Connected Services können deutschen Automobilherstellern eine gute Position im internationalen Wettbewerb verschaffen – wenn sie verhindern, dass die Kluft zwischen ihnen und ihren digitalen Konkurrenten zu groß wird. Dieses Fazit zieht Capgemini Invent angesichts des aktuellen „Connected Vehicle Trend Radar“. Die Studie untersucht, wie die Automobilindustrie mit vernetzten Diensten rentabel werden kann.
Die Bedeutung von vernetzten Fahrzeugen wird der Unternehmensberatung zufolge in den kommenden Jahren zunehmen. Waren es im Jahr 2018 weltweit noch 119,4 Millionen, soll ihre Zahl bis 2023 auf 352 Millionen steigen. Dieser Anstieg geht mit einem schnellen Wachstum des Datenaufkommens einher – Daten, die monetarisiert werden können. Laut Capgemini unterstützen sie dabei, Kosten zu senken, Forschung und Entwicklung sowie Produkte und Dienstleistungen zu optimieren und Emissionen zu begrenzen. Zurzeit sind die Nutzungsraten jedoch noch unzureichend: Die Studie ergab, dass erst 56 Prozent der befragten Verbraucher über Connected Services in ihren Fahrzeugen verfügen. Von diesen nutzen lediglich 51 Prozent die Services häufig oder sehr häufig, 29 Prozent nur gelegentlich.
Von den 23 untersuchten Kategorien werden sicherheitsbezogene Angebote im Auto wie beispielsweise intelligente Assistenzsysteme am meisten geschätzt. Die Lieferung von Einkäufen oder Paketen ins Fahrzeug stößt auf das geringste Interesse. 39 Prozent der Verbraucher gaben jedoch an, dass Connected Services nützlich, aber nicht ausreichend entwickelt sind, während weitere 23 Prozent sich ihrer Vorteile nicht bewusst sind. Die traditionellen Hersteller müssen daher laut Capgemini sicherstellen, dass sie die Verbraucher mit den von ihnen gewünschten Dienstleistungen ansprechen und auch über die Vorteile informieren. So könnten sie ihre vernetzten Dienste und Tools zu einem Alleinstellungsmerkmal machen. Eine Öffnung des Connected-Services-Portfolios für Anwendungen von Drittanbietern gibt demnach den Herstellern die Möglichkeit, ihre Pole Position gegenüber ihren digitalen Wettbewerbern zurückzuerobern: Denn viele Nutzer greifen bereits auf Anwendungen von großen Technologieunternehmen zurück, so dass der Zugang zu diesen Anwendungen über die Benutzeroberfläche des Fahrzeugs der Schlüssel ist, sich die Schnittstelle zum Kunden und seinen Daten zu sichern.
Der Studie zufolge bietet die Konnektivität den traditionellen Autoherstellern umfassendes Umsatzpotenzial und spielt bei ihrer zukünftigen Positionierung im vernetzten Ökosystem eine entscheidende Rolle. Digitale Player haben demnach bereits erkannt, dass ein Fahrzeug nur eine weitere Einheit im digitalen Ökosystem eines Verbrauchers ist. Um die Kundentreue zu erhöhen, müsse das Fahrerlebnis nahtlos in das digitale Leben einer Person übergehen. Dies verändere auch die Kundenbeziehung, da sich die Hersteller nun auch nach abgeschlossenem Kauf- oder Leasingvertrag stärker auf ihre Kunden fokussieren müssten, die für sie zum wichtigsten Asset für die Zukunft werden.