Zum Thema „PQCDSM-Logic in Maintenance (TPM) and Mountaineering“ hat Wirtschaftsingenieur Stefan Schmidt (VWI-Kompetenznetzwerk Produktion und Logistik) im Technical Journal einen Fachbeitrag veröffentlicht (https://doi.org/10.31803/tg-20230518082456). Total Productive Maintenance (TPM) bedeutet so viel wie vollständige Aufrechterhaltung der Produktivität. TPM ist die Grundlage für JIT (Just in Time) und Lean Manufacturing und bildet die Basis für JIT oder termingerechte Lieferung. Das Ziel von TPM ist die Verbesserung der Anlageneffektivität und die Optimierung der Anlagenleistung, nämlich PQCDSM (Produktivität, Qualität, Kosten und Lieferung, Sicherheit und Gesundheit, Umwelt und Moral). Viele Hersteller haben versucht, ihr Produktionssystem auf ein JIT- oder Lean-Produktionssystem umzustellen, um die Produktivität und Qualität zu steigern – bisher jedoch sehr häufig (oder meistens) mit wenig Erfolg; nur einige sehr wenige Unternehmen mit frühzeitiger nachhaltiger Lean-Einführung sind vorhanden. Der Beitrag zeigt, wie anhand von Trekking- und Klettertouren die Anwendung der PQCDSM-Logik im Bergsport veranschaulicht und auf die Logistik- und Instandhaltungspraxis übertragen werden kann.
Stefan Schmidt hat jahrzehntelange Erfahrungen mit Expeditionen, Trekking- und Klettertouren sowie TPM-Implementierungen. Aus seiner Sicht gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen der Anwendung der PQCDSM-Logik im Bergsport und in der Logistik- und Instandhaltungspraxis, die sowohl für die betriebliche Praxis in der Industrie als auch für Hochgebirgstouren hilfreich sind, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit in einem sich verändernden Umfeld sowie auf die notwendige Ausdauer.
„Von den vielen Ähnlichkeiten zwischen der Anwendung der PQCDSM-Logik im Bergsport und in der Logistik- und Instandhaltungspraxis, sollte die Sicherheit sowohl in der betrieblichen Praxis als auch bei Hochgebirgstouren besonders betont werden“, schreibt Stefan Schmidt. „Das wichtigste Ziel im Bergsport ist die sichere Rückkehr, während es in der Industrie das Überleben des Unternehmens ist. Allerdings sinkt die Lebensdauer von Unternehmen seit Jahren dramatisch ab.“ Bei den 2015 in Deutschland gegründeten Unternehmen beispielsweise lag die Überlebensrate nach fünf Jahren nur bei 37,1 Prozent.
Einer der Gründe ist laut Schmidt das Fehlen einer langfristigen Ausrichtung für die Umstellung auf ein schlankes Produktionssystem. Die Umstellung auf eine schlanke Produktion werde im Allgemeinen relativ gut eingeleitet, dann aber vom Top-Management kaum weiterverfolgt, so dass die erzielten Erfolge in den nächsten Jahren verpuffen – nicht nur einmal, sondern mehrmals in Wellenbewegungen über Jahrzehnte hinweg. „Die Sicherheit in den Bergen und die langfristige, nachhaltige Unternehmensentwicklung sichern das Überleben in einem feindlichen Natur- und Geschäftsumfeld. Beide erfordern jedoch Ausdauer, denn kein Berg kann ohne Ausdauer bestiegen werden, und kein nachhaltiger Veränderungsprozess in Unternehmen kann ohne langfristige Ausdauer stattfinden“, so Schmidt. „Solange die Unternehmen jedoch weiterhin ihre Richtung in Form von Quartalsberichten vorgeben, werden Veränderungen, wie der Übergang zu einem schlanken Produktionssystem, überwiegend von vielen Rückschlägen, Misserfolgen und Flickschusterei begleitet sein.“