Kommt sie doch, die oft als Fiktion abgetane Versorgung der Erde mit Solarstrom aus dem Weltall? Zumindest in einem terrestrischen Modellprojekt ist es einer Forschungsabteilung des U.S. Naval Research Laboratory (NRL) gelungen, elektrische Energie mit einer Leistung von 1,6 Kilowatt drahtlos über eine Entfernung von einem Kilometer zu übertragen. Das NRL spricht in seiner Meldung über das Projekt „Safe and Continuous Power Beaming – Microwave“ (Scope-M) von der „bedeutendsten Demonstration des Power-Beamings seit fast 50 Jahren“. Für die Punkt-zu-Punkt-Übertragung von elektrischer Energie durch den freien Raum nutzte das Team einen gerichteten Mikrowellenstrahl mit zehn Gigahertz.
Die Wissenschaftler testeten das Power Beaming zunächst mit der Übertragung von einem Kilowatt elektrischer Leistung über einen Kilometer an zwei Standorten in den US-Bundesstaaten Maryland und Massachusetts. In Maryland war es dem NRL zufolge im Verlauf der Tests möglich, 1,6 Kilowatt über eine Entfernung von knapp einem Kilometer zu beamen. In Massachusetts habe das Team zwar nicht die gleiche Spitzenleistung erreicht, aber eine höhere durchschnittliche Leistung, so dass mehr Energie übertragen werden konnte.
Laut Paul Jaffe, Leiter der Abteilung Power Beaming und Weltraumsolar, ebnen diese Demonstrationen den Weg für die sichere Energieübertragung auf der Erde, im Weltraum und vom Weltraum zur Erde. Wie aus der NRL-Mitteilung hervorgeht, ist für das US-Verteidigungsministerium besonders eine mögliche drahtlose Energieübertragung aus dem Weltraum interessant. Dort könne ein ähnliches Antennensystem wie bei Scope-M auf der Erde verwendet werden – Antennen mit einer kleinen Gleichrichterdiode, welche die einfallende Mikrowellenleistung in elektrische Gleichstromleistung umwandelt.
NRL-Projektleiter Christopher Rodenbeck zufolge könnte die aus dem Weltraum auf die Erde gestrahlte Energie kontinuierlich zur Verfügung stehen, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr. „Das ist etwas, was keine andere Form der sauberen Energie heute leisten kann“, so Rodenbeck. „Vom technologischen Reifegrad aus gesehen glaube ich, dass wir kurz davor sind, ein System zu demonstrieren, das wir wirklich in einer Anwendung des Verteidigungsministeriums einsetzen können.“