Weihnachten

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VWI Redaktion Ein Kommentar

Bald ist es wieder soweit und der Weihnachtsmann – Gründer, Geschäftsführer und Vorsitzender der Weihnachtsüberraschung-Fertigung und -vertriebs GmbH – wird an einem einzigen Tag und mit garantiertem 24-Stunden-Service Milliarden von Spielsachen an Kinder auf der ganzen Welt ausliefern. Und wie jedes Jahr stellt sich zu Weihnachten die Frage: Wie gelingt ihm dieses Kunststück? Eigentlich ist es ganz einfach: mit einer Echtzeit-Lieferkette.

Das Unternehmen des Weihnachtsmanns ist wie kein anderes in der Lage, riesige Datenmengen zu erfassen und zu analysieren. Es verfügt über rund 7,4 Milliarden Kunden, und diese Zahl soll bis zum Jahr 2100 auf 11,2 Milliarden anwachsen. Man darf davon ausgehen, dass er die Daten dieser Kunden in einer In-Memory-Datenbank verwaltet.

Um seinen Kunden ein Omni-Channel-Erlebnis bieten zu können, wertet der Weihnachtsmann strukturierte und unstrukturierte Daten gemeinsam aus und setzt dabei auch auf Stimmungsanalysen und Kundensegmentierung. Er pflegt seit jeher engen Kontakt zu seinen Kunden. Bei seinen Besuchen auf Weihnachtsmärkten auf der ganzen Welt sucht er das Gespräch mit seinen Zielkunden und nimmt unzählige Bestellungen persönlich entgegen. Ein wichtiger Kanal sind auch schriftliche Bestellungen. Die beliebten Briefe an den Weihnachtsmann werden durch optische Zeichenerkennung in digitale Bestellungen umgewandelt.

Darüber hinaus nimmt der Weihnachtsmann auch Bestellungen per E-Mail entgegen und ist vor allem vor Weihnachten in allen wichtigen sozialen Medien vertreten. Kunden können sich beispielsweise online, über Facebook oder über Twitter mit ihm in Verbindung setzen. Natürlich analysiert der Weihnachtsmann das Kundenverhalten und nimmt ausgehend von dieser Analyse eine Kundensegmentierung vor. Für ein bestimmtes Segment muss er alljährlich Ruten in großen Mengen beschaffen.

In den Wochen vor Weihnachten wird er sich in den Besprechungen zur Absatz- und Produktionsplanung sicherlich häufiger seinen langen weißen Bart raufen, wenn er die Bedarfsprognosen sieht. Seine Aufgabe ist es dann, das Angebot auf die saisonbedingt hohe Nachfrage abzustimmen. Die Daten zur Nachfrage ändern sich dabei häufig in Echtzeit, da viele Kunden ihre Bestellungen einfach vor ihre Tür legen, wo sie von den Helfern eingesammelt werden müssen. Zudem muss er Millionen von Artikeln verwalten, die alle zur genau gleichen Zeit in großer Stückzahl nachgefragt werden.

Zum Glück verfügt der Weihnachtsmann über hoch motiviertes Personal, das Jahr für Jahr treu seine Dienste verrichtet. Und ein weltweites Geschäftsnetzwerk sorgt dafür, dass seine Werkstatt alle gewünschten Artikel rechtzeitig ausliefern kann. Dennoch benötigt er ein reaktionsschnelles Planungssystem, um diese komplexen Herausforderungen zu bewältigen und mit modernsten Planungs- und Fertigungsprozessen Push- und Pull-Strategien erfolgreich umzusetzen. Er kann eine perfekte Auftragserfüllungsquote von 100 Prozent vorweisen, da er von einem erstklassigen Data Scientist unterstützt wird (vermutlich handelt es sich dabei um ein Familienmitglied).

Dennoch steht der Weihnachtsmann vor enormen logistischen Herausforderungen. Zum einen befinden sich die Fertigungsstätte und das Distributionszentrum seines Unternehmens am Nordpol, was aus logistischer Sicht nicht wirklich eine ideale Lage ist – dafür ist die Kühlung für das Rechenzentrum äußerst kostengünstig. Zum anderen müssen der Weihnachtsmann und seine Helfer für die rund 7,4 Milliarden Kunden tagtäglich über 20 Millionen Fertigerzeugnisse produzieren, um mit ihrem Angebot die Nachfrage decken zu können. Mit Sicherheit gehört der Weihnachtsmann zu den Vorreitern des 3D-Drucks und der additiven Fertigung, da immer mehr Geschenke personalisiert werden müssen. Bis zur Auslieferung pünktlich zu Weihnachten sammeln sich so Milliarden von Produkten an, was gewaltige Herausforderungen für die Lagerverwaltung mit sich bringt.

Die Direktauslieferung an Milliarden von Kunden in einer einzigen Nacht dürfte dem Weihnachtsmann zusätzliches Kopfzerbrechen bereiten. Zwar sind die unterschiedlichen Zeitzonen dabei von Vorteil, doch verstößt er mit seinem 31-Stunden-Liefermarathon garantiert gegen die Regeln für Lenk- und Ruhezeiten seiner Rentiere. Diese dürften es jedoch gewohnt sein, bis an ihre Grenzen zu gehen – schließlich müssen sie zu Weihnachten 822 Kundenstandorte pro Sekunde ansteuern und daher mit dreifacher Lichtgeschwindigkeit unterwegs sein. Davon können Amazon-Drohnen nur träumen.

Zweifellos ist der Schlitten des Weihnachtsmanns mit IoT-Sensoren bestückt. Gewichtssensoren sorgen dafür, dass der Schlitten nicht überladen wird oder das Gleichgewicht verliert. Geht man pro Kunde von einem Produkt mit einem Gewicht von durchschnittlich einem Kilo aus, bringt der Schlitten immerhin stolze 7,4 Millionen Tonnen auf die Waage.

Die Rentiere werden mithilfe von Zustandssensoren überwacht, damit sie bei Erschöpfung rechtzeitig ausgetauscht werden können. Da ein normales Rentier maximal 150 Kilo Last tragen kann, muss das Rentier-Gespann des Weihnachtsmanns die Arbeit von mehr als 49 Millionen Artgenossen erledigen. Anhand von Echtzeit-Wetterbeobachtungen wird bestimmt, ob die Mannschaft Unterstützung durch ein neuntes, beleuchtetes Rentier benötigt.

Zudem werden laufend Daten zur Performance an die Forschungs- und Entwicklungswichtel übermittelt, damit das Schlittendesign weiter verbessert werden kann. Auch die Technikwichtel nutzen diese Daten für eine vorbeugende Instandhaltung, damit es nicht zu Schlittenausfällen kommt.

Kurzum: Der Weihnachtsmann verfügt über eine erweiterte Lieferkette mit hochgradig effizienten Echtzeitabläufen – und sorgt mit rundum cloudbasierten Logistikprozessen für schnelle und pünktliche Lieferungen an seine Kunden. Natürlich kursieren darüber nur Gerüchte: Der Weihnachtsmann gibt seine Betriebsgeheimnisse niemals preis, auch nicht zur Feier von Weihnachten.

Eine Analyse von SAP Business Trends

 

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