Die Studie „Review of metrics to assess resilience capacities and actions for supply chain resilience“ der Universität Augsburg kann Unternehmen dabei unterstützen, ihre Versorgungswege robuster aufzustellen: Sie gibt Firmen ein objektives Bewertungsverfahren an die Hand, um die Störanfälligkeit ihrer Lieferketten und mögliche Gegenmaßnahmen unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten zu analysieren.
„Lange Zeit versuchten Firmen vor allem, diese Lieferketten möglichst effizient und kostengünstig zu gestalten“, sagt Axel Tuma. Der Wirtschaftsingenieur ist Professor am Lehrstuhl für Production & Supply Chain Management der Universität Augsburg und Mitglied des dortigen Zentrums für Klimaresilienz. „Sie bauten beispielsweise teure Lagerkapazitäten ab. Stattdessen setzten sie auf Just-in-time-Konzepte.“ Dadurch seien die Lieferketten jedoch immer empfindlicher gegenüber Störungen geworden. Und Störungen gibt es immer wieder: die Covid-Pandemie, der Ukraine-Krieg, Blockaden des Suez-Kanals oder auch der Einsturz einer Brücke (Foto) im Hafen der US-Küstenstadt Baltimore.
Inwiefern solche Störungen Auswirkungen auf die Produktion eines Unternehmens haben, zeigt die entsprechende Resilienzkurve: Wie schnell und wie stark trat der Leistungseinbruch ein? Wann erholte sich die Kurve wieder? Wie lange dauerte es, bis sie ihr ursprüngliches Niveau erreichte? „Wir stellen in unserer Studie Metriken vor, mit denen sich diese und andere Parameter für eine hypothetische Störung berechnen lassen“, so Axel Tuma. „Mit diesem Bewertungsverfahren lässt sich beurteilen, wie stark eine bestehende Lieferkette durch Ereignisse wie diese beeinträchtigt wird. Außerdem können wir so Empfehlungen ableiten, mit denen sich ihre Resilienz steigern lässt.“
Wie wirksam beispielsweise ausreichende Lagerkapazitäten zur Abpufferung von Störungen sein können, hat sich dem Autorenteam zufolge in Baltimore gezeigt: Trotz der Hafensperrung konnten die Automobilunternehmen vor Ort weiterproduzieren. „Lagerhaltung kann also zur Folge haben, dass eine Störung zu einem geringeren Performanceeinbruch der Resilienzkurve führt“, so Tuma. „Wir sprechen in diesem Fall von einer absorptiven Maßnahme. Mit den von uns entwickelten mathematischen Methoden lässt sich ihre Wirkung auf die Resilienz berechnen. In einem nächsten Schritt können wir dann die Kosten der Lagerhaltung mit den Umsatzeinbußen vergleichen, die die Hafensperrung ohne sie verursacht hätte.“