Ein heute in Deutschland gekauftes elektrisches Batteriefahrzeug weist im Vergleich zu Verbrennern über seine durchschnittliche Nutzungsdauer von 13 Jahren eine deutliche Treibhausgas-Einsparung auf. Das ist das Ergebnis der Studie „Die aktuelle Treibhausgasemissionsbilanz von Elektrofahrzeugen in Deutschland“ des Fraunhofer ISI, welche die beiden Wirtschaftsingenieure Prof. Dr. Martin Wietschel und Matthias Kühnbach sowie Logistiker Dr. David Rüdiger jetzt vorgelegt haben. Demnach liegt die Spannweite der Einsparung zwischen 28 Prozent gegenüber einem Diesel-Oberklassewagen und 42 Prozent gegenüber einem Benziner-Kleinwagen, wenn man den Strommix in Deutschland zugrunde legt. Die Autoren haben für ihre Analyse der Klimabilanz neben der Nutzungsphase auch die Fahrzeugproduktion eingeschlossen und drei Fahrzeugklassen mit repräsentativen Annahmen für Deutschland bewertet.
Den Autoren zufolge wird der steigende Anteil erneuerbarer Energie am Strommix dazu führen, dass der Ausstoß klimarelevanter Gase bei der Stromerzeugung in Deutschland immer weiter sinkt. Damit verbessere sich auch die Klimabilanz von Elektroautos. „Ein heute gekauftes Elektroauto profitiert über die gesamte Nutzungsdauer von sinkenden Treibhausgasemissionen bei der Stromerzeugung“, sagt Martin Wietschel: „Ein konventioneller Verbrennungsmotor stößt dagegen auch im 13. Nutzungsjahr noch eine ähnlich hohe Menge klimarelevanter Gase aus wie zum Zeitpunkt des Kaufs.“ Zwar verbessere sich die Klimabilanz konventioneller Diesel und Benziner durch die Beimischung von Biokraftstoffen, aber nur geringfügig. Außerdem sei zu erwarten, dass die steigende Nutzung von unkonventionellen Ölvorkommen, beispielsweise durch Fracking, die Treibhausgasbilanz von Verbrennungsmotoren im Gegenzug verschlechtere.
Die Studie nennt vier zentrale Hebel, um die Klimabilanz von Elektrofahrzeugen zu verbessern:
- Das Laden mit selbst erzeugtem Solarstrom zuhause. Ein Anteil von 30 Prozent selbst erzeugtem Photovoltaikstrom in der Batterie kann die Treibhausgasemissionen eines Elektroautos um zusätzlich acht bis elf Prozentpunkte senken.
- Die Nutzung von Ökostrom aus zusätzlichen erneuerbaren Quellen. Bei einer vollständigen Versorgung mit regenerativen Strom lässt sich erreichen, dass die Treibhausgasemissionen des eigenen Elektroautos um bis zu 65 bis 75 Prozent niedriger ausfallen als die von konventionellen Pkw.
- Der Einsatz regenerativer Energien bei der Batterieherstellung. Durch den hohen Energiebedarf bei der Batterieproduktion entstehen bei der Herstellung eines Elektroautos heute deutlich mehr klimarelevante Gase als bei konventionellen Pkw. Durch den Einsatz regenerativer Energien bei der Herstellung der Batterien lassen sich diese Vorkettenemissionen von Elektroautos um 30 bis 50 Prozent senken.
- Intelligentes Lastmanagement. Simulationsrechnung der Studie zeigen, dass sich die Treibhausgasbilanz von Elektroautos damit noch einmal um vier bis sechs Prozentpunkte senken lässt.
Die Autoren weisen darauf hin, dass die Klimabilanz eines Elektrofahrzeugs von mehreren Einflussfaktoren abhängt. Die wichtigsten seien die Emissionen der Stromerzeugung, die Emissionen bei der Fahrzeugproduktion, die wesentlich durch die Batteriegröße und dem Energieeinsatz bei der Produktion bestimmt würden, die gesamte Laufleistung des Fahrzeuges, die Lebensdauer der Batterie sowie der Energieverbrauch des Fahrzeuges, bei dem es unter anderem auf Fahrzeuggewicht, individuelle Fahrweise und klimatische Bedingungen ankomme. Zusammenfassend lasse sich aber festhalten, dass ein heute angeschafftes Elektroauto in Deutschland einen relevanten Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen über seine Nutzungszeit liefere. Nutzer sowie Industrie hätten zudem eine Reihe an schnell zu realisierenden Optionen, um die Treibhausgasbilanz eines Elektrofahrzeuges noch deutlich zu verbessern.