Gas geben, lenken und bremsen ist zwar wesentlich für das Autofahren, aber nicht alles. Hinzu kommt die Verständigung mit anderen Verkehrsteilnehmern. Auch autonome Fahrzeuge müssen künftig in der Lage sein, beispielsweise mit Fußgängern zu interagieren – sie müssen erkennen, welche Passanten relevant werden könnten, um sodann deren Verhalten zu erfassen und zu deuten. Ein KI-System, das genau das leisten soll, hat nun das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB in Karlsruhe vorgestellt.
Was ein menschlicher Autofahrer in der Regel intuitiv und ohne nachzudenken wahrnimmt, etwa anhand von Standort, Blickrichtung und Gestik, muss man einem autonomen Fahrzeug erst beibringen, damit es auch in einem Wohngebiet oder vor einer Schule sicher eigenständig agieren kann. KI-Verfahren bieten das Potenzial, Videobilder dahingehend zu analysieren, müssen aber erst anhand großer Mengen an Trainingsdaten lernen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Darum geht es am Fraunhofer IOSB im Rahmen des Forschungsprojekts „Intelligente Mensch-Technik-Kommunikation im gemischten Verkehr“, kurz ‘Initiative’.
„Wir haben mittlerweile einen Forschungs-Prototypen umgesetzt, der abschätzt, ob ein Fußgänger die Straße überqueren möchte, seine Gesten analysiert und somit die Grundlage für die Interaktion schafft“, erklärt Manuel Martin. Das System besteht demnach aus einer Stereokamera, die räumlich ‘sehen’ und somit die genaue Position von Passanten erfassen kann, und einem KI-Algorithmus, der die Positionen der Gliedmaßen erfasst und daraus Schlüsse zieht. Der Prototyp wurde laut Martin bei einer Projektpräsentation erfolgreich demonstriert. Nun gehe es darum, das KI-System weiter zu trainieren und insgesamt zu verfeinern, damit es in allen denkbaren Situationen die Absichten der Fußgänger möglichst zutreffend erkennen könne.
Die Erkennung von Fußgänger-Intentionen nur ein Puzzleteil des Projekts. Das große Ziel ist, KI-gestützt die adaptive Kommunikation verschiedener Verkehrsteilnehmer zu ermöglichen, um automatisierte Fahrzeuge in gemischte Verkehrsszenarien integrieren zu können. Dazu sollen letztlich umfassende Kommunikationsschnittstellen für die Interaktion des Fahrzeugs sowohl mit sonstigen Verkehrsteilnehmern als auch mit seinen eigenen Insassen entwickelt werden. Beispielsweise soll das Auto einem überquerungswilligen Fußgänger mittels einer unmissverständlichen Leuchtanzeige mitteilen können, dass es anhalten wird oder vorbeifahren möchte.