Gisela Lanza Forschungsbeirat

Beitragsbild: KIT/Markus Breig

VWI Redaktion Ein Kommentar

Prof. Dr.-Ing. Gisela Lanza ist Inhaberin des Lehrstuhls für Produktionssysteme und Qualitätsmanagement des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Institutsleiterin am Institut für Produktionstechnik (wbk). Seit 2003 leitet sie den Bereich Produktionssysteme am wbk und ist zudem seit 2009 Direktorin des Global Advanced Manufacturing Institute (GAMI) im chinesischen Suzhou. Sie hat Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Karlsruhe (TH) studiert und dort auch promoviert.

Frau Professorin Lanza, warum haben Sie Wirtschaftsingenieurwesen studiert?
Technik hat mich schon sehr früh begleitet. Bei uns Zuhause spielte sie immer eine Rolle und ich habe ein technisches Gymnasium besucht. Den entscheidenden Anstoß gab dann ein Buch über Berufe vom Arbeitsamt: Da waren auch die Gehaltstabellen für jeden Beruf dabei, und der Wirtschaftsingenieur hat 10.000 DM mehr verdient als der Bauingenieur. Da dachte ich: „Oha, warum verdienen die so viel mehr?“ Und weil ich auch großes Interesse an Wirtschaft und Betriebswirtschaftslehre hatte, ist mir die Entscheidung leicht gefallen.

Was zeichnet Ihrer Ansicht nach Wirtschaftsingenieure/Wirtschaftsingenieurinnen besonders aus?
Sie trauen sich, überall mitzureden – das lernt man sehr schnell. Auch wenn es Spezialisten gibt, die in einzelnen Bereichen tiefergehende Kenntnisse haben, Wirtschaftsingenieure verbinden dafür Themen und Leute und schlagen so Brücken. Das Studium in Karlsruhe ist dazu sehr methodisch fundiert: Die Studierenden lernen Probleme zu zerlegen und quantitativ mit mathematischen Methoden anzugehen. Diese Herangehensweise können sie auf vielfältige Herausforderungen übertragen.

Stichwort Interdisziplinarität: Sind aus Ihrer Sicht Absolventen und Professionals mit einem weiten Horizont momentan besonders gefragt?
Ja natürlich. Die Welt wird immer vernetzter und damit das Einzelsystem komplizierter. Kenntnisse in unterschiedlichen Disziplinen können dabei helfen, die Komplexität zu reduzieren. Der Vorteil, Problem- oder Fragestellungen aus verschiedenen Perspektiven betrachten zu können führt dazu, dass man neue Denkweisen und Ideen entwickeln kann.

Von welcher technischen und/oder gesellschaftlichen Entwicklung erwarten Sie ein die Zukunft besonders prägendes disruptives Potenzial?
Von der Digitalisierung: Sie wirkt in alle Bereiche, ob beruflich oder privat. Hier steht die Gesellschaft vor einer Umwälzung, die mit vielen neuen Techniken und Geräten verbunden ist. Für die Industrie bieten sich viele neue Möglichkeiten, man denke nur an Industrie 4.0. Durch eine digitale Vernetzung kann sich die Produktion stärker selbst organisieren und Unternehmen können kostengünstig kundenindividuelle Wünsche umsetzen.

Wie muss sich aus Ihrer Sicht die Ausbildung wandeln, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden?
In Zukunft wird es immer wichtiger sein, mit Informations- und Kommunikationstechnologien umzugehen. Die Ausbildung von Wirtschaftsingenieuren sollte daher vor allem die IT-Kompetenz fördern. Neben den theoretischen Grundlagen muss auch vor allem eine umfassende Systemkompetenz aufgebaut werden. So können Studierende lernen, auch mit komplexen, dynamischen Systemen umzugehen und handlungsorientierte Ansätze zu entwickeln.

 

In den Sommerinterviews befragt der VWI in loser Folge Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftsingenieurinnen, die wichtige Positionen in Industrie und Lehre innehaben, zu ihrem Blick auf das Berufsbild.

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