ninaperlberg Keine Kommentare

Mit VWIssenschaft bringen wir aktuelle Forschungsarbeiten aus dem Wirtschaftsingenieurwesen und angrenzenden Bereichen in den Fokus. In dieser Reihe stellen wir Abschlussarbeiten, Dissertationen und Forschungsprojekte von VWI-Mitgliedern vor, die sich mit wichtigen Zukunftsfragen und interdisziplinären Herausforderungen beschäftigen.

Ein aktuelles Beispiel ist eine Masterarbeit von Robin Striebl an der TU Chemnitz namens “Modellbasierte Prognose der Entwicklung der Stromnetzentgelte in Deutschland bis zum Jahr 2045”. Die Arbeit analysiert zentrale Einflussfaktoren wie Netzausbaukosten, Stromnachfrage und regulatorische Rahmenbedingungen und zeigt, welche Dynamiken auf Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen in Zukunft zukommen könnten.

Was passiert mit den Netzentgelten?
Auf Basis eines szenariobasierten, deterministischen Modells wird unter Annahme deutschlandweit einheitlicher Stromnetzentgelte ein langfristiger Ausblick gegeben. Grundlage ist der Szenariorahmen des Netzentwicklungsplans (NEP) 2037/2045 (Version 2023), der drei mögliche Entwicklungspfade unterscheidet: ein technologieoffenes Szenario (A) und zwei Elektrifizierungsszenarien (B und C).

In allen drei Szenarien steigt die netzentgeltpflichtige Stromnachfrage – vor allem durch Industrie und Gewerbe – um bis zu 105 Prozent im Vergleich zu 2024. Das hat spürbare Folgen: Die Netzausbauplanung erfordert Investitionen von über 640 Milliarden Euro, davon sollen rund 483 Milliarden Euro über die Stromnetzentgelte finanziert werden. Das Ergebnis ist eine annähernde Verdopplung der Netzkosten bis 2045.

Wer ist besonders betroffen?
Während Haushalte mit deutlichen Mehrkosten rechnen müssen (plus 30 bis 70 Prozent), fallen die Auswirkungen für Gewerbe- und Industriekunden geringer aus – auch, weil ihre Stromnachfrage stark steigt. Die Sensitivitätsanalysen der Arbeit zeigen: Zinssätze, Betriebskosten und tatsächliche Stromverbräuche sind entscheidende Unsicherheitsfaktoren.

Fazit
Die zukünftige Entwicklung der Stromnetzentgelte wird maßgeblich von regulatorischen Entscheidungen, Investitionskosten und dem realen Strombedarf beeinflusst. Die Arbeit macht deutlich, dass eine nachhaltige Finanzierung des Netzausbaus und eine verursachungsgerechte Verteilung der Kosten zentrale Herausforderungen darstellen – sowohl für politische Entscheidungsträger als auch für die Energiewirtschaft.

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