In wenigen Tagen beginnt die UN-Klimakonferenz in Glasgow. Im Vorfeld hat das Beratungsunternehmen Deloitte Kosten und Nutzen von Investitionen in den Klimaschutz analysiert. Der Studie „Germany’s turning point – Accelerating new growth on the path to net zero“ zufolge bietet der Kampf gegen den Klimawandel Deutschland Wachstumschancen – und Nichtstun würde bis 2070 insgesamt 730 Milliarden Euro kosten.
Die Studie beschäftigt sich mit Hilfe modellbasierter Szenario-Analysen mit zentralen Fragen der klimapolitischen Debatte. Beleuchtet werden zum einen die ökonomischen Konsequenzen, wenn die CO2-Emissionen nicht eingedämmt werden, und andererseits die Folgen, sollten die Volkswirtschaften in Richtung CO2-Neutralität transformiert werden. Dafür kombiniert das Modell makroökonomische und Klimamodelle und hat einen Zeithorizont bis zum Jahr 2070. Analysiert werden verschiedene Faktoren, von Landverlusten und landwirtschaftlichen Einbußen bis hin zu Produktivitätsrisiken.
Demnach ergeben sich substanzielle wirtschaftliche Vorteile, wenn Deutschland konsequent handelt, einen Beitrag zum globalen 1,5 Grad-Ziel leistet und bis spätestens 2050 klimaneutral wird. In diesem Szenario muss Deutschland in den kommenden Jahren allerdings deutlich in die Transformation seiner Wirtschaft investieren, wodurch das BIP-Wachstum etwas niedriger ausfallen würde als im Falle des Nichthandelns. Die Investitionen betreffen vor allem Anpassungen zur Dekarbonisierung in der Industrie sowie die Umstellung auf erneuerbare Energien wie Wind und Sonne, einschließlich einer zunehmenden Verbreitung von grünem Wasserstoff.
Deloitte identifiziert jedoch einen Wendepunkt, ab dem die gravierendsten Auswirkungen des Klimawandels vermieden werden und die wirtschaftlichen Vorteile die Investitionen in emissionsarme Produktionsprozesse ausgleichen. Nach diesem Wendepunkt, der nach den Berechnungen für Deutschland im Jahr 2038 liegt, beschleunigen sich die Wachstumseffekte – die deutsche Wirtschaft würde stärker wachsen, als sie es ohne die Investitionen in den Klimaschutz getan hätte. Der Grund liegt sowohl in den vermiedenen Schäden als auch in neuen wirtschaftlichen Chancen. Im internationalen Vergleich erreicht Deutschland den Wendepunkt als eine der ersten Volkswirtschaften in Europa, da das Land die Maßnahmen gegen den Klimawandel und Investitionen in grüne Energie vergleichsweise früh eingeleitet hat.
Wie Deloitte ausführt, wird das Wachstum im Jahrzehnt nach 2040 zunächst jedes Jahr um 0,8 Prozentpunkte höher ausfallen als in einer Welt der Untätigkeit, so dass sich die Wachstumsdynamik beschleunigt. Im Jahr 2070 ist der Nettonutzen für Deutschland auf 2,5 Prozent des BIP angewachsen. Das Land ist bis 2070 jedes Jahr um 140 Milliarden Euro bessergestellt als in einer Welt der Inaktivität. Dieser Nutzen wächst mit jedem weiteren Jahr. Auch die Zahl der Arbeitskräfte wird zunehmen, insbesondere in der sauberen Energiewirtschaft und im Dienstleistungssektor.
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