Dass die Digitalisierung ein gesellschaftlicher Megatrend ist – darin sind sich alle einig. „Alles wird sich ändern!“, lautet der prophetische Ruf aus der IT-Branche, der inzwischen zur gängigen Einschätzung über die Tragweite der Digitalisierung geworden ist. Doch was bedeutet diese Technik für Ökologie und Gerechtigkeit? Führt sie in eine smarte grüne Welt, in der alle vom technologischen Fortschritt profitieren und zugleich schonender mit der Umwelt umgehen? Oder in einen digitalen Kapitalismus, in dem sich Geld und Macht auf wenige konzentrieren und die Wirtschaft noch weiter über die planetaren Grenzen hinauswächst? Diesen Fragen widmen sich Steffen Lange und Tilman Santarius in ihrem jetzt erschienenen Buch „Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit“.
Schnell und tief in den Alltag hineingewirkt
„Viele meinen, dass die digitalen Neuerungen ‘disruptiv’ seien“, so die Autoren, also mit einem Ruck Geschäftsfelder, Kommunikationsweisen, Herstellungsverfahren oder Konsumgewohnheiten erschüttern und umwälzen. Tatsächlich habe noch nie eine technologische Entwicklung so schnell und so tief in den Alltag hineingewirkt: „Mit dem Internet der Dinge, Big Data, künstlicher Intelligenz, Smart Cities oder selbstfahrenden Autos werden derzeit Visionen einer Welt entworfen, die weitreichende Auswirkungen auf viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche haben könnten. Noch wissen wir zwar nicht, was davon Wirklichkeit werden wird. Aber wir sollten uns darauf vorbereiten: Unsere Zukunft dürfte ganz maßgeblich von der Digitalisierung geprägt werden. Offen ist nur die Frage: Wird dies unsere Gesellschaft in eine positive Richtung verändern?“
Design-Prinzipien für eine nachhaltige Digitalisierung
Steffen Lange ist Ökonom am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Mitglied des Konzeptwerks Neue Ökonomie. Tilman Santarius leitet als Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler die Forschungsgruppe ‘Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation’ der Technischen Universität Berlin und des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). In ihrem Buch präsentieren die Autoren Möglichkeiten, wie die Digitalisierung zum Schutz der Biosphäre beitragen und soziale Gerechtigkeit verbessern kann. Aber sie zeigen auch, dass eine solche Entwicklung kein Selbstläufer ist. Denn neben vielen Chancen sehen sie auch große Risiken und Nebenwirkungen für die ökologische Transformation und den sozialen Umbau der Gesellschaft. Daher analysieren und illustrieren sie, wie sich die neuen Technologien bisher auf Energie- und Ressourcenverbräuche, Konsum und Arbeitsplätze, Ungleichheit und Wirtschaftswachstum ausgewirkt haben. Darüber hinaus entwickeln sie Design-Prinzipien für eine nachhaltige Digitalisierung – damit sie die Welt auch wirklich smarter macht.
Steffen Lange, Tilman Santarius: Smarte grüne Welt? Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit, Paperback, 268 Seiten, ISBN 978-3-96238-020-5, 15,00 Euro. Auch als E-Book erhältlich.