Geringerer Aufwand, höhere Wirtschaftlichkeit – das wollen die Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF mit dem Einsatz von RFID in der Automobilproduktion erreichen. Hintergrund ist die immer weiter steigende Variantenvielfalt bei der Herstellung von Neuwagen. Da viele Bauteile rein äußerlich kaum zu unterscheiden sind, werden sicherheitsrelevante Teile mit einem Barcode versehen, der manuell gescannt werden muss. RFID-Tags können die Beschäftigten von dieser Routineaufgabe entlasten und ihnen durch automatische Prüfung gleichzeitig die Sicherheit, die richtigen Teile verbaut zu haben.
Mehr Prozesssicherheit und Transparenz
„RFID-Tags an den Bauteilen können die Prozesssicherheit und die Effizienz deutlich erhöhen“, sagt Wirtschaftsingenieur und IFF-Wissenschaftler Marc Kujath. Das habe das IFF sowohl mit Machbarkeitsstudien belegt als auch mit Funktests bei Mercedes-Benz Vans im Werk Ludwigsfelde bei Berlin. Die eingesetzten RFID-Systeme bestehen aus dem RFID-Tag am Bauteil sowie einem Scanner, der die Informationen berührungslos ausliest. Das Fraunhofer IFF hat in einem ersten Schritt die dafür am besten geeigneten Bauteile eines Fahrzeugs identifiziert – bis zu 40 Teile sind es insgesamt. Für die weiteren Entwicklungen haben sich die Forscher dann zunächst auf Spiegel und Sitze konzentriert.
„Über die RFID-Tags können wir die Transparenz deutlich erhöhen“, erläutert Wirtschaftsingenieur Kujath. Denn während beim Barcode lediglich die Information hinterlegt sei, um welchen Spiegeltyp es sich handelt, könne die Nummer des RFID-Tags zahlreiche weitere Informationen liefern. Außerdem sei es möglich, die RFID-Tags über einen Scanner alle gleichzeitig automatisiert und berührungslos zu erfassen – und zwar auch noch dann, wenn die Teile bereits verbaut sind. Für die Produktion sei das ein entscheidender Vorteil. Beispielsweise könne bei der Montage von Vorder- oder Hinterachse bereits zwischendurch überprüft werden, ob alle benötigten Bauteile verbaut wurden. Bisher werde dies erst in der Endkontrolle erfasst – von Mitarbeitern per Sichtkontrolle und Papierliste.
Technologie, Betriebskonzept, Systemintegration
Neben der Technologie haben sich die IFF-Forscher auch um das Betriebskonzept gekümmert. „Dazu waren mehrere Schritte nötig, die wir gemeinsam mit unserem Partner Mercedes-Benz Vans angegangen sind“, sagt Kunath: „So haben wir beispielsweise die blinden Flecken in der Produktionsplanung reduziert. Das heißt: Die Projektleiter wissen nun, wo die Tücken des Prozesses liegen – und können zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellen. Zudem haben wir die verschiedenen Rollen durchdacht, schließlich braucht der Projektleiter andere Informationen als der Techniker.“ In einem weiteren Schritt sollen laut Fraunhofer IFF nun Serientests bei Daimler folgen.