Leistungsbasierte Bonussysteme fördern den Wettbewerb unter Beschäftigten. Dieser Wettbewerb kann allerdings so weit gehen, dass sie sich untereinander schaden.
Der Kampf um Boni vergiftet das Arbeitsklima – das ist das Fazit von Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke von der Kühne Logistics University und Daniel Gläser von der RespectResearchGroup der Universität Hamburg, die gemeinsam mit Dr. Suzanne van Gils von der Universität Maastricht die Auswirkungen von leistungsbasierten Bonussystemen in Organisationen untersucht haben. Unternehmen setzen demnach zur Mitarbeitermotivation gern auf solche sogenannte Pay-for-Performance- oder PfP-Systeme. Sie gelten als besonders effektives Mittel zur Steigerung der Motivation, da Beschäftigte finanzielle Boni erhalten, wenn sie bestimmte, im Vorfeld festgelegte Ziele erreichen. Den Wissenschaftlern zufolge beeinflussen diese Systeme allerdings das Verhalten am Arbeitsplatz nicht nur in der gewünschten, leistungssteigernden Weise: Sie fördern demnach auch soziale Vergleiche und Wettbewerb, was zu aggressivem Verhalten zwischen Beschäftigten führen könne – und sogar dazu, dass sich Kollegen untereinander aktiv schaden.
In einer branchenübergreifenden Querschnittsstudie und zwei Experimenten haben die Autoren diese negativen Konsequenzen für den einzelnen Mitarbeiter und die Gesamtorganisation untersucht. „In einem Unternehmen, dessen Erfolg von Wissensaustausch, Innovation und guter kollegialer Zusammenarbeit seiner Mitarbeiter und Führungskräfte abhängt, vergiftet ein aggressiver Wettbewerb zwischen den Kollegen das Arbeitsklima“, sagt Daniel Gläser. In diesem Fall könnten PfP-Systeme können für Organisationen zu einem Problem werden. Dabei müsse dieser Wettbewerb nicht einmal im System angelegt sein; es reiche, dass Mitarbeiter sich automatisch mehr mit anderen vergleichen und ein Wettbewerbsklima empfinden. Gläser weiter:„Wenn Mitarbeiter sich gegenseitig schaden und Leistungsträger das Unternehmen verlassen, schadet das auf lange Sicht dem gesamten Unternehmen.“
Negative Prozesse offenlegen
Die Autoren plädieren daher dafür, die möglichen negativen Prozesse hinter einem PfP-System in der Organisation offenzulegen und den durch die Systeme geschaffenen Wettbewerb genau im Blick zu behalten. Das gelte ganz besonders bei Mitarbeitern, deren individuelles Profil durch Konkurrenzdenken geprägt sei. „Wer einen starken Willen zum interpersonellen Vergleich hat und immer besser sein möchte als die anderen, spricht stark an auf die Reize durch Bonussysteme“, so Prof. Dr. Niels Van Quaquebeke. Dies könne dann zu aggressivem Verhalten führen. Daher empfehlen die Autoren bei der Einführung von PfP-Systemen, mögliche Konflikte zwischen kurzfristigen ökonomischen Zielen und der langfristig angestrebten Unternehmenskultur genau abzuwägen. Diverse Beispiele aus der Vergangenheit würden zeigen, dass überehrgeiziges Gewinnstreben dem Image des Unternehmens schaden oder gar zu schweren unternehmerischen Krisen führen könnten.
Der Fachbeitrag ist unter dem Titel „Pay-for-Performance and Interpersonal Deviance: Competitiveness as the Match that Lights the Fire“ im Magazin „Journal of Personnel Psychology“ erschienen. (ph)