Unternehmen und die Zivilgesellschaft sind angehalten, für Gefahren aus dem Netz zu sensibilisieren und Cybersicherheit zu fördern, denn zur Digitalisierung gibt es keine Alternative“, schreibt IW-Autorin Barbara Engels: „Cybersicherheit ist der Anschnallgurt der digitalen Gesellschaft.“ (ph)

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CHE Hochschulranking zeigt viele Facetten

Das aktuelle CHE Hochschulranking ermöglicht einen Überblick über die Studienbedingungen unterschiedlicher Fächer an Fachhochschulen/HAW und Universitäten. In jedem Jahr wird ein Drittel der Fächer neu beurteilt, 2017 ist auch das Wirtschaftsingenieurwesen darunter.

Das Wirtschaftsingenieurwesen gehörte im Jahr 2017 zu den Fächern, die Studierende für das CHE Hochschulranking 2017 neu bewertet haben. Insgesamt sind in das aktuelle Ranking die Urteile von rund 150.000 Studierenden und 9.000 Professoren eingegangen. Ergebnis des Rankings ist jedoch keine starre Rangliste. „Die Ergebnisse der Untersuchung werden bewusst nicht zu einer Gesamtpunktzahl zusammengerechnet. Der Grund: Es gibt einfach nicht ‘die beste Hochschule’, nicht für ein Fach und erst recht nicht für alle Fächer“, schreiben die Verantwortlichen.

Ziel ist statt dessen ein multidimensionales Bild: Mehrere Ranglisten, nach ganz unterschiedlichen Kriterien erstellt, zeichnen ein differenziertes Bild von den Stärken und Schwächen der einzelnen Hochschulen. Für jedes Fach werden bis zu 34 unterschiedliche Kriterien gerankt, die sich beispielsweise auf die Studierbarkeit eines Studienganges, die internationale Ausrichtung der Lehre, die Ausstattung oder die Forschungsaktivitäten am Fachbereich beziehen. Da im CHE Hochschulranking Werte unterschiedlicher Kriterien nicht zusammengefasst werden, gibt es somit auch bis zu 34 verschiedene Ranglisten je Fach.

Die Ergebnisse des CHE Hochschulrankings sind im ZEIT Studienführer 2017/18 erschienen. Das vollständige Ranking steht jedoch auch unter www.zeit.de/che-ranking nach einer kostenlosen Registrierung zur Verfügung: Die Nutzer können mit interaktiven Suchmöglichkeiten das Ranking nach ihren individuellen Studienbedürfnissen nutzen, um die passende Hochschule zu finden.

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Zehn Fähigkeiten guter Chefs

Gute Vorgesetzte verfügen nicht nur über Fachwissen und Durchsetzungsfähigkeit. Karriereberater nennen weitere wichtige Kompetenzen.

Im Rahmen des Schwerpunktthemas „Change 2017“ hat die Plattform Xing in ihrem Portal „Xing spielraum“ Karriereberater nach den zehn wichtigsten Eigenschaften gefragt, die einen guten Vorgesetzten ausmachen. Hier die Ergebnisse:

1. Eine Vision haben
Nur wer sich selbst für etwas begeistert, kann Beschäftigten attraktive Ziele setzen und erreichen, dass sie mitmachen – freiwillig und engagiert.

2. Druck standhalten
Vorgesetzte müssen ihre Sandwich-Position aushalten können und Druck von oben abfedern, statt ihn weiterzugeben.

3. Mitarbeiter fördern
Wer Mitarbeiter klein hält, demotiviert sie – besser ist es, sie zu fördern und zu fordern, ohne sie dabei zu überfordern.

4. Auf Stärken besinnen
Gute Chefs bauen Stärken der einzelnen Mitarbeiter gezielt aus, statt zu versuchen, die Schwächen auszugleichen.

5. Loben
Positives Feedback ist einer der stärksten Motivatoren.

6. Zuhören
Wer Beschäftigten zuhört und sie dabei ehrlich verstehen will, gibt ihnen Raum und die Möglichkeit etwas loszuwerden.

7. Fehler eingestehen
Auch Chefs dürfen mal Fehler machen, ohne direkt die Achtung ihrer Mitarbeiter zu verlieren.

8. Grenzen setzen
Auch in unangenehmen Situationen, wenn Vorgesetzte sich durchsetzen müssen oder Beschäftigten kündigen müssen, sollte es menschlich korrekt zugehen.

9. Gerecht sein
Es ist nicht ungerecht, Mitarbeiter individuell zu behandeln – Führung soll menschenbezogen sein.

10. Die Rolle verstehen
Bei Führung klingen aus psychologischer Sicht Aspekte aus der Kindheit durch. Ähnlich wie Eltern sollten Chefs mit den Menschen, für die sie zuständig sind, pfleglich umgehen. (ph)

Ein Thema des Arbeitskreises Produktion & Logistik.

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Smarte Displays aus dem Drucker

In seiner Bachelorarbeit an der Hochschule Landshut hat Wirtschaftsingenieur Maximilian Wurzer Elektrolumineszenz-Displays entwickelt, die sich in Textilien integrieren lassen. Über eine eigene Treiberschaltung lässt sich programmieren, wann welches Pixel leuchten soll.

Smarte Fitnessuhren, die den Puls messen und Schritte zählen, sind längst nichts Neues mehr. Ein smartes Shirt könnte Botschaften senden – zum Beispiel über ein integriertes Elektrolumineszenz-Display (ELD). „Die Elektronik wird einfach auf einen flexiblen Träger gedruckt, zum Beispiel auf eine Folie“, erklärt Prof. Dr. Artem Ivanov von der Fakultät Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Landshut. Die Auflösung könne zwar noch lange nicht mit Smartphones oder Tablets mithalten. Trotzdem kann sich Ivanov vorstellen, dass ELDs in smarter Kleidung zum Einsatz kommen, „denn sie sind biegsam, robust und günstig zu produzieren.“

Fünf Schichten auf Trägerfolie

Wie ein solcher Einsatz aussehen könnte, hat Maximilian Wurzer in seiner Bachelorarbeit zum Abschluss seines Wirtschaftsingenieur-Studiums untersucht. „Es ging darum, wie sich ELDs mit dem aktuellen Stand der Technik sinnvoll, sicher und schick in Kleidung integrieren lassen“, so Wurzer. Dafür hat er zunächst das rund fünf Zentimeter lange Display entworfen und aufgebaut. Es besteht aus fünf Schichten, die er nacheinander im Labor auf die Trägerfolie aufgedruckt hat. „Man muss sich das wie Siebdruck vorstellen. Für jede Schicht wird eine Siebschablone hergestellt. Darauf gibt man die Paste und zieht den Überschuss wieder ab“, erklärt Wurzer. „Ohne die Hilfe der Labormeister wäre das gar nicht möglich gewesen. Sie wissen genau, welche Pasten sich eignen, wie schnell man sie auftragen oder wie man die Parameter an der Maschine einstellen muss.“

Kernstück der Displays sind Wurzer zufolge die zwei Elektrodenschichten: Legt man dort Wechselstrom an, entsteht ein elektrisches Feld. Das bewirkt, dass die dazwischenliegende Phosphorschicht, die aus verbundenen Pixeln besteht, leuchtet und sich als blaue Formen oder Schriftzüge auf dem Display zeigt. Um Kurzschlüsse zu vermeiden, hat Wurzer zwei weitere Schichten aus isolierendem Material aufgebracht. „Auf manche Displays haben wir noch einen blauen Farbfilter appliziert. Das erhöht den Kontrast des blauen Leuchtstoffs“, so Wurzer.

Um programmieren zu können, wann welches Pixel leuchten soll, hat der Wirtschaftsingenieur eine eigene Treiberschaltung gebaut. „Das ist auch das Besondere an der Arbeit: Bisher gab es keine kompakten Treiberschaltungen für pixelbasierte ELDs, auf denen man unterschiedliche Inhalte zeigen kann. Das ist etwas ganz Neues“, so der betreuende Professor Ivanov. In diesem Zusammenhang musste Wurzer sich auch mit den Sicherheitsvorgaben befassen: „Je höher die Spannung, desto heller leuchtet das ELD. Doch ist sie zu hoch, halten die Bauteile das nicht aus oder es ist zu gefährlich, das Display am Körper zu tragen. Ist sie zu niedrig, leuchtet das Display nicht mehr“, fasst Wurzer zusammen. Er hat daher Widerstände und einzelne Bauteile der Schaltung so eingestellt, dass man sie sicher berühren kann. Leider hat das Display dadurch etwas an Helligkeit eingebüßt: Im Dunkeln und in künstlich beleuchteten Räumen kann man gut erkennen, welcher Schriftzug über die Displays läuft; für einen Sonnenplatz reicht die Leuchtkraft der Phosphorschicht nicht ganz.

Einsatz im Bereich E-Health möglich

Bislang hat Maximilian Wurzer seine ELDs auf einen Rucksack, Shirts und Caps integriert. „Die Technologie lässt sich weiterentwickeln und mit anderer Steuerungselektronik koppeln“, meint er. Zum Beispiel in Sachen E-Health: „Wenn ein Diabetespatient zu weit in den Unterzucker fällt und bewusstlos wird, könnte das Zuckermessgerät über einen Funksender das Display aktivieren, das im Shirt integriert ist. Darauf würde dann erscheinen: ‘Diabetespatient im Unterzucker, bitte rufen Sie einen Notarzt.’“ (ph)

Beitragsbild: Pixelio/Andreas Hermsdorf

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Logistiker sehen Handlungsbedarf im Bereich Digitalisierung

Viele Fach- und Führungskräfte aus der deutschen Transport- und Logistikbranche sehen aktuell Handlungsbedarf, sich im eigenen Betrieb mit der Digitalisierung von Geschäftsmodellen zu beschäftigen. Das zeigt der Logistic-Trend-Index 2017.

Insgesamt scheint die deutsche Transport- und Logistikbranche optimistisch in die Zukunft zu schauen: Knapp drei Viertel der Fach- und Führungskräfte sehen die eigene Branche auf künftige Marktveränderungen im internationalen Wettbewerb grundsätzlich gut vorbereitet. Das geht aus dem Logistic-Trend-Index 2017 der Messe transport logistic in München hervor. 64 Prozent der Befragten bemängeln demnach jedoch, dass die heimischen Unternehmen zu wenig in Forschung und Entwicklung investieren. Und 54 Prozent warnen sogar vor der akuten Gefahr, Marktanteile an Wettbewerber aus der Silicon-Valley-Welt zu verlieren.

Vielen brennt das Thema auf den Nägeln: 92 Prozent der Befragten wollen nicht abwarten, bis erprobte Lösungen für die Digitalisierung vorliegen, und 87 Prozent sehen aktuell Handlungsbedarf, sich im eigenen Betrieb mit der Digitalisierung von Geschäftsmodellen zu beschäftigen. Bei der konkreten Umsetzung zeigen sich dem Logistic-Trend-Index 2017 zufolge jedoch Schwächen: Nicht einmal jedes vierte Unternehmen analysiert derzeit die Möglichkeiten digitaler Technologie für die Vernetzung mit den Kunden oder verfolgt eine digitale Gesamtstrategie für alle Bereiche des Unternehmens.

Kompetenzmängel im eigenen Haus

Wie der Logistic-Trend-Index 2017 weiter zeigt, halten viele Logistiker für die Zukunft eine Datenaufbereitung in Echtzeitplanung für wichtig (67 Prozent) oder wünschen sich eine Big-Data-Auswertung, um beispielsweise die Tourenplanung zu verbessern (56 Prozent). Der Einsatz künstlicher Intelligenz gilt als interessanter Ansatz, allerdings sind 82 Prozent der deutschen Logistiker der Meinung, dass intelligente Maschinen den Menschen die Arbeit nicht vollständig aus der Hand nehmen, sondern nur assistieren dürfen. Als größte Hindernisse für die Digitalisierung der Transport- und Logistikbranche in Deutschland nennen die Befragten die fehlende Akzeptanz bei den Kunden, hohe Investitionskosten und Kompetenzmängel im eigenen Haus. In der Aus- und Weiterbildung sehen viele Logistiker daher zahlreiche Ansatzpunkte für ein künftig besseres Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Die große Mehrheit will sich darauf konzentrieren, im eigenen Hause die notwendigen Kompetenzen zu vermitteln: Im Rahmen der Mitarbeiterausbildung soll sowohl die Datenauswertung professionalisiert werden (87 Prozent) als auch die Fähigkeit, Entscheidungen in der digitalen Transformation effizienter zu treffen (86 Prozent). (ph)

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Branchenranking 2017: Verdienste akademischer Berufseinsteiger

Gehälter
Mit welchen Einstiegsgehältern Absolventen rechnen können, hängt sowohl vom akademischen Grad als auch von der Branche ab. Details hat die Plattform Gehalt.de ermittelt.

13.006 Gehaltsdatensätze sind die Basis für das Branchenranking 2017 für akademische Berufseinsteiger, das die Plattform Gehalt.de erstellt hat. Das Ranking soll einen Überblick darüber vermitteln, in welchen Branchen Bachelor- und Masterabsolventen Top-Gehälter erwarten können und in welchen Wirtschaftszweigen eher niedrige Gehälter gezahlt werden. Für die Auswertung hat das Unternehmen den Median- und den Mittelwert ausgewiesen. Der Median beschreibt die Mitte aller Daten: 50 Prozent der Daten liegen über dem Wert, 50 Prozent darunter. Damit ist er realistischer als der Mittelwert und wird nicht durch Ausreißer verzerrt.

Laut Auswertung erhalten Bachelorabsolventen in den fünf Top-Branchen Einstiegsgehälter, die im Median jährlich über 45.000 Euro betragen. Das höchste Jahresgehalt mit 49.190 Euro beziehen Berufseinsteiger mit einem Bachelorabschluss in der Autoindustrie. Im Ranking folgt die Telekommunikationsbranche – hier liegt das Gehalt im Median bei rund 47.290 Euro brutto im Jahr. Wer nach seinem Bachelorabschluss einen Job in der Maschinenbaubranche erhält, kann mit rund 47.076 Euro rechnen. Weitere Top-Branchen sind Banken (45.696 Euro) und der Anlagenbau (45.305 Euro). Die niedrigsten Gehälter erhalten Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss in der Touristik- und Freizeitindustrie. Das Jahreseinkommen beträgt hier im Median rund 30.000 Euro. Im Ranking folgen Bildungsinstitutionen mit knapp 30.350 Euro und das Hotelwesen mit 30.651 Euro.

Beim Vergleich der Gehälter für Bachelorabsolventen mit den Gehältern für Masterabsolventen sind eindeutige Gehaltssteigerungen zu erkennen. Das Jahreseinkommen liegt in den Topbranchen mit Mastertitel mehrheitlich bei über 50.000 Euro. Das höchste Einstiegsgehalt erhalten Masterabsolventen im Versicherungswesen: Im Median beträgt das Jahreseinkommen hier rund 54.290 Euro. Auf dem zweiten Platz folgt die Autoindustrie mit 53.542 Euro, dann Banken (53.097 Euro), die Elektrotechnikbranche (51.157 Euro) und die Chemiebranche (49.846 Euro). Trotz Masterabschluss gibt es Branchen, die aufgrund niedriger Vergütungsstrukturen den Berufseinsteigern vergleichsweise geringere Gehälter bezahlen können. Dazu gehört das Hotelwesen, in dem Masterabsolventen im ersten Job ein Jahresgehalt von 32.770 Euro erhalten. Im Ranking folgen außerdem die Werbebranche mit rund 33.900 Euro und die Touristikindustrie mit 34.340 Euro. Auf den hinteren Plätzen folgen soziale Einrichtungen und die Medienbranche.

Warum Berufseinsteiger in einigen Branchen mit hohen Gehältern rechnen können, begründet Gehalt.de mit der Kapitalstärke der Wirtschaftszweige. Autoindustrie, Maschinenbau und der Anlagenbau seien umsatzstark und könnten ihren Fach- und Führungskräften daher entsprechende Gehälter zahlen. Das gleiche gelte auch für Banken und das Versicherungswesen. Die Flop-Branchen für Berufseinsteiger hätten insgesamt eine niedrigere Vergütungsstruktur. Losgelöst vom Berufseinstieg könnten Beschäftigte dort auch mit mehreren Jahren Berufserfahrung nur mit vergleichsweise geringen Löhnen rechnen.

Bei den Flopbranchen fällt laut Gehalt.de auf, dass die Gehaltsunterschiede zwischen Bachelor- und Masterabsolventen gar nicht so groß sind. Wer eine Führungsposition anstrebe, solle jedoch trotztdem einen Mastertitel an das Bachelorstudium anhängen.: Beschäftigte mit einem Mastertitel hätten in der Regel bessere Chancen, im Laufe ihrer Karriere eine leitende Funktion zu übernehmen. Für alle anderen könne sich ein Master auf lange Sicht positiv auf das Gehalt auswirken. „Wer die Möglichkeiten hat, sollte nicht zögern, denn insgesamt ist jede Weiterbildung lohnenswert und schlägt sich positiv im Einkommen nieder“, heißt es bei Gehalt.de: „Ein Masterabschluss kann sich vor allem dann auszahlen, wenn Beschäftigte einen Branchenwechsel anstreben oder sich beim Bewerben um eine Stelle gegen die Konkurrenz durchsetzen müssen.“ (ph)

Ein Thema des Arbeitskreises Karriere & Beruf.

Beitragsbild: Wikipedia/Corentin Béchade

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Deutsche EU-Exporte: UK zweitwichtigster Absatzmarkt

Der 9. Mai ist der Europatag der Europäischen Union. 67 Jahre nach der Idee, eine Produktionsgemeinschaft für Kohle und Stahl zu schaffen, ist der Brexit das beherrschende Thema.

Der Europatag der Europäischen Union am 9. Mai 2017 ist anders als in den Jahren zuvor. Seit 1985 feiert die EU diesen Tag, der an den 9. Mai 1950 erinnert: Frankreichs Außenminister Robert Schuman schlug damals in seiner Pariser Rede vor, eine Produktionsgemeinschaft für Kohle und Stahl zu schaffen. Diese sogenannte Schuman-Erklärung mündete in die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, auch Montanunion genannt – Grundstein der heutigen Europäischen Union. 67 Jahre später ist der Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union das beherrschende Thema – und die Frage, welche wirtschaftlichen Folgen der Brexit für die EU haben kann.

Für deutsche Exporteure ist das Vereinigte Königreich der zweitwichtigste Absatzmarkt unter den EU-Mitgliedstaaten. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden im Jahr 2016 Waren im Wert von 707,7 Milliarden Euro aus Deutschland in die EU-Mitgliedstaaten exportiert. Der Anteil der deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich betrug 12,2 Prozent – nur nach Frankreich (14,3 Prozent) wurden 2016 mehr deutsche Waren exportiert. Besonders die Automobilindustrie könnte den Statistikern zufolge vom Brexit betroffen sein, denn das mit Abstand wichtigste deutsche Exportgut in das Vereinigte Königreich waren im Jahr 2016 Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile im Wert von 27,2 Milliarden Euro. Damit sei das Vereinigte Königreich exportseitig zweitwichtigster Handelspartner für die deutsche Automobil­industrie gewesen, nach den Vereinigten Staaten mit Exporten in Höhe von 29,5 Milliarden Euro.

50,5 Milliarden Euro Exportüberschuss

Auf der Importseite belegte das Vereinigte Königreich laut Destatis den achten Rang unter den wichtigsten deutschen Handelspartnern innerhalb der EU: 2016 kamen von den insgesamt aus den EU-Mitgliedstaaten nach Deutschland importierten Waren im Wert von 552,2 Milliarden Euro 6,5 Prozent aus dem Vereinigten Königreich. Wie Destatis weiter meldet, überstiegen die deutschen Exporte in das Vereinigten Königreich in Höhe von 86,1 Milliarden Euro die von dort stammenden deutschen Importe in Höhe von 35,6 Milliarden Euro deutlich – mit keinem anderen Land der Welt hatte Deutschland im Jahr 2016 einen so hohen Exportüberschuss. Auf Platz 2 liegen die Vereinigten Staaten mit 49 Milliarden Euro, gefolgt von Frankreich mit 35,7 Milliarden Euro.

Detaillierte Daten stellt Destatis über die Tabelle 51000-0007 (Aus- und Einfuhr) online zur Verfügung. (ph)

Beitragsbild: Thyssenkrupp AG

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An alten Strukturen rütteln

Thyssenkrupps Konzernchef Heinrich Hiesinger trat vor sechs Jahren an die Spitze eines Unternehmens in einer tiefen Krise. Seitdem rüttelt er an alten Strukturen, nicht zuletzt beim Umgang mit den Beschäftigten.

Dass Großkonzerne häufig eher schwerfälligen Tankern ähneln als wendigen Schnellbooten, ist ein häufig bemühtes Bild. Dass diese Schwerfälligkeit aber nicht nur mit dem Agieren auf dem Markt zu tun hat, sondern auch mit der Unternehmenskultur, zeigt ein Artikel der Süddeutschen Zeitung über Thyssenkrupp – und über die Versuche von Konzernchef Heinrich Hiesinger, die Beschäftigten von Routinen loszureißen und zu Neuem zu ermutigen. Mehr Offenheit, angstfreie Kommunikation und keine Berührungsängste zwischen den Hierarchieebenen gehören demnach zu den Ansätzen.

„In den ersten Tagen habe ich mich gewundert, warum niemand zu mir in den Aufzug stieg“, wird Hiesinger zitiert: Der Legende nach habe der Werksschutz früher auch schon mal Kollegen aus dem Aufzug gezogen, wenn der Vorstandsvorsitze kam, damit dieser ungestört nach oben fahren konnte. Und als Hiesinger zum ersten Mal seine Führungskräfte für einen Austausch zusammenholte, gab es keine einzige Wortmeldung. Hiesinger dazu: „Es hat mich betroffen gemacht zu sehen, wie strenge Hierarchien Menschen kleinmachen. Der Mensch zieht sich zurück, bringt nicht mehr seine Erfahrung ein, seine Kreativität, seine Ideen, sondern wird reduziert auf das Ausführen von Aufgaben.“

Das will Hiesinger ändern – auch wenn er davon ausgeht, dass es dauern wird, bis der neue Geist überall ankommt. Und: „Es kommt auch längst nicht alles, was in der Zentrale ausgegeben wird, genauso überall an.“ 75 Prozent der Mitarbeiter auf der obersten Ebene hat Hiesinger der SZ zufolge ausgetauscht. In den Vorstand hat er, nachdem er das Gremium verkleinert hatte, nur Manager von außen geholt – die meisten waren aber schon im Konzern tätig. So will Hiesinger laut SZ signalisieren, dass er jedem eine Chance gibt. Er lobt in Besprechungen jene, die Probleme ansprechen; auf den ersten Führungskräftetreffen waren Fragen anonym per SMS möglich. Er hat den Firmenjet abgeschafft, einen Vorstand für Compliance geschaffen und eine Diversity-Managerin eingestellt. Hiesinger: „Der Konzern hat heute viele Seelen, und wir müssen für jede eine Zukunft finden.“ (ph)

Ein Thema des Arbeitskreises Produktion & Logistik.