Qualitätssicherung ist aus Sicht von A. T. Kearney zu einem zentralen Punkt auf der Agenda des Top-Managements avanciert. Jedoch greifen der Unternehmensberatung zufolge die traditionellen Methoden des Qualitätsmanagements nicht mehr.
Ein erhöhter Software-Anteil, gestiegene Produktkomplexität, global vernetzte Wertschöpfungsketten und stark verkürzte Produkteinführungszeiten sind A. T. Kearney zufolge Haupttreiber für die zunehmende Anzahl von Qualitätsproblemen in der Automobil-, Investitions- und Konsumgüterindustrie. Die Unternehmensberatung hat eine Untersuchung namens „Qualität 4.0: Qualitätsmanagement neu denken“ vorgelegt: Demnach meinen vier von zehn Führungskräften, dass Standard-Qualitätsmethoden ihre Wirksamkeit verlieren. Gleichzeitig haben die Hälfte (48 Prozent) eine Zunahme von Qualitätsproblemen in den vergangenen zehn Jahren beobachtet, und 50 Prozent erwarten für die kommenden zehn Jahre einen weiteren Zuwachs. „Wenn sich aktuelle Trends fortsetzen, besteht ein Risiko von 215 Milliarden US-Dollar durch gestiegene Qualitätskosten in der Automobil-, Industriegüter- und Konsumgüterindustrie“, so Stephan Krubasik, Partner und Automobilexperte bei A.T. Kearney.
Digitale Innovationen werden noch zu selten eingesetzt
Die Chancen für das Qualitätsmanagement liegen dieser Untersuchung zufolge vor allem in digitalen Innovationen wie Community-Feedback in Echtzeit oder Big-Data-Analysen. Jedoch habe fast die Hälfte der Befragten den Eindruck, dass ihr Unternehmen beim Qualitätsmanagement nicht sehr innovativ ist – obwohl mehr als drei Viertel (76 Prozent) die Notwendigkeit sehen würden, neue Methoden einzuführen. Viele wirkungsvolle Methoden kommen laut Untersuchung noch viel zu selten zur Anwendung. So werde beispielsweise der Einsatz eines „Social Media Radars“ zur Identifizierung von Handlungsfeldern von fast 90 Prozent der Befragten als vorteilhaft bewertet, aber von nur einem Drittel auch angewendet. Eine ähnliche Diskrepanz liege bei Ferndiagnosen und bei innovativen Methoden zur Steigerung der Qualität in der gesamten Lieferkette vor.
Wie A.T. Kearney weiter mitteilt, müssen etablierte Qualitätssysteme präventiver ausgerichtet werden, um zukunftssicher aufgestellt zu sein. Ein zukunftssicheres Qualitätsmanagement beschränke sich beispielsweise nicht nur auf den Fertigungsprozess, sondern fange bereits beim Design des Produktes an: Integrierte Hardware- und Softwareentwicklung, eine frühe digitale Absicherung und Real-life-Testmethoden seien erfolgreiche Ansätze. Die Realität sehe heute aber oftmals noch anders aus: Nur 48 Prozent der für die Untersuchung Befragten seien der Meinung, dass die Qualität bereits bei der Produktkonzeption bisher ausreichend berücksichtigt werde.(ph)
Die Frage ist, wie ein “neues” QM-System dann aussehen sollte: Wie werden die verfügbaren Informationen zusammengeführt und angeboten? Notwendig ist sicherlich der Aufbau von Wissens- oder Informationsarchitekturen, um die Menge des dann vorhandenen Wissens auch sinnvoll nutzen zu können.