Seit gut vier Monaten ist die Frist zur Umsetzung der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) abgelaufen, aber erst ein knappes Viertel (24 Prozent) der Unternehmen in Deutschland sind bereits DSGVO-konform. Das zeigt eine Umfrage des IT-Verbands Bitkom. 40 Prozent haben demnach die Regeln größtenteils umgesetzt, 30 Prozent teilweise, und fünf Prozent haben mit den Anpassungen gerade erst begonnen. „Die Bilanz ist ernüchternd“, sagt Susanne Dehmel, Bitkom-Geschäftsleiterin Recht und Sicherheit. Bei der Umsetzung der DSGVO hätten sich viele Unternehmen klar verschätzt. Und vielen sei offenbar auch erst im Laufe der Prüfung und Anpassung ihrer Prozesse bewusst geworden, was für einen Nachholbedarf sie beim Datenschutz haben.
Nur mit viel Aufwand DSGVO-konform
Mit Blick auf den laufenden Betrieb beklagen laut Bitkom 78 Prozent der befragten Unternehmen höhere Aufwände, 45 Prozent geben sogar einen deutlichen Mehraufwand an. Vor allem die erweiterten Dokumentations- und Informationsplichten machen den Unternehmen demnach zu schaffen: Für 96 Prozent habe der Aufwand für die Erfüllung der Dokumentationspflichten zugenommen, für 87 Prozent der Aufwand für die Erfüllung der Informationspflichten. Mühe mache zudem die Schulung des eigenen Personals zu den neuen Datenschutzregeln. Laut Bitkom fordern daher fast alle Unternehmen Nachbesserungen – beispielsweise grundsätzliche Erleichterungen für kleinere Betriebe, eine praxisnähere Gestaltung der Informationspflichten oder eine Einschränkung der Pflicht zur Bestellung eines Datenschutzbeauftragten.
Nächste Regelung: ePrivacy-Verordnung
Während die Unternehmen noch daran arbeiten, sich DSGVO-konform aufzustellen, naht mit der sogenannten ePrivacy-Verordnung die nächste Herausforderung. Diese Verordnung soll die DSGVO im Bereich der elektronischen Kommunikation ergänzen und wird derzeit auf EU-Ebene verhandelt. Laut Bitkom steht die Wirtschaft der ePrivacy-Verordnung gespalten gegenüber. 79 Prozent gehen davon aus, dass die Verordnung einheitliche Wettbewerbsbedingungen für unterschiedliche Kommunikationsanbieter schafft. 40 Prozent meinen jedoch, dass dadurch der Online-Werbemarkt in Europa einbrechen könnte. Und acht Prozent geben bereits jetzt an, dass die ePrivacy-Verordnung Innovationen verhindere.