Windkraftturbinen und Elektromotoren, Smartphones, Plasmabildschirme, künstliche Gelenken – für viele Produkte spielen seltene Erden eine entscheidende Rolle. Entsprechend groß ist die Konkurrenz um diese wertvollen Ressourcen; die USA und die EU haben die Metalle als kritische Rohstoffe eingestuft. Im Fachmagazin Nature haben Forschende nun mögliche Wege dargelegt, eine Kreislaufwirtschaft für seltene Erden auf den Weg zu bringen („How to build a circular economy for rare-earth elements“).
„Um die steigende Nachfrage zu befriedigen, ohne die Umwelt zu schädigen, muss die gesamte Industrie rund um die Seltenen Erden überdacht werden“, so Raimund Bleischwitz. Der Wissenschaftliche Direktor des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung in Bremen ist einer der Autoren. „Der Markt für Seltene Erden ist aktuell ein Nullsummenspiel, bei dem Gewinne für eine Nation gleichzeitig Verluste für eine andere Nation bedeuten, ohne dass ein Nutzen für die Allgemeinheit entsteht.“ Denn viele Länder fördern die Suche und den Abbau im eigenen Land, schränken jedoch gleichzeitig die Exportmöglichkeiten ein. Hinzu kommt, dass die Wertschöpfungskette große Mengen an Energie und Wasser verbraucht und Schadstoffe und Kohlenstoffemissionen freisetzt. Recycelt werden demnach nur etwa ein Prozent der Seltenerdmetalle, da es nirgendwo auf der Welt dafür Strategien oder Programme gibt.
Die Forschenden haben Möglichkeiten geprüft, wie man das globale Recycling von Seltenen Erden anheizen könnte, um gleichzeitig Druck aus dem geopolitischen Wettlauf zu nehmen und Ressourcen zu schonen. In ihrem Artikel zeigen sie konkrete Beispiele der Umsetzung auf, wägen Für und Wider ab und brechen eine Lanze für Investitionen in Forschung und innovative Recycling-Technologien. Unter anderem beschreiben sie folgende mögliche Maßnahmen für einen Einstieg in die Kreislaufwirtschaft.
- Globales Recycling von Seltenen Erden ankurbeln, indem Regierungen verpflichtende Rücknahmeregelungen für Produkte mit hohem Seltene-Erden-Gehalt einführen und lizenzierte Recyclingunternehmen aufbauen, verbindliche Quoten für den Anteil von rückgewonnenen Seltenerdmetallen festgelegt werden und Regierungen sich auf einen globalen Standard für die Produktkennzeichnung einigen.
- Rückgewinnung und Rückverfolgung von Seltenen Erden durch Investitionen in entsprechende Systeme und Technologien, in öffentlich-private Partnerschaften sowie in eine Infrastruktur zur Rückverfolgung der Mengen auf individueller Produktebene.
- Überarbeitung der REE-Lieferketten durch die Neugestaltung von Geschäftsmodellen und Lieferketten bis hin zu Rückverfolgungssystemen, die Entwicklung von Recycling-Infrastrukturen, Finanzen, Plattformen, Rückverfolgbarkeit und Standards für den Informationsaustausch sowie die Schaffung einer globalen Datenplattform für Sekundärmaterialien und Szenarien.
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