Bei der künstlichen Intelligenz sind dem McKinsey Global Institute zufolge Deutschland und Europa gegenüber China und den USA im Hintertreffen. Der Think Tank hat daher einen Zehn-Punkte-Plan für Politik und Wirtschaft vorgelegt.
Deutschland hat bei der Digitalisierung Nachholbedarf, schreibt das McKinsey Global Institute (MGI). Der volkswirtschaftliche Think Tank der Unternehmensberatung McKinsey kommt bei seiner Studie „Das digitale Wirtschaftswunder – Wunsch oder Wirklichkeit?“ zu dem Ergebnis, dass Deutschland erst zehn Prozent seines digitalen Potenzials ausschöpft, also des maximal möglichen Nutzens aus der Digitalisierung in führenden Sektoren. MGI hat für die Studie Deutschlands Position in der Welt anhand verschiedener Wirtschaftsfaktoren analysiert sowie Erfolge und Defizite in der Digitalisierung untersucht.
Laut MGI verfügt Deutschland über beste Voraussetzungen, um Trends wie den demografischen Wandel, den wachsenden weltweiten Wettbewerb und vor allem die Digitalisierung und Automatisierung aktiv zu gestalten. Der Druck zum Wandel und zur Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit sei jedoch enorm. In Deutschland können dem MGI zufolge beispielsweise bis zu 77 Prozent der Arbeitsstunden von Geringqualifizierten und 46 Prozent der Arbeitsstunden von Mittelqualifizierten automatisiert werden – bei den Hochqualifizierten dagegen nur 18 Prozent. „Das heißt nicht, dass diese Jobs ganz wegfallen – unsere Arbeitswelt wird sich aber dramatisch verändern“, sagt Cornelius Baur, Managing Partner des deutschen McKinsey-Büros und Co-Autor der Studie. Auf diesen Wandel sei Deutschland noch nicht ausreichend vorbereitet. Deutschland fehle es zudem an im Weltmaßstab führenden Unternehmen im Bereich Consumer Electronics und Onlineplattformen für Transaktionen, um globalen Giganten wie Apple, Alphabet und Alibaba die Stirn zu bieten.
Damit Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht an Boden verliert, schlägt das MGI einen Zehn-Punkte-Plan mit je fünf Maßnahmen für Politik und Wirtschaft vor. Die Politik sollte demnach ehrgeizige Digitalisierungsstandards anstreben und gezielt in Bildung und Arbeitsmarkt investieren. Deutsche Unternehmen wiederum sollten alle Chancen der Digitalisierung systematisch prüfen und wenn nötig bisherige Arbeitsstrukturen verändern. Gelingen könne dies durch
– die Festlegung einer klaren digitalen Agenda durch die oberste Führungsebene,
– die Digitalisierung weiterer Stufen der Wertschöpfungskette beispielsweise durch den Einsatz der schon heute vorhandenen Tools zur Produktivitätssteigerung in Marketing und Vertrieb, Herstellung und Lieferketten-Management,
– den gezielten Aufbau neuer Wachstumsmärkte, gerade auch außerhalb angestammter Geschäftsfelder,
– die Reinvestition von Einsparungen durch Digitalisierung in Zukunftstechnologien
– sowie flache und agile Arbeitsstrukturen. (ph)