Die Modeindustrie ist von einer klimaneutralen Arbeitsweise noch weit entfernt – wegen ihrer Herstellungs- und Vertriebspraktiken, aber vor allem wegen der Schnelllebigkeit ihrer Produkte. Die Unternehmensberatung Kearney hat in der Studie „Can circularity save the fashion industry?” die Umweltverschmutzungen der Modeindustrie untersucht und deutsche Konsumenten zu ihren Einkaufsgewohnheiten befragt. Außerdem haben die Analysten den Circular Fashion Index (CFX) aufgelegt, der Unternehmen und ihre Initiativen unter die Lupe nimmt.
Der Circular Fashion Index fragt, wie nachhaltig Europas 100 Modemarken arbeiten und wie sie den Lebenszyklus ihrer Kleidung verlängern. Die Ergebnisse werden anhand von acht Kriterien bewertet, die sowohl den Primärmarkt mit neuen Produkten als auch den Sekundärmarkt mit Second Hand und Recycling betrachtet. Nur drei Unternehmen haben laut Kearney in dem Index ein akzeptables Ergebnis erzielt und sind glaubhaft auf dem Weg zu einer zirkulär angelegten Kleidungsindustrie: Patagonia, The North Face und Levi’s. Diese drei Unternehmen kommunizieren offen, dass ihre Produkte länger halten sollen, und ermutigen ihre Kunden, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen der Kauf eines weiteren Kleidungsstücks auf die Umwelt hat. Zum Teil arbeiten sie selbst mit recycelter Kleidung oder setzen auf Cradle-to-Cradle-Materialien, die als biologische Nährstoffe in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können.
Zurzeit bedeuten der hohe Konsum und die Schnelllebigkeit der Branche extrem hohe Kosten für die Umwelt. Die Modeindustrie produziert je nach Quelle 1,2 bis 1,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, das entspricht drei bis fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Zudem fließen rund elf Prozent des gesamten in der Industrie verwendeten Frischwassers in die Fabriken der Modeindustrie; hinzu kommen Öl und giftige Chemikalien beim Herstellungsprozess. Die UN bezeichnen die Modeindustrie daher als zweitgrößten Umweltverschmutzer der Welt.
Die Umweltverschmutzung bei Produktion und Vertrieb machen etwa 94 Prozent der Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus. Mit ersten Initiativen wie der Global Fashion Agenda, der Better Cotton Initiative oder Fashion for Good hat die Industrie mit ersten Initiativen reagiert. Bislang haben diese den Verschmutzungsanstieg jedoch nur verlangsamt, aber nicht umgekehrt, was auch mit dem Anwachsen der Weltbevölkerung und steigenden Haushaltseinkommen vor allem in Indien und China zusammenhängt.
Den Studienautoren zufolge machen die Beispiele des Circular Fashion Index jedoch Mut: Sie zeigen, wie sich Zirkularität in ein profitables Geschäftsmodell integrieren lässt. Zudem sei ein Umdenken der Branche nicht nur für die Umwelt notwendig, sondern auch zur Existenzsicherung der Unternehmen. Denn diese würden sich mit schnelllebiger Ware gerade selbst das Wasser abgraben.