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Mehr Geld für europäische Start-ups

Europäische Start-ups haben 2017 mehr Geld eingesammelt als je zuvor. Dem Start-up-Barometer Europa von Ernst & Young zufolge ist die Zahl der Finanzierungen um 39 Prozent auf 3656 gestiegen und das Volumen um 84 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro. Aus Sicht der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft ist diese Entwicklung ein Zeichen dafür, dass das europäische Start-up-Ökosystem weiter an Stärke gewinnt.

Die Investitionen in britische Start-ups haben laut EY trotz Brexit besonders stark zugelegt: Die Zahl der Deals hat sich 2017 auf 893 fast verdoppelt, das Investitionsvolumen ist von 2,7 auf 6,4 Milliarden Euro gestiegen. EY-Partner Peter Lennartz sieht dafür mehrere Gründe: „Die britische Start-up-Szene ist sehr stark – sowohl im Technologie- als auch im Finanzsektor gibt es zahlreiche, vielversprechende Jungunternehmen. Zudem ist bislang völlig unklar, welche konkreten Folgen der Brexit haben wird. Die Karten werden allerdings neu gemischt, wenn es tatsächlich so weit ist. Dann könnte Großbritannien für europäische Gründer deutlich an Attraktivität verlieren.“

Deutsche Start-ups gut vertreten

Deutsche Jungunternehmen verzeichneten einen Anstieg der Mittel von 2,3 auf 4,3 Milliarden Euro, französische Start-ups von 2,2 auf knapp 2,6 Milliarden Euro. Beim europäischen Städteranking des Investitionsvolumens liegt dementsprechend London weit vorne, gefolgt von Berlin, Paris, Basel und Stockholm. Mit Platz neun schaffte es noch eine zweite deutsche Stadt unter die Top Ten: München. Auch unter den größten Deals ist Deutschland vertreten – hinter dem schweizerischen Biotech-Unternehmen Roviant Sciences, dem britischen Virtual-Reality-Start-up Improbable und dem britischen Essenslieferdienst Deliveroo: Das Berliner Start-up Delivery Hero erhielt bei seinem Börsengang im Juni 423 Millionen Euro und einen Monat zuvor eine Finanzspitze von 387 Millionen Euro. Delivery Hero wurde im Mai 2011 in Berlin unter anderem von dem schwedischen Wirtschaftsingenieur Niklas Östberg gegründet.

Start-ups Europa
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Autonomes Fahren auf Wasserstraßen

LAESSI - automes Fahren auf Wasserstraßen

Die Binnenschifffahrt steht beim Gütertransport im Wettbewerb mit Straße und Schiene. Das Forschungsprojekt LAESSI – Leit- und Assistenzsysteme zur Erhöhung der Sicherheit der Schifffahrt auf Inlandwasserstraßen – will daher den Transport per Binnenschiff sicherer, leichter und effizienter machen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat im Zuge des Projekts gemeinsam mit der Alberding GmbH und der Fachstelle für Verkehrstechniken der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes unter Leitung der Firma in-innovative navigation GmbH ein System mit neuen Assistenzfunktionen für Binnenschiffe entwickelt – Grundvoraussetzung für ein zumindest teilweise autonomes Fahren in der Zukunft.

Vier Assistenzsysteme entwickelt

Bei einer Testfahrt hat Binnenschiff Jenny jetzt auf dem Main 20 Kilometer zurückgelegt und dabei zwölf Brücken passiert. Bei dieser Fahrt wurde das Schiff teilweise von den neuen Assistenzsystemen gesteuert. Basis der Assistenzsysteme sind laut DLR eine hochgenaue und zuverlässige Bestimmung von Position, Höhe und Ausrichtung des Schiffs mit Hilfe der Satellitennavigation und spezieller Korrekturdaten, ergänzt um aktuelle Informationen zur Wasserstraße. Während der Fahrt überprüft beispielsweise die Brückenanfahrwarnung, ob das Schiff sicher die nächste Brücke durchfahren kann oder ob Steuerhaus und Radarmast abgesenkt werden müssen – bei Kollisionsgefahr wird rechtzeitig vor der Brücke eine Warnmeldung angezeigt. Mit einem Bahnführungsassistenten kann vorab eine Route definiert werden, die das Schiff selbstständig abfährt; das gilt auch für stark gekrümmte Flüsse. Die sogenannte Conning-Anzeige liefert permanent Informationen zu allen Bewegungen des Schiffes, zur Ruderlage und zur Drehzahl der Schiffsschraube. Und beim Anfahren der Halteposition hilft der Anlegeassistent, der die Position und Ausrichtung des Schiffes mit Umgebungsinformationen wie den Abständen zu Kaimauern oder anderen Schiffen verknüpft.

Voraussetzung für autonomes Fahren

DLR-Projektleiter Dr. Ralf Ziebold wertet die zunehmende Automatisierung als wichtiges Thema für die Schifffahrt – nicht nur zur Vermeldung von Unfällen. Vorteile des Binnenschiffverkehrs seien schon jetzt verhältnismäßig niedrige Transportkosten und im Vergleich zu Lkw geringe Emissionen. Mit zunehmender Automatisierung könnten zudem Besatzungskosten reduziert sowie mehr Platz für die Ladung an Bord geschaffen werden. Aktuell arbeiten die Fachleute des Projekts an der Standardisierung des Gesamtsystems. Darüber hinaus wollen sie die Systemtechnik weiterentwickeln, um zusätzliche Anwendungsbereiche der Binnenschifffahrt wie beispielsweise Schleusenmanöver zu erschließen – und in Zukunft sollen die Systeme zumindest teilweise auch autonomes Fahren möglich machen.

LAESSI
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Mit Open Codes digitale Lebenswelten erschließen

Open Codes

Um Macht und Wirkmechanismen von Codes für das Leben in digitalen Welten dreht sich die Ausstellung Open Codes des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM). Rund 120 Kunstwerke und wissenschaftliche Arbeiten zeigen die Digitalisierung als neue Kulturtechnik. Denn Codes werden in der Ausstellung als Schlüssel zum Verständnis unserer Welt begriffen: Vom genetischen Code bis zur Notation von Musik, von der Gebärdensprache bis zum Morsecode, von ethischen Richtlinien bis zu sozialen Codes – gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Handlungsfelder werden durch Codes kontrolliert und erzeugt.

Die Ausstellung Open Codes ist in acht Themenbereiche geordnet: Artificial Intelligence & Maschinelles Lernen, Arbeit und Produktion, Algorithmische Ökonomie, Algorithmic Governance, Genetischer Code, Virtual Reality, Neuroscience und Human-Robot Interaction. Das extra für Open Codes entwickelte Ausstellungsformat ist laut ZKM bislang in der Museumslandschaft einzigartig: eine Wissensplattform, die frei zugänglich und der tatsächlichen Lebens- und Arbeitsumwelt sehr ähnlich ist. Mit diesem Format, einer Mischung aus Labor und Lounge, will das ZKM unter anderem den Anforderungen des digitalen Wandels Rechnung tragen, Wissen als zentrale Ressource zu begreifen.

Open Codes mit interdisziplinärem Ansatz

Das ZMK hat zudem für die Ausstellung eine Architektur mit Co-Working-Bereichen konzipiert, die alle Besuchergruppen zum Lernen und Arbeiten in einer gelösten Atmosphäre anregen soll – Getränke und Snacks stehen kostenfrei zur Verfügung. Arbeiten und Lernen werden als kollaborative Prozesse verstanden, um damit Synergien zwischen unterschiedlichen Berufen und verschiedenen Formen des Wissens und von Wissensinhalten zu schaffen. Zudem finden Workshops, Partys, Camps, Scienceslams und Meet-ups statt, um gemeinsam die komplexen Dynamiken von Codes besser zu verstehen. Dabei hält das ZKM ein Set an Werkzeugen bereit, um die kritische Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsthema Code zu erleichtern.

Die Ausstellung „Open Codes. Leben in digitalen Welten“ ist noch bis zum 6. Januar 2019 im ZKM zu sehen. Über Ostern und an anderen Feiertagen gelten Sonderöffnungszeiten. Der Eintritt ist frei.

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Dax-Konzerne investieren in Start-up-Programme

Wachstum

Mit der Dynamik und Innovationsgeschwindigkeit von Start-ups können Großunternehmen oft nicht mithalten. Gleichzeitig können gerade junge Unternehmen die Wettbewerbslandschaft unter Umständen schnell und nachhaltig zu ihren Gunsten zu verändern. Viele etablierte Player – darunter auch fast alle Dax-Konzerne – versuchen daher mit speziellen Programmen, die Stärken von Start-ups mit ihren eigenen Stärken zu verbinden.

Dax-Konzerne besonders an Produkt- und Geschäftsideen interessiert

Das Beratungsunternehmen mm1 hat eine Übersicht entsprechender Initiativen bei den größten deutschen Aktiengesellschaften zusammengestellt. Demnach sind bei über 90 Prozent der Dax-Konzerne mittlerweile spezielle Programme für Start-up- und Innovations-Aktivitäten implementiert. Diese Programme lassen sich in drei Kategorien einteilen: Inkubatoren für den schnellen Start neuer Geschäftsmodelle, Akzeleratoren für die zügige Umsetzung einer Idee bis zur Marktreife und Risikokapitalgeber für die rein finanzielle Beteiligung an vielversprechenden Start-ups. Die meisten der von mm1 identifizierten Programme sind Akzeleratoren. Die Konzerne legen den Schwerpunkt ihrer Aktivitäten also auf die Beschleunigung bestehender Produkt- und Geschäftsideen.

Wie mm1 weiter mitteilt, sind die Programme entweder in Form von Ausgründungen oder als interne Unternehmensbereiche organisiert. Bei Inkubatoren und Akzeleratoren überwiegt demnach die interne Variante. Das Beratungsunternehmen sieht den Grund darin, dass sich innerhalb einer integrierten Einheit bestehende Prozesse und Ressourcen meist einfacher nutzen und Risiken besser mitigieren lassen, auch wenn das auf Kosten des unternehmerischen und kreativen Freiraums gehen kann. Risikokapitalgeber hingegen sind laut mm1 üblicherweise aus den Unternehmen ausgegliedert, meist in Form von eigenständigen Venture-Capital-Gesellschaften.

Berlin und München bevorzugte Standorte

Wie dynamisch die Innovationsaktivitäten der großen Unternehmen sind, zeigt sich beim Blick auf der Alter der entsprechenden Programme: Nahezu 80 Prozent bestehen seit weniger als fünf Jahren. Die bevorzugten Standorte in Deutschland sind Berlin und München, wahrscheinlich weil dort ohnehin viele Start-ups angesiedelt sind. Manche Initiativen lancieren die DAX-Konzerne allerdings auch direkt im Silicon Valley.

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Intelligente Bots im Kundendialog

Kundendialog 2025

Kundendialog heute ist vor allem ein Dialog zwischen Menschen. In Zukunft jedoch wird der Kundendialog ein Dialog zwischen künstlich intelligenten Systemen sein. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Kundendialog 2025“ des Thinktanks 2b AHEAD in Kooperation mit IBM Deutschland und Genesys.

Für ihre Studie haben die Zukunftsforscher mit Experten gesprochen, Thesen diskutiert und ein Zukunftsbild des Kundendialogs 2025 erstellt. Treiber des Kundendialogs sind demnach das Bedürfnis der Kunden nach minimalem Aufwand sowie der technologische Wandel in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden – insbesondere durch das Potenzial künstlicher Intelligenz (KI). Der Kundendialog werde sich daher weg von der Kommunikation zwischen Menschen hin zur Interaktion zwischen KI-Systemen entwickeln. „Die direkte Interaktion mit Unternehmen wird für den Kunden selbst zur Zeitverschwendung“, meint Michael Carl, Managing Director des Thinktanks und Autor der Studie. Demnach wollen Kunden in Zukunft nicht mehr mit Unternehmen kommunizieren müssen. Statt dessen wollen sie alle erdenklichen Fragen zu Produkten oder Services bereits vorab proaktiv durch das Unternehmen beantwortet bekommen. „Wer in Zukunft noch mit dem Kundenservice interagieren muss, weiß schon, dass etwas im Argen liegt“, so Carl.

Kundendialog: maximale Individualisierung bei minimalem Aufwand

Der Studie zufolge bedeutet Kundendialog für Kunden: maximale Individualisierung bei minimalem Aufwand. Kunden erwarten demnach Individualität, Menschlichkeit, Einfachheit, Geschwindigkeit und Automatisierung – und wollen so wenig Aufwand wie möglich, im besten Fall gar keinen Aufwand. Bots können dabei den Alltag erleichtern, indem sie Informationen beschaffen, diese auswerten, den Kunden beraten und sich um seine Belange kümmern. Der Einsatz von KI auf Kundenseite bringe diese zunehmend auf Augenhöhe mit Unternehmen. Und für Unternehmen wachse damit die Notwendigkeit, selbst KI einzusetzen.

Sechs zentrale Strategieempfehlungen

Basierend auf diesem Zukunftsbild zum Kundendialog 2025 formulieren die Autoren sechs zentrale Strategieempfehlungen:
1. Brechen Sie Kundengruppen auf und nehmen Sie das Individuum in den Fokus. Wer seine Kunden auch 2025 noch in Kundensegmente einteilt und seine Kommunikation und Produktion auf diese ausrichtet, verkennt die Einzigartigkeit des Einzelnen.
2. Vereinfachen Sie die Kommunikation für Ihre Kunden radikal; machen Sie sie perspektivisch überflüssig. Erkennen und bedienen Sie die Bedürfnisse des Kunden prädiktiv, automatisieren Sie Prozesse.
3. Lassen Sie Ihre Kunden entscheiden, wann sie über welchen Kanal mit Ihnen kommunizieren wollen. Bieten Sie Ihren Kunden die Möglichkeiten, den Kundendialog situativ und individuell zu gestalten. Seien Sie adaptiv.
4. Setzen Sie Ihr Personal und Ihre Infrastruktur so ein, dass Sie einen individuellen und adaptiven Kundendialog ermöglichen.
5. Begreifen Sie den Kundendialog als Teil Ihrer gesamten Wertschöpfungskette.
6. Insourcing statt Outsourcing. Der Kundendialog wird zum Profitcenter des Unternehmens.

Insgesamt formuliert die Studie 32 Strategieempfehlungen. Das soll Unternehmen aller Branchen helfen, sich auf einen Kundendialog über KI-Systeme einzustellen und vorzubereiten.

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Logistiker hinken bei Digitalisierung hinterher

Logistiker und Digitalisierung

Einer Umfrage der Bundesvereinigung Logistik (BVL) zufolge spielen im Alltag vieler Logistik-Unternehmen Papier und Telefon eine bedeutende Rolle – im Gegensatz zu digitalen Arbeitsweisen: Rund 81 Prozent der befragten Logistiker gaben an, kaum oder nur zum Teil digital zu arbeiten. „Angesichts aktueller Marktentwicklungen und zukünftiger Anforderungen sind diese Zahlen bedenklich. Solche Unternehmen riskieren, den Anschluss an eine digitale und vernetzte Wirtschaft zu verlieren“, sagt dazu der BVL-Vorstandsvorsitzende Robert Blackburn.

Der BVL-Studie „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management“ zufolge sehen Logistik-Experten vor allem bei der intelligenten Sensorik, dem Datenzugriff über mobile Endgeräte, bei Prognose-Tools, fahrerlosen Transportsystemen sowie der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation große wirtschaftliche Potenziale. Die jetzt vorgelegte Umfrage zur Digitalisierung zeigt jedoch, dass mehr als ein Drittel der Teilnehmer weder über ausreichend qualifiziertes Personal verfügen, um den Weg der Digitalisierung beschreiten zu können, noch geeignete Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt finden. Und elf Prozent der befragten Logistiker sind der Meinung, dass ihr Unternehmen nicht digitalisiert werden muss.

Logistiker: keine Alternative zur Digitalisierung

„Gerade der Mittelstand muss Digitalisierungspotenziale ausschöpfen“, so Blackburn. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) seien in der Lage, wirtschaftlich kleine Mengen zu produzieren und schnell auf Änderungen zu reagieren. Damit seien sie grundsätzlich gut auf eine Zukunft mit noch individuelleren und kleinteiligeren Warenströmen vorbereitet. Da Entscheidungen aufgrund von Echtzeit-Daten getroffen sowie Plattformen und Apps immer wichtiger würden, müssten Logistiker und andere KMU jedoch digitaler werden und ihre Wertschöpfungsketten neu organisieren.

Aus Sicht des BVL-Chefs gibt es für die Digitalisierung weder Patentrezept noch Garantien. Gleichzeitig gebe es zur Digitalisierung aber auch keine Alternative. Wer sich dieser Entwicklung nicht stellt, wird über kurz oder lang leider ins Hintertreffen geraten.“

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Studie: Ingenieure brauchen mehr IT-Kenntnisse

Ingenieure brauchen IT-Kenntnisse

Werden Ingenieure ohne IT-Kenntnisse zu Auslaufmodellen? Die Studie „Ingenieure und ITler: Berufsperspektiven“ des VDI-Verlags legt diesen Gedanken zumindest nahe. Demnach müssen sich Ingenieure in Zukunft auf deutlich veränderte Anforderungen einstellen. 120 Personalentscheider von Mittelständlern und Großunternehmen hat das Beratungsunternehmen Frankeconsult für die Studie befragt. Die Befragten erwarten, dass der Anteil klassischer Ingenieure an der technischen Belegschaft von jetzt 61 auf 47,5 Prozent zurückgehen wird. Beim Anteil der IT-Ingenieure wird demnach in den kommenden fünf Jahren mit einem Anstieg von jetzt 18 auf 28 Prozent gerechnet, bei IT-Fachkräften mit einer Zunahme von 21 auf gut 24 Prozent.

Mehr IT-Fachleute beim technischen Personal – zulasten der Ingenieure

Wie stark aktuelle Trends wie Digitalisierung und Industrie 4.0, autonomes Fahren und Elektromobilität bereits auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, zeigt die Studie ebenfalls. Gerade die Automobilindustrie, die mit 69,3 Prozent den zweithöchsten Ingenieuranteil am technischen Personal hat, setzt demnach am stärksten auf IT: Die Branche erwartet ein Absinken des Ingenieuranteils in den nächsten Jahren auf nur noch 51,9 Prozent sowie einen Anstieg bei IT-Ingenieuren von jetzt 16,3 auf 25 Prozent und bei ITlern von 14,4 auf 23,1 Prozent. Ganz ähnlich ist laut Studie der Trend auch im Maschinenbau und der Elektroindustrie.

Personalsuche oft schwierig

Gutes Personal für die digitalen Zukunftsaufgaben zu finden, ist der Studie zufolge aktuell das größte Problem der Unternehmen. Dabei spielen Branche und Unternehmensgröße keine Rolle. Die Digitalisierung wird mit großem Abstand als zweitgrößte Herausforderung angesehen, gefolgt von steigenden Lohn- und Gehaltskosten, den Veränderungen durch Industrie 4.0, einer möglichen Konjunkturflaute, hohen Energiekosten und den Herausforderungen der neuen Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump.

Die Studie „Ingenieure und ITler: Berufsperspektiven“ steht nach einer Registrierung kostenlos zum Download zur Verfügung.

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VWI begrüßt zukunftsweisende Ansätze im Koalitionsvertrag

VWI zum Koalitionsvertrag

Echte Inter- und Multidisziplinarität sind seit über 90 Jahren das Markenzeichen des Wirtschaftsingenieurwesens. Wie zentral diese Fähigkeit für eine zukunftsfähige Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft ist, zeigt sich auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. „Für die Umsetzung vieler der von CDU/CSU und SPD formulierten Ziele sind die fachliche Expertise und der interdisziplinäre Ansatz von Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren gefragt“, sagt VWI-Präsident Prof. Dr.-Ing. Wolf-Christian Hildebrand.

Im Energiebereich beispielsweise will die Bundesregierung die Rahmenbedingungen so setzen, dass die Energiewende zum Treiber für Energieeffizienz, Modernisierung, Innovationen und Digitalisierung wird, ohne die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland zu gefährden. Der VWI spricht sich für den angestrebten Dreiklang aus Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit aus. „Der Ansatz spiegelt eine der Kernkompetenzen von Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren: maßvoll technische Machbarkeit sowie wirtschaftliches und gesellschaftliches Handeln abzuwägen und zu effizienten Ergebnissen zu führen“, betont VWI-Präsident Hildebrand.

Zudem begrüßt der VWI mehrere im Koalitionsvertrag formulierte Handlungsfelder. Im Bereich Hochschulen und Wissenschaft will die Bundesregierung den Qualitätspakt Lehre verstetigen und weiterentwickeln. Der VWI begrüßt diese Verstetigung: Gerade ein Studiengang wie das Wirtschaftsingenieurwesen mit seiner großen Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist auf kontinuierliche Innovationen in Lehre und Forschung angewiesen. Dass die Bundesregierung bis 2025 mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung und Entwicklung aufwenden will, kommt aus Sicht des VWI ebenfalls seinen Mitgliedern zugute: So werden Arbeitsplätze erhalten und geschaffen, die speziell dem Berufsbild des Wirtschaftsingenieurs entsprechen.

Darüber hinaus wertet der VWI die Absicht der Bundesregierung positiv, die hohe Qualität der Ausbildung von Ingenieuren auch künftig sicherzustellen. Kompetenzen von Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren werden stark nachgefragt: Als interdisziplinär ausgebildete und flexibel einsetzbare Generalisten übernehmen sie in Unternehmen an wichtigen Schnittstellenpositionen integrierende und leitende Funktionen. „Das in der deutschen Hochschullandschaft etablierte und auf dem deutschen wie internationalen Arbeitsmarkt höchst erfolgreiche Konzept Wirtschaftsingenieurwesen sollte in den neuen Ingenieurgesetzen der Bundesländer entsprechend gewürdigt werden“, so VWI-Präsident Hildebrand.

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Beim Regionalgruppentreffen Innovationen auf der Spur

Regionalgruppentreffen Rhein-Neckar

Innovationen und interdisziplinäre Lösungen standen im Mittelpunkt des ersten Regionalgruppentreffens des Jahres 2018. Die Regionalgruppe Rhein-Neckar kam dazu gemeinsam mit den Kompetenznetzwerken TIME sowie Bauen und Gebäudetechnik bei BWT Wassertechnik in Schriesheim zusammen. Noah Heilmann, Wirtschaftsingenieur und Assistent der Technischen Vertriebsleitung bei BWT, stellte den Teilnehmern das internationale Unternehmen vor, das eigenen Angaben zufolge Europas führender Hersteller von Systemen zur Wasseraufbereitung ist: Das Know-how sowie das Verfahrens- und Produktportfolio von BWT umfasst das gesamte Spektrum der Wasseraufbereitung – für Privathaushalte ebenso wie für Gewerbe und Industrie, Pharma und Biotech, Hotels, Krankenhäuser und Kommunen.

Innovative Ansätze verfolgt jedoch nicht nur BWT, sondern auch Enactus Mannheim e.V. Enactus steht für den unternehmerischen Geist (entrepreneurial), den Gestaltungswillen (action) sowie die Gemeinsamkeit im Handeln und in den Werten (us). Die internationale und gemeinnützige Nichtregierungsorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Projekten studentischer Gruppen wirtschaftliche Perspektiven für Dritte zu schaffen. In Deutschland sind an rund 40 Hochschulstandorten Enactus-Teams aktiv, in denen sich über 1000 Studierende engagieren.

Interdisziplinär Innovationen entwickeln

Enactus Mannheim ist mit über 100 Mitgliedern eine der größten Gruppen und stellte den VWI-Gästen zwei aktuelle Projekte vor. Das Projekt Effishent geht das Problem der Mangelernährung mit Hilfe einer einfachen, nachhaltigen und innovativen Lösung an: der Aquaponik, einer Kombination von Aqua- und Hydroponikkultur. Diese smarte Lösung erlaubt es, zeitgleich Fisch und Gemüse in einem einzigen System zu züchten und anzubauen – für ein wassersparendes und umweltschonendes Farming komplett ohne den Zusatz von Pestiziden. Das Projekt Clothing the Gap soll Menschen mit Behinderung den Kauf von passgerechter, erschwinglicher und gleichzeitig modischer Kleidung ermöglichen. In Zusammenarbeit mit der Schneiderin Elke Burmeister aus Passau wurde bereits eine Hose entwickelt, die allen besonderen Anforderungen von Rollstuhlfahrern gerecht wird und trotzdem modisch aussieht. Der Prototyp dieser Hose wird momentan getestet, im April soll die Produktion in Zusammenarbeit mit dem Pilgerhaus in Weinheim beginnen.

Abschließend diskutierten die Teilnehmer des Regionalgruppentreffens noch die vorläufigen Ergebnisse der Studie „Entscheidungen in der Innovationsentwicklung“ des Lehrstuhls für Marketing & Innovation an der Universität Mannheim. Besonders spannend war der Einblick in das Verfahren, wie die Studienautoren zu den finalen Resultaten kommen: Die Ergebnisse und ihre Interpretation wurden dafür grafisch dargestellt und mit Hintergrunderklärungen und Erläuterungen zur Ergebnisinterpretation und zu den Unterschieden zwischen Natur- und Sozialwissenschaften ergänzt. Vor allem zwei erste Erkenntnisse haben die Teilnehmer aus der Diskussion der Studie mitgenommen: Die Firmenkultur ist ein wichtiger Treiber für Innovationen, und die Firmengröße spielt für die Innovationskraft eines Unternehmens keine Rolle.

Zwei Termine im April

Ein gemeinsames Essen der Referenten und Teilnehmer sowie ein geselliger Ausklang bildeten den traditionellen Abschluss des Regionalgruppentreffens. Dieses wurde auch wieder als Möglichkeit zum vertieften fachlichen Austausch genutzt. Die nächsten Termine der Regionalgruppe Rhein-Neckar sind das Council Meeting in Karlsruhe am 6. April und der Besuch des Kompetenzzentrums Virtual Engineering Rhein-Neckar an der Hochschule Mannheim am 25. April.

Regionalgruppentreffen Rhein-Neckar

Beitragsbild: CMI

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Mit der neuen Norm kommen neue Anforderungen

 

Die Revision der Norm ISO 9001:2015 wird stark veränderte Anforderungen für das Qualitätsmanagement bringen. Davon ist zumindest Werner Lobinger überzeugt. Lobinger ist Mitglied des Deutschen Normenausschusses für Qualitätsmanagement und erwartet, dass Qualitätsmanagement-Systeme in der Praxis immer stärker Teil einer ganzheitlichen Unternehmensführung werden. „Verabschieden wir uns von dem Gedanken an einen Qualitätsmanager, der sowohl Qualitätsstrategien auf Top-Management-Level entwickelt als auch gleichzeitig Prüfanweisungen festlegt“, so Lobinger. Er will den Begriff Qualitätsmanager eher als Rollenprofil verstanden wissen, nicht als Organigrammstelle. Aber wie wird die Rolle des Qualitätsmanagers in Zukunft aussehen? Und wie können Synergieeffekte zugunsten einer ganzheitlichen Unternehmensführung eingesetzt werden?

Aktiv werden über die Norm hinaus

Lobingers Erfahrung nach ist es für viele Unternehmen sinnvoll, über das in der Norm geforderte Minimum hinaus alle Bereiche zu benennen und in das QM-System einzubeziehen, die für den Geschäftserfolg wichtig sind. Das macht einen umfassenderen Blick über den eigenen Betrieb und die wirtschaftlichen Bedingungen möglich, sodass unternehmerische Entscheidungen fundierter getroffen werden können. „Insbesondere die Punkte Prozessindikatoren, Umsetzungslösungen zum risikobasierten Denken, das Wissen der Organisation sowie der Umgang mit internen und externen Themenfeldern und interessierten Parteien stehen zunehmend im Fokus“, sagt Lobinger. Wenn sich das Qualitätsmanagement weiterhin in diese Richtung bewegt, sollte ein Qualitätsmanager gleichzeitig durch entsprechende Fort- und Weiterbildungen als Manager eines Gesamtsystems qualifiziert werden: Er sollte in der Lage sein, die Geschäftsführung bei der Entwicklung einer strategischen Ausrichtung zu unterstützen. Um potenzielle Synergien erkennen und nutzen zu können, sind wiederum Kenntnisse weiterer vorhandener Managementsysteme notwendig, beispielsweise des Umwelt- oder Arbeitsschutzmanagements. Gleichzeitig bleiben die klassischen Werkzeuge der Qualitätssicherungsaspekte aber nach wie vor elementarer Teil der Disziplin.

Ab dem 15. September 2018 verlieren Qualitätsmanagement-Zertifikate nach der bisherigen Norm ISO 9001:2008 ihre Gültigkeit. Nachfolgenorm ist die ISO 9001:2015. Die Deutsche Gesellschaft für Qualität hat hier die Aufgaben zusammengestellt, die für eine Re-Zertifizierung nach ISO 9001:2015 angegangen werden müssen.