Beitragsbild: DLR Stuttgart

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Konzept für den Güterzug der Zukunft

Verkehrsforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt wollen die Attraktivität des Schienengüterverkehrs steigern. Ihr Projekt namens NGT Cargo soll das autonome Fahren auf der Schiene voranbringen.

Experten erwarten, dass der Güterverkehr in Deutschland bis 2030 um fast vierzig Prozent zunimmt. Der Anteil des Schienengüterverkehrs am Gesamttransportaufkommen stagniert jedoch; die politisch gewollte Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schienen findet nicht statt. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir innovative Logistik-, Produktions- und Fahrzeugkonzepte entwickeln, um die gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomischen Vorteile des Schienengüterverkehrs zu erschließen“, sagt Dr. Joachim Winter, der beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das Projekt Next Generation Train (NGT) leitet. Mit dem Triebwagenzug NGT Cargo haben die Verkehrsforscher jetzt ein Konzept für den Güterzug der Zukunft vorgestellt, das die Attraktivität und damit den Anteil der Schiene am europäischen Güterverkehr deutlich steigern soll.

Intelligente Technik statt starrer Betriebsabläufe

Ein hoher Automatisierungsgrad, eine intelligente Abfertigung und höhere Geschwindigkeiten sind den Forschern zufolge die wesentlichen Merkmale des NGT Cargo: Die automatisch fahrenden Züge werden je nach Bedarf aus Einzelwagen und leistungsstarken Triebköpfen zusammengestellt und automatisch gekuppelt. „Ganzzüge, die nicht rangiert werden und mit ganz vielen Wagen eine große, einheitliche Frachtmenge von Punkt A nach Punkt B bringen, beherrschen aktuell den Güterverkehr“, so Winter. Hinter dem Einzelwagenverkehr stehe bisher ein sehr aufwändiger Prozess mit starren Betriebsabläufen: Das Zusammenstellen und Trennen von Wagen, deren Abholung und Zustellung seien sehr ressourcen- und zeitintensiv und für rund 30 bis 40 Prozent der Gesamtkosten verantwortlich. Eine Vielzahl manueller Kupplungsvorgänge führe zu langen Stillstandszeiten der einzelnen Wagen und einer durchschnittlichen Systemgeschwindigkeit von nur 18 Stundenkilometern im Einzelwagenverkehr. Zudem seien rund fünf Tage Vorlaufzeit notwendig, um Personal, Material und Trassen zur Verfügung zu stellen.

Beim NGT Cargo verfügen die intelligenten Güterwagen über einen eigenen Antrieb, der auf Elektromotoren basiert, und über eine Batterie, welche die beim Bremsen zurückgewonnene Energie speichert. Dadurch können die Einzelwagen selbstständig rangieren; Rangierpersonal und Rangierloks oder Oberleitungen entfallen. Außerdem können die Einzelwagen automatisch und autonom die letzten Kilometer zum jeweiligen Kunden fahren. Dazu ist jeder Einzelwagen mit entsprechender Sensorik ausgestattet, die auch Informationen zum aktuellen Status und der erwarteten Ankunftszeit übermitteln kann. Die Wagen können zudem direkt in Häfen, Umschlagbahnhöfe oder Logistikterminals hineinfahren – bis zu den Hochregalen, wo sie dann ebenfalls automatisiert be- oder entladen werden. Die DLR-Wissenschaftler arbeiten bereits an einem detaillierten Logistik- und Betriebskonzept sowie dem Design von Terminals und Entladestellen.

Mit dynamischer Flügelung virtuell verbinden

Für den Betrieb im Hochgeschwindigkeitsbereich sollen die Einzelwagen einen Verband bilden und mit ein bis zwei Triebköpfen zu einem vollständigen Triebwagenzug zusammengestellt werden können. Im Gegensatz zu aktuell fahrenden Güterwagen werden die Wagen des NGT Cargo geschlossen und aerodynamisch verkleidet sein. Dabei verschwinden auch die Lücken zwischen den einzelnen Wagen, was den Fahrwiderstand verringern und so weniger Lärm verursachen soll. Mehrere Triebwagenzüge lassen sich zudem während der Fahrt virtuell kombinieren: Sie bilden mit Hilfe des sogenannten dynamischen Flügelns einen Zugverband, sind aber nicht mit einer materiellen Kupplung verbunden. Auch eine Kopplung mit dem vom DLR entwickelten Hochgeschwindigkeitspersonenzug NGT HST soll möglich sein, um Personen- und Güterverkehr bündeln und vorhandene Streckenkapazitäten optimal nutzen zu können. (ph)

Beitragsbild: Pixelio/Rike

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Digital Natives bevorzugen persönlichen Kontakt

Die diesjährigen Hochschulabsolventen in Deutschland sind mit digitaler Kommunikation groß geworden. Trotzdem halten sie die zwischenmenschliche Interaktion im Beruf für besonders wichtig, wie die Absolventenstudie 2017 von Accenture Strategy zeigt.

Obwohl der aktuelle Jahrgang deutscher Hochschulabsolventen mit digitaler Kommunikation groß geworden ist, steht das Zwischenmenschliche hoch im Kurs. Das ist das Ergebnis der Absolventenstudie 2017 des Beratungsunternehmens Accenture Strategy. Dieser Umfrage zufolge bevorzugt fast ein Drittel (30 Prozent) den persönlichen Austausch mit Kollegen von Angesicht zu Angesicht. Digitale Instrumente wie Web-basierte Tools (20 Prozent), Soziale Medien (18 Prozent) oder E-Mail (14 Prozent) rangieren hinter dem direkten Kontakt.

Passend zu ihrer Sicht auf die Kommunikation im Beruf schätzen die Absolventen die wichtigsten Kompetenzen ein, auf die Arbeitgeber ihrer Meinung nach Wert legen: Die Befragten sehen in Kommunikationsfähigkeit (38 Prozent) und Lösungsorientierung (36 Prozent) die Top-Skills, die es zu entwickeln gilt. Besonderen Wert legen Absolventen auch auf eine gute Beziehung zu ihren Vorgesetzten – ein potenziell schlechtes Verhältnis zum Chef trat bei der Accenture-Umfrage als eine ihrer größten Sorgen zutage.

Weiteres Ergebnis der Studie: Obwohl Absolventen ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten verbessern wollen, erkennen sie auch, dass Menschen und Maschinen als Team arbeiten müssen. 60 Prozent der Befragten begrüßen neue digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz und erwarten, dass diese positive Auswirkungen auf das Arbeitsleben haben werden. 77 Prozent der Absolventen glauben, dass ihr Studium sie gut auf die Zusammenarbeit mit dieser digitalen Belegschaft vorbereitet hat.

Accenture zufolge ist es nicht verwunderlich, dass Digital Natives sich weniger um ihre Kompetenz beim Umgang mit neuen Technologien sorgen als um die Beherrschung der weicheren Fähigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit, Sozialkompetenz und Führungsqualitäten: Sie leben in einer vernetzten Welt, in der Menschen und Maschinen so lange koexistieren, wie sie sich erinnern können. „Die neue Generation von Absolventen ist in einer Welt aufgewachsen, in der sich der digitale Wandel rasant beschleunigt hat“, sagt Rouven Fuchs, Geschäftsführer im Bereich Talent & Organization bei Accenture Strategy. „Mit immer neuen digitalen Tools zu arbeiten, fällt daher den meisten leichter, als sich sogenannte ‘Soft Skills’ anzueignen.“ Für die deutsche Ausgabe der Studie „Gen Z Rising“ hat Accenture Strategy mehr als 1000 Studenten befragt, die in diesem Jahr ihren Abschluss machen, sowie über 1000 Absolventen, die 2016 beziehungsweise 2015 ihr Studium abgeschlossen haben und mittlerweile im Berufsleben angekommen sind. (ph)

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Von Fahrerassistenzsystemen zum automatisierten Fahren

Dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge können Automatisierung und Vernetzung das Autofahren effizienter, sicherer und umweltverträglicher machen. Die Broschüre „Automatisierung – Von Fahrerassistenzsystemen zum automatisierten Fahren“ bietet einen Überblick über alle dafür relevanten Themenfelder.

Die Vision des automatisierten Fahrens ist nicht neu: Schon 1939 wurde die Idee auf der New Yorker Weltausstellung in der Ausstellung „Futurama“ präsentiert. 1960, so hieß es damals, sollte es so weit sein – das war verfrüht, aber erste Konzepte für vollautomatisierte Langstreckenfahrten auf den amerikanischen Highways entwickelten Ingenieure bereits in den 1950er Jahren. Der Leitgedanke schon damals: Die zukünftigen Technologien sollten den Menschen ein bis dahin ungeahntes Maß an Komfort und Sicherheit bieten.

Viele Arbeitsfelder relevant

Die Entwicklung ist mittlerweile weit vorangeschritten. Der technologische Fortschritt auf dem Weg zur Automatisierung zeigt sich bereits in modernen Fahrzeugen, die vermehrt Fahrerassistenzsysteme (FAS) besitzen. Aus Sicht des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) bieten Automatisierung und Vernetzung die Chance, das Autofahren effizienter, sicherer und umweltverträglicher zu machen. Um das automatisierte und vernetzte Fahren tatsächlich auf die Straße zu bringen, über den Probebetrieb und die Entwicklung zur Serienreife bis zur Regelzulassung, müssen jedoch neben der Technologie noch viele weitere Themen bedacht und bearbeitet werden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur beispielsweise hat folgende Handlungsfelder definiert, in denen die nötigen Voraussetzungen für die neue Technologie geschaffen werden sollen: Infrastruktur, Recht, Innovation, Vernetzung sowie IT-Sicherheit und Datenschutz.

Den aktuellen Stand beleuchtet der VDA auf seiner Themenseite zum automatisierten Fahren. Außerdem hat der Verband eine Broschüre mit dem Titel „Automatisierung – Von Fahrerassistenzsystemen zum automatisierten Fahren“ herausgegeben, die zum Download zur Verfügung steht. Diese Broschüre enthält einen Überblick über alle relevanten Themengebiete: globale Trends und die mobile Welt von morgen, der technologische Fortschritt und die Innovationen deutscher Ingenieurskunst, Entwicklung und Zukunft des automatisierten Fahrens, die Bedeutung von Nutzfahrzeugen als Innovationsträger der Automatisierung, automatisiertes Fahren und Vernetzung, Datenschutz und Datensicherheit sowie Gesetze und Rahmenbedingungen.

Gelungene Übersicht über das Zukunftsthema

„Die Broschüre bietet allen automobil- und technikinteressierten Wirtschaftsingenieuren eine gelungene Übersicht über das Zukunftsthema des autonomen beziehungsweise automatisierten Fahren“, sagt Matthias Bruske, Sprecher des VWI-Kompetenznetzwerks Automotive. Das gelte vor allem für jene Interessenten, die sich bislang noch nicht intensiv mit der Materie beschäftigt hätten. Bruske: „Die Broschüre ist zwar schon zur IAA 2015 erschienen. Aber für einen Überblick ist sie weiterhin gut geeignet, denn es werden alle relevanten Bereiche angerissen und miteinander in Verbindung gebracht.“ (ph)

Ein Thema des VWI-Arbeitskreises Automotive.

Beitragsbild: Pixelio/Thorben Wengert

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Projektmanagement: In vier Schritten zur richtigen Software

Die Evaluierung und Auswahl einer Projektmanagement-Software ist ein komplexer Prozess. Eine umfassende methodische Vorgehensweise kann das Verfahren vereinfachen.

Einer der häufigsten Fehler, den Käufer einer Enterprise Software begehen, ist eine reaktive Herangehensweise an die Evaluierung und Auswahl eines neuen Systems. Diese Erfahrung hat zumindest das Unternehmen Genios Project gemacht. Aufgrund einseitiger Anforderungen und Herausforderungen, die Firmen in der jeweils aktuellen Situation bewältigen müssen, kommt es demnach häufig vor, dass Unternehmen sich vorab nicht intensiv genug mit ihrem Bedarf sowie den Langzeit-Auswirkungen beschäftigen, die ein neu erworbenes System mit sich bringt. Das gelte vor allem für projektorientierte Unternehmen, die auf der Suche nach einem PM-System sind, um ihre täglichen Aufgaben damit meistern zu können. Dabei seien der Markt und sein Angebot komplex: Es gebe eine Fülle von Optionen – von Standard-Projektmanagement-Werkzeugen, die als On-Demand-Lösung geliefert werden, bis hin zu umfassenden Projektportfoliomanagement-Systemen, die auf den Bedarf des Projekt Management Offices ausgerichtet sind.

Aus Sicht von Genios Project ist vor diesem Hintergrund eine strategische Vorgehensweise unerlässlich, um die am besten geeignete PM-Software zu finden. Käufer sollten zunächst die Problematik der Geschäftsvorgänge klar ermitteln, die Beteiligung der Stakeholder in Erfahrung bringen sowie einen Plan für den Evaluierungsprozess erstellen. Um Unternehmen diesen systematischen Auswahlprozess zu erleichtern, stellt Genius Project zum Thema „Die richtige Projektmanagement-Software für das Unternehmen finden“ online einen kostenlosen Leitfaden bereit. Dieser Leitfaden beinhaltet Tipps für vier wichtige Schritte eines Software-Evaluierungsprojekts: die Schwachstellen- bzw. Bedarfsermittlung, die strategische Recherche, bei der die passenden Informationsquellen ermittelt werden, die Evaluierung, bei der es um eine formelle Methode zur Sammlung von Anbieterinformationen geht, sowie schließlich die Anbieterauswahl, bei der diese Informationen analysiert und für eine Entscheidung genutzt werden. (ph)

Beitragsbild: Pixelio/S. Hofschlaeger

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Bonussysteme können dem Arbeitsklima schaden

Leistungsbasierte Bonussysteme fördern den Wettbewerb unter Beschäftigten. Dieser Wettbewerb kann allerdings so weit gehen, dass sie sich untereinander schaden.

Der Kampf um Boni vergiftet das Arbeitsklima – das ist das Fazit von Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke von der Kühne Logistics University und Daniel Gläser von der RespectResearchGroup der Universität Hamburg, die gemeinsam mit Dr. Suzanne van Gils von der Universität Maastricht die Auswirkungen von leistungsbasierten Bonussystemen in Organisationen untersucht haben. Unternehmen setzen demnach zur Mitarbeitermotivation gern auf solche sogenannte Pay-for-Performance- oder PfP-Systeme. Sie gelten als besonders effektives Mittel zur Steigerung der Motivation, da Beschäftigte finanzielle Boni erhalten, wenn sie bestimmte, im Vorfeld festgelegte Ziele erreichen. Den Wissenschaftlern zufolge beeinflussen diese Systeme allerdings das Verhalten am Arbeitsplatz nicht nur in der gewünschten, leistungssteigernden Weise: Sie fördern demnach auch soziale Vergleiche und Wettbewerb, was zu aggressivem Verhalten zwischen Beschäftigten führen könne – und sogar dazu, dass sich Kollegen untereinander aktiv schaden.

In einer branchenübergreifenden Querschnittsstudie und zwei Experimenten haben die Autoren diese negativen Konsequenzen für den einzelnen Mitarbeiter und die Gesamtorganisation untersucht. „In einem Unternehmen, dessen Erfolg von Wissensaustausch, Innovation und guter kollegialer Zusammenarbeit seiner Mitarbeiter und Führungskräfte abhängt, vergiftet ein aggressiver Wettbewerb zwischen den Kollegen das Arbeitsklima“, sagt Daniel Gläser. In diesem Fall könnten PfP-Systeme können für Organisationen zu einem Problem werden. Dabei müsse dieser Wettbewerb nicht einmal im System angelegt sein; es reiche, dass Mitarbeiter sich automatisch mehr mit anderen vergleichen und ein Wettbewerbsklima empfinden. Gläser weiter:„Wenn Mitarbeiter sich gegenseitig schaden und Leistungsträger das Unternehmen verlassen, schadet das auf lange Sicht dem gesamten Unternehmen.“

Negative Prozesse offenlegen

Die Autoren plädieren daher dafür, die möglichen negativen Prozesse hinter einem PfP-System in der Organisation offenzulegen und den durch die Systeme geschaffenen Wettbewerb genau im Blick zu behalten. Das gelte ganz besonders bei Mitarbeitern, deren individuelles Profil durch Konkurrenzdenken geprägt sei. „Wer einen starken Willen zum interpersonellen Vergleich hat und immer besser sein möchte als die anderen, spricht stark an auf die Reize durch Bonussysteme“, so Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke. Dies könne dann zu aggressivem Verhalten führen. Daher empfehlen die Autoren bei der Einführung von PfP-Systemen, mögliche Konflikte zwischen kurzfristigen ökonomischen Zielen und der langfristig angestrebten Unternehmenskultur genau abzuwägen. Diverse Beispiele aus der Vergangenheit würden zeigen, dass überehrgeiziges Gewinnstreben dem Image des Unternehmens schaden oder gar zu schweren unternehmerischen Krisen führen könnten.

Der Fachbeitrag ist unter dem Titel „Pay-for-Performance and Interpersonal Deviance: Competitiveness as the Match that Lights the Fire“ im Magazin „Journal of Personnel Psychology“ erschienen. (ph)

Beitragsbild: Stadtmessungsamt Stuttgart

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Strom aus lokalen Kleinwinden

Auch mit dem Wind, der in Städten um die Ecken pfeift, lässt sich Strom produzieren. Details zu Erzeugung und Speicherung erforscht das kooperative Promotionskolleg „Windy Cities“ in Stuttgart.

Das Stichwort Energiewende wird oft mit großen Windparks im Norden Deutschlands verbunden. Der Transport des Windstroms in den Süden der Republik erfordert jedoch aufwändige Hochspannungsleitungen, die vielfach umstritten sind. Wie sich lokale Kleinwinde für die Energiegewinnung nutzen lassen, die es in jeder Stadt entlang der Häuser gibt, erforscht daher das kooperative Promotionskolleg „Windy Cities“ der Universität Stuttgart, der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) und der Hochschule Esslingen. Im Stuttgarter Talkessel sind an heißen Sommerabenden solche lokalen Kleinwinde gut spürbar: Wenn die Sonne untergeht, strömt plötzlich ein sanfter Wind über die Talkanten in die Stadt und bringt Kühlung. Ähnliche Phänomene lassen sich auch an der Abbruchkante von Hausdächern beobachten.

Zusammenspiel von Erzeugung und Speicherung

Das Promotionskolleg Windy Cities will diese Thermiken mit Hilfe von Kleinwindkraftanlagen für die dezentrale Stromversorgung in urbanen Räumen nutzen. Dem Kolleg zufolge ist die Energieausbeute solcher Kleinwindkraftanlagen nicht unerheblich, jedoch stehen dem wirtschaftlichen Einsatz noch etliche Hürden entgegen. Ein besonderes Problem sind demnach die je nach Windstärke und Verbrauch fluktuierenden Energiemengen, die eine Herausforderung für die Netzstabilität und die Speichertechnologien darstellen. Im Rahmen von Windy Cities soll daher das Zusammenspiel zwischen der Umwandlung von Wind in Strom und der intelligenten Speicherung in urbaner Umgebung untersucht werden.

Zum einen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine dynamische Gebäude- und Stromnetzsimulation auf der Basis eines 3D-Stadtquartiermodells entwickeln, mit der sich der Strombedarf in einem Stadtviertel sowie die Stromerzeugung in den nächsten 24 Stunden präzise vorhersagen lassen. Diese Simulation soll mit einem Smart-Meter-System gekoppelt werden, das den aktuellen Energieverbrauch erfasst und das so prognostizierte Lastprofil nutzt, um das Laden und Entladen beziehungsweise den Betrieb der Speichermedien – Batterien sowie Wärmepumpen mit Warmwasserspeicher – zu optimieren. Ziel des Kollegs ist es, primär den Eigenenergiebedarf des Gebäudes zu decken und die Einspeisung von Stromspitzen in das Stromnetz zu minimieren.

Wasserstoff-Batterie zu Mikroreaktoren weiterentwickeln

Ein weiteres Teilprojekt von Windy Cities zielt zudem darauf ab, neuartige chemische Speicher zu entwickeln. Dabei soll ein an der Universität Stuttgart entstandener Prototyp einer Wasserstoff-Batterie zu Mikroreaktoren weiterentwickelt werden, die sich parallel und in Serie verschalten lassen und einzeln ansteuerbar sind. Wasserstoff gilt in Verbindung mit der Rückverstromung über Wasserstoffbrennstoffzellen als besonders attraktiver Energieträger, weil er eine hohe Speicherdichte erreicht, den Kreislauf aus Energiekonversion, Speicherung und Bereitstellung optimal abbildet und einen geringen CO2-Fußabdruck hinterlässt. (ph)

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600 Kilometer die Elbe entlang schwimmen

Wirtschaftsingenieur Joseph Heß ist nicht nur Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Juniorprofessur Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge an der TU Chemnitz, sondern auch begeisterter Langstreckenschwimmer. Im August will er in zehn Tagen den deutschen Teil der Elbe durchschwimmen.

Anfang August wird es ernst für Joseph Heß. Der Wirtschaftsingenieur will den deutschen Teil der Elbe durchschwimmen – über 600 Kilometer in zehn Tagen, ohne Neoprenanzug. Außerhalb des Wassers arbeitet Heß als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Juniorprofessur Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge an der TU Chemnitz. Weil er zwischen Doktorarbeit und zwei Firmengründungen permanent das Handy am Ohr hat, musste ein Ausgleich her. Beim stundenlangen Schwimmen fand er schließlich die gesuchte Stille. Und bei mehreren 24-Stunden-Schwimmen kam die Faszination des Durchbeißens über lange Strecken hinzu.

Tagesetappen zwischen 60 und 80 Kilometer Länge

Ende 2016 schwamm der Doktorand in vier Stunden und 19 Minuten durch die 20,4 Kilometer breite Straße von Gibraltar von Europa nach Afrika. Die nächste Herausforderung steht in einem Zeitfenster vom 9. bis 14. Juli an: Ohne Pause will Joseph Hess durch den Bodensee schwimmen, eine Strecke über rund 40 Kilometer und durch alle drei Anrainerstaaten. Nach dieser Generalprobe will er schließlich nur mit Badeshorts, Kappe und Schwimmbrille am 4. August an der tschechischen Grenze bei Bad Schandau in die Elbe springen, um in zehn Tagen sieben Bundesländer zu durchqueren und schließlich am 13. August an der Elbmündung anzukommen. Das bedeutet Tagesetappen zwischen 60 und 80 Kilometer. Sein Vater wird ihn auf einem Beiboot begleiten, für weitere Unterstützung sorgen eine Freundin auf einem Standup-Paddel sowie sein Geschäftspartner, ein erfahrener Kanut.

Crowdfunding soll Kosten decken

Unterstützt wird dieses Schwimmvorhaben auch von Jun.-Prof. Dr. Mario Geißler, Inhaber der Juniorprofessur Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge an der TU Chemnitz. Er entwickelte mit Heß eine Crowdfunding-Kampagne, über die ein Teil der Kosten eingespielt werden soll. Beispielsweise können für zehn Euro sogenannte Kilometer-Patenschaften erworben werden – und für 500 Euro will der Schwimmer beim Spender einen Vortragsabend mit Videos, Fotos, Geschichten und vor allem den gesammelten Erfahrungen gestalten.

Unterwegs will Joseph Hess übrigens seine nächste Geschäftsidee testen: eine neu entwickelte Vaseline, mit der sich Freiwasserschwimmer beim stundenlangen Kraulen durch Salzwasser vor wunden Stellen schützen können. Die kommt im Herbst dann eventuell schon beim geplanten Abschluss der diesjährigen Schwimmsaison zum Einsatz. Heß hat sich mit anderen Schwimmern für die Straße von Bonifacio verabredet – ein vergleichsweise entspanntes Vorhaben, denn die schmalste Stelle zwischen Korsika und Sardinien ist gerade mal rund 13 Kilometer lang. (ph)

Beitragsbild: Deutsche Bahn AG/Uwe Miethe

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DB-Accelerator Beyond1435 geht in die zweite Runde

Das Förderprogramm Beyond1435, das die Deutsche Bahn in Kooperation mit Plug and Play durchführt, nimmt wieder Bewerbungen entgegen. Gesucht werden Start-ups mit innovativen Technologien und hohem Wachstumspotenzial in den Bereichen Mobilität, Logistik und Infrastruktur.

Anfang 2017 hat die Deutsche Bahn verkündet, zukünftig noch stärker auf Start-ups setzen zu wollen. Unter dem Titel Beyond1435 hat sich daher der DB-Accelerator – das unternehmenseigene Start-up-Förderprogramm – in Kooperation mit der Innovationsplattform Plug and Play Gründern geöffnet, die auch jenseits des DB-Kerngeschäfts Schiene an der digitalen Zukunft der Mobilität arbeiten. Jetzt geht das Programm in die zweite Runde: Bis zum 31. August 2017 können sich Start-ups mit innovativen Technologien und hohem Wachstumspotenzial im Bereich Mobilität, Logistik und Infrastruktur für die aktuelle Förderrunde bewerben. Der Fokus liegt der Ausschreibung zufolge auf den Themen Smart Mobility, Smart City, Smart Logistics, Big Data und Internet of Things. Die Entscheidung der Jury fällt am 20. September, das Programm beginnt am 16. Oktober.

Fahrkarte ins Silicon Valley

Der Projektseite von Beyond1435 zufolge bekommen die ausgewählten Start-ups für 100 Tage Unterstützung in der DB mindbox in Berlin, 25.000 Euro Startgeld sowie Zugang zum Daten- und Mentoren-Netzwerk von DB und Plug and Play. Zum Programmende sind demnach darüber hinaus eine Verlängerung im Silicon Valley, Anschlussfinanzierungen und Beteiligungen möglich: DB Digital Ventures und Plug and Play wollen nach Abschluss des Accelerator-Programms in die vielversprechendsten Ideen investieren. Allein bei der Deutschen Bahn sollen bis 2018 rund eine Milliarde Euro allein in Digitalisierungsprojekte fließen; zusätzlich stehen bis 2019 rund 100 Millionen Euro Wagniskapital für Gründer und Joint Ventures bereit.

Der Programmname Beyond1435 soll übrigens die DB-Historie mit der Zukunft der Mobilität verbinden. „Auf der Standard-Schienenbreite von 1435 Millimetern wurden bereits unzählige Menschen und Güter vom Start bis ans Ziel befördert“, heißt es bei DB Digital Ventures: „Die digitalisierte Welt stellt bisherige Mobilitätskonzepte auf den Kopf. Nun gilt es, gemeinsam bestehende Grenzen zu überwinden und die Weichen für morgen zu stellen.“ (ph)

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Die Revolution des Schokoriegels

Drei Wirtschaftsingenieure wollen handelsüblichen Zuckerbomben in Riegelform Konkurrenz machen: Ihr Start-up Nucao bietet ernährungswissenschaftlich optimierte Schokosnacks an.

Dass der Stress beim Schreiben einer Masterarbeit kreatives Potenzial freisetzen kann, zeigt das Beispiel der Wirtschaftsingenieure Matthias Tholey und Thomas Stoffels. Die beiden Absolventen der RWTH Aachen hatten irgendwann keine Lust mehr auf extrem süße Schoko- und Müsliriegel gegen den Hunger zwischendurch. Also experimentierten sie selbst mit Kakao und Mandeln, Hanf und Acerolakirschen – und gründeten schließlich gemeinsam mit Christian Fenner, ebenfalls Wirtschaftsingenieur und RWTH-Absolvent, ein Lebensmittelunternehmen namens Nutritious Solutions GmbH. Ziel war die Entwicklung eines ernährungswissenschaftlich optimierten Schokoriegels: Gemeinsam mit dem promovierten Lebensmittelchemiker Tom Teichert haben die drei Gründer einen Snack kreiert, der eigenen Angaben zufolge den Körper umfassend mit Nährstoffen versorgt, low carb, vegan und glutenfrei ist und gleichzeitig knackig-schokoladig schmeckt. Die Zutaten sind demnach komplett natürlich und in Bio-Qualität, die Verpackungen dank kompostierbarer Folie und Karton nachhaltig.

Nucao heißt der Schokoriegel, den die drei Wirtschaftsingenieure inzwischen über verschiedene Kanäle vertreiben. In ihrer „Manucaofaktur“in einem Dresdener Ladenlokal stellen sie mit einem fest angestellten Produktionsleiter und mehreren Hilfskräften täglich rund 1300 Riegel in vier Geschmacksrichtungen her. Dass rund drei Euro pro Riegel ein stolzer Preis ist, ist den Gründern bewusst. Daher rechnen sie überwiegend mit Kunden, die Interesse an guter Ernährung haben, viel in Biomärkten einkaufen und eine entsprechende Zahlungsbereitschaft aufbringen.

Unterstützung auf dem Weg von der Idee zur Marktreife kam übrigens nicht nur von Instituten der RWTH Aachen und der TU Jena: Für das Konzept eines Schokoriegels, der einen signifikanten Beitrag zur Nährstoffversorgung leisten und ohne synthetische Zusatzstoffe und Konservierungsstoffe auskommen soll, erhielten die Entrepreneure zudem ein Exist-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums in Höhe von 130.000 Euro. Darüber hinaus sammelten sie über 24.000 Euro mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne ein. (ph)

Beitragsbild: Pixelio/Thomas Kölsch

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Generation Y: Familie wichtiger als Karriere

Für 81 Prozent von Deutschlands Absolventen stehen Familie und Freunde an erster Stelle, Erfolg und Karriere folgen mit 54 Prozent auf Platz zwei. Das zeigt die Absolventenstudie 2017 des Kienbaum-Instituts.

Familie, Beziehung und Freunde sind die wichtigsten Werte im Leben von Absolventen der Generation Y. Das zeigt die Absolventenstudie 2017 des Kienbaum Instituts @ ISM für Leadership & Transformation. Demnach rücken 81 Prozent der 270 befragten Hochschulabsolventen Familie und Freunde an die erste Stelle, Erfolg und Karriere folgen auf Platz zwei mit 54 Prozent. Reich zu werden, halten hingegen nur neun Prozent der Absolventen für ein erstrebenswertes Ziel – und lediglich drei Prozent wollen das Leben richtig genießen und streben nach Zeit und Geld für Genuss und Konsum.

Handlungsfreiräume im Job nicht relevant

Bei der Arbeitgeberwahl legen laut Studie rund 60 Prozent jeweils Wert auf eine kollegiale Arbeitsatmosphäre, eine gute Work-Life-Balance und attraktive Karrieremöglichkeiten. „Deutschlands Absolventen scheinen wie geschaffen für das zu sein, was wir als New Work, also als selbstbestimmtes Arbeiten, bezeichnen“, sagt Walter Jochmann, Geschäftsführer des Kienbaum Instituts @ ISM. Gleichzeitig zeigt die Studie jedoch, dass in den Augen der Absolventen andere Faktoren, die ebenfalls typisch für New Work sind, nur eine geringe Relevanz haben: 18 Prozent wünschen sich einen Job in einem Unternehmen mit flachen Hierarchien, 16 Prozent wollen viel Handlungsspielraum haben und zwölf Prozent finden es wichtig, dass sie einen Chef haben, der gut führen kann.

„Es gibt zwei Seiten von New Work: einerseits ein hohes Maß an Flexibilität, attraktive Benefits und eine inspirierende Arbeitsumgebung, auf der anderen Seite flache Hierarchien, viel Freiraum und Chefs, die auf Augenhöhe führen und mehr Coach sind als der Boss, der nach dem Prinzip Befehl und Gehorsam arbeitet“, sagt Stefan Diestel, Akademischer Leiter des Kienbaum Instituts @ ISM und Psychologie-Professor an der International School of Management: „Die aktuelle Absolventengeneration scheint die Vorzüge von New Work mitnehmen zu wollen, ein Job mit viel Eigenverantwortung und Freiraum ist ihnen aber dann doch nicht ganz geheuer. Der Haken: Das eine funktioniert ohne das andere nicht.“

50 Prozent wollen nicht umziehen

Auch bei der Größe des Unternehmens setzen die Absolventen der Studie zufolge auf Bewährtes und auf Sicherheit. Nur sechs Prozent wollen ihre berufliche Laufbahn bei einem Start-up beginnen. Ein Drittel bevorzugt die Sicherheit eines Konzerns, und 22 Prozent möchten bei einem Mittelständler oder einem inhabergeführten Unternehmen arbeiten. Außerdem zeigt die Studie, dass die Mehrheit der deutschen Absolventen in der Nähe ihres aktuellen Wohnorts arbeiten will: 50 Prozent der Befragten wollen für ihren künftigen Arbeitsplatz nicht umziehen. (ph)