Das Potenzial des sogenannten bidirektionalen Ladens hat Wirtschaftsingenieur Dominik Storch im Rahmen seiner Masterarbeit an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) untersucht. Hintergrund ist der steigende Bedarf an flexiblen Energiespeichern aufgrund der wachsenden Nutzung von Photovoltaik und Windenergie. Storch hat untersucht, ob und unter welchen Voraussetzungen Elektroautos mit ihren Batterien dafür eine sinnvolle und wirtschaftliche Lösung sein können. Beim bidirektionalen Laden entnehmen E-Fahrzeuge nicht nur Strom aus dem öffentlichen Netz, sondern speisen bei Bedarf auch Energie ein. Damit können sie als mobile Energiespeicher fungieren.
Ausgangslage für die Analyse: Bis 2030 werden bis zu zehn Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen prognostiziert. Durchschnittlich wird ein Fahrzeug nur eine Stunde am Tag genutzt. Unter der Annahme, dass über die restlichen 23 Stunden zehn Prozent der verfügbaren Batteriekapazität für Netzspeicherdienste verwendet werden, wäre die zusätzlich resultierende Speicherkapazität gemäß den Berechnungen von Storch in der Lage, theoretisch rund 135.000 Vier-Personen-Haushalte für einen Monat mit Strom zu versorgen.
Technische und regulatorische Barrieren
Derzeit ist Storchs Analyse zufolge eine großflächige Nutzung als mobile Energiespeicher aufgrund technischer und regulatorischer Barrieren noch nicht möglich. Zum einen beherrschen noch nicht alle Elektrofahrzeuge und Ladestationen das bidirektionale Laden, zum anderen sieht das Erneuerbare-Energien-Gesetz in E-Autos keine mobilen Stromspeicher, was zu einer Doppelbesteuerung der bezogenen und abgeführten Energie führen könnte. In Kombination mit den notwendigen Investitionen für Ladestation und Energiemanagementsystem rechnet sich also zurzeit das bidirektionale Laden für Autobesitzer nicht. Mit zunehmender Marktdurchdringung der E-Fahrzeuge, so Storch, werden sich jedoch die Investitionen in die Infrastruktur reduzieren. Perspektivisch sei es durchaus realistisch, dass Besitzer mit ihren E-Autos Geld verdienen – je nach Vertragsform sei ein jährlicher Gewinn im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich machbar.
An der THI wird bereits an einer technologischen Realisierung des bidirektionalen Ladens geforscht. Der Hochschule zufolge können die am Institut für Innovative Mobilität (IIMo) in Zusammenarbeit mit der Audi AG erforschten lernfähigen Batteriesysteme nicht nur Energie aus dem Netz aufnehmen, sondern auch Strom in das Netz einspeisen – ohne die derzeit notwendige teure Lade-Infrastruktur.