Bei der Diskussion um mögliche neue Anwendungsfelder für Künstliche Intelligenz rücken neben Chancen und Risiken auch die wachsenden Ressourcenverbräuche für mehr Rechenleistung stärker in den Fokus. Ein neues kostenloses Onlinetool soll nun bei der Einschätzung helfen, welche Nachhaltigkeitseffekte die Systeme haben. Organisationen, die KI selbst entwickeln oder einsetzen, sollen damit systematisch bewerten können, welche Auswirkungen ihre Systeme haben – sozial, ökologisch und ökonomisch. Das Onlinetool ist Teil des Projekts „SustAIn – Nachhaltigkeitsindex für Künstliche Intelligenz“.
Das Tool wurde von AlgorithmWatch (AW), dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und dem Distributed Artificial Intelligence Laboratory der Technischen Universität Berlin entwickelt. In elf Schritten können sich KI-Verantwortliche in Organisationen dabei durch einen anonymen Fragebogen zur Selbsteinschätzung klicken und Angaben machen zu Kriterien wie Selbstbestimmung, Datenschutz oder kultureller Sensibilität, aber auch zum Monitoring von Ressourcenverbräuchen oder Treibhausgasemissionen. Denn Nachhaltigkeitseffekte treten über den gesamten Lebenszyklus komplexer KI-Systeme auf – vom Datenmodell und Systemdesign über die Modellentwicklung und -nutzung bis hin zur Entsorgung der Hardware. Abschließend liefert das Tool ein Auswertungsdokument mit Anregungen, wie sich die Systeme verbessern und Risiken verringern lassen.
Es gibt auch einen praktischen Grund, warum sich Organisationen mit den KI-Nachhaltigkeitseffekten beschäftigen sollten: Voraussichtlich werden Anforderungen an das Tracking von Energieverbräuchen und andere ökologische Auswirkungen in der europäischen KI-Verordnung verankert sein. Diese geplante Verordnung der EU-Kommission zur Regulierung von KI-Systemen könnte ab dem Jahr 2026 zur Anwendung kommen und soll verhindern, dass die Technologie für umstrittene Methoden eingesetzt wird.