Zum Jahreswechsel fassen wir oft viele gute Vorsätze. Zum Beispiel: 2021 nehme ich mir mehr Zeit für mich und meine Freunde und Verwandten. 2021 achte ich stärker auf meine Gesundheit. Doch kurze Zeit später sind die Vorsätze meist wieder vergessen, weil sie nicht in einer Lebensvision verankert sind.
Sich zu entscheiden, fällt zudem vielen Menschen schwer. Denn: Wenn wir uns für etwas entscheiden, müssen wir andere Möglichkeiten verwerfen. Das können wir nur, wenn wir wissen, was uns wichtig ist. Sonst fassen wir zwar viele Vorsätze, doch wenige Tage später sind sie vergessen. Denn unsere Vorsätze sind nicht in einer Lebensvision verankert.
Hinzu kommt: Was in unserem Leben wirklich wichtig ist, ist nie dringend. Es ist zum Beispiel nie dringend, joggen zu gehen. Es wäre aber gut für unsere Gesundheit. Und es ist nie dringend, sich Zeit für ein Gespräch mit dem Partner zu nehmen. Es wäre aber wichtig für die Beziehung. Weil die wirklich wichtigen Dinge nie dringend sind, schieben wir sie oft vor uns her. Oder wir hegen die Illusion: Wenn ich alles schneller erledige, habe ich auch dafür Zeit. Die einzige Konsequenz: Wir führen ein Leben im High-Speed-Tempo. Und irgendwann stellen wir resigniert fest: Nun führe ich zwar ein (noch) ge-füllteres Leben, aber kein er-fülltes Leben.
Eine solche Schieflage ist kein Einzelschicksal. Immer mehr Menschen plagt das Gefühl: Mein Leben ist nicht im Lot. Das war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie so. Eine Ursache hierfür ist: Bezogen auf ihre berufliche Laufbahn haben die meisten Menschen eine klare Perspektive. Anders sieht es in den Lebensbereichen Sinn/Kultur, Körper/Gesundheit und Familie/Beziehung aus. Hier fehlen ihnen häufig klare Ziele.
In der Alltagshektik übersehen wir zudem oft, dass die vier Lebensbereiche in einer Wechselbeziehung stehen. Deshalb verliert, wer zum Beispiel den Bereich Arbeit/Beruf längerfristig überbetont, auf Dauer neben seiner Lebensfreude auch seine Leistungskraft. Denn:
- Wer krank ist, kann weder sein Leben in vollen Zügen genießen, noch ist er voller Leistungskraft.
- Wer einsam ist, ist weder ‘quietschvergnügt’, noch kann er seine volle Energie auf seinen Job verwenden.
- Wer in einer Sinnkrise steckt, ist weder lebensfroh noch sehr leistungsfähig. Denn hinter allem Tun steht die Frage: Was soll das Ganze?
Damit wir ein erfülltes Leben führen, müssen wir also für die rechte Balance zwischen den vier Lebensbereichen sorgen. Hierfür benötigen wir eine Vision unseres künftigen Lebens. Diese brauchen wir auch, weil heute viele Anforderungen an uns gestellt werden, die sich nur bedingt miteinander vereinbaren lassen.
So sind zum Beispiel in den meisten höher qualifizierten Jobs unregelmäßige Arbeitszeiten normal. Zumindest für alleinerziehende Mütter und Väter bedeutet dies: Sie können nicht mehr täglich beispielsweise Punkt 16 Uhr das Büro verlassen. Was sollen sie also tun, wenn der Kindergarten um 16 Uhr schließt? Noch ein Beispiel: Vielen Vertriebsmitarbeitern von Unternehmen fällt es zunehmend schwer, regelmäßige private Termine wahrzunehmen. Denn immer wieder dauert ein Kundentermin länger als geplant. Also sind (Interessen-)Konflikte vorprogrammiert.
Hieraus resultiert eine weitere Herausforderung: Wir müssen sozusagen Manager unseres eigenen Lebens werden – also eine Person, die durch ihr heutiges Handeln dafür sorgt, dass sie auch künftig ein glückliches und erfülltes Leben führt. Der erste Schritt hierzu besteht darin, dass wir eine Vision von unserem künftigen Leben entwickeln. Setzen Sie sich deshalb zum Beispiel zwischen den Jahren oder am Neujahrsmorgen hin und fragen Sie sich bezogen auf die vier Lebensbereiche:
- Was ist mir wirklich wichtig?
- Worin zeigt sich für mich ein erfülltes Leben? Und:
- Was sollte ich heute tun, damit ich auch in Zukunft ein glückliches Leben führe?
Fragen Sie sich zudem (regelmäßig): Gibt es in meinem Lebensumfeld Anzeichen dafür, dass künftig die Balance in meinem Leben bedroht sein könnte? Das ist gerade in den aktuellen Corona-Zeiten extrem wichtig, da sich in ihnen in unserem Lebensumfeld so viel ändert. Solche Warnsignale können sein:
- Zwischen Ihnen und Ihrem Lebenspartner herrscht zunehmend Schweigen. Auch wichtige Freunde melden sich nicht mehr.
- In Ihrem Betrieb lautet die oberste Maxime plötzlich „Sparen“.
- Sie fragen sich immer häufiger: Was soll das Ganze?
- Sie spüren ab und zu ein Stechen in der Herzgegend.
Haben Sie diese Fragen für sich beantwortet, dann können Sie konkrete Vorsätze fassen und einen Maßnahmenplan entwerfen, wie Sie diese realisieren. Und zwar ohne dass die Gefahr besteht, dass Sie Ihre Vorsätze schon wieder vergessen haben, kaum dass die Silvesterraketen verglüht sind. Denn Ihre Vorsätze sind nun in einer Vision von Ihrem künftigen Leben verankert.
Oft scheinen uns die beschriebenen Inhalte als logisch und selbstverständlich, am Ende scheitern wir jedoch oft an der Umsetzung. Entweder, weil die Disziplin fehlt oder wir von Impulsen des Alltags mitgerissen, bzw. abgelenkt werden. Da kann es helfen einen festen Rhythmus zu etablieren.
In der VWI-Regionalgruppe Rhein-Neckar gibt es nun einen festen Termin um gute Vorsätze mit Gleichgesinnten umzusetzen. Unter dem Motto VWI-Aktiv treffen wir uns jeden Freitagnachmittag ab 16/17 Uhr zu Outdoor-Aktivitäten wie Mountainbike fahren oder Joggen, bzw. Spazieren im Wald. Anschließend lassen wir die Woche bei einem Plausch ausklingen.
Somit nutzen wir die Zeit nach einer erfüllten Arbeitswoche und vor dem heiligen Wochenende um mindestens zwei der vier beschriebenen Punkte in Balance zu bringen. Wir tun etwas für unsere Gesundheit und fördern unsere Beziehungen und den Netzwerkgedanken.
Für Fragen und weitere Anregungen darf sich jeder gerne an das Sprecher-Team wenden. Somit wünschen wir einen guten Start ins neue Jahr.