Lebensmittel-Logistik

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Welche zentrale Rolle der Lebensmittel-Einzelhandel und eben auch die Lebensmittel-Logistik spielt, zeigt sich während der Corona-Epidemie besonders deutlich. Prof. Dr. Heinrich Kuhn von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) ist überzeugt, dass trotz Schlagzeilen über leere Regale die Versorgung gewährleistet ist. Der Wirtschaftsingenieur ist Inhaber des Lehrstuhls für Supply Chain Management an der KU und hat vor kurzem eine Studie zu den Herausforderungen von Oster- und Weihnachtsfeiertagen für die Lebensmittel-Logistik veröffentlicht.

„Mit dieser zusätzlichen Nachfrage, die auch nur ganz bestimmte Warengruppen und Preissegmente betrifft, konnte der Handel vorab nicht rechnen. Das unterscheidet die aktuelle Situation vom Feiertagsgeschäft zu Weihnachten und Ostern. Hier hat der Handel Erfahrungen aus der Vergangenheit und bereitet sich ganz gezielt vor“, erklärt Kuhn. Leere Regale seien in der aktuellen Situation meist kein Hinweis auf einen längerfristigen Produktmangel, sondern eher auf einen akuten, kurzfristigen Kapazitätsmangel in Produktion und Logistik.

Kuhn weiter: „Die logistischen Prozesse sind sehr fein abgestimmt und einjustiert, um den Kunden bei Normalnachfrage die vielen unterschiedlichen Produkte – rund 50.000 unterschiedliche Produkte in einem normalen Lebensmittelsupermarkt – mit hoher Verfügbarkeit und vor allem zu akzeptablen Preisen anbieten zu können. Wenn nun derartig kurzfristige und in der Höhe extreme Nachfragespitzen auftreten, dann dauert es halt eben eine gewisse Zeit, bis diese Produkte vom Lieferanten über die Zentral- oder Regionallager an die Märkte wieder ausgeliefert werden.“

Ein Warenverteilzentrum eines Lebensmittelhändlers habe nur eine gewisse Tageskapazität zur Kommissionierung und zur Ein- und Auslagerung sowie zum Transport der Produkte zur Verfügung. Wenn plötzlich mehr nachgefragt werde, müssten sich die Nachfüllaufträge der Märkte in eine Warteschlange einreihen. „Die Produkte sind aber verfügbar, entweder beim Lieferanten oder sie liegen bereits im Verteilzentrum des Handels. Also keine Sorge, der Nachschub wird klappen.“ Selbst bei kritischen Warengruppen wie Desinfektionsmitteln rechnet Kuhn mittelfristig mit Entspannung.

„Wesentlich erscheint mir in dieser angespannten Situation anzuerkennen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Lebensmittelhandel und Drogerien zurzeit eine wesentliche Versorgungsleistung für uns alle leisten – und dies im internationalen Vergleich mit sehr effizienten Logistiksystemen“, betont Kuhn. Daher bestehe auch kein Grund zu Hamsterkäufen. Kuhn fordert alle Kundinnen und Kunden zu respektvollem Verhalten im Supermarkt auf. Dazu gehöre beispielsweise, die notwendige Distanz zu Verkäufern und anderen Kunden zu halten und im Idealfall mit Karte zu bezahlen, um Bargeldaustausch zu minimieren.

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