SaSCh

Beitragsbild: BIBA/Bosch

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Mit einer lückenlosen Qualitätsüberwachung in der Lieferkette hat sich das Projekt SaSCh befasst, dessen erfolgreichen Abschluss das Bremer Institut für Produktion und Logistik an der Universität Bremen (BIBA) jetzt meldet. SaSCh steht für „Digitale Services zur Gestaltung agiler Supply Chains“. Ergebnis ist laut BIBA eine technische Innovation: ein cyber-physisches System, das mobile Sensoren und Gateways, 3D-Bildverarbeitung, Cloud-Plattformen und digitale Services integriert. Damit soll SaSCh die durchgängige digitale Erfassung qualitäts- und zustandsrelevanter Daten in der Lieferkette ermöglichen. Die Projektergebnisse seien am Beispiel von Zulieferteilen für die Automobilindustrie erfolgreich geprüft worden und auch auf andere Branchen übertragbar.

„Die Überwachung der Qualität von Bauteilen, Komponenten und Produkten entlang der ganzen Lieferkette erfolgt durch mobile Sensoren und stationäre Kameras. Sie erfassen und digitalisieren qualitätsrelevante Umwelteinflüsse. Die Daten werden in einer Cloud, also in einer Datenwolke gespeichert“, sagt Michael Teucke. Der Wirtschaftsingenieur ist BIBA-Wissenschaftler und -Projektleiter. Der unternehmensübergreifende Austausch der Ereignisdaten erfordert die Verwendung einer einheitlichen Sprache, hier nach dem EPCIS-Standard. EPCIS steht für „Electronic Product Code Information Services“; er wurde von der Standardisierungsorganisation GS1 entwickelt und im Rahmen des Projektes erweitert.

Auf Basis der technischen Lösungen und der dadurch möglichen Datenauswertung wurden im Projekt innovative Geschäftsmodelle für verschiedene smarte digitale Services zur Sicherung von Produktqualität sowie Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Anlieferungen entwickelt. Zu den Services zählen unter anderem Tracking und Tracing von Produktkomponenten in multimodalen Transportketten – also Kombinationen von Schiff, Bahn und Lkw etc. – sowie automatische Benachrichtigungen an Zulieferer und Logistik-Dienstleister bei Auftreten unerwarteter Ereignisse in der Kette. Um solche Ereignisse handelt es sich beispielsweise, wenn Waren absehbar verspätet beim Empfänger ankommen oder sie unterwegs außergewöhnlichen Bedingungen wie extremen Temperaturen, Feuchte beziehungsweise Nässe oder Schocks durch Erschütterungen ausgesetzt waren. Das System bedient sich dafür diverser Sensoren zur Registrierung und der smarten Verarbeitung der Daten zu den Umgebungsbedingungen.

Die Potenziale einer sensorischen Lieferkettenüberwachung im Hinblick auf eine Verbesserung ihrer logistischen Leistungsfähigkeit wurden vom BIBA mittels eines Simulationsmodells einer multimodalen Zulieferkette bestimmt. Dadurch konnte unter anderem gezeigt werden, dass die zeitnahe Erfassung von Störungen an verschiedenen Transportstufen Rückmeldungen beschleunigt und die Planungssicherheit erhöht. Zudem hat das Forscherteam einen Leitfaden für digitale Geschäftsmodelle erstellt, der verschiedene Methoden zur Analyse und Bewertung von Geschäftsmodellen beschreibt und mit einem Vorgehensmodell koppelt. Dabei werden auch die rechtlichen Aspekte berücksichtigt.

„Angesichts der weltweit verteilten Produktionsnetze und den zugehörigen komplexen Lieferketten gilt die Logistik mittlerweile als ein bedeutender, wettbewerbsrelevanter Differenzierungsfaktor“, sagt BIBA-Leiter Prof. Dr.-Ing. Michael Freitag. Entsprechend wichtig sei ein umfassendes Monitoring der Waren auf den vielfältigen Transportwegen. „Die Herausforderung dabei ist der unternehmensübergreifende Datenaustausch entlang der Lieferketten. Die Architektur des SaSCh-Systems mit seiner Organisation der Datentransfers gewährleistet höchstmögliche Transparenz bei gleichzeitiger Wahrung der Datensouveränität. Alle Akteure im Netzwerk können auf standardisierte Funktionen und Prozesse zurückgreifen und erhalten für sie relevante Statusmeldungen noch vor der Ankunft der Ware. Damit können die Beteiligten nicht nur wie bisher reaktiv, sondern nun proaktiv handeln.“

An dem Forschungsprojekt waren neben dem BIBA die Unternehmen BLG Logistics (Bremen), Bosch (Stuttgart/Bühl) und queo (Dresden) sowie die Standardisierungsorganisation GS1 Germany (Köln) beteiligt. Es wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Technologieprogramm „PAiCE – Digitale Technologien für die Wirtschaft“ gefördert und vom DLR Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR, Bonn) betreut. Die Projektpartner arbeiten nun an einer Lösung für den Markt.

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