Als „kurzen Schrecken mit schnellem Ende“ beschreiben viele Produktionsunternehmen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Produktion. Das zeigt eine Umfrage der Grean GmbH. Das Unternehmen ist eine Ausgründung der Leibniz Universität und hat Effekte der Krise – konkret die Produktion in der Corona-Zeit und die Auswirkungen der Pandemie auf Fabriken – in einer Studie untersucht. Denn die Corona-Krise und vor allem der in vielen Ländern angeordnete Lockdown hatte nicht nur deutliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, sondern zwang viele Unternehmen dazu, ihren Betrieb kurzfristig und drastisch umzustellen. Nach dem Lockdown geht es inzwischen weiter. Doch wie genau? Welche Aspekte sind wichtig? Welchen Einfluss hat Corona auf die Performance der Produktion?
Im Mittelpunkt der Studie standen die Fragen nach logistischen Indikatoren wie der Auslastung der Produktion, den Beständen, der Lieferperformance oder der Fertigungstiefe. An der Befragung beteiligt waren hauptsächlich Unternehmen aus den Branchen Metallverarbeitung, Maschinen- und Anlagenbau sowie Kunststoffverarbeitung mit rund 250 bis 1000 Beschäftigten. Demnach empfinden viele der befragten Unternehmen die wirtschaftliche Gesamtlage als überraschend gut – durchaus ein Gegensatz zur allgemeinen Wahrnehmung der Situation. Instrumente wie Kurzarbeit oder auch die Aufgabe von bestimmten Glaubenssätzen konnten offenbar durch die Krise retten. Beispielsweise werden Bestände im Lager oft nicht mehr per se negativ gesehen. Statt dessen werden höhere Bestände – und damit Kosten – akzeptiert, um zukünftige Risiken in der Supply Chain abzusenken.
Weiterer interessanter Aspekt: Viele Befragte sehen die Digitalisierung der Produktion sowie klassische Effizienzthemen als zentrale Stellhebel, um aus der Krise zu kommen. Dennoch gibt nur eine Minderheit der Befragten an, dass sie Produktionsstrukturen grundsätzlich hinterfragen werden, um ihre Fertigung effizient zu gestalten und ihre Strukturen auf Resilienz auszurichten. Statt dessen wollen die meisten der Befragten möglichst schnell ‘back to business’, ohne dabei grundlegend ihr Geschäftsmodell oder ihre Produktionsstrukturen zu hinterfragen.
„Was uns überrascht hat, ist dass die wirtschaftliche Gesamtsituation – etwas gegen den allgemein wahrgenommenen Trend – eher als gut beschrieben wird. Gleichzeitig scheint COVID-19 derzeit keine strukturellen Veränderungen auszulösen“, so Grean-Geschäftsführer und Wirtschaftsingenieur Dr. Tobias Heinen: „Hier liegt durchaus ein Risiko.“