von Maximilian Matheuszik, Vorstand VWI-HG Leipzig
Europas modernster Umschlagplatz für Luftfracht ist nicht etwa der Frankfurter Flughafen – nein, es ist der Flughafen Leipzig/Halle, und das bereits seit fast zehn Jahren. Seit 2008 wickelt die DHL International GmbH ihren gesamten europäischen und weltweiten Expressfracht-Verkehr über den Leipziger Flughafen ab. Die Stadt Leipzig setzte sich dabei aufgrund ihrer herausragenden Infrastrukturanbindung am Autobahnkreuz A9/A14 und der 24-stündigen Start- und Landeerlaubnis für Flugzeuge gegen zahlreiche weitere Bewerberstädte in Mitteleuropa durch. Diese moderne Logistikzentrale war jetzt Ziel einer Exkursion, welche die VWI-Hochschulgruppe Leipzig mit Unterstützung ihres Kooperationspartner Ferchau Engineering für Studierende aus den Partner-Hochschulgruppen des Kooperationsnetzwerks Netzwerk Ost organisiert hatte. 30 Teilnehmer aus Leipzig, Dresden, Freiberg und Chemnitz erlebten den DHL Hub Leipzig bei einer zweistündigen nächtlichen Führung.
Blick ins Herz des DHL Hub Leipzig
Zur Einführung sahen die Teilnehmer ein eindrucksvolles Video mit Luftaufnahmen des Geländes und einigen Szenen aus dem Herzstück des Hubs, der zentralen Sortier- und Abfertigungsanlage. Nach der anschließenden umfassenden Sicherheitskontrolle und Einweisung wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen in die Anlage begleitet. Dort beantworteten die beiden Gästebegleiter dann zahlreiche Fragen, was aufgrund der Lautstärke in der Werkhalle nicht immer einfach war.
Die speziell für DHL entwickelte, 70 Millionen Euro teure Anlage aus zwei gegenläufigen Rollbändern, dutzenden Paketaufzügen und gelben Paketrutschen sowie zahlreichen fahrerlosen Transportwagen fertigt in einer normalen Nacht fast 100000 Expressfracht-Sendungen pro Stunde ab. Um diese Zahl erreichen zu können, braucht die DHL auch außerhalb der Sortieranlage eine effiziente Logistik. Die Flugzeuge der DHL landen deshalb im Fünf-Minuten-Takt auf einer eigenen 3600 Meter langen Landebahn direkt vor den Werkhallen und werden mit einem elektronischen Leitsystem ohne menschliche Einweisung in die Parkposition geleitet. Innerhalb weniger Minuten werden dann die Flugzeuge entladen und die Frachtcontainer in die Werkhallen gebracht. Dort werden sie von Hand entladen, und alle Sendungen durchlaufen die Sortieranlage. Anschließend werden die Frachtcontainer neu bestückt und wieder in die Flugzeuge geladen, die spätestens bis zum Morgengrauen ihren Zielflughafen erreichen. Dort werden die Sendungen dann an die jeweiligen Postanbieter vor Ort übergeben. Eine Sendung, die als Express-Fracht bis spätestens 18 Uhr in Europa aufgeben wird, erreicht so dank des DHL Hubs Leipzig ihren Zielort bereits am Tag darauf.
Vom Rolls-Royce bis zum Spitzmaulnashorn
Nach der Besichtigung der Werkhallen fuhren die Teilnehmer der Exkursion mit einem Bus einmal quer über das Vorfeld der Anlage, vorbei am hauseigenen Reparatur- und Wartungshangar der DHL. Das 30 Meter hohe Gebäude bietet Platz für zwei Airbus A380 und ist der zentrale Ort zur Wartung aller DHL-Flugzeuge. Interessanterweise wird das Gebäude nur über eine Fußbodenheizung erwärmt, was die Gästebegleiter mit den Worten „damit die Techniker keine kalten Füße bekommen“ kommentierten.
Während der abschließenden Fahrt zurück zum Besucherzentrum führte der Weg vorbei am Parkplatz für die Sonderfrachten. DHL versendet grundsätzlich alles, was in ihre Flugzeuge passt. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass von den Rolls-Royce eines arabischen Scheichs über zahlreiche Formel-1-Wagen bis hin zum schwarzen Spitzmaulnashorn Eliska bereits viele Sonderfrachten über den Hub in Leipzig versendet wurden.
Nach der Rückgabe der Besucherausweise und der gelben DHL-Warnwesten kehrten alle Teilnehmer in ihre Heimatorte zurück. Das Fazit der Exkursions-Teilnehmer fiel sehr positiv aus. Der besondere Dank der VWI-Hochschulgruppe Leipzig gilt nicht nur den Studierenden aus dem Netzwerk Ost für ihr Interesse, sondern auch dem Besucherzentrum der DHL International GmbH und insbesondere dem Kooperationspartner, der Ferchau Engineering GmbH, für die Organisation der Exkursion.