Als im Dezember eine US-amerikanische Dragon-CRS-13-Kapsel mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral zur Internationalen Raumstation ISS startete, waren drei Zellkultur-Experimente von deutschen Wissenschaftlern mit an Bord. 30 Tage blieben die biologischen Proben mit Immun-, Nerven- und Krebszellen in der Schwerelosigkeit. Seit ihrer Rückkehr zur Erde werden sie im Labor untersucht. Langfristig sollen die neuen Erkenntnisse aus dem Experiment Patienten auf der Erde zugute kommen. Beteiligt an dem Forschungsprojekt war auch die Wirtschaftsingenieurin Sabrina Herbst.
Wirtschaftsingenieurin unterstützte das Projekt technisch
Die Doktorandin der Ernst-Abbe-Hochschule Jena und der Universität Magdeburg hat an den Behältern mitgearbeitet, in denen die Immunzellen in das Dragon-Raumschiff eingesetzt wurden – ein modulares System, das unter anderem die Sterilität jedes Bauteils erfordert. „Immunzellen müssen unter einer gleichbleibenden Temperatur von 37 Grad Celsius in einer Wärmebox transportiert und in einem exakt definierten Zeitfenster zeitnah vor dem Start in die Rakete montiert werden“, erklärt Sabrina Herbst: „Das ist ein Prozess, bei dem nichts schiefgehen darf.“
Die Forschung an Immunzellen ist ein Vorhaben von Prof. Dr. Dr. Oliver Ullrich von den Universitäten Magdeburg und Zürich. Zu diesem Team gehört auch Sabrina Herbst als Vertreterin der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Frank Engelmann vom Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Die Wirtschaftsingenieurin unterstützte das Projekt vor allem technisch: „In der Schwerelosigkeit wirken enorme Kräfte auf den Menschen wie auf die Technik“, so Sabrina Herbst. „Das bedeutet, dass die technischen Systeme komplexe Anforderungen erfüllen müssen. Beispielsweise muss der Austritt jeglicher Flüssigkeiten verhindert werden.“
Vor Ort im Kennedy Space Center
Den Start der Rakete hat Sabrina Herbst im vergangenen Dezember zwar nicht live miterleben können. Der Termin musste mehrmals verschoben werden, so dass der Start schließlich erst nach ihrer Abreise stattfand. Aber zuvor war sie im Team im Kennedy Space Center nicht zuletzt auch als Kommunikatorin aktiv: „Die Züricher und Magdeburger Wissenschaftler sind Mediziner und Biologen. Die Kollegen, die den Einbau der Testbehälter in die Rakete verantworten, sind Maschinenbauer. Da gibt es schon die ersten Unterschiede bei den Fachbegriffen. Durch meine mehrjährige Arbeit in der Forschungsgruppe von Prof. Ullrich und Prof. Engelmann und durch meinen Masterabschluss als Wirtschaftsingenieurin verstehe ich beide ‘Sprachen’ und konnte oft ‘übersetzen’.“
Der Wissenschaftlerin liegt das interdisziplinäre Arbeiten sehr. Sabrina Herbst wünscht sich daher, die Vorbereitungen für die geplanten neuen Versuchsreihen mit Immunzellen für die ISS erneut mit begleiten zu dürfen. Dass die Forschungsergebnisse für die Medizin, die Biologie und die Raumfahrt gleichermaßen bedeutend sind, ist dabei nur ein Grund. „Die Erde als großes Ganzes zu betrachten ist nicht nur eine Philosophie“, sagt die Wirtschaftsingenieurin: „Das ist eine Herausforderung.“