Immer mehr Städte weltweit verfolgen das Ziel, nur noch so viel CO2 in die Atmosphäre zu emittieren, wie sie gleichzeitig zurückholen. Das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC hat jetzt in einer umfangreichen Meta-Studie den Wissensstand dazu zusammengefasst, welche Methoden auf dem Weg zur Netto-Null hilfreich sein können („Assessing global urban CO2 removal“ in Nature Cities).
Ein Ergebnis der Studie: Technisch betrachtet könnten sich urbane Entnahmen von CO2 zur Mitte des Jahrhunderts auf eine Gigatonne jährlich addieren, also auf eine Milliarde Tonnen. Dafür müsste man im Städtebau vier Prozent Pflanzenkohle dem Baustoff Zement beimischen oder alternativ für neun von zehn neuen Häusern den Baustoff Holz verwenden, außerdem auf einem Drittel der städtischen Rasenflächen Baumlandschaften pflanzen, Pflanzenkohle in den Boden von städtischen Grünflächen, Straßenbäumen und Dachgärten geben (und zwar je nach Art des Bodens in einem Umfang von 2,5 bis 20 Prozent) sowie 15 Prozent aller Geschäftshäuser mit kleinen Luftfiltern ausstatten, die das Klimagas aus der besonders CO2-haltigen Innenraum-Luft in Städten extrahieren.
Global betrachtet macht eine Gigatonne nur etwa ein Fünftel der für das Jahr 2050 erwarteten urbanen CO2-Emissionen aus – ein urbanes Netto-Null zur Mitte des Jahrhunderts ist also aus heutiger Sicht nur in Städten mit ganz besonders ambitionierter Emissionsminderung realistisch. Das Forschungsteam hebt jedoch hervor, dass solche Formen der dezentralen CO2-Entnahme auch unabhängig vom Klimaschutz-Effekt beträchtlichen Zusatznutzen stiften: für die Umweltqualität, für Gesundheit und Wohlergehen der Menschen und auch für die wirtschaftliche Entwicklung. In der Metastudie wird das für jede der untersuchten Entnahme-Methoden (über Baustoffe, Baumpflanzungen, Bodenanreicherung und Luftfilter) inhaltlich konkretisiert und mit einer quantitativen Abschätzung versehen. Ebenso systematisch beleuchtet die Studie auch die möglichen Hindernisse für die Umsetzung und leitet daraus Politik-Empfehlungen ab.
In einem Exkurs bewertet das Forschungsteam zudem die Möglichkeit, mit speziellen Farbpigmenten und Oberflächenmaterialien das Rückstrahlungsvermögen von Dächern, Fassaden, Gehwegen und Straßen zu verbessern. Das hätte einen kühlenden Effekt in städtischen Hitzeinseln und würde zudem Energie in Klimaanlagen einsparen.