Aktuellen Medienberichten zufolge sind im zweiten Quartal 2020 die Stellenangebote für Ingenieurinnen und Ingenieure in den meisten Fachgebieten stark zurückgegangen. Wirtschaftsingenieure werden in diesen Berichten nicht erwähnt. Für Unternehmen liegen Wirtschaftsingenieure voll im Trend, wenn sie in der Ausbildung und in der beruflichen Praxis nach dem Motto „lebenslanges Lernen“ ihr Wissen stets den aktuellen Anforderungen angepasst haben. Dazu gehört auch, regelmäßig Weiterbildungsangebote innerhalb und außerhalb der Unternehmen oder anderer Institutionen wahrzunehmen.
Im strategischen und operativen Fokus der Unternehmen ist eine End-to-End- oder Life-Cycle- Berechnung – zum Beispiel bei Investitionen, beim Energieverbrauch, in der Materialwirtschaft, im Qualitätsmanagement, in der Produktentwicklung und in weiteren Bereichen – von großer Bedeutung. Damit rückt die technisch-wirtschaftliche Betrachtung von den entsprechenden Unternehmensprozessen immer mehr in den Vordergrund, und gleichzeitig die Attraktivität von Wirtschaftsingenieuren.
Besonders ausgelöst wird diese neue Entwicklung von der Kundenseite und von öffentlichen Meinungsbildnern. Die Anforderungen an Nachhaltigkeit – also lange Lebensdauer, Wirtschaftlichkeit, Wiederverwertbarkeit, geringer Energieverbrauch – werden zunehmend Bestandteil von Image und Markeninhalten.
Die Chancen für Wirtschaftsingenieure steigen weiter, weil besonders diese Berufsgruppe an der Veränderung und Neuentwicklung von Geschäftsmodellen mitwirken kann. Praktisches Beispiel: Angebote in der Industrie werden immer technisch-wirtschaftlich mit einer Amortisationsbetrachtung vorgenommen – eine klassische Aufgabe für den Wirtschaftsingenieur. Das meisten Chancen scheint die Transformation von Geschäftsprozessen in die Digitalisierung zu werden, mit Nutzung neuer Software-Tools auf Plattformen oder in der Cloud und der Anwendung neuer Methoden wie 3D-Druck, Augmented Reality, Robotics, Sensorik, dualer Zwilling etc.
Die Merkmale und Kompetenzen von Wirtschaftsingenieuren ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, das eigene Berufsbild selbstbewusst bei Mitarbeitersuchenden und den Unternehmen zu kommunizieren.
Von Peter Bauditz, Ehrenmitglied des VWI-Beirats