Corona-Pandemie, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, die daraus folgende Energiekrise – seit Monaten befinden sich die Führungskräfte europäischer Unternehmen im Krisenmodus, um negative wirtschaftliche Folgen abzuwenden oder zumindest zu mildern. Für die Jahre 2023 und 2024 sind die meisten davon überzeugt, dass es weitere einschneidende Krisen geben wird. Das zeigt eine Horváth-Studie auf Basis einer branchenweiten Befragung von 150 Managerinnen und Managern aus großen europäischen Unternehmen.
Am ehesten gehen die Befragten von einer Finanzkrise aus: 45 Prozent halten dieses Szenario für wahrscheinlich. 43 Prozent erwarten eine Klimawandel-bedingte Krise – und in Konzernen mit einem Jahresumsatz ab 5 Milliarden Euro und mindestens 5000 Mitarbeitenden rechnen sogar 61 Prozent der Befragten damit, dass der Klimawandel bereits kurzfristig deutlich drastischere Folgen für die Wirtschaft haben wird als bislang angenommen, etwa Nahrungsmittelknappheit aufgrund von Extremwetterlagen.
Ein Cyberkrieg steht an dritter Stelle der als wahrscheinlich angenommenen neuen Krisen. 37 Prozent der befragten Führungskräfte gehen für 2023/24 davon aus, dass Cyberkriminalität eine Dimension annehmen wird, die Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens komplett lahmlegen oder zumindest in große Schwierigkeiten bringen wird. Bei Industrieunternehmen rangiert dieses Szenario sogar auf dem zweiten Platz der wahrscheinlichen Krisen. Weitere mögliche Krisen sind den Befragten zufolge eine neue Viruspandemie, neue geopolitische Konflikte und eine drastische Verschlechterung weiterer internationaler Beziehungen.
Für die Horváth-Studie wurden branchenübergreifend 150 Topführungskräfte aus sechs europäischen Ländern befragt, davon 100 aus Deutschland. Die Befragten stammen aus Unternehmen mit mindestens 200 Millionen Euro Jahresumsatz. Die Interviews wurden Ende des zweiten Quartals 2022 erhoben und im Oktober 2022 ausgewertet. Horváth-Partner Stefan Tobias zufolge lohnt sich die Vorbereitung auf verschiedene Krisenszenarien: „Auf dem Weg zur Resilienz ist es wichtig, Risiken bestmöglich zu evaluieren und viele Szenarien durchzuspielen.“
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