System

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Ein System für Strom, Wärme, Kälte und Frischluft

Gemeinsam mit sieben Industrieunternehmen entwickeln Forschende der Universität Paderborn zurzeit ein System, das Gebäude gleichzeitig mit Strom, Wärme, Kälte und Frischluft versorgt, dabei energieeffizient ist und ganz auf erneuerbare Energien setzt. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit rund drei Millionen Euro gefördert. An der Uni Paderborn ist es am Kompetenzzentrum für Nachhaltige Energietechnik (KET) angesiedelt und wird unter anderem von Gerrit Sonnenrein betreut – der Wirtschaftsingenieur ist Geschäftsführer des KET.

Zentraler Bestandteil des geplanten Versorgungssystems ist ein photovoltaisch-thermischer Kollektor, der auf Dächern und an Fassaden installiert werden kann. Mit Solarstrom, solarer Wärme und Umweltkälte kann der PVT-Kollektor sowohl Strom und Wärme als auch Kälte liefern. „Tagsüber wandelt das System Sonnenenergie in Strom und Wärme um und nachts nutzt es Umweltkälte – im Wesentlichen durch Strahlungsaustausch mit dem kalten Nachthimmel“, erläutert Gerrit Sonnenrein. Eine ebenfalls im System integrierte Wärmepumpe sorgt dafür, dass die im Gebäude erreichten Temperaturen bei Bedarf angehoben oder abgesenkt werden können. Wärme- und Kältespeicher überbrücken die Fehlzeiten zwischen Energieerzeugung und -bedarf. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung komplettiert das System.

Da es sich ausschließlich aus regenerativen Energien speist, könnte diesem System aus Sicht der Forschenden künftig eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung zukommen. Zudem soll das neue Versorgungssystem dank optimal aufeinander abgestimmter Komponenten besonders energieeffizient sein. Und: Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Privatpersonen könnten mit dem System künftig Geld sparen, denn es soll unter anderem in den Bereichen Heizen und Kühlen den Energieverbrauch senken. „Die intelligente Steuerung und der Einsatz innovativer Speicher in unserem System könnten außerdem die Versorgungsnetze entlasten: Je nach Energiebedarf eines Gebäudes sorgen sie dafür, dass beispielsweise überschüssiger Strom aus öffentlichen Netzen genutzt wird“, ergänzt Wirtschaftsingenieur Sonnenrein. Eine zentrale Steuereinheit soll Bedienung, Regelung, Monitoring, Visualisierung und Energiemanagement ermöglichen. Für eine vorhersagende Regelung des Systems sollen Wettervorhersagemodelle integriert werden.

Damit das System des KET möglichst bald praxistauglich wird, arbeiten die Forschenden mit Experten aus dem Baugewerbe, Architekten, Heizungs-, Klima-, Regelungs- und Solartechnikern sowie mit Fachleuten für thermische Energiespeicherung zusammen. Wenn das Versorgungssystem entwickelt ist, soll es in einer ersten Praxisphase an Testgebäuden erprobt werden.

Hochschule digital

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Digital lernen im Sommersemester

Trotz der Corona-Pandemie hat das Sommersemester begonnen – und die meisten Hochschulen fühlen sich darauf digital gut vorbereitet. Selbst für den Fall, dass im gesamten Sommersemester keine regulären Präsenzveranstaltungen und Prüfungen möglich sein sollten, können den Hochschulen zufolge drei Viertel der Lehrveranstaltungen und knapp zwei Drittel der Prüfungen digital durchgeführt werden. Das zeigt eine Sonderbefragung des Stifterverbandes im Rahmen des Hochschul-Barometers. Demnach sehen viele Hochschulen die aktuelle Situation als Chance, sich im Bereich des digitalen Lernens und Lehrens langfristig besser aufzustellen. Von der Politik verlangen sie dafür allerdings finanzielle Unterstützung: für den Ausbau ihrer IT-Infrastruktur und IT-Ausstattung, den personellen und technischen Ausbau des mediendidaktischen Supports, den Bereich E-Learning, den Aufbau digitaler Beratungs- und Betreuungsangebote für Studierende sowie für die Anschaffung von Software-Lizenzen. Neben finanzieller Unterstützung wünschen sich die Hochschulen laut Studie auch eine Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen für digitale Prüfungen.

Digital verfügbar: Tipps zur Bewältigung von Studium und Alltag

Für viele Studierenden ist die Corona-Pandemie ebenfalls eine herausfordernde Zeit. Vor diesem Hintergrund hat Dozentin Karolin Holy von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena einen kurzen Leitfaden zur Bewältigung des Studiums und des Alltags in der aktuellen Krisenzeit veröffentlicht. „Auch wenn sich derzeit alle bemühen, so viel Normalität wie möglich zu schaffen, bringt das Home-Studium viele neue Herausforderungen“, so Holy: „ Durch geschlossene Bibliotheken fällt die gewohnte Lernatmosphäre weg, einige Studierende kümmern sich um Kinder und Angehörige, viele haben Sorgen, weil der Nebenjob weg ist, und anderes mehr.“

Laut Holy sind ihre Tipps eine Zusammenstellung gut erforschter und bewährter Verhaltensstrategien, die dazu anregen sollen, eigene Wege im Umgang mit der neuen Situation zu finden, sich dabei Zeit zu geben und nicht zuletzt Geduld mit sich selbst und seinen Mitmenschen zu haben. Es geht dabei um Tages- und Wochenstrukturen, positive Aktivitäten, sozialen Kontakt, Bewegung, Medienkonsum, das Anerkennen von Gefühlen und positives Denken. Ein eigener Abschnitt widmet sich dem Studieren mit Kind.

Corona-Krise

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Corona-Krise bedroht Start-ups in allen Phasen

Neben bereits etablierten Unternehmen leiden auch viele Start-ups in Deutschland unter der Corona-Krise. Wie Zahlen des Bundesverband Deutsche Startups e.V. zeigen, fürchten über 70 Prozent um ihre Existenz: Kleinere Start-ups sind demnach durch den Wegfall von Messen und Veranstaltungen vom ausbleibenden Kundenkontakt bedroht, große Start-ups mit vielen Beschäftigten machen sich vor allem um ihre Umsätze, ihre Liquidität und das Zustandekommen künftiger Finanzierungsrunden Sorgen.

Auch Ernst & Young sieht das europäische Start-up-Ökosystem vor einer existenziellen Herausforderung. Nach einem Finanzierungsrekord im vergangenen Jahr sei aufgrund der Corona-Krise für das Jahr 2020 ein massiver Einbruch bei Start-up-Finanzierungen zu erwarten, zudem bei vielen Unternehmen deutliche Umsatzausfälle. Basis ist das Start-up-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft.

Den EY-Zahlen zufolge war jedoch bereits im zweiten Halbjahr 2019 ein Rückgang der Finanzierungsaktivitäten in Europa zu beobachten: Das Investitionsvolumen sei im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um 15 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro gesunken, die Zahl der Finanzierungsrunden ebenfalls um 15 Prozent auf 1944. Im Jahr 2020 dürften laut EY sowohl die Zahl der Deals als auch die investierten Summen noch deutlich stärker zurückgehen – wie stark, hänge von der Stärke und Dauer der aktuellen Krise ab. Sicher sei jedoch, dass das europäische Start-up-Ökosystem vor der größten Bewährungsprobe seiner Geschichte stehe.

Auch für die Kapitalgeber ist die Situation herausfordernd: „Ein Exit ist jetzt sehr viel schwieriger als vor der Krise – die Bewertungen werden nach unten angepasst“, sagt Peter Lennartz, der bei EY die Start-up-Initiative D-A-CH leitet. „Für die Investoren geht es daher nun vorrangig darum, ihre Portfoliounternehmen durch die Krise zu bekommen. Und sie haben im Zweifelsfall zu entscheiden, welche Geschäftsmodelle tatsächlich noch eine Zukunft haben.“

Lennartz erwartet jedoch auch, dass einige Unternehmen und Segmente gestärkt aus dieser Krise hervorgehen werden. Digital Health im weitesten Sinne wird aus seiner Sicht boomen, als weitere mögliche Gewinner sieht er BioTech und Medtech sowie mittelfristig die Bereiche Logistik, Food, Online-Handel, Online-Learning, Online-Kommunikation und Saas-Modelle. Schwieriger wird es demnach hingegen für Start-ups insbesondere aus den Bereichen Travel, Mobility und Events.

VWI Online Summit

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VWI Online Summit – Premiere am 16. Mai 2020!

Da wegen der Corona-Pandemie Präsenzveranstaltungen auf absehbare Zeit nicht möglich sein werden, bietet der Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure e. V. (VWI) seinen Mitgliedern erstmals ein neues digitales Event-Format an: den VWI Online Summit. Die Studentischen Vorstandsmitglieder haben dafür eine Konferenz im virtuellen Raum konzipiert, die sowohl studentische als auch ordentliche Mitglieder ansprechen soll.

Der VWI Online Summit wird am 16. Mai 2020 (Samstag) von 9:30 bis 17 Uhr über die Microsoft-Plattform Teams stattfinden. Ganz im Sinne des Wirtschaftsingenieurwesens und des VWI sollen verschiedene Inhalte aus unterschiedlichen Fachbereichen präsentiert und diskutiert werden. Geplant ist eine Bandbreite an Themen, in denen sich viele VWI-Mitglieder wiederfinden können. Gleichzeitig soll damit das VWI-Netzwerk gestärkt werden, indem allen Mitgliedern die Teilnahme ermöglicht wird. Folgende Themenbereiche sind für den VWI Online Summit geplant:

  • Fachforum: Fachexperten referieren über gegenwärtigen Themen aus der Wirtschaft, Technik und Gesellschaft.
  • Leadership: Führungskräfte referieren über die Prinzipien, Modelle und Erfahrungen im Bereich des Leadership-Managements.
  • Personal Development: Professionals sowie VWI-Trainer schaffen ein Weiterbildungsangebot in Form von Webinaren.
  • Vielfalt des Wirtschaftsingenieurwesens: Die Referenten geben Einblick in mögliche Branchen und berufliche Schwerpunkte für Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure.
  • Nachhaltigkeit & soziale Innovation: Die Referenten behandeln in verschiedenen Formaten die Problemstellungen und Lösungsmöglichkeiten der Thematik.
  • Starting-up: Selbstständige und Start-ups referieren über ihre Gründung und Geschäftsidee, ihre Prozesse, Probleme und Erfolgsgeheimnisse.

Zusammen mit den Teamleitern des Bundesteams, der VWI-Präsidentin Frauke Weichhardt und VWI-Geschäftsführer Axel Haas ist es den Studentischen Vorstandsmitgliedern bereits gelungen, hochqualifizierte Referenten für das Online-Event zu akquirieren. Unter diesem Link steht das Programmheft zur Verfügung.

Die Anmeldung für den VWI Online Summit ist unverbindlich und bis zum 14. Mai 2020 um 23:59 Uhr (MEZ) möglich. Alle aktuell verfügbaren Informationen zum Ablauf, den referierten Themengebieten, der aktuellen Rednerliste sowie den Angebotsformaten für Sponsoren finden sich in diesem PDF. Falls es Fragen oder Probleme bei der Anmeldung gibt, sind die Studentischen Vorstandsmitglieder unter sv@vwi.org erreichbar.

Richtlinien

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Richtlinien für KI in der Personalarbeit

Der Ethikbeirat HR-Tech hat zehn anwendungsorientierte Richtlinien für den innovativen und verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und anderen modernen Technologien in der Personalarbeit veröffentlicht. Dafür hat sich der interdisziplinär besetzte Beirat mit der Frage befasst, welche Einsatzgebiete für KI-Lösungen sich im Umfeld des HR-Management abzeichnen und welche Rahmenbedingungen für deren Entwicklung, Einsatz und Nutzung in Organisationen gegeben sein sollen. Grundsätzlich ist es dem Gremium zufolge wichtig, neue Lösungen auszuprobieren, zu evaluieren und die Personalarbeit damit besser zu machen. Das müsse jedoch in einer verantwortungsvollen Art und Weise geschehen.

Die Richtlinien thematisieren die Einbindung der relevanten Interessengruppen in die Entscheidungsfindung bei Auswahl und Einsatz entsprechender Technologien, die Frage nach der finalen Entscheidungsbefugnis im Einsatz, die Subjektqualität, Haftung und Verantwortung sowie Themen wie Zweckbindung und Informationspflicht. In ihrer jetzt vorgelegten Fassung sollen die Richtlinien die Ausführungen des im Februar vorgelegten Weißbuches der Europäischen Kommission zur Künstlichen Intelligenz ergänzen sowie konkrete und handlungsleitende Empfehlungen bieten.

Die Richtlinien im Überblick

  1. Transparenter Zielsetzungsprozess und Einbindung: Vor der Einführung einer KI-Lösung muss die Zielsetzung für die Nutzung definiert werden. In diesem Prozess sollen alle relevanten Interessengruppen identifiziert und eingebunden werden.
  2. Fundierte Lösungen: Wer KI-Lösungen anbietet oder nutzt, muss darauf achten, dass diese empirisch evaluiert sind und über eine theoretische Grundlage verfügen.
  3. Menschen entscheiden: Wer KI-Lösungen einsetzt, muss sicherstellen, dass bei wichtigen Personalentscheidungen die Letztentscheidungsbefugnis einer natürlichen Person obliegt.
  4. HR treibt KI-Lösungen – nicht umgekehrt: Ein erfolgreicher Einsatz von KI-Lösungen durch HR benötigt die Kombination technologischer, analytischer und personalwirtschaftlicher Kompetenzen.
  5. Haftung und Verantwortung: Organisationen, die KI-Lösungen nutzen, sind für die Ergebnisse ihrer Nutzung verantwortlich.
  6. Zweckbindung und Datenminimierung: Wer personenbezogene Daten für KI-Lösungen nutzt, muss im Vorfeld definieren, für welche Zwecke diese verwendet werden, und sicherstellen, dass diese Daten nur zweckdienlich erhoben, gespeichert und genutzt werden.
  7. Informationspflicht: Vor beziehungsweise beim Einsatz einer KI-Lösung müssen die davon betroffenen Menschen über Einsatz, Zweck, Logik sowie die erhobenen und verwendeten Datenarten informiert werden.
  8. Achten der Subjektqualität: Für die Nutzung in KI-Lösungen dürfen ohne rechtzeitige Beteiligung und individuelle Einwilligung der Betroffenen keine Daten erhoben werden, die deren willentlicher Steuerung entzogen sind.
  9. Vermeidung von Diskriminierung: Wer KI-Lösungen entwickelt oder nutzt, muss sicherstellen, dass die zugrundeliegenden Daten über eine hohe Qualität verfügen und systembedingte Diskriminierungen ausgeschlossen werden.
  10. Stetige Überprüfung: Wer KI-Lösungen nach den vorliegenden Richtlinien einführt, soll transparent sicherstellen, dass die Richtlinien auch bei der betrieblichen Umsetzung und der Weiterentwicklung beachtet werden.

Die Richtlinien sind aus Sicht des Beirats kein abgeschlossenes Projekt, da sich mit dem stetigen Wandel digitaler Technologien auch neue Handlungsfelder und Herausforderungen ergeben werden. Deshalb sollen die Richtlinien auch zukünftig in Zusammenarbeit mit der interessierten (Fach-)Öffentlichkeit geprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden.

Reshoring

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Mehr Reshoring als Folge der Corona-Epidemie?

Die weltweite Corona-Epidemie wird deutliche Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben – und wahrscheinlich auch auf die globalen Lieferketten. Eine von Prof. Dr. Steffen Kinkel durchgeführte Studie legt nahe, dass die Krise das Reshoring verstärken könnte, also die Rückverlagerung von Produktion und Dienstleistungen zurück in das Land, aus dem sie ursprünglich ins Ausland verlagert wurden. Der Wirtschaftsingenieur ist Professor an der Fakultät für Informatik und Wirtschaftsinformatik der Hochschule Karlsruhe und Leiter des Instituts für Lernen und Innovation in Netzwerken (ILIN). Aus seiner Sicht lässt eine im September und Oktober 2019 durchgeführte Online-Umfrage der Hochschule Karlsruhe bei 655 produzierenden Unternehmen aus 16 führenden Industrienationen eine Einschätzung zu, welche Auswirkungen Lieferkettenprobleme auf lokale und globale Produktionsstrategien haben.

„Von den befragten Unternehmen, die einen ziemlich hohen bis sehr hohen Einfluss der Störungen globaler Lieferketten auf ihre Geschäftstätigkeit erwarten, gehen fast 50 Prozent davon aus, dass sie in den kommenden Jahren Teile ihrer Produktion aus dem Ausland wieder ins Inland zurückverlagern werden“, so Kinkel: „Bei Unternehmen, die einen geringen bis mittelmäßigen Einfluss der Störungen globaler Lieferketten auf ihre Geschäftstätigkeit erwarten, sind dies nur etwa 15 Prozent. Demnach ist infolge der Corona-Epidemie, die umfassende Störungen der globalen Lieferbeziehungen mit sich bringt, mit einer Zunahme der Rückverlagerungstätigkeiten zu rechnen.“

Statistisches Modell bestätigt Neigung zum Reshoring

Wie Kinkel weiter erläutert, haben diese Ergebnisse auch in einem statistischen Modell unter Kontrolle vielfältiger Merkmale und Strategien der teilnehmenden Unternehmen sowie deren Erwartungen zu externen Entwicklungen Bestand. Industrieunternehmen, die den Einfluss der Störungen globaler Lieferketten auf ihre Geschäftstätigkeit als ziemlich hoch bis sehr hoch einschätzen, zeigen demnach eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, Produktion aus dem Ausland zurückzuholen.

Aktuelle Meldungen zu möglichen Rückverlagerungen betreffen insbesondere die Herstellung medizinischer Produkte und Medikamente sowie ihrer Wirkstoffe. Angesichts verwundbarer Lieferketten fordert nicht nur die deutsche Politik, die Produktion von Wirkstoffen und Medikamenten zumindest teilweise wieder zurück ins Inland zu holen. Dadurch soll die starke Abhängigkeit von Lieferanten aus China und Indien reduziert werden, was aber zu steigenden Preisen der Medikamente führen kann. Auch die Modellrechnungen der Hochschule Karlsruhe zeigen, dass insbesondere Sektoren der Grundversorgung wie die Hersteller von Nahrungsmitteln, Bekleidung, Chemie und Pharmazie zukünftig verstärkt Rückverlagerungen in Erwägung ziehen.

Das Reshoring ist jedoch nicht die einzige mögliche Reaktion auf die Corona-Krise. „Wird ein sehr hoher Einfluss der Lieferkettenstörungen auf die Geschäftstätigkeit erwartet, dann wirkt sich dies sowohl signifikant positiv auf den weiteren Ausbau lokaler Lieferketten als auch globaler Lieferketten aus“, so Kinkel: „Die Unternehmen scheinen dann eine Dual-Sourcing-Strategie mit sowohl inländischen als auch transnationalen Lieferantenbeziehungen anzustreben, um sich von den globalen Verwerfungen der Lieferketten unabhängiger zu machen.“

MLP Stipendienprogramm

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Stipendienprogramm von MLP – Jetzt bewerben!

Noch bis zum 30. April 2020 läuft das Auswahlverfahren für das Stipendienprogramm von MLP. Bei diesen Stipendienprogramm kombiniert der Finanzdienstleister die finanzielle und mit der fachlichen Förderung.

Teilnehmen können Studierende aller Studiengänge, die an einer deutschen Hochschule eingeschrieben sind: Bachelor- und Diplom-Studierende ab dem dritten Semester, Master-Studierende ab dem ersten Semester sowie Doktoranden. Ausgeschrieben sind insgesamt 25 Stipendien im Wert von je 3000 Euro, die einen Monat nach dem Auswahlverfahren als Einmalzahlung ausgeschüttet werden.

Die Stipendien werden in vier Kategorien vergeben:

  • Studies – für gute Leistungen im Studium
  • Social – für soziales (außer)universitäres Engagement
  • Science – für wissenschaftliche Leistung
  • International – für ein abgeschlossenes beziehungsweise aktuell noch laufendes Projekt oder Praktikum im Ausland

Aus allen bis zum 30. April eingegangenen Bewerbungen werden 250 Studierende ausgewählt. Diese treffen sich dann am 25./26. Juni 2020 für ein finales Auswahlverfahren. Bei diesem Assessment-Center können sie in Einzel- und Gruppenübungen ihre Projekte, ihre Persönlichkeit und ihre Leistungen präsentieren und so ihre persönlichen Fähigkeiten einbringen. Gemeinsam wird dann entschieden, wer von den 250 Studierenden die Stipendien erhalten soll. Parallel haben alle Teilnehmenden beim finalen Auswahlverfahren die Chance, mit interessanten Menschen zusammen zu kommen, Kontakte zu knüpfen und ihr Netzwerk zu erweitern.

Alle wichtigen Informationen und den Bewerbungslink für das Stipendienprogramm gibt es unter www.MLP-Stipendium.de.

MLP ist langjähriges Fördermitglied des VWI und unterstützt schon seit 1996 die VWI-Verbandsarbeit auf Bundesebene und das Engagement der Hochschulgruppen vor Ort.

Erste-Hilfe-Kit

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Erste-Hilfe-Kit für dezentrales Arbeiten

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Usability (KU) haben Tipps und Empfehlungen zusammengestellt, um Unternehmen den krisenbedingten Umstieg auf ein radikal dezentrales Arbeiten zu erleichtern. Das Erste-Hilfe-Kit soll vor allem KMU entlang der Themen IT-Infrastruktur, Leitbild und Regeln, Kommunikation, Mindset und Verhalten, Typische Probleme und Lösungen, Nachhaltige Etablierung sowie Software-Lösungen einen fundierten Einstieg in das dezentrale Arbeiten bieten.

„Das Besondere an unserem Erste-Hilfe-Kit ist seine Prägnanz und seine Verständlichkeit“, sagt Ivo Benke. Der Wirtschaftsingenieur ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsinformatik und Marketing (IISM) des KIT und Koordinator des KU. Aus Benkes Sicht geht es in der jetzigen Lage nicht darum, eine umfängliche wissenschaftliche Studie zu veröffentlichen. Aber: „Mit dem Erste-Hilfe-Kit stellen wir die Erkenntnisse, die wir aus Literatur-Recherchen, aus empirischen Erhebungen sowie anhand eigener Erfahrungen gewonnen haben, den Unternehmen als Best-Practice- beziehungsweise Best-Advice-Sammlung in leichter Verständlichkeit zur schnellen Umsetzung zur Verfügung.“

Für viele kleine und mittlere Unternehmen verbindet sich mit dem epidemiologischen Gebot des Social Distancing eine Art Crashtest ihrer Arbeitsorganisation: Binnen Kurzem gilt es, den Umstieg von traditionellen Arbeitsformen auf ein Gefüge aus räumlich getrennt agierenden Kräften zu meistern. Das „Erste-Hilfe-Kit für Erfolgreiches Verteiltes Arbeiten“ ist Teil des am KU betriebenen Projekts „Social Distancing und Social Awareness“ und auf diese Herausforderung zugeschnitten. Das KU ist eine Einrichtung der „Mittelstand-Digital“-Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Es unterstützt kleine und mittlere Unternehmen dabei, digitale Technologien so zu gestalten, dass sie einfach genutzt und positiv erlebt werden können.

Das Erste-Hilfe-Kit steht auf dieser Webseite kostenlos zum Download zur Verfügung. Auf der Seite gibt es auch Links zu weiteren Lösungen vor allem aus dem Bereich Software: Collaborationkit.org bietet einen umfassend Sammlung an Anwendungen und erlaubt einen Selbst-Test zur Empfehlung von Anwendungen; eine schnelle Übersicht bietet die Seite ‘Tools zur Zusammenarbeit‘. Bei weiteren Fragen und für Informationen können Interessenten zudem mit Ivo Benke Kontakt aufnehmen.

Krise

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Gut durch die Krise mit Produktionsnetzwerken

In Zeiten wie diesen sollten sich Firmen nicht nur mit Krisenmanagement beschäftigten. Sie müssen auch an die Zukunft denken, denn irgendwann wird die Produktion wieder anziehen. Für die Zeit nach der Krise lassen sich bereits heute einige Weichen stellen. Xometry bekommt seit Jahren von tausenden Zulieferbetrieben und Auftraggebern Informationen. Auf Basis dieser Erfahrung haben wir einige Denkanstöße entwickelt, wie Firmen besser durch die Krise kommen können. Erfolg haben am Ende solche Unternehmen, die eine Reihe von Punkten beachten:

  1. Eine digitale und transparente Lieferkette. Die konsequente Digitalisierung erstreckt sich zwar auf sämtliche Bereiche der Lieferkette. Entscheidend ist jedoch, dass Transparenz in den Logistikabläufen besteht. Die wichtigsten Fragen für Manager lauten hier: Wissen wir wirklich, wo unsere Lieferung gerade ist, wann die Teile produziert werden, und vor allem, wann wir sie bekommen? Produktionsnetzwerke wie Xometry zeigen den Kunden in Echtzeit, wann eine Bestellung in die Herstellung geht, wann sie geprüft und wann verschickt wird. Selbst in unsicheren Zeiten ermöglicht das präzise Entscheidungen.
  2. Die Lieferkette muss reagieren können. Innovationen wie unsere Plattform für Produktionsdienstleistungen bieten den Unternehmen ganz neue Möglichkeiten zur Senkung der Kosten. Gleichzeitig machen diese Angebote die Firmen flexibler und ihre Produktion verlässlicher. So verwaltet Xometry ein Netzwerk von 4000 hochqualifizierten Produktionsbetrieben weltweit. Sollten also in einer Region Schwierigkeiten auftauchen, können wir die Produktion rasch in ein anderes Gebiet verschieben. In den USA haben wir diese Flexibilität bereits während einiger Unwetterkatastrophen bewiesen. Wir arbeiten daran, dass unsere Kunden durch diese Möglichkeit auch Ereignisse wie die aktuelle Krise besser überstehen.
  3. Flexible Kapazitäten nutzen. Wer ein Produktionsnetzwerk nutzt, erhält deutlich mehr Freiheiten als bei einer Produktion in eigenen Betrieben. Sollte die Nachfrage kurzfristig einbrechen, kann die Produktion nämlich ohne Schwierigkeiten angepasst werden. Zieht das Geschäft an, nutzt man seine externen Zulieferer wieder stärker. Dabei können über Xometry auch große Produktionsmengen abgewickelt werden. Wegen ihrer nahezu unerschöpflichen Kapazität können Netzwerke Aufträge meist billiger und schneller ausführen als Einzelunternehmen. Große Orders werden im Zweifel auf mehrere Lieferanten aufgeteilt. Das ist wegen der digitalisierten Abläufe schnell und ohne Qualitätsverluste möglich.
  4. Neue Effizienzpotenziale heben. Unsichere Zeiten können eine gute Gelegenheit sein, um die kostenintensiven Bereiche der Lieferkette anzugehen. Zum Beispiel durch die Nutzung anderer Produktionstechniken. Jetzt ist genau die Zeit, um neue Wege auszuprobieren. Auf der Xometry-Plattform werden zum Beispiel die preislichen Konsequenzen einer Materialveränderung in Sekunden sichtbar. Das eröffnet neue Möglichkeiten für die Suche nach Alternativen in der Produktion.
  5. Den genau passenden Zulieferer finden. Produktionsnetzwerke bieten auf einen Schlag unzählige Wahlmöglichkeiten. Jedes der vielen Partnerunternehmen von Xometry fertigt mit anderen Maschinen und bietet spezielle Fähigkeiten. So erhalten Kunden exakt den Betrieb vermittelt, der ihre individuellen Produktanforderungen erfüllen kann. Sie müssen also nicht das Produkt den Herstellungsmöglichkeiten anpassen. Sie machen es umgekehrt.
  6. Fragen Sie die Anderen. In der Krise tauscht man sich oft nur mit den nächsten Kollegen aus. Das ist leider ein Fehler. Innerhalb und außerhalb des Unternehmens gibt es nämlich viele weitere Experten, die bei der Umsetzung neuer Ideen helfen können. Verlassen Sie das übliche Muster also und holen Sie sich Rat – gerne auch vom Xometry-Team. Wir wissen, wie Zulieferketten effizient gestaltet werden können.

Ein Gastbeitrag von Xometry.

Corona-Virus

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Das Corona-Virus infiziert die Branchen

Wie trifft das Corona-Virus verschiedene Branchen? Mit dieser Frage hat sich die Unternehmensberatung Roland Berger beschäftigt und beleuchtet, wie die Ausbreitung des Virus das Wirtschaftswachstum in den wichtigen Wirtschaftszweigen Automotive, Maschinenbau, Logistik und Pharma beeinflusst. Daraus haben sie drei Szenarien entwickelt, wie der weitere Verlauf 2020 und 2021 aussehen könnte. Roland Berger zufolge hängen die Auswirkungen des Corona-Virus auf verschiedene Wirtschaftszweige von unterschiedlichen Angebots- und Nachfrage-Mustern ab.

Die Automobilbranche, die bereits durch schleppendes Wachstum im Jahr 2019 geschwächt wurde, erfährt demnach wahrscheinlich den größten Abschwung. Die Bruttowertschöpfung könnte – verglichen mit dem Basis-Szenario ohne COVID-19-Einflus – 2020 im Worst-Case-Szenario bis zu 10,6 Prozentpunkte fallen, wodurch Automobilverkäufe um zehn Prozent stärker sinken würden als vorhergesagt und aufgrund der gestörten Lieferketten keine Erhöhung möglich wäre. Im moderaten Szenario „Verzögerte Heilung“ folgt auf ein signifikantes Verkaufstief aufgrund von Bauteil-Engpässen und Problemen mit der Lieferkette im ersten Halbjahr 2020 ein Produktionsanlauf im vierten Quartal, wodurch der Effekt übers Jahr minimiert wird. Im Szenario „Schnelle Erholung“ folgt auf einen kleinen Abfall im Verkaufsvolumen im ersten Halbjahr ein ausgleichender Produktionsanlauf im zweiten Halbjahr 2020.

Die Maschinenbaubranche wird laut Roland Berger bis zum ersten Quartal 2021 sowohl Angebots- als auch Nachfrageschocks erfahren, schlimmstenfalls mit Folgeeffekten, die sich erst im zweiten Quartal 2021 einstellen. Im moderaten Szenario wird der Angebotsschock durch die sinkende Nachfrage verschlimmert, aber die Erholung folgt im vierten Quartal 2020. Im Best-Case-Szenario verursacht die Schließung chinesischer Fabriken nur einen geringen Schock, wobei der Versorgungsengpass teils durch Inventar abgefangen werden kann. Der Aufholeffekt stellt sich ein, sobald die Versorgungslage sich im zweiten Quartal 2020 erholt.

Die Logistikbranche reagiert laut Roland Berger unmittelbar auf jegliche Schwächung der Handelsströme, was die Branche besonders anfällig für die negativen Auswirkungen des Corona-Virus macht. Schlimmstenfalls sieht das Szenario „Tiefgreifende Rezession“ ein schwerwiegendes Nachfragetief vorher, bei dem die Erholung erst mit einem Gesamtwirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2021 stattfindet. Das moderate Szenario sagt ausgedehnte Produktions-Stillstände voraus, welche die Nachfrage nach Logistik-Dienstleistungen langfristig senken. Der Branche drohen auch Risiken durch weitere ausgeweitete Grenzschließungen. Im Best-Case-Szenario zeigt sich die größte Auswirkung in China, aufgrund der Quarantänemaßnahmen und der Abriegelung ganzer Provinzen.

Auch die Pharmabranche wird laut Roland Berger zunehmend eine Belastung der Lieferketten erleben, aber eine anhaltende Nachfrage sollte für weiteres Wachstum sorgen. Schlimmstenfalls bleiben die Wachstumsraten der schwachen Weltwirtschaft entsprechend niedrig, solange nicht essenzielle Einkäufe aufgeschoben werden. Im moderaten Szenario verlangsamt sich das Wachstum aufgrund von Versorgungsschocks, aber die Nachfrage bleibt stabil. Im Falle einer schnellen Erholung dürften etwaige Produktionsausfälle durch Lagerbestände überbrückt werden, gefolgt von einem schnellen Produktionsanlauf frühestens im zweiten Quartal 2020. In diesem optimistischen Szenario sind die Auswirkungen auf Europa und die Vereinigten Staaten gering.