Die Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Energie- und Ressourcenverbräuche und damit für Nachhaltigkeit und Klimaschutz gehören zu den Themen der Forschungsgruppe „Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation“. Bislang gilt die Digitalisierung als Hoffnungsträger, um den globalen Energiebedarf zu verringern und so zum Klimaschutz beizutragen. In ihrem Artikel „Digitalization and energy consumption. Does ICT reduce energy demand?” zeigen die Forschenden nun allerdings, dass diese Entwicklung bislang ausbleibt. Zwar könne durch die Digitalisierung Energie eingespart werden, beispielsweise mit Effizienzsteigerungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren oder bei technischen Geräten des täglichen Gebrauchs. Allerdings würden steigende Energieverbräuche des Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektors (IKT) und die Auswirkungen des durch gesteigerte Produktivität ausgelösten Wirtschaftswachstums deutlich schwerer wiegen.
Die Wissenschaftler erklären das mit Mechanismen aus der Umweltökonomie: Physisches Kapital und Energie lassen sich nur begrenzt gegenseitig ersetzen, was es erschwert, den Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Zudem wirken Rebound-Effekte den Einsparungen entgegen. Anzeichen für eine Änderung dieser Entwicklung seien nicht feststellbar.
In Zukunft kann die Digitalisierung aus Sicht der Autoren nur nachhaltiger werden, wenn sie gezielt für Energieeffizienzsteigerungen eingesetzt wird oder wenn sie Sektoren energiesparend verändert. Gleichzeitig müssten aber auch Maßnahmen greifen, die den Energiebedarf des Sektors selbst eindämmen und Rebound- und Wachstumseffekten entgegensteuern. Aber selbst dann würden die Energiespareffekte der Digitalisierung nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Daher sei es notwendig, daran zu arbeiten, die digitalen Möglichkeiten in den Dienst einer ökologischen Transformation der Ökonomie zu stellen. Anstatt die Nebenwirkungen der Digitalisierung zu bekämpfen, sollten alle ökonomischen Sektoren transformiert werden, insbesondere Industrie, Landwirtschaft, Energie, Bau und Verkehr. Hierbei könnten digitale Technologien – richtig eingesetzt – eine wichtige Rolle spielen.
Kooperationspartner der Forschungsgruppe „Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation“ sind neben dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) das Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre, Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum (ALÖNK), sowie das Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität Berlin.
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