Unter dem Namen „One Belt, One Road“ will China eine Verbindung der Volksrepublik zu Asien, Europa und Afrika schaffen. Duisburg, zurzeit Europas größter Binnenhafen und daher wichtiger Logistikknoten am Rhein, soll den Schlusspunkt der 11.000 Kilometer langen sogenannten neuen Seidenstraße bilden. Dass sich Europa gegenüber China nicht klein fühlen muss, zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, die westliche und chinesische Finanzströme vergleicht. Ergebnis: Der Westen investiert genauso viel in die Länder der sogenannten Seidenstraße und ist für viele Länder der bessere Partner.
Der Studie zufolge sind aus westlichen Ländern zwischen 2013 und 2017 insgesamt etwa 290 Milliarden US-Dollar in die untersuchten Belt&Road-Länder geflossen. Aus China seien in diesem Zeitraum etwa 285 Milliarden US-Dollar gekommen. Eine Analyse einzelner Länder zeige sogar, dass für die Mehrheit der untersuchten Staaten Finanzströme aus westlichen Ländern wichtiger sind als aus China, zum Beispiel für Indien, Vietnam, Afghanistan, Ägypten und Nigeria. Nur für fünf Länder war China demnach der wichtigere Partner, insbesondere für Pakistan, Kasachstan und Laos. Gemessen an der relativen Wirtschaftskraft sei das chinesische Engagement jedoch um den Faktor 3,7 größer als das westliche.
„Der Westen verkauft sein Engagement unter Wert. Wir können von China lernen, wie man sich als guter Partner für die Entwicklung darstellt“, sagt Bernhard Bartsch, Asien-Experte der Bertelsmann-Stiftung. Der Studie zufolge können westliche Akteure, vor allem die Europäische Union und Deutschland, angesichts ihrer erheblichen Finanzierungsleistungen selbstbewusster als Partner in Schwellenländern auftreten. Die Diskussion über Infrastrukturförderung und Investitionen sollte demnach nicht nur reaktiv als Antwort auf Chinas Belt&Road-Initiative geführt werden. Die 2018 vorgestellte Konnektivitätsstrategie der Europäischen Union, mit der die Verbindungen zwischen Europa und Asien ausgebaut werden sollen, biete hierfür eine erste Plattform.
Wie die Bertelsmann-Stiftung mitteilt, wurde die Studie „Was der Westen entlang Chinas neuer Seidenstraße investiert“ von Ökonomen der Universität Duisburg-Essen durchgeführt. Sie verglichen dafür die Geldströme, die 25 Schwellenländer in Zentralasien und Afrika aus China und westlichen Staaten erhalten. Als westliche Staaten wurden dabei die 28 Länder gezählt, die von der OECD als Geberländer beziehungsweise DAC-Länder geführt werden. Zu den Empfängerländern gehören: Afghanistan, Myanmar, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Armenien, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan, Indien, Pakistan, Sri Lanka, Bhutan, Indonesien, Demokratische Volksrepublik Laos, Vietnam, Albanien, Weißrussland, Republik Moldau, Serbien, Ägypten, Marokko, Kenia, Nigeria und Tansania. Analysiert wurden sowohl Unternehmensinvestitionen als auch Gelder der Entwicklungszusammenarbeit.