Der Mannheim Tax Index, den das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung regelmäßig für die EU-Kommission erstellt, misst die effektive Steuerbelastung von Unternehmen in Europa. Angesichts der aktuellen Zahlen kommt das ZEW zu dem Schluss, dass Deutschland im internationalen Steuerwettbewerb weiter an Boden verloren hat. Die Unternehmenssteuerbelastung in Deutschland ist demnach inzwischen im unmittelbaren Vergleich mit wichtigen Wettbewerbern am höchsten: „Die effektive Durchschnittssteuerbelastung eines profitablen Investitionsprojekts in Deutschland liegt im Jahr 2022 bei 28,8 Prozent und übersteigt somit den EU-Durchschnitt um 10 Prozentpunkte“, so das Institut.
Dem ZEW zufolge hat Deutschland gegenüber Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich für Investitionen inzwischen Hochsteuerlandcharakter. Die Position Deutschlands im Mittelfeld der Steuerbelastungen vergleichbarer großer Industrie-Nationen sei aufgrund fehlender Reformen seit der grundlegenden Steuerreform aus dem Jahr 2008 gefährdet. Ohne deutliche Reformen in der Körperschaftsteuer sei Deutschland aus steuerlicher Perspektive ein vergleichsweise unattraktiver Standort für Unternehmen mit internationalen Investitionsalternativen.
Dem ZEW zufolge könnten eine generelle Absenkung des hohen Gewinnsteuersatzes – wie in Frankreich praktiziert – sowie Sonder- und Sofortabschreibungen nach dem Beispiel Großbritanniens Deutschlands Standortattraktivität verbessern. Denn von diesen profitieren nur Unternehmen, die tatsächlich investieren. Eine deutliche Verbesserung der Investitionsdynamik sei allerdings nur zu erwarten, wenn diese Sonder- und Sofortabschreibungsmöglichkeiten breit ausgestaltet sind, sodass eine Vielzahl von Unternehmen und Investitionen profitieren können.
Wie das ZEW weiter ausführt, bildet die effektive durchschnittliche Steuerbelastung auf Unternehmensebene bei Standortentscheidungen multinational agierender Konzerne den wesentlichen Entscheidungsrahmen. In den Mannheim Tax Index fließen deshalb Steuern auf die Gewinne und das eingesetzte Kapital der Kapitalgesellschaften mit ein. In den Berechnungen werden sowohl die Tarifbelastungen dieser Steuern als auch die Interaktion der verschiedenen Steuerarten und die wichtigsten Regelungen zur Ermittlung der steuerlichen Bemessungsgrundlage berücksichtigt. Der Index beinhaltet eine umfassende Reihe von Ländern (EU 27, Großbritannien, Schweiz, Norwegen, USA, Kanada, Japan, Nord-Mazedonien und Türkei) für den Zeitraum von 1998 bis 2022.
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