Im Jahr 2022 betrug die Differenz zwischen Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland und ausländischer Unternehmen in Deutschland rund 132 Milliarden Dollar – zu Ungunsten des Standortes Deutschlands. Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge waren die Geldabflüsse der Unternehmen noch nie so hoch wie im vergangenen Jahr (Rusche, Christian, 2023, Deindustrialisierung. Eine Analyse auf Basis von Direktinvestitionen, IW-Kurzbericht, Nr. 43, Köln). „Die Zahlen alarmieren: Im schlimmsten Fall ist das der Beginn der Deindustrialisierung“, so das Institut.
Die ausländischen Investitionen in Deutschland sind nach OECD-Zahlen zuletzt fast vollständig eingebrochen: Während 2022 die Abflüsse bei fast 135,5 Milliarden Euro lagen, wurden nur noch rund 10,5 Milliarden Euro in Deutschland investiert. Besonders alarmierend dabei ist, so das IW weiter, dass gerade die Investitionen von europäischen Nachbarn eingebrochen sind. 70 Prozent der Gelder aus Deutschland seien in andere europäische Staaten geflossen.
Den Grund sieht das Institut vor allem in drei Entwicklungen:
- Der Fachkräftemangel belastet die Unternehmen enorm. In einer aktuellen Umfrage nannten 76 Prozent der Unternehmen im industriellen Mittelstand Arbeitskosten und Fachkräftemangel als ihre größte Herausforderung – noch vor den hohen Energiepreisen und zunehmender Bürokratie.
- Investitionspakete wie der amerikanische Inflation Reduction Act machen Investitionen außerhalb Deutschlands attraktiver. Auch bei europäischen Investitionsoffensiven wie dem NextGenerationEU-Programm fließt das meiste Geld an Deutschland vorbei. Hinzu kommt, dass das deutsche Exportmodell bei wachsendem Protektionismus nicht mehr so gut funktioniert wie früher.
- Mit dem Wegfall des Verbrennungsmotors verliert die deutsche Wirtschaft ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal in ihrer Schlüsselindustrie.
Hinzu kommen dem IW zufolge weitere, durchaus hausgemachte Probleme. Dazu gehören hohe Unternehmenssteuern, ausufernde Bürokratie und eine marode Infrastruktur.