Globale Lieferketten

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Mehr als 80 Prozent der deutschen Industrie-Unternehmen rechnen mit rückläufigen Gewinnen. Das zeigt der aktuelle Supply Chain Pulse Check von Deloitte und dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). Hauptgrund: Globale Lieferketten lassen sich immer schwieriger oder nur mit hohem Aufwand absichern, gleichzeitig ist die Industrie bei Rohstoffen und Vorprodukten stark importabhängig.

„Die Unternehmen müssen mehr denn je alternative Szenarien für ihre Produktion und Rohstoffversorgung entwickeln“, sagt Jürgen Sandau. Der Wirtschaftsingenieur ist einer der Studienautoren sowie Partner und Lieferketten-Experte bei Deloitte. „Neben China gilt es, Länder wie Indien, Vietnam oder Indonesien stärker in Betracht zu ziehen.“ Denn geopolitische Risiken wie ein eskalierender China-Taiwan-Konflikt und zunehmende Handelskonflikte bergen aus Sicht von 64 beziehungsweise 58 Prozent der Befragten das größte Risiko für ihre Lieferkettenstrategie.

Hinzu kommen die Herausforderungen am Standort Deutschland. Vor allem die regulatorischen Anforderungen hierzulande machen den Unternehmen zu schaffen; für 75 Prozent der Befragten sind sie das größte Risiko für ihre Lieferkettenstrategie. „Wir müssen sowohl im Land als auch in den Unternehmen entbürokratisieren“, so Sandau. Die Energiepolitik (72 Prozent) und der Fachkräftemangel (71 Prozent) in Deutschland sowie die Rohstoffpreise (68 Prozent) und die Sprge vor Cyber-Angeiffen (67 Prozent) sehen die Unternehmen hinsichtlich ihrer Lieferketten-Strategie ähnlich kritisch.

Entsprechend stark ist der Trend zu weiteren Verlagerungen. 49 Prozent der befragten Unternehmen hat Teile seiner Wertschöpfung bereits verlagert und beabsichtigt, dies weiterhin zu tun. 42 Prozent planen, künftig höherwertige Bereiche der Produktion zu verlagern. Sandau: „Häufig sehen wir hierzulande nur noch Erhaltungsinvestitionen, aber keine Erweiterungsinvestitionen mehr. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, entsteht der Wohlstand der Zukunft nicht mehr in Deutschland.“

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Der aktuelle Supply Chain Pulse Check zeigt ein Bemühen der Unternehmen um den Standort. 72 Prozent geben an, dass sie ihre Produktion digitalisieren, um in Deutschland weiterhin erfolgreich zu sein. Neue Technologien, insbesondere Künstliche Intelligenz, haben nach Ansicht von 63 Prozent das Potenzial, die Produktivität zu steigern und Mehrkosten hierzulande auszugleichen. Zirkuläres Wirtschaften wird von 69 Prozent der Befragten als vielversprechendes Mittel gesehen, um ihre Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu mindern. 66 Prozent geben an, dass globale Lieferketten damit kostengünstiger werden können.

Für die dritte Ausgabe des Supply Chain Pulse Check haben Deloitte und BDI zusammen mit dem Service-Verband ISLA mehr als 120 Lieferketten-Verantwortliche befragt. Sie sind überwiegend in Großunternehmen in den Branchen Maschinenbau/Industriegüter, Automobil, Chemie, Bauwesen sowie Transport und Logistik tätig. Die Befragung fand im April und Mai statt.

 

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