Neben bereits etablierten Unternehmen leiden auch viele Start-ups in Deutschland unter der Corona-Krise. Wie Zahlen des Bundesverband Deutsche Startups e.V. zeigen, fürchten über 70 Prozent um ihre Existenz: Kleinere Start-ups sind demnach durch den Wegfall von Messen und Veranstaltungen vom ausbleibenden Kundenkontakt bedroht, große Start-ups mit vielen Beschäftigten machen sich vor allem um ihre Umsätze, ihre Liquidität und das Zustandekommen künftiger Finanzierungsrunden Sorgen.
Auch Ernst & Young sieht das europäische Start-up-Ökosystem vor einer existenziellen Herausforderung. Nach einem Finanzierungsrekord im vergangenen Jahr sei aufgrund der Corona-Krise für das Jahr 2020 ein massiver Einbruch bei Start-up-Finanzierungen zu erwarten, zudem bei vielen Unternehmen deutliche Umsatzausfälle. Basis ist das Start-up-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft.
Den EY-Zahlen zufolge war jedoch bereits im zweiten Halbjahr 2019 ein Rückgang der Finanzierungsaktivitäten in Europa zu beobachten: Das Investitionsvolumen sei im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um 15 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro gesunken, die Zahl der Finanzierungsrunden ebenfalls um 15 Prozent auf 1944. Im Jahr 2020 dürften laut EY sowohl die Zahl der Deals als auch die investierten Summen noch deutlich stärker zurückgehen – wie stark, hänge von der Stärke und Dauer der aktuellen Krise ab. Sicher sei jedoch, dass das europäische Start-up-Ökosystem vor der größten Bewährungsprobe seiner Geschichte stehe.
Auch für die Kapitalgeber ist die Situation herausfordernd: „Ein Exit ist jetzt sehr viel schwieriger als vor der Krise – die Bewertungen werden nach unten angepasst“, sagt Peter Lennartz, der bei EY die Start-up-Initiative D-A-CH leitet. „Für die Investoren geht es daher nun vorrangig darum, ihre Portfoliounternehmen durch die Krise zu bekommen. Und sie haben im Zweifelsfall zu entscheiden, welche Geschäftsmodelle tatsächlich noch eine Zukunft haben.“
Lennartz erwartet jedoch auch, dass einige Unternehmen und Segmente gestärkt aus dieser Krise hervorgehen werden. Digital Health im weitesten Sinne wird aus seiner Sicht boomen, als weitere mögliche Gewinner sieht er BioTech und Medtech sowie mittelfristig die Bereiche Logistik, Food, Online-Handel, Online-Learning, Online-Kommunikation und Saas-Modelle. Schwieriger wird es demnach hingegen für Start-ups insbesondere aus den Bereichen Travel, Mobility und Events.