Quelle: ZF Friedrichshafen
Die Transformation der Mobilität betrifft viele Branchen. Der VDMA hat daher jetzt in einer Studie die Auswirkungen auf die Wertschöpfung im Antriebsstrang untersucht. Demnach eröffnet die zunehmende Hybridisierung und Elektrifizierung dem Maschinen- und Anlagenbau Chancen auf eine höhere Wertschöpfung. „Für uns in der Maschinenbauindustrie kann der ‚Antrieb im Wandel‘ ein Wachstumsgeschäft sein“, sagt VDMA-Präsident und Wirtschaftsingenieur Carl Martin Welcker. Noch bleibe den Unternehmen Zeit, um die Transformation erfolgreich zu gestalten und um Geschäftsmodelle und Technologien anzupassen. Der Transformationsprozess in den betroffenen Unternehmen müsse jedoch spätestens jetzt angegangen werden.
Substanzielles Geschäft für den Maschinen- und Anlagenbau
FEV Consulting hat die Studie „Antrieb im Wandel“ im Auftrag des VDMA erstellt und dabei die Märkte Europa, USA und China betrachtet. Laut Studie ist insgesamt eine Verringerung des Absatzes von Verbrennungsmotoren inklusive Hybridantrieben im Pkw-Bereich zu erwarten. Dennoch bleibe für Komponentenhersteller und Maschinen- und Anlagenbauer weiterhin ein substanzielles Geschäft erhalten. Denn verbesserte Antriebstechnologien – beispielsweise Effizienzmaßnahmen im Verbrennungsmotor und Getriebe – erhöhen auch die Anforderungen an die Fertigungstechnik.
Elektromobilität beeinflusst Wertschöpfung erheblich
Die steigende Zahl rein elektrisch angetriebener Fahrzeugen hat den Studienautoren zufolge jedoch erhebliche Auswirkungen auf die einzelnen Fertigungsprozesse, die bei konventionellen Antrieben dominieren. Deren Wertschöpfung reduziere sich beim batterieelektrischen Antrieb im Durchschnitt um 64 Prozent (ohne Batteriezellproduktion). Beim (Plug-in-)Hybridantrieb hingegen steige die Wertschöpfung um 24 Prozent, da neben einem Verbrennungsmotor auch ein elektrischer Antrieb verbaut werde. Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass sich die Kombination aus Hybridantrieben, einer höheren Komplexität beim Verbrennungsmotor sowie steigenden Absatzzahlen von Fahrzeugen insgesamt positiv auf die Wertschöpfung auswirkt. Die Batteriezellproduktion biete zusätzlich ein hohes Wertschöpfungspotenzial für den Maschinen- und Anlagenbau.
Auch Nutzfahrzeuge und mobile Maschinen betrachtet
Bei Nutzfahrzeugen sieht die Studie ebenfalls Chancen auf zusätzliche Wertschöpfung, wenn auch in kleinerem Ausmaß als im Pkw-Segment. Denn im Bereich Nutzfahrzeuge werde die Elektrifizierung vor allem durch leichte Nutzfahrzeuge wie Lieferwagen für Paketdienste vorangetrieben – bei anderen Anwendungen wie beispielsweise bei schweren Nutzfahrzeugen seien Verbrenner absehbar ohne Alternative. Bei mobilen Maschinen erwartet die Studie einen noch niedrigeren Elektrifizierungsgrad. Insgesamt seien die Auswirkungen der Elektrifizierung auf Komponentenhersteller und den Maschinen- und Anlagenbau von den jeweiligen Anwendungen, Märkte und Antriebstypen abhängig und daher sehr unterschiedlich.
Zero Emission Vehicle Index (ZEV) entwickelt
Ein im Rahmen der Studie neu entwickeltes Monitoring-System namens „Zero Emission Vehicle Index (ZEV)“ soll dem VDMA zufolge für bessere Orientierung und mehr Transparenz sorgen und den von der Transformation der Mobilität betroffenen Unternehmen eine Planungsgrundlage eröffnen. Mehr als 40 Parameter aus unterschiedlichen Dimensionen fließen in den ZEV-Index ein: Regulierung, Technologieverfügbarkeit, Ladeinfrastrukturausbau, Verhalten der Industrie, wirtschaftliche Aspekte sowie Akzeptanz der Elektromobilität. Das soll den Index zu einem tatsächlichen Gradmesser für den Wandel der Mobilität machen, der über das bloße Addieren von Elektroautos weit hinausgehe.