Viele Jobsuchende investieren viel Zeit und Energie in ein überzeugendes Bewerbungsschreiben. Das zeigt sich bei den VWI-Workshops zum Thema Bewerbung. Und auch aus aktuellen Umfragen in der Recruitingszene geht hervor, dass das Bewerbungsschreiben für die Hälfte der Befragten eine große Herausforderung ist und sie sich bei der Formulierung eines starken Motivationsschreiben schwer tun.
„Seit Jahren beobachte ich, dass die meisten falsch einsteigen“, sagt Wolfgang Raith, Sprecher des VWI-Netzwerks Karriere & Beruf: „Sie sehen eine Ausschreibung und legen einfach los – und das frustiert nach wenigen Minuten. Unsere Workshop-Teilnehmer trainieren daher einen systematischen Weg, indem sie die Ausschreibung analysieren und in fünf Blöcke gliedern.“ Der Wirtschaftsingenieur empfiehlt, sich anhand dieser fünf Fragen mit der Stellenausschreibung auseinanderzusetzen:
- Was sagt das Unternehmen über sich, seine Produkte, Stärken, Marktposition und zum Klima?
- Wie heißt die Position und was sind die Schwerpunkte der Aufgaben?
- Welche fachlichen und persönlichen Stärken werden erwartet?
- Welche Anreize und Benefits werden angeboten (Gehalt, Weiterbildung etc.)?
- Welche fachlichen und persönlichen Fähigkeiten bringe ich für diese Position/Aufgaben mit?
Im nächsten Schritt sollen sich Jobsuchende aus der Fülle der Informationen jeweils drei bis vier besonders wichtige oder bedeutende Punkte heraussuchen und das Bewerbungsschreiben anhand dieser Punkte strukturieren. Bei den Formulierungen empfiehlt Raith, bewusst mit Verben zu formulieren und Aufzählungen mit Substantiven zu vermeiden. „Auf jeden Fall sollte der Einstiegssatz nicht heißen: Ich bewerbe mich hiermit auf Ihre interessante Ausschreibung xyz“, so Raith. „Und noch ein Tipp zum Schlusssatz: Sehr geehrter Herr abc, sehr geehrte Frau xyz, gerne möchte ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten in Ihr Unternehmen einbringen, mich als Werkstudent engagieren und Ihre Teams aktiv unterstützen. Über Ihre Einladung zum persönlichen Gespräch freue ich mich.“ Formal fehlen für ein korrektes Bewerbungsschreiben dann nur noch die Adresse, das Schlagwort zum Betreff und die persönliche Anrede des Empfängers.
Dass etliche Unternehmen inzwischen bereit sind, auf Bewerbungsschreiben zu verzichten, ist für Raith nicht unbedingt eine Erleichterung – auch wenn die Unternehmen so auf den derzeit engen Personalmarkt reagieren und hoffen, mit einem Verzicht auf Anschreiben mehr Zuschriften auf ihre Ausschreibung zu bekommen. Raith: „Spätestens beim Telefoninterview oder Vorstellgespräch sind Sie gut beraten, systematisch vorbereitet zu sein.“